Seit Wochen dröhnt es ja am Himmel über Mainz, der Flugverkehr schlägt wieder voll zu – und in der Nacht zu Mittwoch hörte der Lärm auch lange nicht auf. Gleich 63 verspätete Starts genehmigte das Hessische Verkehrsministerium vergangene Nacht, ein Rekordwert. Dazu kamen drei Verspätungslandungen, die letzte Landung erfolgte um 23.39 Uhr. Als Gründe nannte das hessische Ministerium gleich drei Ursachen: ein heftiges Gewitter über Frankfurt,  technische Probleme bei der Deutschen Flugsicherung DFS – und die Luftwaffenübung Air Defender von 24 Nato-Staaten.

Ein startender Airbus am Frankfurter Flughafen. - Foto: gik
Ein startender Airbus am Frankfurter Flughafen. – Foto: gik

Seit Mai dröhnt es am Himmel über Mainz praktisch ununterbrochen, das schöne Wetter beschert dem westlichen Rhein-Main-Gebiet leider auch Ostwind – und damit massiven Fluglärm über dem gesamten südlichen Stadtgebiet. Ein Durchatmen ist nur in den Nachtstunden möglich, doch auch das wurde nun in der Nacht zum Mittwoch gestört: Gleich 63 verspätete Starts genehmigte die Hessische Luftaufsicht in der Nacht zum Mittwoch, davon 57 Starts zwischen 23.00 Uhr und Mitternacht, und noch einmal sechs Starts nach Mitternacht.

Eigentlich gilt am Frankfurter Flughafen ein absolutes Nachtflugverbot nach 23.00 Uhr, Ausnahmen können aus wichtigen und vor allem unvorhersehbaren Gründen gewährt werden – etwa bei Unwettern oder höherem Wirken, das die Fluglinien nicht zu verantworten haben. Genau diese Karte zog die Hessische Flugaufsicht, und das gleich aus drei Gründen.

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Gewitter, technische Probleme bei der DFS und Air Defender

Zum einen verursachte ein heftiges Gewitter am Mittwochnachmittag Verzögerungen im Ablauf des Flughafens, aus Sicherheitsgründen wurde zeitweise die gesamte Bodenabfertigung der Flieger gestoppt. Im benachbarten Rüsselsheim tobte das Unwetter gar so heftig, dass von einem Möglichen Tornado die Rede ist. Dazu aber seien „größere technische Einschränkungen in den Systemen der Flugsicherung“ gekommen, teilte das Hessische Verkehrsministerium weiter mit.

Eigentlich gilt am Frankfurter Flughafen ein Nachtflugverbot - das wurde in der Nacht zum Mittwoch ausgesetzt. - Foto: gik
Eigentlich gilt am Frankfurter Flughafen ein Nachtflugverbot – das wurde in der Nacht zum Mittwoch ausgesetzt. – Foto: gik

Von der Deutschen Flugsicherung (DFS) gab es dazu keine Informationen, es ist aber nicht das erste Mal, dass die DFS mit heftigen technischen Problemen zu kämpfen hat: Genau vor einem Jahr, Ende Juni 2022, hatte eine technische Störung bei der DFS für Verspätungen und Ausfälle an den Flughäfen in Deutschland gesorgt – die DFS kontrolliert von ihrem Zentrum in Langen bei Frankfurt den Luftraum in einem Großteil von Deutschland, der Bereich reicht von Kassel bis zum Bodensee.

Dazu aber verursachte offenbar nun auch die Luftwaffenübung Air Defender für Probleme: Die Nato-Übung habe „bereits tagsüber für Verzögerungen mit Auswirkungen in den Abend hinein gesorgt“, teilte das hessische Ministerium nun mit. Vor einer Woche hatte es noch geheißen, Air Defender verlaufe „ohne nennenswerte Störungen“, was genau jetzt die Verzögerungen verursachte, sagte das Ministerium nicht. In der ersten Woche von Air Defender habe es lediglich drei Verspätungslandungen gegeben.

Nachtflugverbot in Frankfurt wegen Air Defender gelockert

Bei der Luftwaffenübung „Air Defender 23“ trainieren seit dem 12. Juni und noch bis um 23. Juni 2023 insgesamt 24 Nato-Staaten sowie der Nato-Anwärter Schweden die Luftverteidigung im Nato-Raum. Beteiligt sind dabei insgesamt 10.000 Übungsteilnehmer, es ist die größte Verlege-Übung von Luftstreitkräften seit Bestehen der NATO. Zu den verschiedenen Übungsräumen gehört auch ein Übungsraum „Süd“, der hauptsächlich den Westen von Rheinland-Pfalz umfasst und bis hinunter zur Schweizer Grenze reicht.

Luftwaffe der Bundeswehr auf Übung, lackiert für "Air Defender". - Foto: Bundeswehr Zentrum Luftoperationen PAO
Luftwaffe der Bundeswehr auf Übung, lackiert für „Air Defender“. – Foto: Bundeswehr Zentrum Luftoperationen PAO

Wegen der NATO-Übung wurde das geltende Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen für die Übungstage (12. bis 16. Juni sowie 19. bis 22. Juni) bisher so angepasst: Für den Fall, dass sich während der NATO-Übung eine entsprechende Verspätungssituation aufbaut, erlauben die Hessen, die Landebahn Nordwest noch bis Mitternacht zu nutzen, um auf diese Weise etwaige Verspätungen bis 0.00 Uhr möglichst aufzulösen. „Ebenso kann sich das Geschehen auf die Nutzungsintensität spezifischer An- und Abflugverfahren zu und vom Flughafen Frankfurt auswirken“; hieß es im Vorfeld weiter.

Am Mittwoch hätten die kumulierten Verspätungen nicht mehr kompensiert, und die Abwicklung der geplanten Flüge bis Mitternacht nicht möglich gewesen, betonte die Hessische Flugaufsicht nun. So habe noch um 23.15 Uhr mit mindestens 20 Starts nach Mitternacht gerechnet werden müssen. „Mit der Erteilung der Ausnahmen wurde dieser bislang einmaligen Sondersituation Rechnung getragen“, heißt es weiter.

Info& auf Mainz&: Wieviel Dreck Flugzeuge über Mainz in die Luft entlassen, wird seit einigen Wochen an einer Messstation in Mainz-Hechtsheim gemessen – die ersten Ergebnisse haben wir hier berichtet: Erschreckend hohe Belastung durch Ultrafeinstaub.