Die Mainzer Johannisnacht läuft ja eigentlich immer nach dem gleichen beliebten Schema ab: Festmeile vom Schillerplatz bis zum Rhein, Büchermarkt, Weindorf, Künstlermarkt und Rummel am Rheinufer – und viele Programmpunkte zu Ehren Johannes Gutenbergs. Doch in diesem Jahr wagen sich die Organisatoren bei der Stadt Mainz an eine spektakuläre Neuerung: Erstmals soll es zum Abschluss der Mainzer Johannisnacht am Montagabend kein großes Höhefeuerwerk geben. Stattdessen soll eine Drohnenshow den Schlusspunkt setzen – die Ankündigung verursachte so einen Wirbel, dass sich die Stadt genötigt sah, eine eigene Erklärung dazu nachzuschieben.

Seit 1968 feiert Mainz jedes Jahr rund um das Johannisfest den Sommer, die Stadt Mainz – und natürlich Johannes Gutenberg: Der berühmte Buchdruck-Erfinder wäre in diesem Jahr 625 Jahre alt geworden, für die Stadt Mainz ist das Grund genug, noch mehr ?Programmpunkte rund um den berühmtesten Sohn der Stadt anzubieten. So wird bereits am Eröffnungstag der bekannte YouTuber, Journalist und TV-Moderator Mirko Drotschmann alias „MrWissen2go“ auf der Johannisnacht-Bühne mit „Martin Luther: Der erste Influencer der Geschichte – mit Gutenbergs Hilfe?“ zum Besten geben.
Los geht es ab Freitag, den 20. Juni 2025, die offizielle Eröffnung ist um 20.00 Uhr – spätestens ab dann gibt es kein Haltern mehr: Vier Tage lang feiert Mainz dann (fast) rund um die Uhr und in der ganzen Stadt. Vom Schillerplatz bis hinunter an den Rhein zeiht sich die Festmeile, „mit einer reichen Auswahl an Kunst, Konzerten, Kulinarischem und kreativen Angeboten“, wie Festdezernentin Marianne Grosse (SPD) nun ankündigte. Wieder werde es „eine ausgewogene Mischung aus Traditionen und Überraschungen, ich freue mich schon sehr auf vier abwechslungsreiche Tage und Mainzer Lebensart pur“, sagte die Dezernentin.
Traditionen: Büchermarkt, Künstlerstände, Weindorf der Winzer
Traditionen gibt es an der Mainzer Johannisnacht viele: Da sind natürlich die Bühnen, auf denen von Rock bis Salsa alles zu hören ist. Da ist der große Johannis-Büchermarkt rund um den Ballplatz, auf dem auch die Kabarettbühne für Kleinkunst, Kabarett und die Lesung der aktuellen Stadtschreiberin Annett Gröschner steht. Da zieht sich eine bunte Reihe von Buden, Getränkeständen und Essensangebote die Ludwigsstraße hinunter zum Markt, da wartet natürlich wieder das große Weindorf der Mainzer Winzer zu Füßen des Doms, und seine kleine Ausgabe auf dem Leichhof.

Am Rheinufer dann erstreckt sich vom Fischtorplatz aus nach rechts in Richtung Malakoff das Kulinarium mit edlen Essensangeboten an 19 Ständen und lauschiger Atmosphäre auf den kleinen Buchten der Rheinuferpromenade, während nach links der Künstlermarkt lockt: Etwa 130 Künstler, Kunsthandwerker und Händler werden hier handgefertigte Produkte und eine Vielzahl von kreativen Ideen in den Bereichen Schmuck, Kleidung, Dekoration und Geschenke anbieten. Eine Lichterkette verbindet die Stände des Marktes, der auch schon auf dem Fischtorplatz beginnt.
Hinter der Theodor-Heuss-Brücke beginnt dann der „Rummel“: Fahrgeschäfte und Buden der Mainzer Schausteller ziehen sich bis zum Kaisertor. In diesem Jahr werden es 14 Fahr- und Laufgeschäfte, darunter vier für Kinder, zwei Laufgeschäfte und eine Familienachterbahn sein, dazu dürfen natürlich Riesenrad, Autoscooter und Kettenkarussell nicht fehlen. Vier weitere Fahrgeschäfte sorgen für den Adrenalin-Kick, dazu kommen 17 Spielgeschäfte sowie 74 Imbissstände, 39 Ausschankangebote und 22 Süßwarenstände.

