Wir verlieren unserer Kultur – jeden Tag, denn wir haben ein Problem: Im digitalen Zeitalter sind Daten flüchtig und Informationen virtuell – damit aber stellt sich die Frage: Wie bewahren wir dieses Kulturgut eigentlich? Auf Papier Geschriebenes überdauert, selbst Daten auf Disketten, Sticks oder CDs sind wenigstens für eine Weile gespeichert und damit bewahrt. Aber wie machen wir das eigentlich mit digitalem Kulturgut? Jeden Tag verschwindet digitales Kulturgut – Websites, die vom Netz gehen, E-Mails, die gelöscht,  Apps, die nicht mehr aktualisiert werden, Dateien, die keine Software mehr lesen kann. Diesem Problem widmet sich am 29. und 30. Oktober ein Workshop des Instituts für Mediengestaltung (img) und des Studiengangs Zeitbasierte Medien der Hochschule Mainz.

In dem Workshop kommen Vertreter von verschiedenen Initiativen und Organisationen zusammen, die dem schleichenden digitalen Schwund etwas entgegenzusetzen versuchen. „Denn andernfalls“, so Projektleiter Prof. Dr. Tilman Baumgärtel, „könnten von unserem Zeitalter und der zunehmenden Digitalisierung aller Lebensbereiche irgendwann keine Dokumente und Relikte übrig bleiben und unsere Gegenwart als ein ‚dunkles Zeitalter‘ gelten, über das die zukünftige Menschheit wenig wissen wird.“

Veranstalter sind das Institut für Mediengestaltung (img) und der Studiengang Zeitbasierte Medien der Hochschule Mainz. Die Veranstaltung ist Teil eines DFG-Projekts, das von der Hochschule Mainz zusammen mit der Universität Bonn durchgeführt wird. Das Kooperationsprojekt beschäftigt sich mit dem Medienkunstprojekt „Piazza Virtuale“, das die Künstlergruppe Van Gogh TV 1992 bei der documenta 9 durchführte und das heute als Vorläufer der sozialen Medien betrachtet werden kann. Als Teil des Projekts werden die materiellen und virtuellen Relikte der 100-tägigen Medienaktion aufgearbeitet, theoretisch und historisch analysiert und bewert sowie für die langfristige Archivierung bereit gemacht.

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Am Abend des 29. Oktobers werden Mitglieder von Van Gogh TV mit Prof. Dr. Tilman Baumgärtel über „Piazza Virtuale“ sprechen. Am 30. Oktober berichten Medienarchivare aus Deutschland, Holland und den USA über ihre Arbeit.

Info& auf Mainz&: Kultur-Backup. Workshop zum Erhalt von digitalem Kulturgut am 29./30. Oktober 2019, LUX- Pavillon der Hochschule Mainz, Ludwigsstrasse 2, 55116 Mainz

PROGRAMM

Dienstag, 29. 10. 2019, 19:00 Uhr

Ein Abend mit Van Gogh TV
Benjamin Heidersberger, Mike Hentz, Karel Dudesek, Salvatore Vanasco
Moderation: Prof. Dr. Tilman Baumgärtel, Hochschule Mainz

Mittwoch, 30. 10. 2019

Workshop

9:30 – 10:30 Uhr
Keynote

Begrüßung: Prof. Dr. Tilman Baumgärtel, Hochschule Mainz
Michael Connor, Rhizome.org New York: The Art Happens Here. Rhizome´s measures to preserve internet art

10:30 – 11:45 Uhr 1. Panel: Institutionen und Individuen I

Tobias Steinke, Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt/M.: nestor – Kompetenznetzwerk digitale Langzeitarchivierung der Deutschen Nationalbibliothek
Robert Sakrowski, freier Kurator, Berlin: Kuratieren, Archivieren und Kontextualisieren von NetzKunstAktivitäten seit 1999
Moderation: Prof. Dr. Tilman Baumgärtel, Hochschule Mainz

12:00 – 13:15 Uhr 2. Panel: Rekonstruktionsprojekte

Tjarde De Haan, Bits And Bytes United, Amsterdam: FREEZE! The Reconstruction of The Digital City. A Case Study of Webarchaeology
Josephine Bosma, Autorin und Theoretikerin, Amsterdam: Preserving Early Telecommunications Art – Can we revive 40 year old works we only know from documentation?

Moderation: Julian Weinert, M. A., Hochschule Mainz

14:15 – 15:30 Uhr 3. Panel: Werkzeuge

Prof. Florian Jenett, Hochschule Mainz: Die Piecemaker-Software und ihre Anwendung im künstlerischen und wissenschaftlichen Bereich
Yvonne Zindel, Universität der Künste, Berlin: What if. Zum Potential von Games für das digitale Archivieren
Moderation: Dr. Christoph Ernst, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

15:45 – 17:00 Uhr 4. Panel: Institutionen und Individuen II

Tina Sauerländer, Radiance, Berlin: Radiance. Ein Recherche-Portal zu Virtual Reality-Kunst
Dr. Alexander Zeisberg, Mediensammlung des documenta Archivs, Kassel: Viel zu wenig, viel zu spät. – Warum der (öffentliche) Kultursektor den Netzgiganten so unterlegen ist
Moderation: Laura Katharina Mücke, M. A., Universität Wien

17:00 Uhr Abschluss
Prof. Dr. Tilman Baumgärtel, Hochschule Mainz

 

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