Der Weihnachtsmarkt 2014 wäre ja wegen des völlig schief gegangenen Auswahlverfahrens beinahe im Chaos versunken – umso größer war die Spannung, wie das Auswahlverfahren 2015 ausgehen würde. Heute nun hat die Stadt bekannt gegeben, wer für die kommenden drei Jahre dabei ist. Mainz& liegt die Liste bereits vor, die gute Nachricht: Unter den 96 ausgewählten Bewerbern sind die Traditionsbetriebe des Weihnachtsmarktes wieder dabei – der große Glühweinstand ebenso wie das Weihnachtsdorf und viele andere Traditionsstände. Ein paar Neuerungen gibt es aber auch.
Das Problem in diesem Jahr: Nach der vom Mainzer Verwaltungsgericht als völlig intransparent gekippten ersten Bewerberverfahren musste die Stadt ihre Ausschreibung überdenken. In diesem Jahr sei alles „wettbewerblich, transparent und fair“ verlaufen, betonte die Stadt in ihrer Mitteilung. Besser wäre das, sonst könnten nämlich erneut Klagen drohen, die 2014 ja das erste Verfahren kippte.
Zulassungen für 96 Stände für drei Jahre vergeben
Und: Die Zulassungen wurden in diesem Jahr nicht nur für 2015 vergeben, sondern für drei Jahre von 2015 bis 2017. Ein Grund mehr für die Schausteller und Standbetreiber, um ihre Zulassung zu bangen – für Viele ist der Weihnachtsmarkt die Haupteinnahmequelle des Jahres.
Die Ausschreibungsfrist in diesem Jahr endete am 4. Mai 2015 um 12.00 Uhr, heute nun, am 9. Juli, tagte der Wirtschaftsausschuss und befand in nicht-öffentlicher Sitzung über die Standplatzvergabe. Und so ging das Ganze aus: Insgesamt 90 Stände wurden vergeben, dazu kommen zwei Fahrgeschäfte, nämlich die Kinderkarussells. Zum Zuge kamen hier das Nostalgie-Karussell von Josef Zimmer, dem Betreiber des Mainz-Strands sowie das historische Weihnachts-Kinderkarussell von Simone Bauer-Kühl aus Mainz. 4 Standplätze waren zudem aufgrund von bestehenden Zulassungen aus den vergangenen Jahren bereits vergeben.
Viel Essen und endlich Dinneles
Zugelassen wurden nun 9 Weihnachtsschmuck-Stände, 2 x Backen und Kochen, 31 Stände der Kategorie „Allerlei zum Schenken, 7 Standplätze „Genuss als Geschenk“, 4 x Wurst- und Fleischimbiss, 10 x „Hunger auf Herzhaftes“, 5 x „Hunger auf Süßes“, 4 x Weihnachtsbäckerei, 7 x Naschwerk sowie 5 reine Glühweinstände und andere Trauben-Produkte sowie 6 x heiße winterliche Getränkespezialitäten.
Damit ist schon mal klar: Es gibt viel zu Essen auf dem Weihnachtsmarkt. Der Flammlachs hat es ebenso wieder geschafft wie die Schweinebräterei, beide Suppenküchen kommen wieder, aber auch die Raclette- und Schnitzelhütte der Familie Barth. Dazu bekommt der Mainzer Weihnachtsmarkt nun auch – endlich! – einen Stand mit Dinneles, die großartigen Teigfladen mit Flammkuchen-ähnlichen Belag nach Mittelalter-Art wurden 2014 noch am Hauptbahnhof verkauft, schaffen nun aber den Sprung auf den großen Weihnachtsmarkt.
Alpaka-Wolle und Naturseifen ja, Mosaiklampen und Nüsse nein
Wieder dabei ist auch die Mainzer Bio-Chocolaterie, einer der neuen Stände in 2014, die Mainz& ja in unserem Adventskalender vorgestellt hatten. Die „Backliebe“ aus Wiesbaden fehlt dagegen, dafür haben sich die Barths mit ihrem neuen Konzept von Back- und Kochmischungen im Glas. Von den „Neuen“ 2014 dürfen auch die Schraubenmännchen aus Hamburg wieder kommen, ebenso der Alpaka-Wolle-Stand und Helena Bolender aus Saarbrücken mit ihrer Naturkosmetik und ihren Naturseifen aus Saarbrücken. Willkommen zurück!
