Erschütternde Umfrage ein halbes Jahr vor der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz für die SPD: Nach den jüngsten Zahlen des Meinungsinstituts INSA im Auftrag der BILD-Zeitung droht den seit 35 Jahren regierenden Sozialdemokraten ein Desaster. Denn: Die Umfrage sieht die SPD in Rheinland-Pfalz nur noch auf Platz drei – erstmals wurde die Regierungspartei von der in Teilen rechtsextremen AfD überholt. Unangefochten vorn liegt bislang weiter die CDU-Opposition. Die FDP kann in der Umfrage zulegen, liegt aber weiter unter der Fünf-Prozent-Hürde. Droht der SPD also 2026 in Mainz eine „Wahl-Klatsch“, wie die BILD meint? Eine Analyse von Mainz&.

Die Landtagswahl 2026 in Rheinland-Pfalz könnte eine der spannendsten für das Bundesland im Südwesten werden: Seit 1991 regieren die Sozialdemokraten in der einstigen CDU-Hochburg im Südwesten. In allen bisherigen Wahlen konnte die lange Zeit zerstrittene Union nie einen Wechsel erzwingen, das lag auch an beliebten Ministerpräsidenten wie Kurt Beck und Malu Dreyer. Nun aber könnte sich das Blatt wenden: Seit Monaten kommt die regierende SPD nicht aus dem Umfragekeller.
Das dürfte auch daran liegen, dass in Mainz noch immer eine Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP regiert – das Modell der „Ampel“ hat in Deutschland aber seit der krachend gescheiterten Berliner Ampel massiv an Zuspruch verloren. Seither sinken die Zustimmungswerte zu den Grünen und ihrer Politik erheblich, die FDP flog gar aus dem Deutschen Bundestag und rangiert deutschlandweit in allen Umfragen bei um die 3 Prozent. Und auch die SPD kämpft seit der Wahl im Februar mit weiter sinkenden Umfragewerten – zuletzt holte sie im einstigen Stammland Nordrhein-Westfalen bei den Kommunalwahlen gerade einmal 22,1 Prozent im landesweiten Schnitt.
Droht der SPD eine „Wahl-Klatsche“ im März 2026?
Jetzt drohe auch in Rheinland-Pfalz der SPD „die nächste Wahl-Klatsche“ titelte nun vergangenen Samstag die BILD-Zeitung, in Rheinland-Pfalz stehe im kommenden März „ein politisches Erdbeben“ bevor. Denn: In der neuesten Umfrage für die Landtagswahl im März 2026 würden die Genossen „nach unten durchgereicht“ und landeten nur noch auf Platz 3 – hinter der AfD. Auf Platz 1 liegt demnach weiter die CDU mit deutlichem Abstand.

Im neuen Rheinland-Pfalz-Trend des Instituts INSA für BILD schießt demnach die AfD um vier Prozentpunkte nach oben und erreicht 23 Prozent. Damit zieht sie zum ersten Mal an der SPD vorbei – und das, obwohl die Sozialdemokraten sogar um einen Prozentpunkt leicht zulegen können. Damit sprachen sich in der vom 16. bis 23. September 2025 durchgeführten Umfrage 22 Prozent der Befragten für die SPD aus, aber 23 Prozent für die AfD. Mit 27 Prozent liegt die CDU weiter an der Spitze, muss allerdings einen Prozentpunkt abgeben.
Für Rheinland-Pfalz ist das ein absolutes Novum: Bislang spielte die AfD keine besonders starke Rolle im Bundesland – bei der Landtagswahl am 14. März 2021 kam die AfD auf gerade einmal 8,3 Prozent und landete damit noch hinter den Grünen, die 9,3 Prozent holten. Die regierende SPD kam damals unter Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) auf starke 35,7 Prozent, die CDU landete mit 27,7 Prozent abgeschlagen auf Platz 2. Die FDP zog mit 5,5 Prozent erneut in den Mainzer Landtag ein, und konnte mit SPD und Grünen die Ampel-Koalition fortsetzen.
Wähler wenden sich von Ampel ab, Höhenflug der Linken gestoppt?
Doch seither hat sich die Welt dramatisch geändert: Genau vier Monate nach der Landtagswahl brach die Flutkatastrophe im Ahrtal mit 136 Toten und der Verwüstung eines ganzen Tals über das Land herein, das Management der Flutkatastrophe für durch die Landesregierung steht bis heute stark in der Kritik. Ein Jahr nach der Landtagswahl, im Februar 2022, überfiel Russland die Ukraine, seit dem 7. Oktober 2023 erschüttern die Folgen des brutalen Überfalls der Hamas auf Israel die Welt und auch Deutschland. Das Agieren der Ampel-Regierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in den Krisen führte zu weiterem Abwenden von der Ampel.

