Das Weinforum Rheinhessen ist längst Kult, die größte Leistungsschau rheinhessischer Weine hat sich zum absoluten Must für Fans deutscher Weine entwickelt – und solcher, die sie entdecken wollen. Denn beim Weinforum könnt Ihr mehr als 200 Weine aller Stilrichtungen und Kategorien probieren: Vom Literwein über den großen Lagenwein bis hin zu Sekt und edelsüßen Tropfen. Nun feiert das Weinforum 30. Geburtstag – mit dem Geburtstagskind Scheurebe. Vom 21. bis 23. Oktober wird in der Rheingoldhalle geschnüffelt, geschlürft und diskutiert – ein Fest.
„Das Weinforum ist eine absolute Erfolgsgeschichte“, sagt Ludwig Tauscher, Weinbauamtsleiter in Alzey, der seit 27 Jahren die größte Weinprobe Rheinhessens organisiert. „Ich kann mich noch gut erinnern, wie es angefangen hat“, sagt Tauscher schmunzelnd: In der Steinhalle des Landesmuseums war das, nur „einige, wenige Besucher“ kamen. Die stellten auch gerne mal respektlos ihre Gläser auf den antiken Steinen ab, das Landesmuseum war not amused – das Weinforum musste umziehen.
Lange Jahre war die Leistungsschau rheinhessischer Weine dann im Museum für Antike Schifffahrt zuhause, die Kombination Römerschiffe und rheinhessischer Wein war ein absoluter Tophit. Zwischen den Schiffen war viel Platz, dort schlenderten die Besucher von Tisch zu Tisch, immer auf der Suche nach neuen Entdeckungen. „Am Anfang war es der bunte Strauß an Weinen aus Rheinhessen“, erinnert sich Bernd Kern, Geschäftsführer der Gebietsweinwerbung Rheinhessenwein. Heute präsentiert das Weinforum konzentrierter die Rebsorten, die für Rheinhessen wichtig sind: Riesling, Silvaner, Weiß- und Grauburgunder – und natürlich die immer besser werdenden Rotweine.
„30 Jahre Weinforum ist auch ein schönes Spiegelbild von 30 Jahren Rotweinentwicklung in Rheinhessen“, sagt Kern. In der Tat: Vor 30 Jahren waren die Rotweine der heimischen Winzer, nun sagen wir: meistens unterentwickelt. Dann kam das neue Qualitätsstreben, die ersten Winzer legten ihre Rotweine in Barriquefässer und eiferten den Kollegen im Burgund nach, der Klimawandel tat ein Übriges – heute kann man in Rheinhessen fantastische Spätburgunder finden, dazu spannende Merlots, Cabernets Sauvignons und Syrahs. Das Weinforum ist in der Tat „ein schöner Spiegel dessen, was sich in den 30 Jahren in der Region entwickelt hat“, wie Kern betont.
Vor zwei Jahren dann musste das Weinforum erneut umziehen, weil das Römerschiffmuseum zur Baustelle wurde. Nach einer kurzen Zwischenstation im Schloss fand das Weinforum 2015 erstmals in der Rheingoldhalle statt – mit Erfolg. „Wir waren mit der Rheingoldhalle sehr zufrieden“, betont Tauscher. Die sei „ein schöner Präsentationsraum, luftig, licht und hell“ und biete auch Platz, „mal zur Seite zu gehen und miteinander reden zu können.“ Dazu liege die Rheingoldhalle „mitten in Mainz, am Rhein, das wird der Sache gerecht“, sagt Tauscher, „was will man denn mehr?“ Und so habe man mit der Rheingoldhalle fürs Weinforum für die kommenden vier, fünf Jahre einen Vorvertrag geschlossen.
Kamen zu Beginn noch deutlich weniger als 1.000 Besucher an drei Tagen, so werden heute dreimal soviele erwartet. Auf die warten rund 200 Weine und Sekte zum Verkosten. „Mit dem Jahrgang 2015 haben wir einen super Vertreter“, sagt die neue rheinhessische Weinkönigin Laura Lahm, der 2015er sei ein Jahrgang mit Lagerpotenzial. „Wir können wirklich zeigen, was in Rheinhessen steckt.“ Allerdings müsst Ihr Euch mit dem Einkauf ranhalten: Viele Weine des 2015er sind schon ausverkauft.