Enttäuschung dagegen wird bei anderen herrschen: Adrian Renz hatte 2014 den Sprung nach Mainz mit seinem Süßigkeitenstand und den gebrannten Nüssen geschafft, er wollte sich gerne hier eine neue Existenz aufbauen. Daraus wird nun erst einmal nichts, Renz ist 2015 nicht wieder dabei. Schwer enttäuscht sein dürfte auch Muhamed Bekiri: Der gebürtige Türke war mit seinen Mosaiklampen auf dem Weihnachtsmarkt ein echter Hingucker, er wollte mit dem Stand seinen Mosaiklampenladen in der Kaiserstraße bekannter machen – nun steht sein Stand nicht mehr auf der Liste. Mosaiklampen soll jetzt feilbieten ein Mohammed Ballota – um wen es sich dabei handelt, versuchen wir noch rauszufinden.
Keine Papiersachen oder Magnete, aber der große Glühweinstand ist da
Auch Martin Wolter aus Berlin ist nicht dabei, und das finden wir schon verwunderlich: Wolter hatte 2014 nicht nur einen neuen Stand mit coolen Magneten mitgebracht, er war auch der einzige, der handgemachte Bücher und Papierwaren feil bot – in der Gutenbergstadt ja eigentlich ein Muss. Wolter hatte sich 2014 bitterlich beschwert, war doch sein Stand so weit in die Ecke des Gutenberg-Museums gerutscht, dass viele Kunden ihn nicht mehr fanden. Nun steht er mit keinem seiner Stände auf der Liste – ob er sich wohl beworben hatte?
Wir bedauern die nicht-erfolgreichen Bewerber, hatten viele von ihnen doch die Warenvielfalt auf dem Markt ausgesprochen belebt. Aber natürlich freuen wir uns auch für die erfolgreichen Bewerber – und mit den alteingesessenen Schaustellern, die seit 40 Jahren den Weihnachtsmarkt mit aufgebaut und maßgeblich mit ausgestattet haben – die aber von der Stadt Mainz 2014 zunächst rausgekickt worden waren. 2015 nun sind der große Glühweinstand vor den Markthäusern ebenso dabei wie Abbou Benalia, der zu den langjährigen Marktbeschickern gehört, 2014 aber draußen bleiben musste.
Elf Glühweinstände – nur nicht vom Weigut der Stadt Mainz
An Glühweinständen zählen wir auch in diesem Jahr wieder satte elf Stück – nur der Stand des Weinguts der Stadt Mainz steht schon wieder nicht auf der Liste, wenn wir richtig geguckt haben. Ausgerechnet, hatte doch das Weingut der Stadt Mainz schon 2014 die Klagewelle der Beschicker gegen das Auswahlverfahren der Stadt angeführt – und vor dem Verwaltungsgericht Recht bekommen. Was dieses Jahr gegen den Traditionsstand mit dem fantastischen Winzer-Glühwein gesprochen hat, wir wissen es nicht.
Wieder mit dabei ist aber, und das freut uns sehr, der Gewinner des großen Mainz&-Glühweintests 2014, das Weingut Huf aus Ingelheim. Winzer Huf hatte mit einem exzellenten Glühwein verblüfft und dazu noch mit einem gigantischen Römischen Würzwein neues römisches Flair mit auf den Markt gebracht.
Fazit: Dass es in diesem Jahr keine Klagen gegen die Auswahl gibt, halten wir für unwahrscheinlich. Die Stadt betont aber, das neue Verfahren sei in der Zulassungsrichtlinie festgelegt worden, die zusammen mit der neuen Satzung für Märkte und Volksfeste am 25. März 2015 von Stadtrat beschlossen wurde. Die nach dieser Richtlinie „geeigneten Bewerber mit der höchsten Punktzahl in der jeweiligen Kategorie wurden für die Weihnachtsmärkte 2015 bis 2017 zugelassen“, heißt es weiter. Zudem sei das Verfahren von einer Fachkanzlei begleitet worden.
Die Bescheide aber auch die Ablehnungen sollen nun am morgigen Freitag, den 10. Juli, verschickt werden. Dann wird sich zeigen, ob das Verfahren 2015 einer kritischen Prüfung Stand halten kann – Eröffnung ist am 26. November 2015.
Info& auf Mainz&: Die Pressemitteilung der Stadt Mainz und die Liste der zugelassenen Bewerber 2015 zum Download findet Ihr auf dieser Internetseite.