Zum fünften Mal trifft sich am kommenden Wochenende in der Halle 45 in Mainz das Who is Who der deutschen Craft Beere Szene. 50 Aussteller, 324 Biere jenseits der Masse – die Craft Beer Messe ist längst zum Anlaufpunkt für Liebhaber individueller, handgemachter Biere geworden. “Wir wollen Bier jenseits der Masse in den Fokus rücken”, sagte Messechef Sebastian Kreuser von der Ram Regio Messegesellschaft: “Das Konzept funktioniert.” Neu sind in diesem Jahr Live-Tastings mit Bier-Sommelier Meinhard Wicht zu verschiedenen Themen, und natürlich das aktuelle Messebier: “Entdeckung” heißt die Kreation, mit der ausgerechnet ein Brite den Hobbybrauer-Wettbewerb gewann.
Keith Moore hatte Sehnsucht, der gebürtige Brite vermisste etwas aus seiner Heimat – ein Leichtbier einer Brauerei aus London. Seit 2002 lebt Moore im Frankfurter Raum, seine Heimat ist heute Langen, der Informatiker arbeitet am Frankfurter Flughafen., 2012 schenkte ihm seine Frau einen Gutschein für ein Privatbrauer-Seminar – es war der Beginn einer neuen Leidenschaft: Mit seinem Leichtbier “Entdeckung” gewann Moore jetzt schon zum zweiten Mal den Hobbybrauer-Wettbewerb der Mainzer Craft Beer Messe.
Mehr als 300 verschiedene Biere gibt es am Freitag und Samstag in der Halle 45 zu verkosten, rund 50 Aussteller präsentieren ihre Kreationen. Da gibt es Honigbier von der Loreley, Mate Bier der Marke “Unverhopft”, Feisty Gbier aus Berlin oder Bier aus artgerechter Haltung vom Atelier der Braukünste. Mad Callista heißt das Lager-Bier von Kraftwerk, es gibt Biere aus Hawaii, Belgien und Wiesbaden. Natürlich sind auch die Mainzer Lokalmatadore Kuehn Kunz Rosen und Eulchen Bier dabei.
Der Bierabsatz in Deutschland ist seit Jahren rückläufig, gleichzeitig verbuchen kleine, kreative Brauereien Wachstumsraten bis in den zweistelligen Bereich”, sagt Kreuser – und das aus gutem Grund: Der Trend hin zum individuellen Bier sei ungebrochen, und auch der Bierkonsument lege immer größeren Wert auf Qualität, Regionalität und Individualität. “Der Biertrinker mag’s gern aromatisch”, weiß Kreuser, “das macht die Craft Beer Messe aus, dass man die Vielfalt erleben kann.”
70 Prozent der präsentierten Biere seien sogar nach dem deutschen Reinheitsgebot entstanden, sagt Kreuser. Der Trend geht wieder ein bisschen weg von allzu kreativen Experimenten mit Gewürzen oder verrückten Zutaten. Auch Moores Leichtbier hält sich ans Reinheitsgebot, ein Zufall, sagt der Brite: Zwei verschiedene Hopfensorten, Simcoe und Amarillo, verband er mit Weizen und karamelligem Malz zu einem Bier, das eine Brücke schlage zwischen einem Lager Bier und dem typisch britischen warmen Real Ale.
Mit ganz normalen Küchenutensilien braute Moore vor Jahren sein erstes Bier, 2016 gewann er den Hobbybrauer-Wettbewerb der Craft Beer Messe schon einmal – mit einem Black India Pale Ale. Ein dunkles, herbes Bier mit viel Hopfen und dunklem Malz, fruchtig und kräftig, war es damals, dieses Mal überzeugte Moore die Jury bei der Blindverkostung mit seiner leichten Kreation, und setzte sich damit gegen 39 Mitbewerber durch.
3.500 Flaschen gibt es jetzt von seiner “Entdeckung”, der Geschmack kommt sehr frisch daher, mit ein bisschen Citrus und tatsächlich einem Hauch von Nadelwald. “Es ist ein Bier, von dem man ein bisschen mehr trinken kann”, sagt Moore. Traditionelle Stile wie Pils oder Helles seien in diesem Jahr im Trend, sagt Kreuser, auch würden deutlich alkoholärmere Biere immer beliebter. “Das Schlagwort heißt ‘Drinkability'”, erklärt er, “und führt gerade dazu, dass deutlich mehr Biere auf den Markt kommen, die einen nicht nach 2-3 Gläsern gleich vom Barhocker kippen lassen.”
Eine ganz neue Spezialität gibt es aber auch vom Mainzer Rheinhessenbräu: Die kleine Ebersheimer Privatbrauerei gewann im Sommer mit ihrem “Wet Callista” die BestBrewChallenge von Palatia Malz. Am 23. April maischten 227 Brauer in aller Welt zeitgleich ihr Wettbewerbsbier ein. Zum 120. Geburtstag der Palatia Malz sollte ein Festbier mit einem festgelegten Anteil des Malzes BEST Caramel Munich II gebraut werden. Auch Rheinhessen-Bräu aus Mainz-Ebersheim machte mit, das “Wet Callista” wurde live vor Publikum am “Tags des Bieres” in der Ebersheimer Brauerei angesetzt.
Nach Gärung, entsprechender Lagerzeit und Abfüllung verkosteten acht professionelle Biersommeliers im Sommer die 103 eingereichten Proben. Das “Wet Callista” aus Mainz-Ebersheim erreichte 46,1 von 50 möglichen Punkten und gewann damit klar den Wettbewerb. Das “kupferfarbene Festbier mit intensivem Malzaroma” enthalte Noten von Biskuit und Karmell und bringe zudem eine feine fruchtige Hopfennote mit, lobte die Jury.
Probieren können sich die Besucher am Freitag und Samstag durch alle diese Kreationen, ein eigen kreiertes Probenglas gibt es für 5,- Euro. Bezahlt wird an den Ständen mit Bier-Coins. Neu in diesem Jahr sind Live-Tastings mit Bier-Sommelier Meinhard Wicht und der Brausportgruppe Rhein-Main, ein Hobbybrauermarkt bietet das nötige Equipment für alle Brauereifans. Daziwschen gibt es Mineralwasser umsonst so viel man will, ein Kaffeestand sorgt für die nötige Geschmacksdistanz zwischendurch. An den Esssenständen bieten Pulled Pork, Flammkuchen, Käsespätzle, Burger und Pommes die notwendige Grundlage fürs Tasting.
Rund 200 verschiedenen Biere kann man zudem im Messeshop erwerben – und notfalls am Folgetag mit dem Pkw abholen. “Craft Beer ist immer noch ein Genussthema, kein Saufthema”, betont Kreuser, “die Leute kommen zum Probieren, Fachsimpeln und Spaß am Bier.”
Info& auf Mainz&: Die 5. Mainzer Craft Beer Messe findet am 22. und 23.11.2019 in der Halle 45 in Mainz-Mombach statt, Öffnungszeien: Freitag 15.00–22.00 Uhr und Samstag 14.00-22.00 Uhr. Der Eintritt kostet 12,- Euro pro Messetag und gilt als Fahrkarte im ÖPNV, und zwar in Mainz-Wiesbaden sowie im gesamten RNN-Gebiet. Die Tickets kann man einfach im Internet kaufen und zuhause ausdrucken, Tickets und alle Infos hier im Internet.