Die Tage werden bereits merklich kürzer, die Abende deutlich früher dunkler – da steht auch noch die Zeitumstellung bevor: In der Nacht zum Sonntag endet die Sommerzeit in Deutschland, die Uhren werden auf die Winterzeit umgestellt – nur: Wie rum wird denn bloß dieses Mal an der Uhr gedreht? Ein paar einfache Tricks helfen dabei, die Orientierung zu behalten, das Gute dabei: Wir bekommen eine Stunde mehr Schlaf. Die meisten Menschen sind nämlich „Eulen“, also Langschläfer, und würden eine dauerhafte Sommerzeit befürworten. Spannende Frage zudem: Hätte eine längere Sommerzeit bei der Energieeinsparung geholfen?

Mit der Winterzeit beginnt die dunkle Jahreszeit, das ist für viele psychisch schwierig. - Foto: gik
Mit der Winterzeit beginnt die dunkle Jahreszeit, das ist für viele psychisch schwierig. – Foto: gik

Die Zeitumstellung mit Sommerzeit-Winterzeit wurde in Deutschland 1980 eingeführt und 1996 EU-weit vereinheitlicht, seither gilt: Am letzten Sonntag im März werden die Uhren von Winterzeit auf Sommerzeit umgestellt, und am letzten Sonntag im Oktober wieder zurück. An diesem Wochenende ist es wieder soweit: In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Uhren um 3.00 Uhr um eine Stunde zurück gestellt – dann gilt wieder die „Normalzeit“, genannt Winterzeit.

Aber wie merkt man sich denn nun die Richtung der Zeitumstellung? Bei Wetter Online empfehlen sie die Orientierung an der Temperatur, wobei das in Zeiten des Klimawandels etwas wackelig ist. Als Meteorologe empfehle er den Merksatz: „Mit der Zeitumstellung ist es so wie mit dem Thermometer“, sagt Björn Goldhausen: „Im Frühjahr PLUS im Winter MINUS.“ Bei derzeit an die 25 Grad ist das mit dem Thermometer allerdings relativ…

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Wir setzen deshalb mehr auf den Merkspruch mit den Gartenstühlen, denn das funktioniert eigentlich immer: Im Frühjahr, wenn die Sonne wieder mehr scheint, stellt man die Gartenstühle VOR die Tür, im Winter stellt man sie wieder ZURÜCK ins Haus. Dementsprechend wird im Frühjahr die Uhr vor- und im Ende Oktober zurückgestellt, so müsst Ihr nie wieder rätseln.

Im Winter werden Tische und Stühle zurück ins Haus gestellt - und ebenso die Uhr zurückgestellt. - Foto: gik
Im Winter werden Tische und Stühle zurück ins Haus gestellt – und ebenso die Uhr zurückgestellt. – Foto: gik

Hartnäckig hält sich derweil auch der Mythos, die Uhrumstellung sei schlecht für den Biorhythmus des Menschen: „Eine ganzjährige Winterzeit wäre biologisch gesehen viel gesünder für uns“, behauptet auch Goldhausen. Sie passe besser zum Tagesrhythmus, weil sie morgens das Aufstehen erleichtere und abends beim Einschlafen helfe. Doch auch das hat sich in Zeiten von Schichtdicht und moderner Arbeitsverhältnisse durchaus geändert:  Beileibe nicht jeder Arbeitnehmer oder gar Dienstleister muss morgens früh raus, viele Arbeitnehmer freuen sich dagegen darüber, wenn sie den Feierabend noch mit Tageslicht genießen können – lange Sommerabende inklusive.

Dazu kommt: Das schwindende Licht im Herbst lässt ohnehin schon regelmäßig die Gefahr von Depressionen steigen, da ist die schlagartige Dunkelheit am späten Nachmittag nicht unbedingt eine Hilfe. Mediziner betonen zudem schon länger, die Auswirkungen der Zeitumstellung auf den Biorhythmus seien meist schon nach wenigen Tagen überwunden – wenn sie denn überhaupt auftreten: Viele Menschen freuen sich zumindest im Winter schlicht über eine Stunde mehr Schlaf am Wochenende.

 

Nur 16 Prozent der Menschen sind „Lerchen“, also Frühaufsteher

Die meisten Menschen sind nämlich keineswegs „Lerchen“, also biologische Frühsaufstehe, sondern „Eulen“ – also Menschen, deren Biorhythmus erst so zwischen 09.00 Uhr und 11.00 Uhr so richtig ins Laufen kommt. Nur jeder Sechste (!) ist ein Frühaufsteher und kommt mit den üblichen Arbeits- und Schulzeiten gut zurecht, sagen Schlafforscher wie  Hans-Günter Weeß: „Für den Rest ist ein Arbeitsbeginn morgens um 6.00 Uhr oder 7.00 Uhr einfach zu früh.“ Weeß spricht deshalb auch von „der unausgeschlafenen Gesellschaft“ und warnt: Ständiges Leben gegen denn Biorhythmus kann sogar zu Gereiztheit, Übergewicht, Burnout, Depressionen und sogar zu Diabetes führen.

Wer lange schläft, ist produktiver und gesünder, sagen Schlafforscher: Ein Großteil der Menschen sind biologisch gesehen "Eulen". – Foto: Hängematte von La Siesta
Wer lange schläft, ist produktiver und gesünder, sagen Schlafforscher: Ein Großteil der Menschen sind biologisch gesehen „Eulen“. – Foto: Hängematte von La Siesta

Die Zeitumstellung dürfte also eher zu mehr Dunkelheit führen – führt sie dann in der Konsequenz auch zu mehr Energieverbrauch? Im Jahr 2022 ist diese Frage so aktuell wie seit der Einführung der Sommerzeit nicht mehr: Schon 1916, bei der ersten Einführung der Sommerzeit im Deutschen Reich, wurde mit Energieeinsparungen argumentiert – von der Einführung der Sommerzeit versprach man sich mitten im Ersten Weltkrieg Energieeinsparungen bei der künstlichen Beleuchtung an langen Sommerabenden.

Im Sommer wird weniger Energie für Licht verbraucht

Nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) werde an sonnigen Sommerabenden zwar tatsächlich weniger Strom für Licht verbraucht, berichtet die Internetseite Uhrzeit.org – dafür werde aber gleichzeitig mehr Strom bei den abendlichen Freizeitaktivitäten oder auch für länger laufende Klimaanlagen verbraucht. Mehr Effekt auf den Verbrauch haben ohnehin Energiesparlampen oder LED-Lampen: Sie habend en Stromverbrauch in den vergangenen Jahren bereits deutlich gesenkt.

 

Immerhin: Eine 2016 veröffentlichte wissenschaftliche Studie ergab tatsächlich kleinere Einsparungen beim Stromverbrauch privater Haushalte durch die Sommerzeit, die Forscher errechneten einen jährliche Reduzierung des Stromverbrauchs  um rund 0,78 Prozent – das waren allerdings nur zwischen 6,- Euro für Singles und rund 11,- Euro für eine Familie mit drei Kindern. Als echte Energiesparmaßnahme taugt die Sommerzeit also nicht – im Jahr 2022 sind es ohnehin vor allem die Heizkosten, die im Fokus in Sachen Einsparungen stehen. Da helfen die spätsommerlichen Temperaturen derzeit mehr.

Hilft die Sommerzeit beim Energiesparen? - Foto: gik
Hilft die Sommerzeit beim Energiesparen? – Foto: gik

Und eigentlich sollte die Zeitumstellung ja längst abgeschafft sein: 2019 hatte das EU-Parlament genau das beschlossen. Umgesetzt wurde die Abschaffung aber nie – die EU-Länder können sich bis heute nicht einigen, ob sie dauerhaft Sommer- oder dauerhaft Winterzeit einführen wollen. Eine große Mehrheit der Deutschen ist übrigens für eine dauerhafte Sommerzeit: Im Frühjahr 2021 sprachen sich bei einer Studie der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) rund drei Viertel für die Beibehaltung der Sommerzeit aus.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Geschichte der Sommerzeit lest Ihr hier bei Wikipedia.de Mehr zum Thema Biorhythmus und der unausgeschlafenen Gesellschaft findet Ihr hier bei Mainz&.