Es ist endlich so weit: Das 9-Euro-Ticket kommt. Ab dem 1. Juni könnt Ihr drei Monate lang für 9 Euro pro Monat den Nahverkehr nutzen, das verbilligte Monatsticket soll die Verbraucher in Deutschland wegen der explodierenden Energiekosten entlasten. Das Verbilligte Ticket kommt nun ausgerechnet in den Sommermonaten und gilt von Juni bis August, in Mainz startet der Verkauf dafür am 23. Mai 2022. Kapazitätsprobleme sieht man bei der Mainzer Mobilität nicht – das stadtnahe Unternehmen hofft auf neue Kunden. UPDATE&: Am Freitag, den 20. Mai stimmte nach dem Bundestag auch der Bundesrat in Berlin dem Entlastungspaket für die Bürger zu – nun kommt das 9-Euo-Ticket endgültig. Hier noch mal unser Artikel, wann, wie und wo es das Ticket gibt.
Ende März hatte die Bundesregierung ein umfangreiches Entlastungspaket für die Bürger beschlossen: Weil der Krieg in der Ukraine die ohnehin angespannte Lage auf den Energiemärkten drastisch verschärft hat, schnürte die neue Ampel-Koalition ein Paket auf Benzinpreissenkungen, Energiegeld für steuerzahlende Arbeitende – und eben einem 9-Euro-Ticket für den ÖPNV. Nach langem Warten und hektischen Vorbereitungen ist nun klar: Das verbilligte Nahverkehrsticket startet am 1. Juni und geht bis zum 31. August.
In diesen drei Monaten können die Menschen in Deutschland dann für 9,- Euro pro Monat den öffentlichen Nahverkehr nutzen – und zwar in ganz Deutschland. Eingeschlossen sind Busse, Straßenbahnen, S-Bahnen und Regionalbahnen, nicht aber die Züge des Fernverkehrs wie ICs oder ICEs. „In den drei Monaten soll in Deutschland keiner mehr als 9 Euro im Monat bezahlen“, sagte nun der Geschäftsführer der Mainzer Verkehrsbetriebe, Jochen Erlhof: „Das Interesse und die Neugier sind groß.“
In Mainz soll der Verkauf für den Juni am 23. Mai starten, die Mainzer Mobilität will damit den Andrang an Kartenschaltern und Verkaufsstellen am ersten Tag entzerren. Das 9-Euro-Ticket wird ein persönliches Ticket werden, das auf den Namen des Inhabers ausgestellt wir, die sonst üblichen Mitnahmeregeln und Rabatte etwa für Schüler entfallen. Wichtige Info für Abonnenten von Monats- oder Jahreskarten: Ihr Abo wird automatisch auf die 9 Euro umgestellt, wer bereits die Jahresgebühr bezahlt hat, bekommt die Differenz erstattet.
„Niemand müsse also sein Abo kündigen, aus Angst, mehr zu bezahlen“, betonte Christian Hoffmann, Leiter der Kundenabteilung. Das Ticket gilt zudem „monatsscharf“, also genau vom 1. bis zum letzten Tag des jeweiligen Monats, wer will, kann aber auch gleich die Tickets für alle drei Monate auf einen Schlag kaufen. 4 bis 4,5 Millionen Fahrgäste transportiert die Mainzer Mobilität pro Monat im Normalfall, davon haben 80 Prozent der Fahrgäste eine Zeitkarte in der Tasche. Die Umsetzung bei den Bestandskunden der MVG sei „eine komplexe Herausforderung“, räumte Hoffmann ein, vor allem die Abwicklung des Studitickets sei noch eine Herausforderung.
Den Verkehrsbetrieben entgehen durch das 9-Euro-Ticket Millionen an Einnahmegeldern, Erlhof sprach von geschätzten mehr als zehn Millionen Euro alleine in Mainz. Sorgen müssen sich die Verkehrsunternehmen dennoch nicht machen: Die Zeche zahlt die Bundesregierung. Die Abwicklung werde wohl analog zum Corona-Hilfsfonds für die Verkehrsunternehmen erfolgen, sagte Erlhof, der Bund hatte den Unternehmen wegen dem dramatische Einbruch der Fahrgastzahlen bereits mit Milliarden unter die Arme gegriffen. das 9-Euro-Ticket lässt sich der Bund nun rund 2,5 Milliarden Euro kosten.
