Am Montag ist es passiert: Auf dem Gelände der Peter-Härtling-Grundschule in Mainz-Finthen sind eine Woche nach Rosenmontag rund ein Dutzend massive Bäume gefällt worden. „Wir sind untröstlich traurig“, sagte Daniel Brusch von der Bürgerinitiative „Bessere Schule Finthen“. Gerade angesichts des Klimanotstandes, den die Stadt Mainz selbst ausgerufen habe, und mit einer grünen Umweltdezernentin sei das unsäglich. Brusch verwies erneut darauf, dass es Alternativen bei der Neuplanung der Grundschule gegeben hätte. Scharfe Kritik kommt auch von der ÖDP Mainz.

Am Montag, eine Woche nach Fastnacht, fielen rund ein Dutzend alter Bäume auf dem Gelände der Grundschule in Mainz-Finthen. - Fotos: Philipp Steiner
Am Montag, eine Woche nach Fastnacht, fielen rund ein Dutzend alter Bäume auf dem Gelände der Grundschule in Mainz-Finthen. – Fotos: Philipp Steiner

An Fastnachtsfreitag hatte die Bürgerinitiative „Bessere Schule Finthen“ Alarm geschlagen: Ein von der Stadt Mainz beauftragtes Unternehmen habe mit Kettensägen, Baggern und Traktoren begonnen, das Gelände der Peter-Härtling-Grundschule von Bäumen und Sträuchern zu befreien, berichtete Brusch – es sehe „aus, wie ein Massaker“. Offenbar wolle die Stadt nun „Fakten schaffen“, und den „Kahlschlag“ an der Grundschule vollziehen, klagte die BI weiter.

Die Stadt Mainz plant bereits seit 2016 einen Neubau für die in die Jahre gekommene Peter-Härtling-Grundschule im Stadtteil Mainz-Finthen, die zudem auch inzwischen zu klein ist. Für den Neubau sollen aber mehr als 30 stattliche Bäume fallen, die 50 bis 60 Jahre alt sind, dagegen wehrte sich bereits seit einiger Zeit eine Bürgerinitiative sowie eine Reihe von Umweltverbänden, darunter der „Arbeitskreis Mombach“ sowie die Klimainitiative Mainz Zero.

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750 Bürger setzten sich für den Erhalt der alten Bäume ein – vergeblich

Mehr als 750 Bürger setzten sich für den Erhalt der alten Bäume auf dem Gelände ein, doch Antworten von der Stadt gebe es keine – obwohl der Stadt eine Petition übergeben und zudem Kooperation bei einer alternativen Planung für die Grundschule angeboten worden seien: Der Neubau an der Stelle, an der nun die Bäume fielen, sei nämlich keineswegs alternativlos, betont die BI, im Gegenteil: „Jedes Kind würde die neue Schule dort bauen, wo die alte abgerissen wird, und nicht gegenüber, wo große alte Bäume stehen“, sagte Brusch auf Mainz&-Anfrage. Es gebe zudem Architekten, „die würden die Bäume mit in den Neubau einplanen“, unterstrich er.

Bis zu 60 Jahre alte Bäume fielen der Fällung zum Opfer. Die Stadt will hier einen Neubau für die Grundschule errichten. - Fotos: Philipp Steiner
Bis zu 60 Jahre alte Bäume fielen der Fällung zum Opfer. Die Stadt will hier einen Neubau für die Grundschule errichten. – Fotos: Philipp Steiner

Gerade angesichts des Klimawandels und der enorm steigenden Hitzewellen in den Städten müssten besonders die Jahrzehnte alten Bäume erhalten werden, fordern die BI sowie die Umweltverbände – doch vergeblich: An diesem Montag, eine Woche nach Fastnacht, fielen die alten Bäume auf dem Schulgelände Kreissägen und Abrissbaggern zum Opfer. „Wir sind untröstlich traurig“, sagte Brusch auf Mainz&-Anfrage – gerade bei einer Stadt, die selbst den Klimanotstand ausgerufen und zudem eine grüne Umweltdezernentin habe, sei das unerträglich. Zwar hat die Stadt angekündigt, zehn Bäume umpflanzen zu wollen, laut Fachleuten überlebten die Bäume so einen Ortswechsel aber zumeist nicht.

Kritik kommt indes auch von der ÖDP Mainz: „Wir sind mit den betroffenen Finther Anwohnern geschockt und zutiefst betroffen“, sagte die stellvertretende ÖDP-Fraktionsvorsitzende Dagmar Wolf-Rammensee: „Besonders erwachsene und gesunde Bäume müssten zwingend erhalten bleiben, eine Fällgenehmigung hätte es nicht geben dürfen.“

ÖDP Mainz: „Sehr gute architektornische Alternativen“ ignoriert

Die Aktion erinnere „erschreckend an die frühmorgendliche Kettensägeaktion auf dem Gutenbergplatzplatz – damals sprachen sich ebenfalls viele Bürgerinnen und Bürger gegen die Fällungen aus und für den Erhalt der Bäume“, erinnerte Wolf-Rammensee an den Skandal aus dem Jahr 1998, als 17 alte Platanen in den frühen Morgenstunden Kettensägen zum Opfer fielen, weil die Stadt Mainz den Gutenbergplatz verschönern und „die Raumkanten zur Geltung bringen“ wollte. „Hat die Verwaltung nichts aus ihrem damaligen Fehlverhalten gelernt?“, fragte Wolf-Rammensee.

Die Peter-Härtling-Grundschule in Mainz-Finthen vorher (oben) und nach der Fällaktion ohne die alten Bäume (unten). - Fotos: Brusch
Die Peter-Härtling-Grundschule in Mainz-Finthen vorher (oben) und nach der Fällaktion ohne die alten Bäume (unten). – Fotos: Brusch

Für die Grundschule in Finthen hätten „sehr gute architektonische Alternativen vorgelegen“, betonte auch ÖDP-Fraktionschef Claudius Moseler, und kritisiert: „Warum wurden die Vorschläge der Bürgerbeteiligung sowie der betroffenen und engagierten Menschen nicht berücksichtigt? Warum wurden an ‚alten‘ Schulbauplänen festgehalten, statt sich mit den neuen zukunftweisenden Vorschlägen gezielt zu beschäftigen?“

„Die Schulhofgestaltung hätte wunderbar mit den alten, schattenspendenden Bäumen zukunftweisend umgesetzt werden können“, kritisierte auch Andrea Steffen-Boxhorn von der ÖDP Marienborn, die selbst im Garten- und Landschaftsbau tätig ist. Sie sei selbst bei der spontanen Kundgebung gegen die Baumfällaktion am Fastnachtssamstag in Finthen gewesen, und nahm für ihre Kritik an der Baumfällung auch Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) in den Fokus: „Wieder eine Chance verpasst, was den Klimaschutz betrifft. Wie glaubwürdig ist unsere verantwortliche Baudezernentin?“

Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und Klimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne) übergaben ebenfalls am Montag der Stadt Mainz eine Summe von rund 9,5 Millionen Euro für das Kommunale Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation (KIPKI). Mit dem Geld aus dem Förderprogramm sollen die Kommunen Projekte für den Klimaschutz umsetzen. „Wer das Klima schützt, spart sowohl Bares als auch klimaschädliches CO2“, betonten Dreyer und Eder dabei.

Info& auf Mainz&: Mehr zu der Baumfällaktion, dem Protest dagegen und dem Plänen für die Grundschule lest Ihr hier bei Mainz&. Mehr zum Klimanotstand, den der Stadtrat Mainz 2019 ausgerufen hatte, lest Ihr hier bei Mainz&.