Es war ein knappes Rennen in einem hochkarätigen Feld, kurz nach 19.00 Uhr fiel die Entscheidung: Um die Krone der Deutschen Weinwirtschaft kämpfen kommenden Freitag die sechs Kandidatinnen aus Württemberg und Baden, von der Nahe, aus dem Rheingau, der Pfalz und Franken. Carolin Klöckner, Franziska Aatz, Pauline Baumberger, Tatjana Schmidt, Inga Storck und Klara Zehnder setzten sich am Samstagnachmittag in einem hochkarätigen Finale in Neustadt an der Weinstraße gegen harte Konkurrenz durch. Lea Kopp aus Rheinhessen schaffte es nicht ins Finale, doch Mainz ist trotzdem toll vertreten: Pauline Baumberger arbeite im Marketing für den Weinversand „Geile Weine“, der eng mit der Weinraumwohnung verbandelt ist.
Zwölf junge Damen waren im Vorentscheid zur Wahl der Deutschen Weinkönigin angetreten, gesucht wird in diesem Jahr nichts weniger als die 70. Repräsentantin der deutschen Weinwirtschaft. Die Deutsche Weinkönigin repräsentiert als höchste deutsche Weinmajestät ein Jahr lang die deutschen Winzer auf rund 100 Terminen im In- und Ausland. Sie vertritt deutsche Weine auf Messen und Festen, leitet Weinproben, führt Interviews und repräsentiert generell die Viefalt deutscher Weine.
1949 wurde die erste Deutsche Weinkönigin gekürt, Elisabeth Kuhn aus der Pfalz wurde damals einfach von eine paar Herren aus der Weinwirtschaft bestimmt. Am Anfang musste die Weinkönigin lediglich „einen Spruch aufsagen, einen Walzer tanzen und einen Wein trinken“, wie die Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts (DWI), Monika Reule, berichtete. Seither hat sich das Amt massiv gewandelt: Die Deutsche Weinkönigin muss heute eine fundierte Weinfachfrau mit umfangreichem Weinwissen sein, dazu aber mit Auftreten, Spontanität und sehr guten Englischkenntnissen glänzen. „Eine Weinkönigin muss eine sehr starke Kommunikationsfähigkeit haben“, sagte die Master of Wine, Caro Maurer, die als Expertin in der Masterjury beim Vorentscheid auf der Bühne saß: „Eine Weinkönigin muss vor allem strahlen.“
Am Freitag traten zwölf Damen im Saalbau in Neustadt an der Weinstraße an, um genau das zu beweisen. Die Wahl ist in jedem Jahr zweigeteilt, erst müssen die Kandidatinnen bei einer Fachbefragung ihr Können unter Beweis stellen, sechs qualifizieren sich dabei für das große Finale, bei dem die Deutsche Weinkönigin und zwei Deutsche Weinprinzessinnen gekürt werden. Alle Kandidatinnen haben zuvor eines der deutschen Weinanbaugebiete ein Jahr lang als Weinkönigin vertreten, nur die Kandidatin von der Ahr trat in diesem Jahr aus persönlichen Gründen wie es hieße, nicht zur Wahl an.
Den Wandel zu einem modernen Amt zeigt auch die zunehmende Zahl der Quereinsteiger: Unter den zwölf Kandidatinnen waren zudem in diesem Jahr nur zwei Winzerinnen, die Berufsbilder reichten von Krankenschwester über Romanistikstudentin bis hin zur Erzieherin und Wirtschaftsingenieurin. Doch auch die Seiteneinsteigerinnen bewiesen, dass sie über fundiertes Weinfachwissen verfügten: Da galt es Maischegärung zu erklären und den Weinexport, Klimawandel und Tröpfchenbewässerung oder die Frage zu klären, was auf ein Weinetikett gehört.
Jede Kandidatin musste sich drei Fachfragen stellen, davon eine auf Englisch, dazu in einer Raterunde Fehler in Weinnachrichten erkennen. Da galt es zu erkennen, dass die älteste Weingenossenschaft 150 Jahre alt ist, dass Drohnen kein Laub schneiden können oder dass China nicht das wichtigste Exportland für deutsche Weine ist – sondern die USA. „Das Niveau ist sehr, sehr hoch“, staunte da selbst Caro Maurer. Besonders starke Auftritte legten Tatjana Schmidt aus dem Rheingau und Inga Storck aus der Pfalz hin: Die beiden gelernten Winzerinnen und Weinbaustudentinnen glänzten mit herausragendem Weinwissen und gleichzeitig charmanten und lebendigen Auftritten – pfiffig, witzig und super wein-eloquent eroberten sie die Herzen des Saals und der Jury im Sturm.
