Es wurde erneut eine riesige Narrenparty: Bei bewölktem, aber trockenem Himmel sind am Montag rund 9.500 Narren durch Mainz gezogen – der 71. Mainzer Rosenmontagszug war einer der längsten, die wohl je durch die Narrenhochburg zogen. Bis nach 17.00 Uhr rollten Wagen und liefen Fußgruppen durch die Straßen von Mainz, da waren viele Zuschauer bereits erschöpft. Bis zum Abend blieb indes alles friedlich, auch wenn der Alkoholkonsum offenbar hoch war.
Pünktlich um 11.11 Uhr hatte sich er 71. Mainzer Rosenmontagszug am Morgen in der Mainzer Neustadt in Bewegung gesetzt, es wurde ein schier endloser Narren-Lindwurm. 138 Zugnummern, rund 9.500 Mitwirkende, 155 närrische Wagen und 46 Musikgruppen mit mehr als 2.000 Musikern zogen an den Zuschauern vorbei, die sich dicht am Wegesrand drängten. Trotz des zunächst unsicheren Wetters und einzelnen Tropfen zum Start waren wieder Hunderttausende in die Mainzer Innenstadt zum Feiern gekommen.
An Besuchern dürfte es etwas weniger gewesen sein als im Vorjahr, als ein Rosenmontag der Superlative mit Kaiserwetter nach Mainz lockte. Doch auch in diesem Jahr strömten wohl mindestens 500.000 Zuschauer in die Innenstadt und standen dicht gedrängt am Straßenrand, um Fußgruppen und Wagen zuzujubeln. Vor allem von Letzteren flogen die Süßigkeiten in Massen, begeistert gejagt von den Menschen am Rand – manch einer schleppte prall gefüllte Beutel davon.
Motto Schoppen wörtliche genommen: Viel Alkoholkonsum
„Zur Fassenacht lädt Mainz am Rhein/ die ganze Welt zum Schoppe ein“, lautete das offizielle Fastnachtsmotto, und viele nahmen das offenbar wörtlich: Entlang der Zugstrecke wurde getrunken, was Flaschen und Becher hergaben. Die Polizei sprach denn auch bereits am Nachmittag von 47 alkoholisiert angetroffenen Jugendlichen, die bei insgesamt 580 Jugend-Kontrollen durch Einsatzkräfte der Polizei angetroffen wurden. In mehreren Fällen mussten Sanitäter stark alkoholisierte Personen versorgen.
Bis 16.00 Uhr kam es zudem zu insgesamt 14 Straftaten und Ordnungswidrigkeiten, davon 5 Körperverletzungsdelikte und zwei Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetzt, wie die Polizei Mainz berichtete. „Außerdem wurde ein Fall der sexuellen Belästigung angezeigt, hier kam es zum Griff an das Gesäß zweier Frauen gegen deren Willen“, so der Bericht weiter. Die Polizei war mit rund 1.000 Einsatzkräfte in der Stadt präsent, viele Beamte sicherten den Zugweg ab – was auffiel: Vielerorts standen keine Gitter, drängten die Zuschauer ungehindert auf den Zugweg.
Zu Vorfällen kam es nach Angaben des MCV aber nicht, doch der Zug bewegte sich vor allem am Anfang über weite Strecken sehr stockend und mit manch riesigen Lücken zwischen den Zugnummern vorwärts – oder eben auch nicht: Bis sich die Zugnummern allein bis zum Staatstheater vorgearbeitet hatten, das dauerte. Die insgesamt 7,2 Kilometer lange Zugstrecke zog sich in diesem Jahr für viele Teilnehmer, das Ende des Zuges erreichte das Staatstheater mit der Fernsehübertragung erst gegen 17.00 Uhr.
Highlights: Star Wars, Spaller-Eisbär und Römergarde
Viele Zuschauer waren da bereits gegangen, oder durch Alkoholkonsum nicht mehr aufnahmefähig – schade eigentlich. Denn gerade auch im hinteren Drittel des Zuges befanden sich viele Höhepunkte – etwa die Unsichtbare Römergarde oder die Aktiven des Gonsenheimer GCV, Guggemusiken oder auch der Star Wars-Wagen, der für viele Ahs und Ohs sorgte.
Ein absoluter Hingucker war zudem erneut der Wagen der „Eiskalten Spaller“ – in diesem Jahr ein überdimensionaler Eisbär, der sich tief hinab zu den Zuschauern beugen konnten, Wo möglich war es das letzte Meisterwerk der Truppe: Man sage nach 33 Jahren „Auf Wiedersehen“ hieß es auf dem Wagen. Höchst erfolgreich rollte auch der Helau-O-Mat der Hochschule Mainz durch die Straßen: Seine Narrenkappe und sein Barometer schwollen bei höherem Lärmpegel und vielen Helaus an – spannend.
Dazu kamen natürlich unzählige bunte Fußgruppen und Gardisten, gesichtet wurden unter anderem Mainzer Winzer, Herzdamen, Tanzgruppen und ein chinesischer Drache. Sogar Buchdrucker Johannes Gutenberg war mitsamt seiner Familie unterwegs, ebenso zahlreiche Aktive der Fernseh- und der Saalfastnacht – von der „Moguntia“ über die Bockius-Brüder bis hin zu den Mainzer Hofsängern. Auch die Zuschauer am Straßenrand waren vielfach bunt und kreativ kostümiert, wir trafen unter anderem eine „Familie Stinktier“ und einen sehr original aussehenden Schoppenstecher – das Zugplakettche des Jahres 2024.
Bis kurz vor Dunkelwerden rollten die Wagen, dann erreicht auch die Zugente höchst munter das Staatstheater und rollte stolz an der Sprecherkabine des SWR vorbei, wo die Zug-Kommentatoren Florian Sitte und Patricia Küll kurz zuvor noch MCV-Wagenbauer Dieter Wenger interviewt hatten – zum Abschied. Wenger legt nach 62 Jahren sein Amt zum Ende der Kampagne nieder. Die Mainzer Narren feierten am Abend indes fröhlich weiter – bei der Rosenmondnacht und in den Kneipen und Feldlagern bis tief in die Nacht.
Info& auf Mainz&: Mehr Infos zum Rosenmontagszug und den einzelnen Gruppen lest ihr hier Bei Mainz&. Und hier natürlich unsere Fotogalerie mit den ersten Fotos vom 71. Mainzer Rosenmontagszug.