Die hohen Temperaturen und die niedrigen Wasserstände haben jetzt eine höchst unangenehme Folgen: An den Flüssen und in den Seen blühen die Blaualgen. Die grünen Algen vermehren sich besonders in Gewässern mit wenig Sauerstoff, Blaualgen sind Cyanobakterien, die Giftstoffe ins Wasser absondern und so Gesundheitsschäden hervorrufen können. An der Mosel wurden jüngst Rekordwerte gemessen, das Land warnt eindringlich davor, jeden Kontakt mit Wasser dort zu vermeiden. Doch auch am Rhein bei Bingen vermehren sich die grünen Algenteppiche im Uferbereich.

Blaualgen am Rheinufer bei Bingen in Höhe des Mäuseturms. - Foto: gik
Blaualgen am Rheinufer bei Bingen in Höhe des Mäuseturms. – Foto: gik

„Achtung Blaualgen“, warnen derzeit Schilder am Rheinufer bei Bingen in Höhe des Mäuseturms: „In den Rheinkribben treten derzeit vermehrt Blaulagen auf, die Hautreizungen und allergische Reaktionen bei Mensch und Tier auslösen können“, heißt es auf den Schildern, auf denen gewarnt wird: „Baden Sie keinesfalls in diesem Gewässer!“ Auch Hunde müssten vom Wasser ferngehalten und am besten angeleint werden.

Blaualgen sind eigentlich Bakterien, die nach Angaben des Landesumweltministeriums „nur in Stehgewässern oder sehr langsam fließenden, stauregulierten Gewässern wie z. B. der Mosel“, auftreten. Unter bestimmten Umweltbedingungen könnten Massenentwicklungen auftreten – die sogenannten „Blaualgenblüten“. Zutaten für das Entstehen von solchen Blaualgenblüten seien ein hoher Nährstoffgehalte des Gewässers, lang andauernde, hohe Sonneneinstrahlung und hohe Luft und Wassertemperaturen, etwa bei sommerlichen Hitzeperioden.

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Das Problem dabei: Blaualgen sind eigentlich Cyanobakterien, und diese produzieren Giftstoffe, die allergische Reaktionen, Hautreizungen oder auch Magen-Darm-Probleme hervorrufen können. Betroffene Gewässer erkennt man an einer auffälligen, zumeist grünlichen Einfärbung und einer Eintrübung. Doch traten bisher Blaualgen in größeren Mengen vor allem in stehenden Gewässern auf, so bringt der ungewöhnlich heiße und trockene Sommer 2022 die Bakterien sogar in fließenden Gewässern wie dem Rhein zur Blüte.

Blaualgen auf der Mosel bei Koblenz vor etwa einer Woche. - Foto: Silke Reitz
Blaualgen auf der Mosel bei Koblenz vor etwa einer Woche. – Foto: Silke Reitz

Am Rheinufer bei Bingen waren am Wochenende über weite Strecken grüne Algenausdehnungen im Uferbereich zu finden, Warnhinweise von Seiten des Landes gibt es aber erst ab einer Cyanobakterien-Chlorophyllkonzentration von 15 Mikrogramm pro Liter Wasser. Die war Ende Juli schon an der Mosel erreicht worden: Im Unterlauf der Mosel, so meldete das Umweltministerium am 25. Juli, sei die Warnschwelle von Mikrogramm pro Liter Blaualgen-Chlorophyll überschritten worden.

Inzwischen zeigen Fotos von der Mosel bei Koblenz eine massive grüne Einfärbung des gesamten Flusses samt umfangreicher Schlierenbildung – Silke Reitz stellte uns das beeindruckende Foto dazu zur Verfügung. Der für ein Badeverbot an Badegewässern maßgebliche Grenzwert von 75 Mikrogramm pro Liter werde inzwischen weit überschritten, teilweise um das Zweifache, teilte das Mainzer Umweltministerium am 26. August mit. So wurden in Koblenz-Güls 134 Mikrogramm gemessen, in Fankel sogar 153,4 Mikrogramm – das seien so hohe Werte wie noch nie.

 

Das Landesamt für Umwelt rät dort „dringend dazu, Gewässer- und Uferbereiche mit deutlich grüner Färbung zu meiden, und mit Wasser in Kontakt zu kommen.“ Das Wasser sollte keinesfalls getrunken oder verschluckt werden, auch Hunde oder Pferde müssten unbedingt vom Gewässer ferngehalten werden. „Auf das Schwimmen und andere sportliche Betätigungen mit engem Kontakt zum Moselwasser ist zu verzichten“, so die Warnung weiter.

Die Behörden raten sogar davon ab, das Wasser zu Zeiten der Blaualgenblüte zur Bewässerung oder Beregnung von Gemüse zu verwenden: „Die Cyanotoxine können von Pflanzen aufgenommen werden.“ Aus dem gleichen Grund werde auch von einem Verzehr von Fischen aus diesen Gewässern zu Zeiten der Blaualgenblüte abgeraten, „da Fische die Cyanotoxine aufnehmen und akkumulieren können“, heißt es weiter: „Cyanotoxine sind hitzestabil und werden auch bei der Garung nicht sicher zerstört.“

Info& auf Mainz&: Weitere Informationen zu Blaualgen und ihrem Vorkommen Gewässern in Rheinland-Pfalz findet Ihr beim Mainzer Umweltministerium in einem FAQ, das Ihr hier herunterladen könnt.