„Wir finden es als Branche sehr positiv, dass der ÖPNV in dem gesamten Paket auch Berücksichtigung gefunden hat“, sagte Erlhof weiter, das sei ein „sehr positives Zeichen für den ÖPNV“ – die Themen Klimaschutz und Mobilitätswende seien offenbar mittlerweile in der Politik angekommen. Ob das 9-Euro-Ticket zum richtigen Zeitpunkt kommt, „dafür sind wir die falschen Adressaten“ wehrte Erlhof Nachfragen ab.
Tatsächlich fällt das verbilligte ÖPNV-Ticket ausgerechnet in die Zeit der Sommerferien und in die Monate, in denen deutlich mehr Menschen das Fahrrad nutzen, um zur Arbeit oder zur Schule zu kommen. In Mainz sind es immerhin noch sechs Wochen „Normalbetrieb“, bevor die Sommerferien starten, zum Härtetest wird das Ticket für die Verkehrsbetriebe dennoch nicht, schätzt Erlhof: Im Sommer sei die Belastung in den Fahrzeugen ohnehin niedriger.
Dazu kommt: Von dem Einbruch in der Corona-Pandemie haben sich auch die Mainzer Verkehrsbetriebe noch nicht vollständig wieder erholt, noch immer nutzen viele Pendler lieber das Auto als öffentliche Busse oder Bahnen. „Wir liegen noch immer 20-30 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau“, sagte Erlhof, „da können noch viele Kunden neu dazukommen, bevor wir in Schwierigkeiten kommen – wir haben noch Luft.“ Hätten die Betriebe eine Vollauslastung gehabt wie 2019, wäre die Lage deutlich schwieriger gewesen.
Man werde aber die Entwicklung beobachten und gegebenenfalls nachsteuern, viele Kapazitäten habe man aber nicht, räumte Erlhof ein – auch die Mitarbeiter in Mainz hätten ihre Sommerurlaube bereits gebucht. Die Befürchtungen seien denn auch eher im Bereich touristisch attraktiver Bahnstrecken groß, sagte Erlhoif weiter – mit dem 9-Euro-Ticket kann man theoretisch ab Juni quer durch Deutschland reisen, solange man dabei nur Regionalverkehre nutzt.
Die Verkehrsunternehmen hoffen denn auch, mit der Aktion Kunden zurückgewinnen oder gar Neukunden für ihr Angebot begeistern zu können. „Wir sind immer wieder erstaunt, wie viele Leute da draußen gar nicht wissen, wie gut der öffentliche Nahverkehr in Mainz und anderen Städten wirklich ist“, sagte Erlhof. Es gebe da durchaus Menschen, die die Entwicklung des Netzes gar nicht mitbekommen hätten. „Wir haben schon die Erwartung, dass der eine oder andere merkt: Mensch, der Nahverkehr ist viel besser, als ich gedacht habe“, fügte der Geschäftsführer hinzu.
Verkauft werden wird das verbilligte Ticket ab dem 1. Juni auch bei den Fahrern in den Bussen, auch an den Automaten der MVG soll es zu haben sein, ebenso ist der Online-Kauf in Vorbereitung. Ein Problem seien noch Inhaber von Jahreskarten, die ihre Tickets bar am Schalter gezahlt hätten, sagte Hoffmann weiter – von denen habe man nämlich keine Kundendaten. „Diese Kunden müssen zu uns kommen, es wird ein Formular geben, mit dem man die Rückzahlung beantragen kann“, sagte Hoffmann weiter.
Info& auf Mainz&: Alle weiteren Infos gibt es wie immer hier bei der Mainzer Mobilität im Internet. Mehr zum Entlastungspaket des Bundes könnt Ihr noch einmal hier auf Mainz& nachlesen, mehr zum Thema 9-Euro-Ticketz, und warum die Verkehrsminister sogar ein Null-Euro-Ticket wollten, lest Ihr hier: