Der höchste Feiertag von Mainz steht bevor: Der Rosenmontag ist da! Pünktlich um 11.11 Uhr wird dann in der Mainzer Neustadt auch der 71. Rosenmontagszug starten – es wird wieder ein Lindwurm der Superlative. 9.500 Teilnehmer werden erwartet, die 138 Zugnummern belaufen erstrecken sich über neun Kilometer Länge – das ist mehr, als der Zugweg lang ist. Mit dabei: Ein Helau-O-Mat, die Mainzer Winzer und natürlich alle neun politischen Motivwagen. Alle Infos zum großen Spektakel hier bei uns auf Mainz&.

Rosenmontagszug 2023: "Moguntia" grüßt am Dom. - Foto: gik
Rosenmontagszug 2023: „Moguntia“ grüßt am Dom. – Foto: gik

Es ist der 71. Rosenmontagszug nach dem zweiten Weltkrieg und der insgesamt 120. Zug seit Gründung des Mainzer Carnevals Vereins (MCV), der sich da an diesem Montag in Bewegung setzen wird. „Zur Fassenacht lädt Mainz am Rhein/ die ganze Welt zum Schoppe ein“, lautet das offizielle Fastnachtsmotto – und der „Schoppestecher“ ist das Zugplakettche. Es wird ein vierfarb-buntes Fest: Mit 138 Zugnummern und 9.500 anvisierten Teilnehmern ist der Zug so groß wie eh und je – ein Mammutspektakel.

7,2 Kilometer beträgt der Zugweg kreuz und quer durch die Mainzer Innenstadt, von der Ecke Boppstraße/Josefsstraße in der Mainzer Neustadt über Kaiserstraße, Große Langgasse und LU zum Dom, dann einmal um die Altstadt herum und zurück zum Schillerplatz – wenn die ersten dort ankommen, sind die letzten noch gar nicht losgelaufen. Fünf bis sechs Stunden dauert das große Narrenspektakel in der Regel, es ist der Höhepunkt der Fastnachtszeit.

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Allerscheenste, Mutter aller Garden und Guggemusik

Mit im Zug dabei: 155 Närrische Wagen oder Komiteewagen, darunter auch Aktivenwagen der einzelnen Vereine: Wer genau hinschaut, kann die Aktiven der Fernsehfastnacht oder überhaupt der Saalfastnacht erspähen – von „Dobbelbock“ über „Moguntia“ bis hin zu „Ernst Lustig“ oder den Mainzer Hofsängern. Letztere kommen traditionell ganz am Schluss, die Übrigen sind quer durch den Zug verteilt. Debn Zug eröffnet die Mainzer Ritter-Gilde, gefolgt von einer ersten Guggemusik und der MCV-Zugleitung, gleich dahinter die United States Air Force Band – immer ein Highlight.

Die Allerscheenste 2020 im Mainzer Rosenmontagszug. - Foto: gik
Die Allerscheenste 2020 im Mainzer Rosenmontagszug. – Foto: gik

Hingucken solltet Ihr auch bei der Zugnummer 8: Hier läuft der närrische Stammtisch der Allerscheenste mit, eine der Keimzellen der Mainzer Fastnacht. Gleich danach kommt mit der Mainzer Ranzengarde die Keimzelle der Garden: Die Ranzengarde ist die älteste Garde von Mainz, gegründet 1837, also im gleichen Jahr, in dem der erste Rosenmontagszug durch Mainz rollte. Die Garden, sie sind die großen Verteidiger der Mainzer Fastnachtsfreiheit gegen das, was man hier „Mucker und Philister“ nennt: Spaßbremsen und Prinzipienreiter, also alle die Nörgler, Meckerer und Besserwisser – in diesen Zeiten ein wahrlich harter Kampf gegen ein wachsendes Heer…

Für den Schwung im Zug sorgen etwa 46 Musikgruppen mit mehr als 2.000 Musikern – vom klassischen Garde-Musikzug über Showbands bis hin zu den urtümlichen Guggemusiken. Die närrischen Wagen werden zum Großteil von Traktoren gezogen – die Landwirte „demonstrieren“ dieses Mal also fröhlich im Zug mit. Ohne deren Zugmaschinen würde wahrlich Stillstand herrschen – Pferde sind inzwischen lediglich 59 dabei. Ihre Anzahl wurde immer weiter reduziert, die verbliebenen ziehen entweder Wagen, oder wurden im Rahmen der Reitercorps speziell für den Umzug geschult.

