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Start 2017 März

Monatsarchive: März 2017

Meenzer Kaffeebecher – Mainzer CDU schlägt Projekt für Mehrwegbecher vor

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Coffee-to-Go ist in, der mobile Kaffeekonsum hat in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. Doch das geht immer mehr zu Lasten der Umwelt: Knapp drei Milliarden Coffee-to-Go-Becher werden pro Jahr in Deutschland verbraucht, pro Stunde (!) sollen es etwa 320.000 Einwegbecher sein, sagt die Deutsche Umwelthilfe – das entspricht fast der Strecke von hier bis zum Mond oder achtmal um den Äquator. Ein Meenzer Kaffeebecher könnte da Abhilfe schaffen, findet die Mainzer CDU: Ende des Monats will sie einen entsprechenden Prüfantrag im Stadtrat zur Einführung eines stadtweiten Mainzer Bechers stellen, am Freitag stellte sie ihr Projekt vor. Zufall oder nicht: Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) plant derzeit ebenfalls eine Kaffeebecher-Aktion, erfuhr Mainz&.

So könnte laut CDU ein wiederverwendbarer Meenzer Kaffeebecher aussehen. – Foto: CDU

Einweg-Kaffeebecher bestehen in der Regel aus Neupapierfasern und nur selten aus Recyclingmaterial, oft sind die praktischen Transporthilfen auch aus Kunststoff – dazu kommen noch Plastikdeckel, Rührstäbchen und manchmal Papiermanschetten. Umweltfreundlich ist das nicht, dazu verbreiten sich die Kaffeebecher gerne unschön im Stadtbild: „Vielerorts werden die Becher einfach achtlos auf den Boden geworfen, Abfalleimer sind in stark frequentierten Bereichen oftmals so überfüllt mit Einwegbechern, dass bereits die Intervalle der Leerungen stark reduziert werden mussten“, sagt die Mainzer CDU-Chefin Sabine Flegel. Die CDU stellte deshalb am Freitag ein neues Projekt für einen Mainzer Kaffeebecher vor.

„Damit möchten wir einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Sauberkeit in unserer Stadt leisten und einen Anreiz für einen bewussteren Umgang schaffen“, sagte Flegel. Die Idee der CDU: Die Mainzer Entsorgungsbetriebe sollen ein Mehrwegsystem entwickeln und die Becher „durch eine regionale und sympathische Gestaltung“ attraktiv machen.

„Wir setzen darauf, dass solche Anreize wirksamer sind als in der Vergangenheit immer wieder ins Spiel gebrachte Verbote von Einwegbechern, die juristisch ohnehin kaum Aussicht auf Erfolg haben dürften“, betonte Flegel. Die CDU würde gerne eine Entwicklung anstoßen, „in Folge viele Menschen ihren Meenzer Becher morgens in die Tasche stecken und in der Bäckerei, am Bahnhof, in der Universität oder beim Flanieren ihren Coffee-to-Go in ihrem eigenen Becher genießen.“

Wichtig sei, dabei mit regionalen Bäckereien und Gastronomen zusammenzuarbeiten, heißt es von Seiten der CDU weiter: Je mehr Bäckereien und Gastronomen sich an dem Projekt beteiligten, desto nachhaltiger sei die Wirkung, das zeigten Modellprojekte aus Freiburg, Tübingen oder Braunschweig, die Resonanz von Mainzer Geschäften sei bereits positiv. Die CDU Mainz habe sich das Thema „Sicheres und sauberes Mainz“ in einem Leitantrag zum Kreisparteitag 2016 auf die Fahnen geschrieben, betonte die CDU. Das Becher-Projekt voran bringen soll nun ein Prüfantrag zur Einführung des „Meenzer Bechers“ im Stadtrat am 29. März.

Ob das Projekt auf viel Gegenliebe stößt, dürfte allerdings fraglich sein: „Wir werden als Stadt etwas Eigenes auf die Beine stellen“, verriet Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) am Freitag bei einem Pressetermin. Das Projekt sei schon länger in Planung, die Stadt wolle „mit einem großen Player“ kooperieren – Genaueres dürfe sie leider noch nicht verraten. Bleibt die Frage, wie viele Mainzer überhaupt einen Mainz-Becher nutzen würden: Viele greifen schon jetzt zum persönlichen Thermobecher, der hat dazu noch den Vorteil, dass der Kaffee auch heiß bleibt.

 

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Stummfilm-Konzert zu Film „Luther“ von 1927 mit eigens komponierter Live-Filmmusik in der Altmünsterkirche

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Vor dem Altar steht eine Leinwand. An der Orgel sitzt Stephan von Bothmer. Musik und Film spinnen ein Abenteuer durch längst vergessene Emotionen. Diese spannende Atmosphäre will der Komponist und Pianist Stephan von Bothmer in der Altmünsterkirche Mainz kreieren, wenn er am Freitag, den 24. März, den rekonstruierten Stummfilm „Luther“ live vertont. Die Filmmusik lässt die erhabenen Szenen strahlen, aber auch die tiefen Momente ausloten, verspricht Altmünster-Pfarrer Hendrik Maskus. Gerade rechtzeitig zum 500. Reformationsjubiläum hat das Bundes-Filmarchiv die Verfilmung von Luthers Leben aus dem Jahr 1927  nach langjähriger Arbeit wieder rekonstruiert und restauriert. Von Bothmer hat dazu eine neue packende Live-Filmmusik komponiert. Im Anschluss an das Stummfilm-Konzert findet ein Gespräch mit dem Künstler und dem Mainzer Dekan Andreas Klodt über den Film und das Lutherbild von heute und damals statt.

Stephan von Bothmer mit Luther an der Kirchenorgel – Foto: Films-Filmmuseum

Die Biopic „Luther“ zeigt dessen Leben aus der Perspektive von 1927: Begonnen mit Luthers Studienzeit der Rechtswissenschaften ist das Gewittererlebnis ein erster Wendepunkt seines etappenreichen Lebens, als ein Blitz neben ihm einschlägt, er in Todesangst ein Gebet an die Heilige Anna spricht und sich wünscht, Mönch zu werden. Nachdem zwei Wochen später das »Schwarze Kloster« der Augustinermönche ihn in ihren Orden aufnehmen will, erzählt der Film Luthers Leben als Mönch, seinen Zweifeln und den exzessiven Bibelstudien sowie von der Konfrontation mit dem Ablasshandel. Luther kritisierte stark den Handel mit Ablassbriefen, die zum Teil Preise von einem Monatsgehalt hatten. Der Doktor der Theologie schlug auch deswegen am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche. Nachdem er auch vor dem Reichstag in Worms seine Lehren nicht widerrufen wollte, geht die Verfilmung weiter auf die Reichsacht, die Bibelübersetzung auf der Wartburg sowie auf Luthers Heimkehr nach Wittenberg ein.

Von Bothmer vertonte schon über 600 Stummfilme live

Der Stummfilmpianist von Bothmer hat bisher schon über 600 Stummfilme vor mehr als 110.000 Gästen vertont. Der Künstler hat sich in Deutschland und international einen Namen gemacht, spielt seine Konzerte auf fünf Kontinenten in Konzerthäusern und Theatern. Seit nunmehr zehn Jahren beschäftigt sich von Bothmer mit Stummfilmen, gibt aber darüber hinaus auch Meisterkurse und Workshops für Kinder in verschiedenen Ländern. Der Niedersachse aus Rotenburg an der Wümme hat auch schon Fußballspiele mit Orgelmusik untermalt: Bei der Europameisterschaft 2016 lief das Bild auf der Leinwand und von Bothmer interpretierte die Ereignisse beim Public-Viewing. Beim Berlin-Festival spielte er unter anderem neben den Pet Shop Boys und gestaltete den ersten Stummfilm-Gottesdienst in Berlin mit Szenen aus dem Spielfilm „Metropolis“.