Das Ampel-Aus wirkt weiter nach, alle drei Parteien leiden seither unter teils massivem Schwund bei den Zustimmungswerten. Die Grünen können sich in der INSA-Umfrage immerhin bei 9 Prozent halten, interessant ist dabei auch: Nach Monaten im absoluten Stimmungskeller legt die FDP bei dieser Umfrage um zwei Prozentpunkte zu. Dennoch kämen die Liberalen mit 4 Prozentpunkten nach derzeitigem Stand nicht wieder in den Mainzer Landtag. Schlechter ergeht es nur den Freien Wählern: Waren sie 2021 noch mit 5,4 Prozent furios in den Landtag eingezogen, sprechen sich jetzt nur noch 3 Prozent für die Freien Wähler aus – Ergebnis von Querelen, Intrigen und Spaltung.
Auch der durch die Bundestagswahl ausgelöste Höhenflug der Linken scheint gestoppt: Im INSA-Trend verliert die Partei im Vergleich zu Ende März gleich drei Prozentpunkte und kommt nur noch auf 6 Prozent. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) verliert ebenso und läge derzeit nur noch bei 4 Prozent. Die Machtoptionen seien deshalb eindeutig, konstatiert die BILD: CDU und SPD wären nach derzeitigem Stand das Bündnis der Wahl, zusammen kämen sie auf eine stabile Mehrheit von 49 Prozent. Eine Mehrheit hätten auch CDU und AfD, die CDU hat eine solche Zusammenarbeit aber kategorisch ausgeschlossen.

Verliert Ministerpräsident Schweitzer 2026 die Macht?
Eine Vermutung für den steilen Aufstieg der AfD hat man indes bei der BILD-Zeitung auch: Grund könne die OB-Wahl in Ludwigshafen sein, bei der der AfD-Kandidat Joachim Paul wegen Zweifeln an seiner Verfassungstreue nicht antreten durfte. „Der Blitz-Aufstieg könnte ein Protest der Rheinland-Pfälzer sein“, analysiert die Zeitung. Für Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) muss das ein Alarmsignal sein: Der Pfälzer übernahm seinen Job im Juli 2024 von Malu Dreyer, im März 2026 will er zum ersten Mal als Ministerpräsident von den Rheinland-Pfälzern gewählt werden.

„Mit dem dritten Platz für die SPD und fünf Punkten Rückstand zur CDU sinken die Chancen von Alexander Schweitzer, Ministerpräsident zu bleiben“, zitiert die BILD INSA-Chef Hermann Binkert. Wichtig werde im März 2026, welche der kleineren Parteien den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde schaffe. Mit dem derzeitigen Trend aber könnte es erstmals seit Jahrzehnten für die Sozialdemokraten in Rheinland-Pfalz wirklich eng werden – für die SPD wäre der Verlust der Staatskanzlei in Mainz ein herber Rückschlag.
Dabei ist die SPD durchaus gewarnt: Schon bei der Bundestagswahl im Februar erreichte die AfD in Rheinland-Pfalz bislang nie gedachten Zuspruch: Die in Teilen rechtsextreme Partei kam bereits im Februar auf 20,1 Prozent, und lag damit vor der SPD, die auch in Rheinland-Pfalz nur magere 18,6 Prozent holte. Besonders in der Pfalz rund um Kaiserslautern fuhr die AfD starke Ergebnisse ein, einen Turnaround scheint Ministerpräsident Schweitzer bislang nicht geschafft zu haben. Bei der SPD geht man bislang davon aus, das Blatt noch wenden zu können, so wie bei vielen Landtagswahlen zuvor, doch sicher ist das keineswegs: Die Stimmung im Land ist generell nicht pro-SPD, wie auch die Kommunalwahl in NRW deutlich machte.
Sinkendes Vertrauen in SPD-Kompetenzen bei wichtigen Themen
Und die BILD ist nicht die einzige Zeitung, die diesen Trend ausmacht: Bereits im Juni machte der bislang jüngste Politrend des SWR einen regelrechten Absturz der SPD bei den Wählern in Rheinland-Pfalz aus, besonders in Sachen Kompetenz und Vertrauen. Erstmals trauten da auch die Wähler in Rheinland-Pfalz mit 28 Prozent der Oppositionspartei CDU eher zu, die wichtigsten Aufgaben in Rheinland-Pfalz zu lösen die SPD kam nur noch auf 23 Prozent – ein Einbruch um 13 Prozentpunkte.

Achillesferse für die SPD bleibt zudem die Bildungspolitik, eigentlich ein Kernthema der Sozialdemokraten in Rheinland-Pfalz, hatte doch einst Kurt Beck mit Themen wie „Ganztagsschule“ oder „kostenlose Kitas“ zwei Landtagswahlen gewonnen. Doch zuletzt stürzte Rheinland-Pfalz gerade im Bildungsmonitor weiter deutlich ab – und auch die vom Bund der Steuerzahler gerade wieder im „Schwarzbuch“ gerügten jahrelangen Pensionszahlungen für beurlaubte Staatssekretäre sorgten für erhebliche Empörung.
CDU-Generalsekretär Johannes Steiniger formulierte in seiner Reaktion Kritik, wie sie viele Rheinland-Pfälzer auch in den sozialen Netzwerken äußerten: „Diese Landesregierung macht aus dem Staat einen Selbstbedienungsladen: heute teure Pensionen, morgen Beförderungen für Parteifreunde oder maßgeschneiderte Förderbescheide. Dieser Filz muss endlich ein Ende haben.“ Ob die Rheinland-Pfälzer das auch so sehen, entscheidet sich am 22. März 2026.
Info& auf Mainz&: Den ganzen Text der BILD-Zeitung zur Umfrage zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz findet Ihr hier im Internet, allerdings hinter einer Paywall. Unseren Bericht über den Politrend des SWR vom Juni könnt Ihr ausführlich noch einmal hier bei Mainz& nachlesen.