Mainzer Winzer, Helau-O-Mat und Unsichtbare Römergarde

Apropos Landwirte: Unter der Zugnummer 20 könnt Ihr eine 80 Köpfe starke Truppe bewundern – die Mainzer Winzer laufen im Zug mit. Der Grund: Genau am 12. Februar feiert der Zusammenschluss der Weinbaubetriebe in Mainz seinen 20. Geburtstag – das ist ein paar dicke Helaus Wert! Mit der Zugnummer 33 folgt gleich darauf ein weiteres Highlight: Die „Eiskalten Spaller“ sind für ihre Wagen mit riesigen beweglichen Figuren berühmt, 2023 war es ein Riesenclown, der sich majestätisch vom Wagen erhob.

Der Helau-O-.Mat der Hochschule Mainz misst die Begeisterung der Zuschauer am Straßenrand - jedes Helau zählt! - Grafik: Hochschule Mainz
Der Helau-O-.Mat der Hochschule Mainz misst die Begeisterung der Zuschauer am Straßenrand – jedes Helau zählt! – Grafik: Hochschule Mainz

Am Rosenmontag hagelt es ja ohnehin „Helaus“, aber bei der Zugnummer 81 zählt wirklich jedes einzelne Helau: Die Hochschule Mainz hat einen „Helau-O-Mat“ entwickelt – ein imposantes Stimmungsbarometer in Form einer Mainzer Narrenkappe, das von zwölf Personen auf einem Zugfahrrad angetrieben wird, wie die Hochschule im Vorfeld mitteilte. Bei dem interdisziplinären Projekt wurde ein Großfahrrad umgebaut, so soll der „Helau-o-Mat“ visuell auf die Begeisterungsrufe des närrischen Publikums reagieren, indem sich während der Fahrt die Form und Farbe des Gefährts verändert.

„Durch den Einsatz von Audio-Sensoren, LED-Lichtpanels und einer aufblasbaren Installation wird der Wagen zu einem mobilen Stimmungsbarometer“, so die Hochschule weiter: „Je nach Lautstärke verwandeln die Zuschauer die Form des Wagens und sind somit aktiv an der Gestaltung beteiligt.“ Angetrieben wird das Gefährt durch die Muskelkraft der Studierenden und ihrer Professoren mithilfe eines zehn Meter langen Zugfahrrads für zwölf Personen. Und mit der Zugnummer 122 kommt die „Unsichtbare Römergarde“, die ausnahmsweise an Rosenmontag mal sichtbar wird, und für das römische Erbe von Mainz steht.

Närrische Motivwagen mit beißender Polit-Kritik: Abschied von Wenger

Bis zur Zugnummer 81 haben bereits jede Menge Garden, Gruppen und Wagen die Zuschauer passiert – und viele der närrischen Motivwagen. Neun politische Karikaturen fahren in diesem Jahr im Mainzer Rosenmontagszug mit, vom „Fliegenden Robert“ über „Olaf, den Piratenkapitän“ bis hin zu eingesperrten Friedenstaube. Es sind die letzten Motivwagen, die der Meister-Wagenbauer Dieter Wenger gebaut hat – da geht eine echte Ära zuende.

Der blinde Piratenkapitän Olaf auf dem sinkenden Schiff - so sehen die Narren Bundeskanzler Scholz (SPD). - Foto: gik
Der blinde Piratenkapitän Olaf auf dem sinkenden Schiff – so sehen die Narren Bundeskanzler Scholz (SPD). – Foto: gik

Der Zugweg des Rosenmontagszuges ist übrigens seit Jahren unverändert – in der Geschichte des närrischen Lindwurms wurde er aber schon 35 Mal verändert. Entlang der Strecke sorgen Hunderte von Absperrgittern mit einer Länge von zwei Kilometern für Sicherheit an den Hotspots des Zugwegs, quer durch die Stadt wurden bereits in den vergangenen Tagen rund 310 Halteverbotsschilder platziert – die gesamte Mainzer Innenstadt ist am Rosenmontag Sperrzone. Eine Karte zum Zugweg findet Ihr am Ende des Textes.