Pianist von Bothmer interpretiert an der Orgel Szenen aus dem Luther-Stummfilm von 1927. – Foto: Wilhelms-Filmmuseum

Seine Stummfilm-Konzerte sind die erfolgreichsten Aufführungen ihrer Art in Deutschland. Im Januar war die Premiere der restaurierten Luther-Fassung, seitdem tourt von Bothmer durch Deutschland und gibt auch zwei Konzerte in Armenien. Für das Rhein-Main-Gebiet ist die Aufführung in Mainz die einzige Chance, den Star der passenden Orgeltöne zu erleben und zu sehen, auf welche Art und Weise er die einzelnen Szenen und auch weitreichenden Entscheidungen Luthers interpretiert. Von Bothmer möchte nämlich mit seine Orgelklängen auf moderne Weise verdeutlichen, dass Luther eine Person mit mutigen Entscheidungen, aber auch voller Ängste und Emotionen war. Laute und leise, schnelle und langsame Klänge untermauern die turbulenten und revolutionären Geschehnisse im Film.

Turbulenzen bei Uraufführung des Luther-Stummfilms 1928

Die Regie zum Film führte 1927 Hans Kyser, ein Drehbuchautor, der sich nur bei diesem Film an die Regiearbeit wagte. Außerdem schrieb er zum Beispiel das Drehbuch zu „Faust – eine deutsche Volkssage“ aus dem Jahr 1926. Zu den verschiedenen Hell-Dunkel-Techniken im Luther-Film haben ihn die barocken Maler inspiriert. Die aufwändige Restaurierung macht diese Licht-Schatten-Wirkung erstmalig wieder erlebbar. Bei den ersten Aufführungen nach der offiziellen Premiere des Films 1928 im Ufa-Palast am Zoo in Berlin kam es zu Auseinandersetzungen zwischen der katholischen und evangelischen Kirche und sogar zu Prüfungen der Zensurbehörde.

Das Stummfilm-Konzert ist sicher ein Highlight zum 500. Reformationsjubiläum, das auch in Mainz ausgiebig gefeiert wird. Bis zum Reformationstag am 31. Oktober gibt es Dutzende Veranstaltungen rund um das Leben und Wirken des Reformators. In Mainz war der Reformer aber nie, vielleicht weil hier einer seiner Feinde saß: Erzbischof Albrecht von Mainz war es auch, der Luther vor den Reichstag nach Worms zitierte.

Info& auf Mainz&: Am Freitag, 24. März 2017, um 19.30 Uhr, spielt Stephan von Bothmer sein Stummfilm-Konzert zum Film „Luther“ von 1927 in der Altmünsterkirche Mainz, Münsterstraße 25. Tickets gibt es an der Abendkasse ab 18.30 Uhr im Foyer der Kirche für 14,- Euro. Mehr zur Veranstaltungsreihe „StummfilmKonzerte“ könnt Ihr auf dieser Internetseite nachlesen. Was sonst noch so im „Lutherjahr 2017“ passiert und was dahinter steckt, erfahrt Ihr hier bei Mainz&, das vollständige Stadt in Mainz zum Lutherjahr gibt’s hier bei der Stadt Mainz. Zum Rosenmontagsumzug gab es zudem einen übergroßen Luther auf einem Motivwagen zu sehen – mehr dazu auf dieser Mainz&-Seite zum Nachlesen.

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MVGmeinRad erhöht zum 1. April die Preise – Fünf Cent mehr pro halbe Stunde

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Das Mietradel-System der Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) boomt, 460.000 Fahrten verzeichnete das System mit den melonengelben Rädern im vergangenen Jahr. Nach zwei Jahren erhöht MVGmeinRad jetzt aber erneut die Preise: Ab dem 1. April kostet das Radeln pro 30 Minuten fünf Cent mehr. Es gehe um eine „sichere zukünftige Aufstellung des Fahrradvermietsystems“, teilte die MVG am Freitag mit – vergangenes Jahr arbeitete das Mietsystem noch immer nicht kostendeckend. Bei 850 Rädern an 117 Stationen im ganzen Stadtgebiet ist der Aufwand einfach hoch. Die MVG will dennoch das System weiter ausbauen: Im Laufe des Jahres soll es unter anderem neue Stationen in der Oberstadt geben.

Die neuen Tarife des Mietradelsystems MVGmeinRad ab dem 1. April 2017.

2012 rief die MVG das innovative Mietsystem ins Leben, bei dem im ganzen Stadtgebiet verteilt Kunden die melonengelben Räder an Automaten ziehen und wieder abgeben können. Es ist eine Erfolgsgeschichte: Seit Inbetriebnahme zählte MVGmeinRad bis heute mehr als 25.600 Kunden, die bislang knapp zwei Millionen Fahrten absolviert haben. Alleine vergangenes Jahr gab es wieder 460.000 Fahrten. Und die MVG rüstet ständig nach, zuletzt gab es neue Korbkonstruktionen und Anhänger für die Mieträder.

Nun hebt die MVG die preise für die Fahrten an, die letzte Preisanhebung gab es zum 1. Januar 2015. Zum 1. April steigen die Taktpreise für Normal- und ÖPNV-Kunden jeweils um fünf Cent pro halber Stunde, die Jahresbeiträge des Gold- und Goldplus-Tarifes kosten jeweils fünf Euro mehr. An Tarifen für Studierende und am Jahresbeitrag Silber ändert sich hingegen nichts. Damit kostet eine reguläre halbe Stunde Radfahrnutzung künftig 1,45 Euro, der Tarif Gold 84,- Euro und die Goldplus-Karte für ÖPNV-Kunden 64,- Euro.

Info& auf Mainz&: Zur Homepage von MVGmeinRad mit allen Informationen geht es hier, wie das System funktioniert, lest Ihr hier bei Mainz&. Über den Ausbau des Netzes und die neuesten Entwicklungen haben wir zuletzt hier berichtet.

 

 

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Mainzer Sommerlichter 2017 vom 28. bis 30. Juli mit neuem Weindorf am Kasteler Rheinufer

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Die Mainzer Sommerlichter gehen 2017 in die zweite Runde: Vom 28. bis 30. Juli findet das dreitägige Fest rund um das spektakuläre Feuerwerk auf dem Rhein zum zweiten Mal statt. Mainz hatte 2016 zum ersten Mal das Fest nach dem Vorbild der Kölner Lichter veranstaltet, die Verantwortlichen zogen eine zufriedene Bilanz: „Die ersten Sommerlichter waren wirklich ein Riesenerfolg“, sagte Uwe Leitermann von der organisierenden Mainzplus Citymarketing, „die Resonanz auf das Feuerwerk war überwältigend.“ Neu in diesem Jahr: Das Kasteler Museumsufer wird einbezogen, eine neue Streetfood-Meile soll auch Mainzer Gastronome einbeziehen – und es soll Gläser für Weinschorlen und neue Becher geben.

Geniale Lasershow, grandioses Feuerwerk: Die Mainzer Sommerlichter bei der Premiere 2016. – Foto: gik

Die Stadt will mit den Mainzer Sommerlichtern ein neues Event-Highlight in den eher ruhigen Sommermonaten schaffen, das sei auch gelungen, betonte Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP) am Freitag: „Wir waren super zufrieden mit der Veranstaltung, die Rechnung ist aufgegangen.“ 150.000 Besucher seien an den drei Tagen zum Fest gekommen, sagte Sitte: „Alle Hotels waren in Mainz ausgebucht, das ist sonst in den Sommermonaten nicht so der Fall.“ Mainz habe so 2016 einen neuen Rekord von 987.000 Übernachtungen erreicht, das sei ein Plus von 5,2 Prozent gewesen. Allerdings wurden bei den Zahlen die in Mainz anlegenden Kreuzfahrtschiffe mitgezählt.

