Bislang galt Mainz als nahezu „Mosaik-lose“ Stadt, doch das soll sich nun in der öffentlichen Wahrnehmung ändern: Auch das antike römische Mainz besaß Villen, die mit prachtvollen Fußboden-Mosaiken geschmückt waren – und davon gab es deutlich mehr, als bislang bekannt. Knapp ein Dutzend Fundorte römischer Mosaiken sind in Mainz bekannt, ihre Überreste sollen in der Zukunft in einer Sonderausstellung im Mainzer Landesmuseum gezeigt werden. Den Anfang macht gleich das Prunkstück: Das Orpheus-Mosaik, gefunden in der Mainzer Altstadt.

Das in Mainz gefundene Orpheus-Mosaik ist nun im Mainzer Landesmuseum zu sehen. - Foto: gik
Das in Mainz gefundene Orpheus-Mosaik ist nun im Mainzer Landesmuseum zu sehen. – Foto: gik

Es war im Jahr 1995, als in der Badergasse in der Mainzer Altstadt eine Sensation entdeckt wurde: ein sechs mal sechs Meter großes Fußbodenmosaik aus der Römerzeit. Bestehend aus mehr als 320.000 Einzel-Steinen ist es das größte, bisher in Mainz gefundene Bodenmosaik, und wohl auch eines der größten in Deutschland. Der reich mit Ornamenten bedeckte Steinfußboden zierte einst eine römische Stadtvilla im Mogontiacum des 3. Jahrhunderts nach Christus, in seinem Zentrum thront eine Orpheus-Figur mit seiner Kithara, einer Vorläuferin der heutigen Harfe.

Nach seiner Restauration und Rekonstruktion verschwand das Mosaik allerdings für Jahrzehnte in den Archiven, erst im Juli 2022 wurde es auf Betreiben der Initiative Römisches Mainz (IRM) erstmals wieder bei den Mainzer Römertagen gezeigt. Danach stellte sich die Frage: Wie weiter mit dem Orpheus-Mosaik? Die IRM plädierte vehement für eine weitere öffentliche Präsentation, hatte doch einst der Stifter eines Großteils des Geldes für die Restaurationsarbeiten, der frühere IRM-Vorsitzende Gerd Krämmer, zur Auflage gemacht, das Mosaik öffentlich zu zeigen.

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Neue Ausstellung wird Orpheus und weitere Mosaike zeigen

Seit Juli nun können die Mainzer und ihre Gäste das 12 Quadratmeter große Werk im Mainzer Landesmuseum bestaunen: „Das beeindruckende Mosaik, das die griechische Sagengestalt Orpheus bei seinem Trauergesang um seine verstorbene Gattin Eurydike darstellt, wird einen dauerhaften Platz in unseren Räumen finden“, freute sich die Museumsdirektorin Birgit Heide.

Das Orpheus-Mosaik im Mainzer Landesmuseum: Blick in die römische Alltagsgeschichte. - Foto: gik
Das Orpheus-Mosaik im Mainzer Landesmuseum: Blick in die römische Alltagsgeschichte. – Foto: gik

Und Orpheus soll nicht alleine bleiben: Im Zuge der nächsten Monate sollen weitere Mosaikfunde die Präsentation ergänzen. Das Landesmuseum Mainz werde erstmals die gesamte Pracht der römischen Mosaike zeigen, und so spannende Einblicke in die römische Geschichte ermöglichen, sagte Innenminister Michael Ebling (SPD) am Dienstag in Mainz.

Denn: Im Mainzer Stadtgebiet gab es seit mehr als hundert Jahren diverse weitere Mosaik-Funde aus dem römischen Mainz. So wurde etwa 1921 im Keller des Hauses Badergasse 1, damals die Weinhandlung Ludwig Groß, ein weiteres Stück eines antiken römischen Fußbodens entdeckt – und zwar „beim gründlichen Auskehren des Kellers“, wie der stellvertretende Landesarchäologe Jens Dolata gegenüber Mainz& berichtete. Das zweite Mosaik habe sich in einem Kellerabgang verborgen, der genau auf der anderen Straßenseite des Fundortes des Orpheus-Mosaiks gelegen habe.

Mainz: Von der Mosaik-losen zur Mosaik-armen Stadt

Tatsächlich hätten beide Mosaike zu demselben Gebäude in der Antike gehört, berichtete Dolata weiter: „Das zeigt, dass diese römische Stadtvilla sehr repräsentativ gehalten war.“ Das zweite Mosaik sei einfacher, und „nur“ mit Ornamenten geschmückt, das Orpheus-Motiv in der Antike sehr weit verbreitet gewesen: „Das Motiv war im Hellenismus angelegt, und bis weit in die Spätantike hinein verbreitet“, berichtete Dolata. Es gebe Beispiele von Orpheus-Mosaiken rund ums gesamte Mittelmeer und bis hinauf nach Britannien.

Fundorte römischer Mosaike (rot eingekreist) auf einer Karte aus den 1930er Jahren. - Karte: Landesarchäologie
Fundorte römischer Mosaike (rot eingekreist) auf einer Karte aus den 1930er Jahren. – Karte: Landesarchäologie

„Wir werden in der weiteren Ausstellung versuchen, diese Fäden aufzunehmen und hier auszubreiten“, sagte Dolata. Denn zu dem Orpheus-Mosaik sollen in den kommenden Monaten sukzessive weitere Mosaikfunde hinzukommen und die Schönheit und den Reichtum des antiken Mogontiacum beleuchten helfen. Die reich verzierten Mosaike seien „nicht nur ein Hingucker, sondern verraten auch neue Erkenntnisse zur Stadt-Topographie des römischen Mainz, und werfen damit zugleich ein ganz neues Licht auf die zivile Siedlung eines der wichtigsten militärischen Standorte der römischen Zeit am Rhein“, betonte denn auch Landesarchäologin Stephanie Metz.

„Mainz war sicher nicht so oppulent geschmückt wie Köln oder Trier“, sagte Dolata – aber das sei vielleicht auch einfach der Überlieferung geschuldet: In Mainz wurden womöglich bisher einfach nur weniger Mosaikreste gefunden. Tatsächlich sei mit Blick auf Mainz bisher die Rede „von einer Mosaik-armen Stadt, sogar eine Mosaik-lose Stadt gewesen“, sagte Dolata. Letzteres halte er aber für falsch: „Wir machen die Ausstellung, um genau das zu überwinden, damit wir wenigstens mal von der Mosaik-Losigkeit in die Mosaik-Armut kommen.“

Info& auf Mainz&: Mehr zum antiken römischen Orpheus-Mosaik könnt Ihr auch hier bei Mainz& lesen. Informationen zum Mainzer Landesmuseum und seinen Öffnungszeiten findet Ihr hier im Internet. Ende Januar soll es zudem einen wissenschaftlichen Vortrag des stellvertretenden Landesarchäologen Jens Dolata über die antiken römischen Mosaikfunde in Mainz.