Mauern eines alten römischen Wohnhauses, Reste einer römischen Fußbodenheizung, aber vor allem Steindruckplatten vom Ende des 19. Jahrhunderts – das ist die „Ausbeute“ der Archäologen bei den Arbeiten auf dem Gelände der früheren Residenzpassage. Seit Monaten wird das frühere Kino samt angeschlossener Einkaufspassage abgerissen, um einem Neubau mit Wohnungen und Büros zu weichen, doch bevor der Neubau beginnt, haben von Gesetzes wegen die Archäologen in Mainz das Sagen: Und die fanden im Rahmen der sogenannten Stadtkerngrabung auf Funde von der Römerzeit bis zum Zweiten Weltkrieg. Spektakulär sind die Funde nicht, doch sie geben Einblicke vor allem in das Leben während der Kaiserzeit auf diesem Areal.

Steindruckplatten vom Ende des 19. oder frühen 20. Jahrhunderts einer ehemaligen Druckerei Walter, gefunden in der Baugrube der alten Residenzpassage. – Foto: Agentur Bonewitz

Zu Zeiten der Römer dürfte hier, zwischen Schillerstraße und Großer Langgasse, das pralle Stadtleben der Siedlung Mogontiacum getobt haben, nur wenige Schritte weiter, unter der Römerpassage, liegt der Isistempel – entlang der Großen Bleiche vermuten die Archäologen den damaligen Tempelbezirk der Stadt. Auf dem Kästrich lag das große Römerlager, zu seinen Füßen erstreckte sich das römische Mainz bis an den Rhein – mit Wohnhäusern, Tempeln und Gewerbe.

In der Baugrube der einstigen Residenzpassage fanden die Archäologen nun Überreste von Grundstücksmauern und einer römischen Heizung aus dem 2. Jahrhundert nach Christus. „Hier stand in der römischen Zeit ein Wohngebäude, das in ein recht wohlhabendes Viertel eingebettet war“, sagte Marion Witteyer, Leiterin der Direktion Landesarchäologie in Mainz am Donnerstag bei der Vorstellung der Funde.

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Grabungsarbeiten auf dem Gelände der alten Residenzpassage. – Foto: Agentur Bonewitz

Die Highlights der Ausgrabung stammen allerdings aus der neuesten Zeit: Die Ausgräber fanden nämlich diverse gut erhaltene Steindruckplatten mit verschiedenen Motiven, darunter unter anderem eine Stadtansicht und diverse Etiketten von Weinhandlungen. „Wir haben vereinzelt auch Druckvorlagen gefunden, deren Auftraggeber bzw. Firmen es heute noch gibt“, sagte Witteyer. Über 20 solcher, mithilfe einer Steinpresse hergestellten Druckerzeugnisse holten die Archäologen aus dem Boden. Die Druckplatten stammen aus dem Zeitraum zwischen dem späten 19. und Mitte des 20. Jahrhunderts.

Eine weitere Steindruckplatte, gefunden in der Baugrube unter der ehemaligen Residenzpassage. – Foto: Agentur Bonewitz

Bei ihren Recherchen zu den Funden fand Witteyer heraus, dass hier einst eine Druckerei stand, die von Georg August Walter geführt wurde. Der Lithograph und Drucker sei vor dem Zweiten Weltkrieg im Besitz der beiden Häuser 32 und 34 in der Schillerstraße gewesen. „Mit diesen Platten haben wir Gegenstände gefunden, die die Existenz der Druckerei an dieser Stelle belegen“, sagte Witteyer – bislang habe es dazu nur schriftliche Quellen gegeben. Der Fund sei deshalb auch für Historiker interessant – die Druckplatten belegen ein echtes Stück Mainzer Stadtgeschichte.

Info& auf Mainz&: Leider konnten wir nicht selbst an dem Termin teilnehmen, wie haben unsere Informationen deshalb aus einer Pressemitteilung der Agentur Bonewitz bezogen – ebenso die Fotos. Mehr zur Geschichte von Mainz in der Kaiserzeit und der Weimarer Republik findet Ihr hier bei regionalgeschichte.de.

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