Die Afrikanische Schweinepest ist im Rhein-Main-Gebiet weiter nicht im Griff: Ende Dezember hatten neue Funde von mit dem Virus gefallenen Wildschweinen im Rheingau sowie bei Ingelheim und auf einer Rheininsel gezeigt, dass die hochgradig ansteckende Tierseuche weiter in der Region wütet – allen Eindämmungsversuchen zum Trotz. Das hatte jetzt auch Auswirkungen auf den Tierpark Gonsenheim: Vier Wildschweine des Tierparks wurden jetzt von der Stadt Mainz vorsorglich getötet – obwohl sie nicht infiziert waren.

Ein ausgewachsenes Wildschwein an einer Suhlpfütze. - Foto: via Wikimedia
Ein ausgewachsenes Wildschwein an einer Suhlpfütze. – Foto: via Wikimedia

Die Afrikanische Schweinepest war im Juni 2024 im Kreis Groß-Gerau erstmals bei einem verendeten Wildschwein nachgewiesen worden, seither breitet sich die tödliche Tierseuche trotz umfangreicher Schutzmaßnahmen immer weiter aus: Zuerst in Hessen, dann auch in den angrenzenden Regionen in Rheinland-Pfalz sollten Betretungsverbote und Schutzzäune die Ausbreitung eindämmen, das aber klappte nicht so richtig: Bereits im Juli 2024 mussten allein in Hessen mehr als 1.300 Hausschweine aus Seuchenschutzgründen getötet werden, auch bei Oppenheim wurden infizierte Wildschweine gefunden.

Die Afrikanische Schweinepest ist eine für Haus- und Wildschweine hoch ansteckende und meist tödliche Tierseuche, für den Menschen ist sie indes ungefährlich. Allerdings spielt der Mensch eine entscheidende Rolle bei der Ausbreitung der Seuche: Ein wichtiger Übertragungsweg sind achtlos weggeworfene Speisereste, da das Virus jahrelang sogar in behandelten Fleischprodukten wie Schinken oder Salami überleben kann. Zudem können Menschen und auch ihre Hunde das Virus unbemerkt weitertragen, und so zur Verbreitung beitragen, zeitweise galt deshalb auch für das Stadtgebiet Mainz eine Leinenpflicht für Hunde.

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Schweinepest weiter nicht im Griff: Neue Fälle bei Ingelheim

Doch trotz Zäunen am Rhein, trotz Schutzzonen und Begrenzungen – die Tierseuche ist in der Region weiter nicht im Griff. Seit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) wurden allein in Hessen knapp 200.000 Hektar Fläche wurden mit Wärmebilddrohnen oder ausgebildeten Kadaversuchhunden abgesucht – und dabei 2.176 Wildschweinkadaver gefunden, von denen 647 positiv auf das Virus getestet wurden. Ende Dezember gab es dann neue Fälle bei Wildschweinen in der Nähe von Seeheim-Jugenheim sowie an der Hessischen Bergstraße – also Fälle außerhalb des bisher als Kernzone definierten Gebietes.

Suche im Wald nach infizierten und verendeten Wildschweinen. - Foto: Hessisches Agrarministerium
Suche im Wald nach infizierten und verendeten Wildschweinen. – Foto: Hessisches Agrarministerium

„Das Seuchengeschehen ist nach wie vor dynamisch“, räumte das Hessische Landwirtschaftsministerium ein, und dynamisch bewegen sich auch die Wildschweine: Mitte Dezember wurden mehrere infizierter Wildschweine im hessischen Rheingau-Taunus-Kreis sowie auf der Mariannenaue im Rhein gefunden, das löste umgehend eine neue Sperrzone aus, die von den Mainzer Stadtteilen Gonsenheim, Finthen und Mombach über den Budenheimer Lennebergwald nach Schwabenheim, Ingelheim, Gau-Algesheim und das Naturschutzgebiet „Fulderaue – Ilmenaue“ in Bingen-Gaulsheim reicht. Hier gilt seither eine Anleinpflicht für Hunde sowie ein Jagdverbot.

