Sie gehören zu den neuen, frischen Gesichtern der Mainzer Fastnacht: die Woi-Geister aus Mainz-Kostheim begeistern mit ihrer schwungvollen Fastnachts-Comedy-Show regelmäßig ihr Publikum, doch 2022 wird es das nicht geben. Der Verein sagte nun überraschend alle für 2022 geplante Sitzungen und Fastnachtspartys ab. Hintergrund ist die Debatte um die 2G-Regel, unter der in der Mainzer Fastnacht praktisch alle Sitzungen stattfinden: Weil „ein erheblicher Anteil der Künstler/Musiker“ und vor allem auch die Moderatorin Woody Feldmann bei 2G nicht mitmachen wollen, sehe man sich zu dem Schritt gezwungen.

Die Woi-Geister aus Mainz-Kostheim: Ratlos angesichts von 3G oder 2G in der Corona-Pandemie. - Grafik: Woi-Geister
Die Woi-Geister aus Mainz-Kostheim: Ratlos angesichts von 3G oder 2G in der Corona-Pandemie. – Grafik: Woi-Geister

Seit Mitte September empfiehlt die Mainzer Fastnachts-Genossenschaft ihren Mitgliedsvereinen die Ausrichtung der Veranstaltungen in der kommenden Kampagne 2022 unter 2G-Regeln, und praktisch alle Vereine haben sich in zwischen zur Durchführung ihrer Veranstaltungen unter dieser Regel entschieden. Zwar können im Prinzip Indoor-Veranstaltungen auch unter 3G-Regel stattfinden, dann jedoch gelten Maskenpflicht und Abstandsregeln – kein Fastnachter will unter diesen Bedingungen feiern.

Eine sichere Fastnachtsparty könne es nur mit 2G geben, heißt es etwa beim Mainzer Carneval Verein  (MCV) oder auch beim MCC – das sei die Chance, Fastnacht wieder mit einer gewissen Normalität zu feiern. „Nur mit 2G können wir größtmögliche Akzeptanz erzeugen und für das Sicherheitsgefühl sorgen, das es braucht, um unbeschwert Fastnacht feiern zu können“, betonte Markus Perabo, Vorsitzender der Mainzer Fastnachts-Genossenschaft Mitte September bei der Vorstellung einer Umfrage unter Fastnachts-Interessierten – mehr als die Hälfte hatte dabei für Fastnachtsveranstaltungen mit 2G votiert.

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Comedian Woody Feldmann: Absage an 2G. - Foto: Feldmann
Comedian Woody Feldmann: Absage an 2G. – Foto: Feldmann

Doch 2G bedeutet auch: nicht nur das Publikum muss geimpft oder genesen sein, auch die Aktiven selbst müssen dieser Regel folgen – und da gibt es einige, die genau dies verweigern. „Mein Team und ich, wir werden an keiner 2G-Veranstaltung teilnehmen“, sagte die bekannte Comedian Woody Feldmann vor einigen Tagen in einem Statement in den sozialen Netzwerken. Sie werde „diese Art der Diskriminierung und Ausgrenzung nicht unterstützen“, betonte Feldmann, und rief ihre Fans auch dazu auf, „diese Spaltung in keinster Weise zu unterstützen.“

Das hat nun Konsequenzen für einen ganzen Fastnachtsverein: Die Kostheimer Woi-Geister sagten daraufhin alle ihre für 2022 geplanten Sitzungen ab. „Die Woi-Geister sind angetreten um Spaß und Freude unter den Menschen zu verbreiten und der Tradition der Meenzer Saalfastnacht eine neue, moderne Variante hinzuzufügen“, teilte der Verein in einer Pressemitteilung mit: „Unsere Art der Fastnachts-Comedy-Show als besonderes Sitzungsformat ist es, was das etwas andere abendfüllende Programm auszeichnet und welches wir unseren Gästen in verlässlicher, gleicher und gewohnter Qualität bieten möchten.“ Dazu gehöre der „besondere Charakter“ der Woi-Geister, ein voller Saal, „unsere einzigartige ausgelassene Stimmung und auch das Gefühl von Sicherheit.“

Woody Feldmann auf der Fastnachtsbühne, die Comedian führt als Moderatorin bei den Woi-Geistern durch den Abend. - Foto: gik
Woody Feldmann auf der Fastnachtsbühne, die Comedian führt als Moderatorin bei den Woi-Geistern durch den Abend. – Foto: gik

Doch genau das könne man nun nicht mehr gewährleisten, heißt es weiter: „Leider mussten wir jedoch zur Kenntnis nehmen, dass ein erheblicher Anteil der Künstler/Musiker unseres fertigen Programms, darunter auch unsere Moderatorin Woody Feldmann, bisher nicht den gesetzlichen Anforderungen einer 2G-Veranstaltung entsprechen bzw. entsprechen möchten“, schreibt der Vereinsvorstand weiter. Damit müsste der Verein „fertig geplante Programmpunkte alternativ besetzen, ohne dass unser Anspruch an die Besonderheit unserer Veranstaltung verloren geht“ – das könne man aber nicht leisten.