Am Konzept der Sommerlichter soll sich grundsätzlich nicht viel ändern. Neu ist allerdings in diesem Jahr die Erweiterung auf die Kasteler Rheinseite: Rund um die Reduit soll gefeiert werden, ein Weindorf auf den Rheinwiesen mit rund 20 Ständen entstehen. Am Rheinstrand in Kastel gibt es am Samstagabend eine Party, in der Reduit verschiedene Veranstaltungen. Auf Mainzer Seite bleibt das Weindorf am Hilton bestehen, die Essensmeile entlang des Ufers soll aber neu geordnet werden: „Zwei Pommesbuden nebeneinander, das geht natürlich nicht“, sagte Philipp Meier von Mainzplus.

Im vergangenen Jahr hatten sich verschiedene Standbetreiber beschwert, weil z.T. Stände mit ähnlichem oder gar gleichem Angebot unmittelbar nebeneinander platziert waren, manch ein Gastronom sehnte sich nach Besuchern und Umsatz. Über die Hälfte der Betreiber habe signalisiert, wieder dabei sein zu wollen, sagte Vittorio Nobile von der mitorganisierenden Antenne Mainz. Neue Betreiber könnten sich aber noch bewerben. Der Festbereich oberhalb des Mainz-Strands soll zudem für Mainzer Gastronomiebetriebe reserviert werden: „Wir wollen die Mainzer Gastronomie noch stärker integrieren“, sagte Sitte, „wir haben ein großes Interesse, dass hier jeder von dem Fest profitieren kann.“

Party am Rhein beim Nena-Konzert, Mainzer Sommerlichter 2016. – Foto: gik

Auch aus den Problemen mit den Festbechern will man in diesem Jahr lernen: Die eigenen Mainzer Sommerlichter-Plastikbecher lösten sich in den Spülmaschinen der Winzer auf, viele Besucher mochten zudem daraus keine Weinschorle trinken. „Es wird Schorlegläser geben“, versprach Meier gegenüber Mainz&, dazu neue Becher für Cocktails. Neu ist auch ein Familienfest am Sonntag, mit Hüpfburgen, Fahrgeschäften und Kinderschminken soll der dritte Tag zum Familien-Ausflugstag werden. Wie beim ersten Mal sollen wieder zwei Bühnen für Unterhaltung sorgen: Am Freitagabend spielt Stefanie Heinzmann auf dem Jockel-Fuchs-Platz vor dem Rathaus, am Samstagabend spielt die Mainzer Kultband Se Bummtschacks.

Höhepunkt aber wird wie im Vorjahr das große Höhenfeuerwerk auf dem Rhein werden, das mit seinen Licht-Choreografien und der fantastischen Lasershow die Besucher im vergangenen Jahr zum Staunen brachte. Und die Lasershow werde in diesem Jahr noch besser werden, versprach Leitermann. Dann merkt Euch schon mal den 29. Juli vor…

Info& auf Mainz&: Zweite Mainzer Sommerlichter vom 28. bis 30. Juli 2017 in Mainz am Rheinufer zwischen Rathaus und Kaisertor mit großem Höhenfeuerwerk samt Lasershow am Samstagabend, den 29. Juli 2017. Unseren Bericht vom vergangenen Jahr mit vielen tollen Feuerwerks-Bildern findet Ihr hier, die offizielle Seite mit allen Infos genau hier.

 

 

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Eindringliches Gedenken an die Deportationen Mainzer Juden vor 75 Jahren – Namentlich der Opfer gedacht

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Fastnacht auf dem Mainzer Markt vor dem Dom, Blick von oben auf den Domplatz, Blick auf den Rosenmontagszug, mit Fahnenschwenkern
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Es herrscht Stille auf dem Mainzer Markt, als einige hundert Mainzer inmitten der Stadt der 1.131 Juden gedachten, deren Deportationen vor 75 Jahren begann. Am 20. März 1942 mussten 470 Mainzer Juden ihre Häuser verlassen, sich in der Feldbergschule einfinden und auf die Ungewissheit warten, in die die Nazis sie bringen wollten – am Ende war es das Ghetto Piaski bei Lublin mit katastrophalen Zuständen. Ende September 1942, 1943 und Anfang 1944 folgten weitere Deportationen, Fahrten in den Tod. Bis Kriegsende wurden nahezu alle Mainzer Juden deportiert, die nicht vorher emigrieren konnten. Ihrer gedachten die Mainzer am Montagabend namentlich zu Füßen der Heunensäule in einer eindringlichen Gedenkstunde exakt am Jahrestag des Beginns der Deportationen Mainzer Juden.

Zwanzig Banner mit Namen erinnerten am Montagabend an die deportierten und ermordeten Mainzer Juden in den Jahren 1942 bis 1944. – Foto: cibo

Zu der Gedenkstunde hatten die Stadt Mainz, der rheinland-pfälzische Landtag und die jüdische Gemeinde von Mainz aufgerufen, es war das erste Mal, dass der Deportationen in einem solchen Rahmen mitten auf dem Mainzer Markt gedacht wurde. Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) erinnerte in seiner Ansprache an die menschenunwürdigen Bedingungen, unter denen die Juden damals leiden mussten. Nur einen Koffer oder einen Rucksack mit bis zu 50 Kilogramm, dazu noch 50 Reichsmark – mehr durften die Mainzer nicht mitnehmen, als sie ihre Heimatstadt verlassen mussten. Sie mussten ein Schild um den Hals tragen, auf dem ihr Name, ihr Geburtsdatum und ihre Kennnummer stand. „Die meisten sahen diese Stadt nie wieder“, sagte Ebling.

Deportationen nach Theresienstadt und Treblinka, Tote durch Epidemien und Zwangsarbeit

Von der Feldbergschule brachten die Nazis die Menschen zum Güterbahnhof an der Mombacher Straße, wo die Stadt eine Gedenkstätte errichten will. Von dort ging es für die 470 Mainzer Juden nach Darmstadt, wo am 25. März 1942 ein Sonderzug der Reichsbahn mit insgesamt 1.000 jüdischen Menschen in das von Deutschen besetzte Polen abfuhr. Hunger, Cholera- und Typhusepidemien forderten bereits im Ghetto Piaski zahlreiche Todesopfer, andere Deportierte starben vor Erschöpfung bei der Zwangsarbeit. Wer nach wenigen Wochen immer noch am Leben war, wurde in die Vernichtungslager Majdanek und Sobibor gebracht.

Mitten im Alltag, zu Füßen des Mainzer Doms, fand das Gedenken zum 75. Jahrestag der Deportationen statt. – Foto: cibo

Bei der zweiten großen Deportation am 27. September 1942 wurden weitere 453 zumeist ältere Menschen nach Theresienstadt gebracht. Versprochen wurde ihnen ein „Alterswohnsitz für Juden“, doch sie erwarteten maßlos überfüllte Unterkünfte mit schlimmsten hygienischen Bedingungen. Für viele folgte der Tod durch Seuchen und Unterernährung. Auch fuhren von hier immer wieder Züge nach Auschwitz in die Gaskammern. Die anhaltenden Deportationen brachten etliche Juden dazu, den Freitod zu wählen. Am 30. September 1942 wurden 883 hessische Juden, darunter 178 aus Mainz, vermutlich direkt in das Vernichtungslager Treblinka gebracht und dort nach ihrer Ankunft ermordet. Weitere kleine jüdische Gruppen wurden 1943 und zu Beginn des Jahres 1944 nach Theresienstadt deportiert.

