Der Corona-Shutdown ist Geschichte, ab Mittwoch erlaubt das Land Rheinland-Pfalz umfangreiche Lockerungen für Einrichtungen aller Art: Theater, Kinos und Kleinkunstbühnen dürfen wieder öffnen, ebenso Fitnessstudios und Tanzschulen. Erstmals dürfen wieder Veranstaltungen im Freien mit bis zu 100 Personen stattfinden, allerdings nur unter Beachtung der notwendigen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen wie Abstand, Mundschutz und Hygieneregeln. So dürfen nun auch wieder Flohmärkte und andere Märkte im Freien stattfinden, größere Volksfeste oder Weinfeste bleiben aber noch untersagt. Für viele besonders wichtig: Auch die Freibäder dürfen wieder öffnen – in Mainz wird das aber höchstens das Mombacher Freibad sein. Die Bäder in Wiesbaden bleiben vorerst zu.
Seit dem 13. März hatte sich Deutschland bundesweit in einen strengen Lockdown begeben, um die Ausbreitung des aggressiven und hochansteckenden Coronavirus einzudämmen. Nun könne man „aufgrund der erfolgreichen Maßnahmen der letzten Wochen sorgfältig und mit Bedacht einen weiteren Schritt hin zu mehr Öffnungen wagen“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Dienstag in Mainz. „Jetzt können wir schrittweise einen veränderten Alltag aufnehmen“, sagte Dreyer weiter, „einen Alltag, bei dem es darum geht, das Infektionsrisiko möglichst gering zu halten und gleichzeitig das soziale und wirtschaftliche Leben wiederaufzunehmen.“
Zum 27. Mai geht Rheinland-Pfalz nun einen großen Schritt in Richtung Lockerung: Am Dienstag veröffentlichte das Land die 8. Corona-Verordnung, danach dürfen ab dem Mittwoch nun wieder die folgenden Einrichtungen öffnen:
– Theater, Kinos, Konzerthallen, Opernhäuser und Kleinkunstbühnen
– Sport im Innenbereich
– Fitnessstudios und Tanzschulen
– Freibäder
– Flohmärkte, Sondermärkte und ähnliche Märkte im Freien
– Zirkusse und ähnliche im Freien betriebene Einrichtungen
– Spielhallen und Spielbanken
Damit läutet das Land die zweite Stufe seines vierstufigen Lockerungsplans nach der Coronakrise ein. In der ersten hatten ab dem 13. Mai Restaurants und Gaststätten, personennahe Dienstleistungen, Spielplätze und Museen wieder öffnen dürfen. Seit dem 18. Mai können Hotels und Beherbergungsbetriebe wieder Gäste empfangen, Campingplätze dürfen derzeit aber nur Plätze vergeben, wenn der Besucher seine eigenen Sanitäreinrichtungen dabei hat, etwa in einem Wohnmobil. Ab dem 10. Juni sollen Campingplätze in Rheinland-Pfalz dann auch wieder mit eigenen Sanitäranlagen öffnen dürfen.
Einen großen Schritt bedeuten die Lockerungen ab dem 27. Mai für die Kulturszene: Theater und Kinos dürfen nun wieder öffnen, ebenso Konzerthallen und Kleinkunstbühnen – ob dies allerdings alle auch tun, bleibt abzuwarten. Denn gerade für Veranstaltungen in geschlossenen Räumen gelten strenge Abstandsregeln und Besucherbegrenzungen, ob sich der Betrieb unter diesen Umständen gerade für kleinere Einrichtungen lohnt, ist fraglich. Auch in den Restaurants herrscht seit der Wiederöffnung vielfach Ernüchterung: Die Abstandsregeln machen den Betrieb vielerorts unwirtschaftlich.
Die Restaurants dürfen ab dem Mittwoch jedoch nun auch wieder ihre Produkte über die Theke hinweg verkaufen, auch Buffets sind wieder möglich – davon profitieren gerade auch solche Biergärten, die bisher ohne ihren Thekenverkauf gar nicht öffnen konnten. Für die Buffets gilt allerdings auch weiter eine Speisenausgabe über das Personal. „Mit Blick auf die positive Entwicklung der Infektionszahlen können wir zwei Wochen nach Öffnung der Gastronomie-Betriebe behutsam weitere Lockerungen ermöglichen“, sagte Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) am Dienstag. So dürften Gastronomie-Betriebe ab Mittwoch nun auch bis 22.30 Uhr öffnen, auch die Begrenzung von sechs Personen an Tischen im Außenbereich entfalle.
Allerdings hatte es gerade in einem Restaurant im ostfriesischen Leer eine Infektionswelle nach der Wiedereröffnungsfeier gegeben, ob dort die Abstandsregeln vollkommen eingehalten wurden, ist noch unklar. Virologen warnen, dass die Infektionsgefahr in geschlossenen Räumen erheblich höher ist als im Freien: In Räumen könnten sich die Viren mit Hilfe sogenannter Aerosole über längere Zeit in der Luft halten und verteilen, ohne einen frischen Luftzug sei hier das Risiko hoch, warnt etwa der Virologe Christian Drosten in einem seiner Podcasts. Für weitgehend unbedenklich hält der Virologe hingegen die Außengastronomie.