Für den Kostheimer Verein sei die Variante 2G aber „ohne Alternative“, betont der Verein weiter: Zwar seien entweder 2G oder 3G möglich, 3G bedeute aber, „eine Maskenpflicht bis zum Sitzplatz und vor allem, dass Abstandsregelungen umzusetzen sind“, betonte der Verein – eine solche Veranstaltung ohne Schunkeln und Tanz könne man sich aber „weder praktisch noch finanziell vorstellen.“ Der Vorstand der Woi-Geister „trägt Verantwortung für die Gäste unserer Veranstaltung sowie über das uns anvertraute Vereinsvermögen“, heißt es weiter – man könne im Übrigen als Vorstand „keine Diskriminierung bei der einzig möglichen Veranstaltungsform unter den gesetzlichen Maßgaben der 2G-Regelung erkennen.“

2021 gab es in den Fastnachtssälen nur Pappkameraden statt Publikum, das soll 2022 endlich wieder anders werden - Dank 2G. - Foto: gik
2021 gab es in den Fastnachtssälen nur Pappkameraden statt Publikum, das soll 2022 endlich wieder anders werden – Dank 2G. – Foto: gik

Man müsse „die individuellen Gründe unserer Künstler und Gäste akzeptieren“, schreibt der Vorstand, doch der Vorstand der Woi-Geister sehe sich „unter diesen Voraussetzungen gezwungen, unter Berücksichtigung der finanziellen Risiken für den Verein, alle Saalveranstaltungen in der Kampagne 21/22 abzusagen.“ Wie viele Künstler außer Feldmann dem verein eine Absage wegen der 2G-Regel gaben, ist nicht bekannt, in den vergangenen Tagen hatte sich auch der Musiker Andy Ost ebenfalls dazu bekannt, nicht bei 2G-Veranstaltungen aufzutreten – weitere Akteure sind aber bislang nicht bekannt.

Auch der neu gewählte MCC-Präsident Florian Sitte sagt, er kenne niemanden unter den Fastnachtsaktiven abseits von Feldmann und Ost, die sich 2G verweigerten. „Bei uns stehen alle Aktiven hinter 2G“, sagt auch Stefan Schuth vom Gonsenheimer Carneval Verein (GCV). Es gebe keine kontroverse Debatte im GCV über 2G, und nur einen einzigen in der Aktivenschar, der sich entschlossen habe, unter 2G-Bedingungen nicht anzutreten. „Es haben viele Gäste signalisiert: 2G wird geschätzt, Sicherheit und Gesundheit gehen vor“, betont Schuth: „Das Ding, das stört –  das ist Corona.“

Ein trauriger Woi-Geist sagte schon 2021 alle Sitzungen ab. - Grafik: Woi-Geister
Ein trauriger Woi-Geist sagte schon 2021 alle Sitzungen ab. – Grafik: Woi-Geister

Die Woi-Geister sind nun die bisher einzigen, die ihre Sitzungen wegen des Streits um die 2G-Regel komplett absagen. „Wir sind enttäuscht und traurig über diese sehr schwere, aber notwendige Entscheidung“, betont der Vorstand: „Es ist wichtig, dass Fastnacht gefeiert wird – auch bei uns – aber nur, wenn wir unserem besonderen Charakter treu bleiben können.“ Die bereits entrichtenden Kartenentgelte würden in den kommenden Wochen zurückerstattet. Unterkriegen lasse man sich aber nicht: Man arbeite bereits jetzt an neuen Open-Air Formaten für den kommenden Kultursommer, „und natürlich werden wir auch die Kampagne 22/23 intensiv vorbereiten.“

Info& auf Mainz&: Alle Details zur Fastnachts-Umfrage zum Thema Veranstaltungen in der Corona-Pandemie sowie zur 2G-Regeln in der Mainzer Fastnacht lest Ihr hier bei Mainz&. Die Kostheimer Woi-Geister findet Ihr hier im Internet.

 

 

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