 

Gedenken an die Juden bewusst mitten im Alltag mit Kerzen und Grußbotschaften

„Wir haben diesen Platz im Herzen unserer Landeshauptstadt ganz bewusst gewählt: Denn diese Menschen, die damals deportiert wurden, teilten den Alltag aller Mainzer“, sprach der rheinland-pfälzische Landtagspräsident Hendrik Hering (SPD). Dorthin gehöre das Gedenken, „mitten in den Alltag, wo normalerweise der lebendige Puls unserer Landeshauptstadt schlägt, und wo damals zu viele weggesehen haben, als ihre Mitbürger drangsaliert und abgeholt wurden.“ Heute seien kaum noch Zeitzeugen am Leben. Doch in dieser Zeit, in der Worte wie Demokratie, Freiheit und Solidarität so zerbrechlich seien, müsse man erst recht hinsehen und sich dem stellen, was gewesen sei, betonte Hering.

Vor allem ältere Bürger kamen am Abend zur Mahnwache. Auf dem Markt war ein langer Zaun errichtet worden, an dem auf rund zwanzig Bannern die Namen der damals Deportierten und Ermordeten aufgelistet waren. Die Besucher legten vor den Bannern Kerzen sowie kleine Steine mit Grußbotschaften nieder. Die Banner stehen noch bis Mittwochnachmittag auf dem Marktplatz in der Nähe der Heunensäule.

Kerzen und Grußbotschaften auf Steinen zum Gedenken

Kerzen und Grußbotschaften erinnerten an die Deportierten. – Foto: cibo

Kerzen erinnern im Judentum an die Verstorbenen, auch das Niederlegen von Steinen sei ein Trauerbrauch in vielen Religionen, erklärte Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD). Die persönlichen Nachrichten auf den kleinen Zetteln unter den Steinen seien als Gruß an die Toten zu verstehen. Es waren Zeilen wie „Wir werden Euch nicht vergessen“. Zuvor sprach Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky von der jüdischen Gemeinde Mainz ein Totengebet. Auch wenn nicht alle die hebräischen Worte verstehen konnten, so stachen die Orte der Vernichtung von Menschenleben deutlich hervor: Auschwitz, Treblinka, Bergen-Belsen…

In der jüdischen Tradition sei der Grabstein ganz wichtig, denn er stehe für die Ewigkeit, betonte Stella Schindler-Siegreich, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde. Doch an die Opfer des Holocausts kann nicht auf einem Friedhof gedacht werden: „Das sind Menschen, die kein Grabmal gefunden haben“, sagte Schindler-Siegreich in ihrer kurzen Rede voll persönlicher Gedanken. Umso wichtiger sei es, an die Namen der Verstorbenen zu erinnern – die Namen, die sonst auf dem Grabstein stehen. „Es ist gut, dass wir hier gemeinsam die Namen sprechen. Wir nehmen die Menschen durch ihre Nennung in unseren Bund, in uns auf.“

Vier Redner lasen dann jeweils zehn Namen laut vor. Von einem Tonband erklangen danach noch bis 22.00 Uhr immer wieder alle Namen der 1.131 ermordeten Mainzer Juden, sie hallten über den Marktplatz. Als die Dunkelheit einbrach, erhellten die angezündeten Kerzen die Namen auf den Bannern und machten sie weiter zur Erinnerung lesbar.

Info& auf Mainz&: Die Banner mit den Namen der deportierten und ermorderten Mainzer Juden stehen noch bis Mittwochnachmittag auf dem Marktplatz. Mehr zur geplanten Gedenkstätte für die Deportierten an der Mombacher Straße lest Ihr in diesem Mainz&-Artikel.

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Saisoneröffnung Seilbahn Rüdesheim: Mit Flatrate entspannt übers Rebenmeer gondeln

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Sie ist Kult und von den Rüdesheimern heiß geliebt, die sanfte Fahrt übers Rebenmeer ist Entschleunigung pur: Am Samstag lädt die Seilbahn Rüdesheim zur Saisoneröffnung. Die Bahn sei frisch gewartet und vom TÜV abgenommen, „es ist frisch geputzt und gewienert“, berichtet Seilbahn-Geschäftsführer Rainer Orben. Seit 1954 bringt die Seilbahn Besucher von Rüdesheim hinauf zum Niederwalddenkmal, bis zum 5. November geht die Saison. Für die ganzen acht Monate kann man übrigens per Flatrate gondeln: Eine Saisonkarte für ganze 50,- Euro erlaubt freie Fahrt übers Rebenmeer, Nachtfahrten und Fahrten zum Rüdesheim Weihnachtsmarkt inklusive.

Wunderschöne Fahrt mit der Seilbahn Rüdesheim mit Blick über den Rhein. – Foto: gik

Seit 1883 führt eine Bahn hinauf zum Niederwalddenkmal, das im gleichen Jahr errichtet wurde, um an die erste Einheit aller deutschen Territorien durch den Krieg im Jahr 1871 zu erinnern. Seither schwingt die Germania stolz ihr Schwert auf der Anhöhe über Rüdesheim und blickt über den Rhein nach Bingen – ein Ausblick, den auch schon Karl der Große und Napoleon genossen haben sollen. Das Denkmal löste eine wahre Wallfahrt aus, die Zahnradbahn beförderte die Besucher bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg hinauf.

Nach dem Krieg wollten die Rüdesheimer unbedingt wieder eine Bahn zum Denkmal, dieses Mal allerdings sollte es eine Seilbahn sein, ein modernes leistungsfähiges Transportmittel.  Im Sommer 1953 gründeten Geschäftsleute zusammen mit der Stadt Rüdesheim und dem Landkreis Rheingau eine Seilbahn-Gesellschaft, bereits an Ostern 1954 war Einweihung. „Die Bahn wurde als technisches Wunderwerk gefeiert“, sagt Orben, der seit 2001 Geschäftsführer der Seilbahn ist. Als Orben kam, hatte die Bahn schon 50 Jahre auf dem Buckel, eine Erneuerungskur war dringend fällig.

Hinauf zur Germania führt die Fahrt in den offenen Gondeln, besonders schön ist das natürlich im Frühjahr und im Herbst. – Foto: gik

Seit 2005 schweben nun runde Kabinen im Edelstahl-Look in 14 Metern Höhe über die Reben, niedrig genug, damit auch Nicht-Schwindelfreie mitfahren können. Knapp 800 Personen pro Stunde können befördert werden, pro Richtung, rund 500.000 Fahrgäste nutzten das im vergangenen Jahr. In diesem Jahr sind nun die 85 Gondeln mit ihren Nummern „erstmals in der richtigen Reihenfolge angeordnet“, erzählt Orben, das sei eine Bitte vieler Kinder gewesen. „Wir sind ganz begeistert, warum wir da nicht früher darauf gekommen sind.“

Dazu gibt es noch die Nummern 99 und 100, die für besondere Gelegenheiten reserviert sind – etwa für Hochzeitspaare. Kultstatus hat die Gondel mit der Nummer 76 – für Elvis-Presley-Fans. Denn für den Film G.I. Blues ließen die Macher Elvis per Fotomontage erst in Rüdesheim mit dem Dampfer ankommen und dann romantisch-singend mit der Seilbahn fahren – der Sänger selbst war zwar als amerikanischer Soldat in Deutschland stationiert, die Seilbahn und ihre Gondeln aber hat er in der Realität nie gesehen.

Knapp 1,4 Kilometer lang ist die Seilbahn-Strecke hinauf zum Niederwald-Denkmal, zehn Minuten dauert die gemütliche Fahrt. Oben auf der Höhe baut das Land Hessen seit einigen Jahren weiter an der Restaurierung der Siegesgöttin Germania und an der Wiederbelebung des benachbarten Osteinschen Landschaftsparks nach historischem Vorbild. Gerade 2016 habe sich der Landschaftspark stark verändert, berichtet Orben. Neu belebt wird zudem gerade das „Rebenhaus“, ein alteingesessenes Restaurant unterhalb des Pavillons am Fußweg Richtung Rüdesheim.