Eine Frage müssen die Kandidatinnen auch stets in Englisch beantworten, die Deutsche Weinkönigin absolviert mehrere Auslandsreisen. Nicht jede Kandidatin konnte da glänzen, mit absolut perfektem Englisch tat sich aber Carolin Klöckner aus Württemberg hervor: Die Studentin der Agrarwissenschaft hat bis zu ihrem siebten Lebensjahr in den USA gelebt, klar, dass da das Englische nur so sprudelte. Und wer schon den Jubiläumswein für die eigene Uni stellen darf hat Weinwissen sowieso in der Tasche. Und Carolin würde dann auch gerne Astronaut Alexander Gerst fragen, ob man unsere Weinregionen wohl aus dem All sieht – wir sagen Euch Bescheid, wenn wir Antwort haben.
Tatsächlich stellt man fest: Die Konkurrenz zur Wahl der Deutschen Weinkönigin ist hart, wer weiterkommen will, muss etwas Besonderes bieten. Das tat vor allem eine: Pauline Baumberger stach schon allein dadurch heraus, dass sie in einem todschicken schwarzen Hosenanzug auf die Bühne kam – ausgesprochen ungewöhnlich für eine Weinkönigin. Die 25-Jährige aus Mandel an der Nahe hat in Mainz und in Den Haag Kommunikationsdesign studiert, ab Oktober will sie eigentlich ihren Master in Neustadt machen. Vor allem aber steht die Marketingfachfrau für moderne Frauenpower in der Weinszene: Als „Head of Communication“ bei „Geile Weine“ leitet sie nicht nur den hochmodernen Auftritt des Weinversands, sondern schreibt auch einen eigenen Blog für Frauen im Weinbau – feministisch, modern und fundiert.
„Gleichberechtigung ist mir ein großes Anliegen“, sagte Pauline Mainz& nach dem Vorentscheid, „es ist mir extrem wichtig, dass wir Weinköniginnen Fachfrauen sind und nicht nur schöne Dekoration.“ Bei der Fachbefragung allerdings hakte es bei Pauline manchmal ein wenig, zu groß war die Nervosität bei der 25-Jährigen, die als erste der Kandidatinnen auf die Bühne musste. „Es hätte noch mehr in die Substanz gehen können“, sagte Pauline selbstkritisch, „aber das war die Aufregung.“ Nun aber sei sie sehr stolz, dass sie die Nahe in der zweiten Runde noch einmal vertreten dürfe: „Ich bin sehr stolz, ins Finale gekommen zu sein.“
„Sie ist einfach eine Persönlichkeit, das bringt sie ‚rüber, und damit bleibt sie in den Köpfen“, sagte Katharina Staab, noch amtierende 69. Deutsche Weinkönigin und selbst von der Nahe. Damit habe Pauline in einem äußerst starken Feld gepunktet. „Sie hat genau das getan, was wir uns erhofft haben“, sagte auch Nadine Poss, Geschäftsführerin der Nahe-Weinwerbung – und selbst von 2013 bis 2014 Deutsche Weinkönigin. Pauline sei „ganz bei sich geblieben, sie ist ganz natürlich geblieben“, schwärmte Poss, „einfach Pauline!“
Nun muss sich Pauline gemeinsam mit den fünf anderen Kandidatinnen kommenden Freitag in einer großen Wahlgala erneut dem Publikum und der 70-köpfigen Jura aus Politik, Medien und Weinwirtschaft stellen. Im Saalbau in Neustadt wird es dann erneut um Weinwissen, aber auch um Aufreten und Spontanität gehen. Nicht jede, die im Vorentscheid glänzte, konnte in der Vergangenheit auch in der Gala überzeugen, die Weinwirtschaft schaut genau hin, welche der Damen eine würdige Repräsentantin ist – schließlich trifft die Deutsche Weinkönigin auch Staatsoberhäupter und sehr viele Menschen.
Chancen rechnet sich definitiv dabei auch der Rheingau aus: Tatjana Schmitt präsentierte sich so souverän und gleichzeitig voller Schwung auf der Bühne, das sind gute Voraussetzungen für die Winzerstochter aus Walluf, die selbst eine Ausbildung in Schloss Johannisberg absolvierte und in Geisenheim Weinbau studiert. „Sie hat fachlich überzeugt und mit viel Esprit“, sagte der Rheingauer Weinbaupräsident Peter Seyffardt Mainz&, „ich denke, sie hat gute Chancen.“ Und schließlich, fügte Seyffardt noch hinzu, „höre ich schon seit zehn Jahren im Rheingau: Die Tati, die wird mal Deutsche Weinkönigin.“
Info& auf Mainz&: Der Vorentscheid zur Wahl der Deutschen Weinkönigin wird am Sonntag, den 23. Setpember, um 13.45 Uhr im Südwestfernsehen in einer Zusammenfassung gezeigt. Wer 70. Deutsche Weinkönigin wird, das entscheidet sich am Freitag, den 28. September ab 20.15 in einer großen Wahlgala, die live vom Südwestfernsehn übertragen wird. Alle Kandidatinnen könnt Ihr Euch auch noch einmal hier im Internet beim Deutschen Weininstitut ansehen.