Das Daumendrücken geht weiter: Der Rheinhessische Weinkönig Levin Mckenzie kämpft am kommenden Freitag um die höchste Krone der deutschen Weinwirtschaft. Wobei „Krone“ eigentlich falsch ist: Sollte die nächste Deutsche Weinmajestät ein Mann sein, würde er eine Amtskette tragen – und die Chancen sind gestiegen, dass Levin McKenzie erneut Geschichte schreiben könnte. Der 26 Jahre alte Winzer und Wein-Influencer aus Mainz spielte sich am Samstag bei der Fachbefragung mit Lockerheit und Kompetenz ins Finale zur Wahl der Deutschen Weinmajestät. Wer noch dabei ist, und wie spannend es war – jetzt hier bei uns.

Die Wahl der Deutschen Weinkönigin heißt seit diesem Jahr Wahl der Deutschen Weinmajestät, da nun auch Männer als Kandidaten dabei sind. Holger Wienpahl führte gewohnt souverän durch die Sendung, das Studio erstrahlte in frischem Glanz. .- Screenshot: gik
Die Wahl der Deutschen Weinkönigin heißt seit diesem Jahr Wahl der Deutschen Weinmajestät, da nun auch Männer als Kandidaten dabei sind. Holger Wienpahl führte gewohnt souverän durch die Sendung, das Studio erstrahlte in frischem Glanz. .- Screenshot: gik

Spannung pur am Samstagnachmittag in Neustadt an der Weinstraße: 12 Kandidatinnen und Kandidaten traten in diesem Jahr zur Wahl an, die erstmals „Wahl der Deutschen Weinmajestät“ hieß. Denn: Unter den 12 Kandidaten waren 10 Damen – und erstmals auch zwei Männer. Alle 12 hatten zuvor ein Jahr lang eines der 13 deutschen Weinanbaugebiete als Gebietsweinmajestät vertreten, nicht zur Wahl trat in diesem Jahr die Vertreterin aus Sachsen an. Interessant dabei auch: Es war ein Bewerberfeld, in dem sich viele ältere Kandidatinnen zur Wahl stellten, und das merkte man.

Denn in diesem Jahr war es wahrlich eine Wahl unter Persönlichkeiten. Da war etwa die 27 Jahre alte Deutsch-Brasilianerin Zoé Keller de Almeida Soliz, die sechs Sprachen spricht und mit ihrer internationalen und unkonventionellen Art deutlich herausstach. Oder die Rheingauerin Lena Orth, Produktentwicklerin und Spezialistin für entalkoholisierte Weine aus Oestrich-Winkel oder die Pfälzer Weinkönigin Denise Stripf, 27 Jahre alt, die mit einem Amerikaner verheiratet ist und durch Fachexpertise im Bereich „Wine in Moderation“ beeindruckte.

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Cooler & lockerer Auftritt, gepaart mit Weinpower: Levin McKenzie

Man könnte sagen: Das Feld war so vielfältig und modern wie selten – und die Jury hätte die Chance gehabt, mit modernen Kandidaten höchst aktuelle Themen zu besetzen: Gerade die Debatte um die Gesundheitsgefahren durch Alkohol, moderaten Weinkonsum und alkoholfreie Weine hätten durch solche Kandidatinnen perfekt vertreten erden können. Doch die 70-köpfige Jury aus Weinwirtschaft, Politik und Medien entschied sich mehrheitlich für den eher konservativ-traditionellen Weg – mit einer Ausnahme: Levin McKenzie.