Das Restaurant Am Niederwald bietet nicht nur gutes Essen und Trinken, sondern auch Informationen zum Niederwalddenkmal und zum Welterbe Mittelrheintal. – Foto: gik

Vor einem Jahr wurde gleich neben der Bergstation zudem das neue Besucherzentrum eingeweiht, ein neues Restaurant mit großzügiger Terrasse lädt nun zum Verweilen. Blickfang sind die großen Lampen an der Decke – die runden Schirme sind mit Fotos von Rüdesheim, dem Niederwalddenkmal und dem Mittelrheintal bezogen. Im vorderen Teil des Restaurants informieren Tafeln, Karten und Grafiken über die Geschichte des Denkmals, ausziehbare Schubladen führen zu Wanderwegen und Sehenswürdigkeiten im Unesco Weltkulturerbe Mittelrheintal.

Am 18. März ist nun Eröffnung der Saison 2017, bis zum 5. November wird täglich von 9.30 Uhr bis 18.00 Uhr gegondelt – das sei wie Wellness für die Seele, sagt Orben schmunzelnd. Im Winter kann man nur während des Rüdesheimer Weihnachtsmarktes die Fahrt über das Rebenmeer genießen, das dafür auch bei einbrechender Dunkelheit – wunderschön. Nachtfahrten werden aber auch im Sommer angeboten: Von Juni bis September gibt’s an ausgewählten Abenden das besondere Erlebnis, etwa zum Großfeuerwerk-Event „Rhein in Flammen“ am 1. Juli.

Nachtfahrten sind mit der Seilbahn in Rüdesheim ein besonderes Erlebnis – unbedingt machen! – Foto: gik

Wer nun die Seilbahn regelmäßig genießen will, sollte sich überlegen, ob er zur Flatrate greift: Für Wiederholungstäter bietet die Seilbahn nämlich Saisonkarten an: „Das ist ein Geheimtipp“, verrät Orben und mache Sinn für Einheimische oder Besucher aus der näheren Umgebung. Einen festen Stamm von 800 Saisonkarteninhabern gebe es bereits, Tendenz steigend. Für ganze 50,- Euro kann man die gesamte Saison gondeln, Nachtfahrten und Weihnachtsmarkt inklusive, Pärchen zahlen 90,- Euro, eine Familienflat gibt es für 110,- Euro. „Aber etwa der sechsten oder siebten Benutzung rechnet es sich schon“, sagt Orben und verrät, dass man für die Pärchenkarte kein Ehepaar sein muss: „Es können sich auch einfach zwei Menschen für den Kauf der Karte zusammenfinden.“ Übertragbar sind die Karten allerdings nicht: Die Tickets sind mit Name und Passfoto personalisiert.

Info& auf Mainz&: Die Seilbahn Rüdesheim fährt vom 18. März bis zum 5. November täglich zwischen 9.30 Uhr bis 18.00 Uhr pausenlos von Rüdesheim zum Niederwalddenkmal, von Juni bis September an den Wochenenden auch bis 19.00 Uhr. Im Winter fahren die Gondeln zum Weihnachtsmarkt der Nationen vom 27.11. bis 23.12.2017. Eine Berg- und Talfahrt kostet für Erwachsene 8,- Euro, Kinder von 5 bis 15 Jahren zahlen 4,- Euro. Es gibt Rabatte für Gesellschaften und Schulklassen, Rund-Tickets via Assmannshausen inklusive Schifffahrt. Saisonkarte 50,- Euro, Pärchen 90,- Euro, Familienflat 110,- Euro. Alle Infos unter www.seilbahn-ruedesheim.de. Eine Reportage über die Seilbahn und ihre Erfinder lest Ihr hier bei Mainz&: Wo Elvis niemals Gondel fuhr. Mehr übers Besucherzentrum am Niederwalddenkmal findet Ihr hier, das Restaurant Am Niederwald samt Speisekarte hier.

Terminhinweis&: Just zum Landschaftspark am Niederwalddenkmal gibt es kommenden Dienstag eine spannende Führung im Mainzer Landesmuseum: Gernot Frankhäuser vom Landesmuseum lädt zur Führung zum Thema „Der Landschaftspark im Niederwald – eine Spurensuche im Landesmuseum“. Dienstag, 21. März, Beginn 18.00 Uhr, der Eintritt ist frei.

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„Gedenkort Deportationsrampe“ – Siegerentwurf für Gedenkstätte gekürt, Ausstellung im Rathaus

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Der „Gedenkort Deportationsrampe“ wird konkreter: Ein Platz mit Tunnel und Schiene soll samt der ehemaligen Deportationsrampe in Zukunft an das Schicksal derjenigen erinnern, die im Zweiten Weltkrieg vom Mainzer Güterbahnhof aus in die Konzentrationslager der Nationalsozialisten deportiert wurden. Am Montag präsentierte Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) den Gewinner eines Ideenwettbewerbs zur Gestaltung der Gedenkstätte an der Mombacher Straße. Sieger wurden die Architekten Schmelzer Weber aus Dresden in Zusammenarbeit mit dem Kunstprofessor Andreas Theurer. 2017 jährt sich die Massendeportation zum 75. Mal, weshalb es am 20. März eine Mahnwache auf dem Mainzer Markt geben wird.

Platz 1 des Ideenwettbewerbs für den Gedenkort Deportationsrampe an der Mombacher Straße – Grafik: Schmelzer Weber SW Architekten

Vom Mainzer Güterbahnhof aus wurden rund 1.100 Juden, Sinti und Roma und auch Homosexuelle in die Todeslager im Osten deportiert. Ende November 2014 hatte Grosse einen Ideenwettbewerb für einen Gedenkort in der Nähe des früheren Güterbahnhofs gestartet.Eigentlich sollte der Sieger des Ideenwettbewerbs bereits 2015 gekürt werden, die Ergebnisse wurden aber erst jetzt vorgestellt. Insgesamt gingen 17 Entwürfe bei der Stadt ein, die jeweils in Teamarbeit von Architekten und Künstlern entworfen wurden. Die Gewinneridee zeigt eine langgestreckte Betonwand, auf der die Namen der aus Mainz deportierten Menschen erscheinen sollen. Die noch aus der NS-Zeit erhaltene Deportationsrampe soll als Fragment in die Betonfläche eingebunden werden, davor führen Schienen in ein Torhaus, das mit einem Spiegel abschließt. Dieses symbolhafte Bild soll den Betrachter in die damalige Situation hineinspiegeln. Außerdem sollen in dem Spiegel Zitate aus überlieferten Briefen zu lesen sein.

Siegerentwurf stellt Täter-Opfer-Relation am Gedenkort her

Dies sei der einzige Entwurf, der die Täter-Opfer-Beziehung so stark berücksichtige, sagte Grosse. Zudem verwendet der Gewinnerentwurf als einziger die Originalteile vom damaligen Deportationsort und integriere sie in schlichter, aber symbolhafter Art und Weise in den Gedenkort. Beides zusammen habe den Ausschlag gegeben für den ersten Platz, der im übrigen von einer Expertenjury einstimmig gekürt wurde. Ein weiteres verbindendes Element zwischen damals und heute sind Menschenschatten, gebildet aus hellen und dunklen Steinen am Boden. Bei Sonnenschein kreuzen sich die Schatten der Besucher dann mit den festen Schatten auf dem Boden und sollen erkennbar machen, dass dieses Leid jedem hätte widerfahren können: „Als Apell, der nicht vergeht, als Schatten, der bleibt“, wie die Erfinder es selbst nennen.