Für Sicherheit sorgen unter anderem rund 1.000 Polizeibeamte, alle Zufahrtsstraßen werden mit extra Car-Bloc-Anlagen oder aber großen Lastwagen oder Müllautos gegen Angriffe blockiert. Das führt etwa dazu, dass Busse oder Straßenbahnen in der Schillerstraße am Proviantamt immer kurz warten müssen, bis der blockierende Lkw weggefahren wurde, die Maßnahme ist schon seit einigen Jahren in Kraft.

Zugente und Meenzer Schwellköpp: Die Wahrzeichen des Umzugs

Die Gesamtkosten für den Rosenmontagszug verrät der Mainzer Carneval Verein (MCV) nicht, klar ist nur: sie müssen inzwischen bei locker einer Million Euro liegen. Besonders die Kosten für die Sicherheit waren in den vergangenen zwei Jahren explodiert, die Stadt Mainz gibt deshalb erstmals dieses Jahr 200.000 Euro für die Sicherheit dazu. Dazu leistet die Stadtverwaltung mit Gittern, Absperrungen, aber auch der Straßenreinigung oder auch Toilettenanlagen zusätzlich einen Beitrag im Wert von rund 800.000 Euro.

Die Schwellköppe sind DAS Markenzeichen der Mainzer Straßenfastnacht. - Foto: gik
Die Schwellköppe sind DAS Markenzeichen der Mainzer Straßenfastnacht. – Foto: gik

Das aber lohnt sich: Durch die Fastnacht wird jedes Jahr ein enormes Umsatzplus in Handel, Gastronomie und Hotellerie erzielt – als Werbefaktor für die Stadt Mainz ist der Rosenmontag ohnehin unbezahlbar.  Der SWR sendet ab 10.30 Uhr live aus Mainz, ab 12.10 Uhr ist auch das Erste dabei, wechselt aber um 14.00 Uhr zum Karnevalszug nach Köln. Im SWR wird dagegen der komplette Zug bis nach 16.00 Uhr zu sehen sein. Parallel dazu wird der Rosenmontagszug auch in der ARD Mediathek gestreamt, und ist dort natürlich auch im Nachhinein abrufbar.

Das Ende des großen Umzuges wird traditionell von der Zugente markiert, dem Maskottchen des Rosenmontagszuges – heiß geliebt von den Mainzern: „Ente gut, alles gut“ heißt es hier.. Davor ist noch ein Meer von Fahnenschenkern zu sehen – und die Meenzer Schwellköppe natürlich, DAS Symbol der Meenzer Straßenfastnacht. Die überdimensional großen Pappmachéköpfe zeigen, satirisch überspitzt, typische Physiognomien von Mainzer Charakteren beiderlei Geschlechts – vom „Karlche“ über die „Bawett“ bis hin zum „Fleebutz“, Inzwischen ergänzen 12 Kinder-Schwellköppe die Familie.

Wagenbauer Dieter Wenger und seine Zugente. - Foto: gik
Wagenbauer Dieter Wenger und seine Zugente. – Foto: gik

Rund 550.000 Zuschauer werden jedes Jahr zu dem Großspektakel erwartet – 2023 waren es sogar mehr als 600.000, die einen Rosenmontagszug der Superlative im ersten Jahr nach den Corona-Ausfällen feierten. Bei perfektem Wetter und grandioser friedlich-närrischer Stimmung feierte ganz Mainz einen der schönsten Rosenmontage ins seiner Geschichte – wir sind gespannt, ob 2024 da mithalten kann: Das Wetter zumindest soll durchwachsen werden. Aber Petrus ist ja bekanntlich ein Mainzer – Gott Jokus wird es schon richten!

Info& auf Mainz&: Alles zu den Närrischen Motivwagen lest und seht (Fotos!!) Ihr hier auf Mainz&.  Mehr zum Programm der Straßenfastnacht in Mainz und der Rosenmondnacht nach dem Zug, lest Ihr hier bei Mainz&. Und hier der Zugweg des Mainzer Rosenmontagszuges zum Nachgucken:

Zugweg des Mainzer Rosenmontagszuges 2024. - Grafik: Stadt Mainz
Zugweg des Mainzer Rosenmontagszuges 2024. – Grafik: Stadt Mainz