OB Haase: 625 Jahre Gutenberg guter Anlass für Drohnen-Show
„Zu den Highlights in diesem Jahr zählen das Fahrgeschäft ,Kick-Down‘, die Schaukel ,Hip Hop Fly‘ mit einer Flughöhe von 25 Metern sowie der Propeller ,Freak‘ in 42 Metern Höhe“, zählte Giulia Barba, Teamleiterin im Bereich Messen und Märkte, in ihrem Ausblick auf. Zu den Highlights der Johannisnacht gehört außerdem natürlich das große Buchdrucker-Gautschen am Samstagnachmittag auf der Bühne am Liebfrauenplatz – so weit die Traditionen.

Als große Überraschung nämlich kündigte die Dezernentin quasi im Nebensatz eine grundlegende Neuerung an: Erstmals soll es bei der Mainzer Johannisnacht zum Abschluss kein großes Höhefeuerwerk am Rheinufer geben – sondern eine Drohnenshow. „Am Montagabend gibt es zum Abschluss im Gutenberg-Festjahr erstmals eine Drohnen-LichtShow über dem Rhein ab 22.30 Uhr auf Höhe des Kurfürstlichen Schlosses“, verkündete die Pressemitteilung lapidar.
Kein Feuerwerk mehr, das bisher das absolute Highlight der Johannisnacht war? Die Ankündigung sorgte sofort für aufgeregte Debatten in den sozialen Netzwerken, daraufhin schob die Stadt Mainz um 17.30 Uhr eine zweite Pressemitteilung hinterher – und darin erklärte nun Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) persönlich: „Überlegungen, anstelle des Johannisnacht-Feuerwerks eine nachhaltigere und modernere Alternative anzubieten, gibt es schon länger“, betonte der OB: „Das Festjahr 625 Jahre Gutenberg eignet sich prima, um am Johannisnacht-Montag das Publikum am Ufer erstmalig mit einer Drohnen-LichtShow über dem Rhein zu begeistern.“
Hitzige Debatten um Feuerwerke und Tierschutz in Mainz und Bonn
Die Entscheidung kommt nach einer ganzen Serie von hitzigen Diskussionen rund um Feuerwerke am Rhein, in denen Tierschützer den Stress für die Tiere anprangerten: Erst zum Jahreswechsel 2024/2025 hatte die Stadt Mainz eine intensive Kampagne gestartet, um privates Feuerwerk rund um das Mainzer Tierheim zu unterbinden – mit Erfolg: Rund um die Zwerchallee blieb es deutlich ruhiger als sonst, die private Böllerei fand einfach woanders statt.

Doch damit war es nicht getan: Erst kurz nach Ostern meldete sich die Stiftung „Natur und Tierschutz“ in Mainz mit einem Offenen Brief an den OB erneut zu Wort, dieses Mal kritisierten sie, dass binnen gerade einmal zwei Wochen gleich drei Feuerwerke am Rhein stattgefunden hätten – zwei davon fanden traditionell im Rahmen des Mainzer Rhein-Frühlings statt. Mitten in der Brutzeit, und direkt auf Höhe der Vogelschutzgebiete wie der Petersaue sei das ein Unding, klagten sie, verwiesen auch auf Dreck und Gifte in Luft und Boden, und fragten: „Sind 15 Minuten Feuerwerk das wirklich Wert?“
Und Mainz ist mit der Debatte nicht allein: Vor knapp zwei Wochen fand in Bonn die traditionelle Feuerwerksshow „Rhein in Flammen“ statt, Tierschützer posteten danach in den sozialen Netzwerken ein Video, in dem aufgeschreckte Schwäne und Vögel panisch über den Rheinauensee flüchten. In Bonn sollte eigentlich das Feuerwerk zumindest in Teilen durch eine Drohnenshow ersetzt werden, doch wegen einer Fremddrohne konnte die nicht starten – es blieb das klassische Feuerwerk.