Platz 2 ging an ein Büro aus Mainz, das vorwiegend mit Stelen arbeitet. – Grafik: Adler & Olesch Landschaftsarchitekten

Ob die Rampe und die Schiene wirklich die Originalteile aus Zeiten des Nationalsozialismus seien, wisse man nicht sicher, sagte Hedwig Brüchert vom Verein für Sozialgeschichte Mainz. Schiene und Rampe wurden vor ein paar Jahren wegen des Neubaus des Vlexx-Werks abmontiert und eingelagert. Die Stadt wollte aber die Reste nicht einfach wiederaufbauen, sondern eine Gedenkstätte zur Erinnerung an alle Deportierten errichten. In unmittelbarer Nähe vom jetzigen Standort an der Mombacher Straße war einst der Mainzer Güterbahnhof, von dem zwischen März und September 1942 rund 1.100 Juden und andere Feinde der Nationalsozialisten in die Vernichtungslager im Osten transportiert wurden.

Die rund 300 Quadratmeter große Fläche befindet sich in der Nähe der Goetheunterführung an der Zufahrt zum Vlexx-Gelände. „Vlexx sieht es als gesellschaftliche Verpflichtung, Mainz diese Fläche zur Verfügung zu stellen“, sagte Geschäftsführer Frank Höhler. Es sei bei dem Wettbewerb darum gegangen, einen Entwurf zu finden, der Aufmerksamkeit errege, aber zugleich symbolträchtig sei“, sagte der Mainzer Architekt Klaus Bierbaum als Vertreter der Jury am Montag.

Realisierung noch unklar, Stadt will auf Partnersuche gehen

Soll an einen Güterwaggon erinnern: Der Entwurf des Hamburger Büros auf Platz drei. – Grafik: Konermann Siegmund Architekten

Der Wettbewerb war nämlich zunächst ein Ideenwettbewerb, für den 20.000 Euro aus der Senta und Berthold Schmidt-Stiftung zur Verfügung standen. Die Realisierung ist damit noch nicht auf den Weg gebracht. Den Bau des Gedenkortes schätzte Grosse grob auf 300.000 Euro. „Wie wir die Finanzierung angehen werden, wissen wir bisher noch nicht“, räumte die Dezernentin ein. Erst am Freitag habe die Jury getagt und sich für den Entwurf entschieden, jetzt müssten passende Partner zur Umsetzung gefunden werden.

Platz zwei aus Mainz besteht unter anderem aus mehreren Stelen, die zusammengesetzt Bilder von Menschen zeigen und vor allem viel Informationsmaterial bereithalten. Der Entwurf auf Platz drei kommt aus Hamburg und besteht aus einem begehbaren Baukörper in Gestalt eines Güterwagons. Innen drin gibt es eine Bilderwand und Informationen zu der Zeit der Deportationen. Der wackelige Boden lässt den Besucher einen Weg nachvollziehen, der auch für die Deportierten kein leichter war. Ein Problem bei diesem Entwurf sei jedoch die Finanzierung, die mit rund drei Millionen Euro deutlich über dem vorher veranschlagten Preisrahmen liege, sagte Grosse. Die Entscheidung über den Gewinner fällte ein Preisgericht mit neun Stimmberechtigten und zahlreichen weiteren Vertretern und Beratern.

Info& auf Mainz&: Vom 23. März bis 22. April 2017 werden die 17 Entwürfe des Ideenwettbewerb in der Rathausgalerie ausgestellt. Die Eröffnung erfolgt am  Mittwoch, 22. März 2017, um 18.00 Uhr, durch Kulturdezernentin Marianne Grosse. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr, Samstag 9.00 Uhr bis 14.00 Uhr, Sonn- und Feiertage geschlossen. Mehr zur Idee der Gedenkstätte findet Ihr in diesem Mainz&-Artikel von 2014.

Terminhinweis&: Zum Gedenken an die Deportation der Juden aus Mainz vor 75 Jahren rufen die Landeshauptstadt Mainz und der Landtag Rheinland-Pfalz gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde zu einer Mahnwache am Montagabend, 20. März 2017, ab 17.30 Uhr auf dem Mainzer Markt auf. Dabei sollen die Namen der Opfer des Holocausts vorgelesen und mit einer Schweigeminute, Kerzen und auf Zettel geschriebene Grußbotschaften an sie gedacht werden.

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„Gartenträume“ das erste Mal in Mainz – Messe vom 17.-19. März 2017 in der Halle 45

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Rechtzeitig zum Frühling kommt am Wochenende eine Messe für alle Gartenliebhaber nach Mainz: In der Halle 45 präsentieren sich „Gartenträume“, eine Messe mit aktuellen Tipps und Tricks für Garten, Terrasse und Balkon. Am Freitag geht es los, bis Sonntag könnt Ihr Euch pünktlich zum Saisonstart von Experten beraten lassen, Gartenmöbel kaufen und Ideen für den eigenen Garten entwickeln.. Zu sehen gibt es in der Halle neben seltenen Pflanzen und Trends zur Gartengestaltung 2017 auch einen großen Modellgarten mit japanischer Gestaltung – das Herzstück der Ausstellung.

Die Messe „Gartenträume“ kommt jetzt erstmals auch nach  Mainz – am Wochenende in die Halle 45. – Foto: gik

Die Gartenmesse findet deutschlandweit schon seit 20 Jahren an elf verschiedenen Standorten in Deutschland statt. Am kommenden Wochenende zeigen rund 50 Aussteller zum ersten Mal in Mainz ihr Gartenzubehör und ihre Pflanzenkreationen für unterschiedliche Geschmäcker. Outdoor-Möbel, Gartenberatung, Vorträge von Experten sowie die Trends des neuen Jahres: diese Bereiche werden auf einer 4.000 Quadratmeter großen Gartenlandschaft dargeboten. Der Industriecharme der Halle 45 in Kombination mit den bunten Farben der Gartenanlage bietet dafür die frühlingshafte Location.

Gartendeko, Lampen, Grillzubehör oder Urban Barkeeping

Highlight ist die 250 Quadratmeter große Fläche gleich in der Nähe des Eingangs, wo ein Modellgarten mit japanischen Elementen angelegt wird. Dort wird auch die Gartenbeleuchtung eine wichtige Rolle spielen, hier gibt es von Windlichtern über Heizstrahlern bis hin zu Dekolampen eine breite Auswahl. Gartenfiguren, Vogelhäuser, Dekokugeln oder Feuerstellen werden ebenso zu sehen sein wie allerlei Gartengerät oder Grillzubehör. Für 2017 ist das Freiluft-Wohnzimmer wieder ein absoluter Trend, sagen die Messe-Macher, aber auch Urban Gardering oder Urban Beekeeping. Grau- und Metallictöne sind die In-Farben für Gartenmöbel und Dekorationen.

Dazu gibt es Gestaltungsideen rund um Ostern und natürlich die aktuellen Trends 2017: Intelligente Bewässerungssysteme werden  immer beliebter. Sie geben genau die Menge an Wasser ab, die die Pflanze zum Wachsen benötigt, ohne dass der Gartenbesitzer mit der Kanne durch den Garten rennen muss. Auch Strandkörbe oder handbemalte amerikanische Gartenmöbel werden auf der Messe in verschiedenen Variationen zu sehen sein. Darüber hinaus können Besucher seltene Samen- und Pflanzenarten entdecken. Der winterharte Hibiscus Moscheutos ist eine solche Staude, die man essen und für Tee verwenden kann. Ihre Blüten schmecken Experten zufolge nach Salat mit einem Hauch Nektar.