Inzwischen aber wurden infizierte Wildschweine auch am Rheinufer bei Ingelheim nachgewiesen – die Tiere überschwimmen gerne mal den Rhein. Und das hatte jetzt gravierende Folgen für vier Wildschweine im Wildpark Mainz-Gonsenheim: Wie die Stadt Mainz am Dienstag mitteilte, wurden die vier Tiere am Montag durch einen Jäger getötet – obwohl sie nicht infiziert waren. Die Tötung sei „auf dringende Empfehlung des Veterinäramtes des Landkreises Mainz-Bingen“ erfolgt, betonte die Stadt Mainz.

Vier Wildschweine im Wildpark Mainz vorsorglich getötet

Zur Begründung hieß es: Die Afrikanische Schweinepest sei inzwischen so nah an das Mainzer Stadtgebiet herangerückt, dass eine große Gefahr bestanden habe, dass sich die Gonsenheimer Wildschweine durch eine Fütterung durch Besucher infiziert hätten – und dann qualvoll verenden wären. „Das Areal kann leider nicht oder nur schwer so abgetrennt werden, dass diese verbotene Fütterung unmöglich ist“, begründete die Stadt das Vorgehen. Alternative Lösungen zur Tötung der Wildschweine „hätten zugleich keine letzte Sicherheit geboten“, heißt es weiter: Der mögliche Bau eines Stalls sei geprüft und als nicht-artgerechte Haltung verworfen worden, ein Transport der Tiere an einen anderen Haltungsort außerhalb einer Restriktionszone sei rechtlich nicht zulässig.

Die Gefahr für Hausschweine durch die Afrikanische Schweinepest ist hoch, hier Tiere auf einem Biohof in der Eifel. - Foto: gik
Die Gefahr für Hausschweine durch die Afrikanische Schweinepest ist hoch, hier Tiere auf einem Biohof in der Eifel. – Foto: gik

Die Folgen einer Infektion der Tiere wären hingegen schwerwiegend gewesen, rechtfertigt sich die Stadt Mainz weiter: „Wäre die Tierseuche im Wildpark aufgetreten, hätte rund um den Fundort eine Schutz- und eine Überwachungszone mit Drei- und Zehn-Kilometer-Radius eingerichtet werden müssen, in der erhebliche Einschränkungen auch für die Bevölkerung hätten angeordnet und durchgesetzt werden müssen.“ Gerade auch im Gonsenheimer Wald wäre dann mit zusätzlichen Absperrungen und Betretungsverboten zu rechnen gewesen.

Schlimmer noch wären die wirtschaftlichen Folgen für im Umfeld liegende Betriebe gewesen, die im Voll- oder Nebenerwerb Hausschweine halten. „Im Wildgatter gehaltene Wildschweine werden veterinärrechtlich wie ein Hausschweinebestand behandelt und auch reglementiert“, betont die Stadt Mainz weiter. Betroffen gewesen wären bei einer Infektion allein im Kreis Mainz-Bingen 18 schweinehaltende Betriebe mit rund 100 Tieren, dazu weitere Betriebe in Hessen, die ebenfalls im 10-Kilometer-Radius liegen. „Für diese Betriebe wäre ein immenser finanzieller Schaden entstanden, die Einschränkungen für die Haltung der Schweine sowie die Verarbeitung und Vermarktung des Fleisches wären groß“, so die Begründung weiter.

Hessen fordert Strategie zur Bekämpfung der ASP durch den Bund

Das Land Hessen fordert inzwischen von der Bundesregierung deutlich stärkere Unterstützung bei der Bekämpfung der ASP: Der Bund müsse die logistische Unterstützung der Länder verbessern, Wartung von Zäunen entlang von Autobahnen und Raststätten regelmäßig durchzuführen und den Bau von Schutzzäunen an Wasserstraßen wie dem Rhein prüfen, fordert das hessische Agrarministerium. Auch bräuchten Schweinehalter in den Sperrzonen mehr finanzielle Unterstützung, die Forschung für einen ASP-Impfstoff müsste verstärkt und besser finanziert werden.  Es brauche „Solidarität und eine klare finanzielle Unterstützung durch den Bund, um den Fortbestand der Schweinehaltung in Deutschland zu sichern“, betonte Agrar-Staatssekretär Daniel Köfer.

Info& auf Mainz&: Einen ausführlichen Bericht zur Afrikanischen Schweinepest, wo sie herkommt, und wie sie übertragen wird, findet ihr hier bei Mainz&.