Haase: Hommage an Gutenberg in den Himmel schreiben
Nun will also auch Mainz diese neue Form der Lichtshow erproben, wie genau die aussehen solle, wollte Haase noch nicht verraten: „Auch für uns ist es eine Premiere, und wir möchten mit der Show überraschen, daher werden noch keinerlei Details verraten“, betonte der OB, versprach aber auch: „Mit der Show möchten wir eine Hommage an Gutenberg sowie seine Stadt Mainz in den Himmel schreiben.“ Zugleich betonte das Stadtoberhaupt, damit sei keine Vorentscheidung getroffen, das Feuerwerk dauerhaft zu ersetzen.

„Ob die Drohnen-LichtShow auch langfristig ein Ersatz für das Feuerwerk sein wird, steht aktuell noch nicht fest“, betonte Haase. Die positiven Effekte seien sicher das Tierwohl, eine bessere Luftqualität und die Reduzierung von Müll. Auf der Negativseite steht ein nicht ganz unwesentlicher Faktor: Die Drohnenshow ist offenbar deutlich teurer als das herkömmliche Feuerwerk – und das in einer Lage, in der Mainz gerade nach Einsparungen sucht, um einen ausgeglichenen Haushalt aufzustellen, und dazu über Steuererhöhungen für die Bürger nachdenkt.
Die Stadtratsfraktion der Mainzer SPD begrüßte die Ankündigung umgehend als „starkes Zeichen für Umwelt und Innovation“: „Die Umstellung vom Feuerwerk zur Drohnenshow zeigt, dass Tradition und Innovation in Mainz Hand in Hand gehen können“, sagte SPD-Wirtschaftsexpertin Ylva Dayan. Die Drohnenshow sei „nicht nur ein umweltschonendes Highlight, sondern auch ein attraktives Alleinstellungsmerkmal“, das Besucher aus der gesamten Region anziehen werde. Das sei „ein mutiger und kluger Schritt.“
SPD und ÖDP begrüßen Entscheidung als Rücksicht für Umwelt
„Ein Feuerwerk bringt Lärm, Feinstaub und Stress für Mensch und Tier mit sich“, betonte auch SPD-Umweltexperte Erik Donner. Die Entscheidung für eine Drohnenshow stehe „sinnbildlich für ein modernes, verantwortungsvolles Mainz – und wir hoffen, dass weitere Veranstaltungen diesem Beispiel folgen.“ Das sei „ein wichtiger Beitrag zu einem lebenswerten, nachhaltigen und zugleich attraktiven Mainz.“ Auch die Mainzer ÖDP sprach von einem „wichtigen Zeichen für Umwelt und Rücksicht.“
„Seit Jahren setzt sich die ÖDP für ein Verbot von Feuerwerkskörpern ein, insbesondere an Silvester“, betonte Peter Schenk, Umweltausschuss-Mitglied für die ÖDP. Feuerwerke verursachten erhebliche Mengen an Feinstaub, sorgten für Verletzungen und ließen Tiere aller Art leiden. Dieser Schritt sei deshalb „ein bedeutendes Zeichen für eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Stadtpolitik, die den Schutz von Umwelt, Gesundheit und Tieren ernst nimmt“, betonte er. ÖDP-Fraktionschef Moseler appellierte zudem an die Bürger selbst, alternative, umweltfreundliche Formen des Feierns zu wählen, die ohne Lärm- und Umweltbelastung auskämen.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Programm der Mainzer Johannisnacht erzählen wir Euch kurz vorher im Juni, stöbern könnt Ihr jetzt schon hier auf der Homepage der Mainzer Johannisnacht, die in diesem Jahr vom 20. bis 23. Juni 2025 stattfindet.