Der Kräutergarten vor dem Gutenberg-Museum vergangenes Jahr – wunderschön! – Foto: Bernd Essling

Staudenbeete im „New German Style“ oder Schwebende Gärten

Oder habt ihr schon mal etwas von Staudenbeeten im „New German Style“ gehört? Das sind Beete, die aussehen, als hätte nicht der Gärtner Hand angelegt, sondern die Natur, die den Platz für sich entdeckt hat. Der Begriff aus England meint eine Kombination aus Gräsern und Stauden, die die gleichen Standortbedingungen benötigen, um prächtig gedeihen zu können. Dieselbe Menge an Wasser und Licht zaubert dann ein abwechslungsreiches, buntes Beet. Eine weitere Idee sind  „schwebende Gärten“: Benannt nach dem Künstler Ludger Thuilot sind diese kleinen Thuilot’schen Gärten eine Mischung aus Bonsais auf einem Lava-Stein, die etwas Künstlichem eine natürliche Note gibt.

Außerdem könnt Ihr Euch auf der Messe über „Living Walls“ beraten lassen. Das sind mit vielen Pflanzen bestückte Wände, die die Sauerstoffversorgnung und Luftfilterung unterstützen. Je nach Geschmack gibt es dafür unterschiedliche gestalterische Möglichkeiten – in Stuttgart wird gerade so eine Living Wall mit Moos als Mittel gegen Autoabgase erprobt. Das Rahmenprogramm liefert unter anderem einmal an allen drei Tagen einen Vortrag zum Thema „Vintagedekoration für das Gartenfest“.  Eine weitere Präsentation erklärt das „Fachgerechte Pflanzen von Outdoor-Schalen“. Auch die Gestaltungsideen rund um Ostern finden am Wochenende ihren Platz in der grünen Oase.

Info& auf Mainz&: Die Messe „Gartenträume Mainz“ findet vom 17.-19. März 2017 in der Halle 45 in Mainz-Mombach, der früheren Phoenixhalle, statt. Öffnungszeiten: Freitag 14.00 Uhr bis 20.00 Uhr, Samstag 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr, Sonntag 11.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 8,- Euro, Rentner zahlen 7,- Euro und Kinder bis 12 Jahre 1,- Euro. Hunde müssen leider draußen bleiben. Tickets gibt es online oder vor Ort. Weitere Informationen über die Messe findet Ihr hier auf der Messeseite.

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Shopping-Center an der LU stockt weiter – BI: Investoren dürfen Stadtplanung nicht bestimmen

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Das Shopping-Center an der Ludwigsstraße in Mainz kommt auch im Jahr 2017 nicht in die Gänge: Der einstige Projektentwickler ECE sei „der Bremsklotz, der den Zug aufhält“, klagte jüngst Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) in einem Interview mit der Allgemeinen Zeitung. Eigentlich wollte ECE gemeinsam mit dem Bauunternehmer Gemünden nun endlich das Einkaufszentrum an der LU auf den Weg bringen – doch ECE kann sich offenbar nicht mit den Karstadt-Eigentümern über die Zukunft des Kaufhauses einigen. Der SWR spekuliert gar, ECE wolle sich aus dem Projekt komplett zurückziehen. Gut so, findet die Bürgerinitiative (BI) Ludwigsstraße – und fordert die Stadt eindringlich auf, endlich eigene Pläne für die LU zu entwickeln. „Das Stadtbild kann nicht durch Interessen von Investoren bestimmt werden“, sagt BI-Sprecher Hartwig Daniels.

Ziemlich unscharf ist noch immer die Zukunft des Karstadts in Mainz und des Shopping-Centers an der LU. – Foto: gik

Es ist wahrlich eine Neverending-Story: Seit mindestens fünf Jahren ringt die Stadt Mainz nun mit der Entwicklung der Ludwigsstraße, der Hamburger Shoppingcenter-Experte ECE wollte am Herzstück von Mainz einen 28.000 Quadratmeter großen Konsumtempel bauen – die Stadtspitze war begeistert. Doch daraus wurde nie etwas: Trotz monatelanger Verhandlungen, trotz großzügigen Entgegenkommens – ECE baute nie. Das Geschäftsmodell Großmall begann zu bröckeln, inzwischen haben sich die Hamburger davon verabschiedet. Im August 2015 kündigte ECE dann nach langem Hin und Her an, doch keine Mall in Mainz bauen zu wollen – stattdessen tat man sich mit dem Ingelheimer Bauunternehmer Dirk Gemünden zusammen, der im September 2015 das Gebäude der Deutschen Bank gekauft hatte.

Ebling schimpft auf ECE, der Investor will angeblich verkaufen

Gemünden wollte ein Einkaufszentrum an der LU gemeinsam mit ECE entwickeln und betonte noch im August 2016, bis zu seinem Geburtstag im März 2017 müsse eine Lösung her. Nun ist März, und Ebling klagt, er habe seit September von den Herren von ECE nichts mehr gehört – es habe sich „seines Wissens auch nichts Nennenswertes getan.“ ECE bekleckere sich nicht gerade mit Ruhm, schimpfte der OB, und sei nicht einmal in der Lage, das Mietverhältnis mit ECE zu lösen. Bereits vergangenen Sommer hatte Gemünden berichtet, ECE versuche dem Kaufhaus derzeit eine Alternativfläche in Mainz schmackhaft zu machen – offenbar ohne Erfolg. Ob ECE aufgebe, wenn das nicht gelinge – auf diese Frage wollte Gemünden damals nicht antworten, fabulierte nur von „Sternstunde“ und „funkelnden Sternen.“

Die schöne neue Einkaufswelt von ECE auf der LU, sie kommt wohl doch nicht. – Screenshot der Projektseite von ECE

Nun scheint die Sternstunde näher zu rücken: Der SWR will erfahren haben, dass ECE kein Interesse mehr an dem Geschäftshaus habe, es liefen Gespräche mit anderen Investoren, die das Projekt von ECE übernehmen könnten. Demnach könnte nun sogar Karstadt selbst die Zügel in die Hand nehmen und etwas Neues entwickeln. „An diesen Überlegungen könnte etwas dran sein, weil Karstadt auch in anderen Städten dabei ist, die Filialen auszubauen und attraktiver zu gestalten“, schreibt der SWR weiter.

Ebling zeigte sich im Interview sauer und enttäuscht: Ausgerechnet die einstigen Helfer erwiesen sich nun als Hemmschuh, das sei wie die Geschichte von König Midas – nur umgedreht: „Nichts, was die anfassen, wird heute noch zu Gold.“ Die massive Polemik des OBs zeige, „dass er nicht davon ausgeht, mit ECE als Verhandlungspartner noch einmal am Tisch zu sitzen“, kommentiert das Hartwig Daniels von der BI Ludwigsstraße und fügt hinzu: „Gut so.“ Mit ECE wären die Vorgaben des Stadtrats von einer kleinteiligen Bebauung mit Branchenmix und Wohnungen „zu keinem Zeitpunkt umzusetzen“ gewesen. Man habe sich „von einem äußerst unprofessionell agierenden Investor jahrelang durch die Manege führen lassen“, kritisiert Daniels.

BI fordert städtebaulichen Wettbewerb für die LU

Die BI Ludwigsstraße fordert einen städtebaulichen Wettbewerb für die LU. – Foto: gik

Die BI fordert nun von der Stadt, endlich selbst aktiv zu werden und städtebauliche Pläne für das Herzstück von Mainz zu entwickeln. „Wir erwarten, dass die Stadt ihre Verantwortung wahrnimmt und den Planungsprozess aktiv gestaltet“, betonte Daniels: „Den neuen Partnern muss gesagt werden, was die Stadt an dieser historisch so wichtigen Stelle unserer Stadt erwartet, um eine wirkliche städtebauliche Aufwertung der Ludwigsstraße zu realisieren.“ Die Stadt dürfe sich nicht länger darauf beschränken, „das Baurecht an die Wünsche der Investoren anzupassen“ – ein städtebaulicher Wettbewerb für das gesamte Gebiet zur Qualitätssicherung weiterer Planungen sei überfällig und dringend notwendig.

