Am Samstagabend findet zum Abschluss des Mainzer Rhein-Frühlings erneut ein Feuerwerk am Mainzer Rheinufer statt, doch dagegen wendet sich nun eine Naturschutzstiftung mit einem Offenen Brief: Das Feuerwerk am 26. April sei das dritte innerhalb von zwei Wochen, schreibt die „Sylvia und Hubert Schneider Gedenkstiftung für Natur- und Tierschutz“, und kritisiert: Gerade in der Brutzeit sei das für die Vögel auf den Rheininseln hochgradig schädlich. Dazu erzeugten Feuerwerkskörper Abfall sowie giftige Stoffe, die zur Verschmutzung von Boden, Wasser und Luft beitragen, so die Stiftung, und fragt: „Sind 15 Minuten Feuerwerk das wirklich wert?“

Feuerwerke sind in Mainz seit Längerem umstritten, das galt bisher allerdings vor allem für die Silvesternacht, wenn unkontrollierte Privatböllerei in der ganzen Stadt geschieht. Die großen Feuerwerke am Mainzer Rheinufer zu Festen und Messen waren bislang eigentlich eher unstrittig, nun geraten auch sie zunehmend in den Fokus von Umweltschützern. Der Anlass: Drei Feuerwerke binnen zwei Wochen in Mainz, zwei davon finden im Rahmen des Mainzer Rhein-Frühlings statt, das zweite davon an diesem Samstagabend, den 26. April.
Das dritte Feuerwerk war ein privates Feuerwerk der Firma Schott für Firmenjubilare, doch genau diese Häufung kritisiert nun die „Sylvia und Hubert Schneider Gedenkstiftung für Natur- und Tierschutz“. Die Stiftung wurde 2014 von Hubert Schneider zum Gedenken an seine 2013 verstorbene Ehefrau Sylvia und beider Liebe zu Natur und Tieren gegründet, seit 2015 ist sie als gemeinnützig anerkannt. Ihr Schwerpunkt sind Projekte im Bereich Tierschutz und Umweltschutz, darunter die Pflege des Mainzer Sandes.
Offener Brief einer Umweltstiftung: Feuerwerke „nicht mehr zeitgemäß“
Mit dem Argument Tierschutz argumentiert die Stiftung denn nun auch in ihrem Offenen Brief, der deutliche Kritik an der Häufung von drei Feuerwerken ausgerechnet zur Brutzeit übt. „Es ist nicht länger nachvollziehbar, dass Feuerwerke in der Brutzeit und in unmittelbarer Nähe zu Schutzgebieten abgehalten werden“, heißt es in dem Offenen Brief, der sich ausdrücklich an „Veranstalter, Stadtverwaltung und Stadtgesellschaft“ wendet: „Als Stiftung für Natur- und Tierschutz appellieren wir daher an Stadtgesellschaft und Zuständige, von diesem nicht mehr zeitgemäßen Brauch abzusehen.“

Der Kritikpunkt: Die dem Rheinufer vorgelagerte Insel Petersaue und große Teile der Wasserfläche seien internationales Vogelschutzgebiet, in dem unter anderem Graugans, Pirol und Schwarzmilan brüteten. In unmittelbarer Nähe liege auch das Landschaftsschutzgebiet Maaraue, dort zählten Vogelexperten mehr als 70 Vogelarten. „Die Mainzer Neustadt ist zudem Hotspot der sogenannten Gebäudebrüter“, argumentiert die Stiftung weiter: In Fassaden und Dachtraufen lebten Haussperlinge, Hausrotschwänze und Fledermäuse, der Mauersegler kehre gerade aus seinen Winterquartieren in Afrika zurück.
„Vögel und Säugetiere geraten durch Feuerwerke unter massiven Stress“, betont die Stiftung weiter: „Sie flüchten zum Teil in Panik und können schwer verunglücken, es kommt zu Desorientierung, energiezehrendem Umherfliegen und Schutzlosigkeit vor Beutegreifern.“ Dem Mainzer Tierheim würden nach Feuerwerken regelmäßig verletzte Tiere gebracht. Dazu könnten in der Brutzeit Nester verlassen werden, Eier auskühlen und Eltern von den Jungtieren getrennt werden.
Massiver Stress für Vögel in Brutzeit: Nester verlassen, Eier ausgekühlt
„Andere Arten verharren und zeigen erhöhte Wachsamkeit und Angst, verbunden mit ungünstigen Reaktionen wie erhöhter Herzfrequenz und Ausschüttung von Stresshormonen“, zählen die Umweltschützer weiter auf: „Häufen sich solche traumatischen Ereignisse, merken sich Tiere den Bereich als nicht bewohnbar und meiden ihn dauerhaft.“ Die Auswirkungen von Feuerwerken reichten denn auch viele hunderte Meter weit. Dazu kämen durch Feuerwerkskörper verursachter Abfall sowie giftige Stoffe, die zur Verschmutzung von Boden, Wasser und Luft beitrügen, und von Pflanzen, Tieren und Menschen aufgenommen werden.

„Wir fragen: Sind 15 Minuten Feuerwerk das wirklich wert?“ heißt es in dem Offenen Brief weiter. Das laufende Unterhaltungsprogramm der Feiern und Feste biete doch schon „reichlich Spaß.“ Auf viel Resonanz bei der Stadt waren die Umweltschützer im Vorfeld offenbar nicht getroffen: Im Büro für Bürgerberatung habe man ihnen auf Anfrage mitgeteilt, dass sich „die Feuerwerke beim Rheinfrühling einer großen Beliebtheit beim Publikum erfreuen.“ Rund um das Tierheim Mainz hatte die Stadt Mainz zur Entschärfung der Lage an Silvester 2024 eine Kampagne gegen das Böllern gestartet – mit Erfolg: Rund um das Tierheim blieb es so ruhig wie nie.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema Feuerwerk und Umwelt, gerade an Silvester, könnt Ihr hier bei Mainz& lesen. Die Stiftung und ihre Hintergründe und Akteure findet ihr hier im Internet.