Aktuell gibt es in Rheinland-Pfalz insgesamt 6.594 bestätigte SARS-CoV-2 Fälle, davon starben 228 Menschen an der durch das Virus ausgelösten Krankheit Covid-19. 6.045 Menschen sind wieder genesen, aktuell erkrankt seien 321 Menschen im Land, meldete das Gesundheitsministerium am Montag. In Mainz verzeichnete das Gesundheitsamt am Montagabend nur eine Neuinfektion nach dem Wochenende, insgesamt gibt es in der Stadt nun 589 positiv getestete Fälle, im Kreis Mainz-Bingen sind es 420. An Covid-19 starben in Mainz und Umgebung bisher inzwischen 50 Menschen.
In den vergangenen Tagen waren an mehreren Stellen schwerpunktmäßig Neuinfektionen aufgetreten, so in mehreren Mainzer Flüchtlingsunterkünften, in Wiesbadener Seniorenheimen sowie nach einem Baptisten-Gottesdienst in Frankfurt – dort stieg die Zahl der Infektionen in Folge des Gottesdienstes inzwischen auf mehr als 100. Inzwischen räumte die Gemeinde ein: Die Besucher trugen keine Mund-Nasen-Schutzmasken – und im Gottesdienst wurde gesungen. Bereits zu Beginn der Pandemie hatte es mehrere Infektionsherde in Kirchen gegeben, nachdem dort die Besucher gemeinsam sangen – Virologen gehen davon aus, dass durch den druckvollen Luftausstoß beim Singen Aerosole und damit auch Viren besonders weit verbreitet werden. In den meisten Gottesdiensten der christlichen Kirchen ist das gemeinsame Singen im Gottesdienst deshalb weiter verboten.
In Rheinland-Pfalz betonte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler, man beobachte die Entwicklung des Infektionsgeschehens weiterhin sehr genau, alle Maßnahmen würden an die aktuelle epidemiologische Lage angepasst. Die Abstands- und Hygieneregeln blieben auch weiter die Grundlage jeder Lockerungsmaßnahme. Das Land verwies darauf, dass weiter gilt: Abstand halten, Händewaschen, Mund-Nasen-Bedeckung tragen, Hust- und Niesetikette und bei Symptomen zum Arzt gehen. „In der Corona-Pandemie sind wir alle auf die Verantwortung jeder und jedes Einzelnen angewiesen“, betonte Ministerpräsidentin Dreyer zudem. „Ich schütze dich – du schützt mich“ bleibe das Motto.
In Deutschland gilt zudem weiter die bundesweite Kontaktsperre, nach der sich nicht mehr als zwei Haushalte gleichzeitig und bis zu fünf Personen in der Öffentlichkeit treffen dürfen. Rheinland-Pfalz erlaubt allerdings ab Mittwoch wieder Veranstaltungen im Freien mit bis zu 100 Personen unter Beachtung der notwendigen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen. Veranstaltungen in geschlossenen Räumen sind erst wieder ab der dritten Phase der Lockerungen, ab dem 10. Juni erlaubt – dann dürfen sich in Rheinland-Pfalz wieder bis zu 75 Personen unter Auflagen in einem Raum treffen.
Ab dem 10. Juni dürfen dann auch wieder Zoos und Freizeitparks ihre Innenräume öffnen, ebenso dürfen Hallenbäder wieder an den Start gehen. Das aber gilt nur für Rheinland-Pfalz: In Hessen sind alle Frei- und Hallenbäder noch bis Mitte Juni geschlossen, das gilt natürlich auch für die Wiesbadener Bäder. Mit einem Bad auf der Maaraue wird es also so schnell nichts werden. Auch das Mainzer Taubertsbergbad bleibt vorerst zu – hier wird noch umgebaut. In Mainz wird deshalb vorerst nur das Freibad in Mombach öffnen, hier liefen am Dienstag noch die Vorbereitungen zur Wiederöffnung. Veranstaltungen mit bis zu 150 Besuchern in geschlossenen Räumen sollen in Rheinland-Pfalz dann wieder ab dem 24. Juni möglich sein.
Info& auf Mainz&: Alles zu den neuen Lockerungen und der 8. Corona-Verordnung des Landes Rheinland-Pfalz sowie dem Stufenplan der Lockerungen findet Ihr hier auf corona.rlp.de. Den ganzen Stufenplan des Landes zu den Coronalockerungen könnt Ihr in der Übersicht genau hier einsehen. Mehr zu den Infektionen nach Gottesdienst und Restaurantbesuch könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen. Ob, wie und wann das Mombacher Freibad wieder öffnet, entnehmt Ihr bitte der Internetseite des Mombacher Schwimmbads, dort liefen am Dienstag noch die Vorbereitungen. Mehr zu den Umbauarbeiten im Taubertsbergbad demnächst hier bei Mainz&. Ein umfangreiches Dossier über die Corona-Pandemie mit allen Entwicklungen findet Ihr hier auf Mainz& – bitte vergesst nicht, Euch durch die Seiten zu blättern, den Button dazu findet Ihr am Ende der Seite.