„Es ist für uns unbegreiflich, dass für Projekte wie etwa Zollhafen und Heiligkreuzareal städtebauliche- und Architekturwettbewerbe ausgeschrieben wurden, an der Ludwigsstraße, dem Herzen unserer Altstadt, jedoch nicht“, kritisiert die BI weiter. Hier solle eine „Zahnlückenbebauung“, ja eine „Briefmarkenplanung“ durch einzelne Grundstücksbesitzer ermöglicht werden, „das ist schlicht verantwortungslos.“ Die fruchtlosen Verhandlungen hinter verschlossenen Türen mit ECE hätten die Stadterneuerung an der LU „um Jahre verzögert“. Ein „erneuter Reinfall“ müsse nun unbedingt vermieden werden. „Das sollte zukünftig durch einen transparenten Dialog zwischen Bürgerschaft, Stadt und Investoren“ geschehen, heißt es weiter. Das Baurecht und der Hebel des öffentlichen Eigentums gebe der Stadt ausreichende Möglichkeiten, mit den Investoren zu einer guten Lösung zu kommen.

ÖDP: Baurecht schaffen, endlich eigenes Gesamtkonzept entwickeln

Ein Gesamtkonzept für die LU fordert unter anderem auch die ÖDP, – Foto: gik

Es brauche „endlich einen Bebauungsplan“ für die LU, forderte auch die Bauexpertin der ÖDP,  Ingrid Pannhorst, „statt die Planungshoheit für unsere Stadt de facto in blindem Vertrauen einem einzigen Investor zu überlassen.“ Das Vorgehen, auf die Vorschläge des Investors zu warten, habe zu „Stillstand und einem trostlosen Bild im Kern unserer Stadt“ geführt. Nach zwei Wettbewerben, acht Ludwigsstraßenforen, einer Reihe von Gutachten und rund fünf Jahren ergebnisloser Verhandlungen stehe die Stadt nun wieder am Anfang. Das wäre „genügend Zeit gewesen, ein stimmiges Gesamtkonzept für die Ludwigsstraße zu entwickeln“, betonte Pannhorst – und für einen Investor geltendes Baurecht zu schaffen. OB Ebling solle „seine Energie auf konkrete Vorschläge für die Entwicklung im Herzen unserer Stadt konzentrieren“, verlangt ÖDP-Fraktionschef Claudius Moseler, anstatt „jetzt die beleidigte Leberwurst zu geben und so zu tun, als hätte er keinerlei Einfluss auf die Geschicke an der Ludwigsstraße.“

Schmankerl am Rande: Auf der Homepage von ECE wird noch ein „Geschäftshaus Ludwigsstraße Mainz“ mit 16.000 Quadratmeter Größe und einem Investitionsvolumen von 75 Millionen Euro angepriesen. Das Projekt sei „in Planung“ steht da – „Eröffnung: 2019.“

Info& auf Mainz&: Die ausführlichen Pläne und Ideen des Bauunternehmers Dirk Gemünden für die LU könnt Ihr noch einmal in dem Mainz&-Artikel „Keine Riesenmall an der LU“ nachlesen, um den Kauf der deutschen Bank durch Gemünden geht es in diesem Artikel. Den SWR-Bericht über den möglichen Ausstieg von ECE findet Ihr hier, Infos von der BI Ludwigsstraße hier im Internet und hier bei Mainz&.

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„Frauen schlafen anders, Männer auch“ – Vortrag zum Thema Schlaf der Geschlechter

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„Frauen schlafen besser allein – Männer besser zu zweit“, sagt Hans-Günter Weeß, Psychologe und Leiter des Interdisziplinären Schlafzentrums am Pfalzklinikum Klingenmünster. Sein Vortrag „Frauen schlafen anders – Männer auch“ am 16. März 2017, um 18.00 Uhr im Rathaus wird sich mit allgemeinen gesellschaftlichen Bedingungen zum Thema Schlaf beschäftigen, aber vor allem auf geschlechterspezifische Besonderheiten eingehen. Frauen seien evolutionsbiologisch betrachtet immer für die Familie zuständig gewesen, sagt Weeß, das bedeute: „Ist der Partner da, schläft die Frau quasi an ihrem Arbeitsplatz. Und wer schläft da schon gut?“

Schlafendes Mädchen des Malers Jean-Baptiste Santerre – Foto via Wikimedia Commons

Die moderne Welt mit Smartphone, Internet, elektrischem Licht und ständiger Ereichbarkeit beeinträchtigt die Erholsamkeit des Schlafs. Weeß‘ Vortrag ist der dritte in der Vortragsreihe „Gesunder Schlaf“, der Schlafforscher warnt, dass Schlafstörungen immer weiter zunehmen. Krankheiten und psychische Störungen können die Folge sein. Darüber hinaus haben Frauen und Männer unterschiedliche Neigungen für Schlafstörungen – Sozialisation und Biologie sind dem Schlafspezialisten zufolge die Gründe.

Die Frage ist, welche Ursachen es gibt und welche Behandlungsmöglichkeiten gegen Schlafprobleme helfen können. Weeß möchte hier eine Verbesserung des Gesundheitssystems für Menschen mit Schwierigkeiten beim Schlafen erreichen. Schließlich ist der Schlaf ein physiologisches Grundbedürfnis und wichtig für die tägliche Leistungsfähigkeit und ein langes Leben. Dauerhafter Schlafmangel hat dramatische Folgen: Gereiztheit, Übergewicht, Depressionen und sogar Diabetes nennen die Experten.

Der renommierte Schlafforscher war bereits Anfang 2016 für einen Vortrag nach Mainz gekommen. Dort betonte er, dass sehr viele Menschen gegen ihren persönlichen Biorhythmus leben würden. „Deutschland steht zu früh auf“, hieß es da – die meisten Menschen leben nämlich laut Weeß gegen ihre innere Uhr. Nur ein Bruchteil von uns seien echte Frühaufsteher, sogenannte „Lerchen“, sagt der Schlafforscher, Arbeits- und Schulbeginn lägen mit 8.00 Uhr eigentlich viel zu früh.

Werden wir dauerhaft gezwungen, gegen unseren eigentlichen, angeborenen Biorhythmus zu leben, kann das krank machen, sagt Weeß – so etwa in seinem Buch „Die schlaflose Gesellschaft“. Darin enthalten: Wissen eines Mannes, der sich seit mehr als 20 Jahren klinisch und wissenschaftlich mit dem Schlaf und seinen Störungen befasst.

Die Stadt Mainz ist Mitglied des Gesunde Städte Netzwerks der Bundesrepublik Deutschland, weshalb die Stelle für Gesundheitsförderung die Vortragsreihe organisert hat. Zur Begrüßung wird Claus Hensel, Leiter des Amtes für soziale Leistungen, ein paar Worte sagen und Matthias Krell, Leiter der Landeszentrale für Gesundheitsförderung, den Abend moderieren.

Info& auf Mainz&: Der Vortrag zum Thema „Frauen schlafen anders – Männer auch“ findet am Donnerstag, 16. März 2017, um 18.00 Uhr im Ratssaal des Mainzer Rathauses statt. Einen weiteren Vortrag der Reihe „Gesunder Schlaf“ zum Thema „Was tun bei Ein- und Durchschlafstörungen?“ wird am 8. Juni 2017 von Schlafexperte Markus B. Specht gehalten. Mehr Informationen zum Thema „Die schlaflose Gesellschaft“ findet Ihr in diesem Mainz-Artikel, unser Plädoyer für längeres Schlafen – und dadurch höhere Produktivität und mehr Glück – findet Ihr hier.

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