Seinen 30. Geburtstag feiert das Weinforum vor allem aber auch gemeinsam mit einem anderen Geburtstagskind: Die Scheurebe wird ja bekanntlich dieses Jahr 100 Jahre alt, 1916 gelang dem Rebzüchter Georg Scheu in Alzey die Kreuzung aus Riesling und Bukettrebsorte. Im Weinforum wird es denn auch einen eigenen Scheurebe-Tisch geben, alle Weine darauf sind von der Landwirtschaftskammer mit Gold ausgezeichnet worden. „Die Scheurebe hat dieses Jahr richtig durchgeschlagen und riesiges Interesse geweckt“, sagt Tauscher. Gerade die junge Winzergeneration habe tolle trockene Scheureben produziert, das werde sich auch mit dem Jahrgang 2016 fortsetzen. „Wir erwarten davon eine längerfristige Wirkung“, sagt Tauscher, „es gibt ein Wiederaufleben der Scheurebe aus Rheinhessen.“
Mehr über die Scheurebe könnt Ihr am Weinforum auch in eigenen Workshops mit dem Weinsensorik-Experten Andreas Rück erfahren, in denen es um die Aromatik der Rebsorte geht und auch darum, was der Züchter mit ihr erreichen wollte. Ihr lernt dort trockene, lieblichere und edelsüße Scheureben kennen, und wie sich die Rebsorte weiter entwickelt hat. Denn die Scheureben heute haben mit den doch eher süß-klebrigen Tropfen von vor 20, 30 Jahren nichts mehr zu tun. „Vor 25 Jahren gab es eine ganz andere Stilistik“, sagt Tauscher, damals sei mit anderen Hefen gearbeitet worden, eine andere Arbeit im Weinberg erfolgt.
Heute reduzieren die Winzer den Ertrag, bauen die Scheurebe trocken-mineralisch und frisch aus und spielen auch gerne mal ein bisschen mit Holzfässern. Im Weinforum werde es denn auch um die Gegenüberstellung mit dem Sauvignon Blanc gehen, sagt Kern, gilt doch die Scheurebe als die rheinhessische Antwort auf den leichten Weißwein aus dem Süden. „Die Leute werden hin und her rennen und die Aromen vergleichen“, sagt Kern. Das sei schon beim Weinforum Rheinhessen 2015 zu sehen gewesen und werde sich sicher in diesem Jahr noch intensiver fortsetzen.
Und was hat das Jubiläum 200 Jahre Rheinhessen nun für den Rheinhessenwein gebracht? Die Aufmerksamkeit sei sicher gewachsen, sagt Kern, ansonsten aber wolle man mit einem Fazit abwarten, “ bis die Silvestersekte getrunken sind.“ Die übrigens lohnen sich ganz explizit in Rheinhessen: Hier wurde schließlich der Winzersekt erfunden – und gerade heimsten die Erfinder von der Erzeugergemeinschaft Winzersekt Sprendlingen für zwei Sekte den Goldenen Extrapreis der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft ein – für einen Chardonnay trocken Sekt und eine Scheurebe halbtrocken.
Info& auf Mainz&: 30. Weinforum Rheinhessen vom 21. bis 23. Oktober 2016 in der Mainzer Rheingoldhalle. Öffnungszeiten: Freitag 21.10. von 15.00 – 21.00 Uhr, Samstag 22.10. von 14.00 – 21.00 Uhr, Sonntag, 23.10. von 11.00 – 18.00 Uhr. Eintritt: 28,- Euro, ab 10 Personen gibt’s den Gruppenpreis von 25,- Euro pro Person. Im Ticket ist An- und Abfahrt mit dem ÖPNV enthalten. Die Workshops zur Scheurebe finden statt: Freitag und Samstag jeweils um 16.00 Uhr und 18.00 Uhr sowie Sonntag um 14.00 Uhr und 16.00 Uhr. Zu Essen gibt’s Kartoffelrahmsuppe, Wildkräutersalat, Hokkaido-Kürbis oder Kräuternudeln von Thomas Hofmann, das Essen kostet allerdings extra. Infos und Tickets hier im Internet.