Starker auftritt, gekonnt und gewohnt locker: Der Rheinhessische Weinkönig Levin McKenzie steht im Finale. - Screenshot: gik
Starker auftritt, gekonnt und gewohnt locker: Der Rheinhessische Weinkönig Levin McKenzie steht im Finale. – Screenshot: gik

Der 26 Jahre alte Winzer und Wein-Influencer aus Mainz spielte sich wie schon bei seiner Wahl zum Rheinhessischen Weinkönig  vor einem Jahr mit Charme, Lockerheit und erheblichem Fachwissen beinahe von alleine ins Finale. Mit einem lockeren „Guuude!“ kam Levin auf die Bühne, stahl Moderator Holger Wienpahl fast die Show und zeigte anschließend bei den Fachfragen sowie der Blindverkostung: Da steht einer, der Wein aus dem Effeff kennt, für die Branche brennt, und gleichzeitig locker und mitreißend rüber kommt.

„Ich hab‘ Spaß am Entertainment“, sagte der ganz in Schwarz gekleidete Hüne, und sofort war Stimmung im Saalbau in Neustadt an der Weinstraße. Ob Rebsortenvielfalt oder Fokussierung auf Leitrebsorten, malulaktische Gärung oder Burgunderwunder – Levin schaffte es einfach, Wein auch für den Einstiegs-Verbraucher süffig und klug zu erklären, und dabei den Spaß nicht zu vergessen. Halbtrockene Beerenauslese oder roten Wein in den Keller legen, empfahl er in flüssigem English, „and you can party whenever you want“ – so begeisterte Levin die Jury und das Publikum gleichermaßen.

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Jury votiert eher für klassisch-traditionelle Kandidatinnen

Diese Lockerheit ging dem zweiten Weinkönig im Rennen doch eher ab: Felix Grün vom Mittelrhein fand nie zu einer ähnlich klaren und mitreißenden Sprache, dabei ist der 28-Jährige aus St. Goar eigentlich als Social Media-Experte tätig. Für die Jury waren indes Sätze wie „wenn es in ein TikTok-Video passt, reicht meine Aufmerksamkeit“ wohl eher keine Empfehlung – die Deutschen Weinmajestäten absolvieren einen anspruchsvollen Terminkalender mit rund 200 Terminen pro Jahr und brauchen sehr viel Ausdauer.

Der zweite männliche Kandidat, Felix Grün vom Mittelrhein, bleib eher blass und schaffte es nicht ins Finale. - Screenshot: gik
Der zweite männliche Kandidat, Felix Grün vom Mittelrhein, bleib eher blass und schaffte es nicht ins Finale. – Screenshot: gik

Die Jury entschied sich am Ende denn auch eher für die klassischeren Kandidatinnen wie Katja Simon von der Hessischen Bergstraße, Lucia Winterhalter aus Baden, Emma Meinhardt aus dem Anbaugebiet Saale-Unstrut oder Anna Zenz von der Mosel. Gute Weinfachfrauen sind sie alle, Lucia etwa parlierte gekonnt über Maischegärung oder den richtigen Wein zum Barbecue. Die 27-Jährige verband Sätze wie „ich will eine moderne Botschafterin sein“ mit Blasmusik in der Kapelle, schwäbelte leicht in ihrer Präsentation.

Auch Katja Simon von der Hessischen Bergstraße glänzte zwar durch hervorragendes Weinwissen, blieb in ihren Präsentationen aber auch eher traditionell-steif. Ganz anders dagegen das „Küken“ in der Runde: Die gerade 21 Jahre alte Kim Weissflog aus Württemberg parlierte frisch, gekonnt und munter über Easy Drinking Wines und glänzte mit Sätzen wie „Wir können das Sprachrohr zwischen Verbraucher und Winzer sein, Hauptsache, wir wecken die Leidenschaft und das Interesse der Verbraucher.“ Schwer verständlich, dass es die junge Studentin der Bildungswissenschaften mit ihrer Eloquenz und Frische nicht ins Finale schaffte.

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Livestream mit seltsamer Pause, Sendung mit Überlänge

Dort stehen stattdessen die 25 Jahre alte Jurastudentin Emma Meinhardt aus Leipzig, die nach einem fundierten Auftritt mit viel Charme das Anbaugebiet Saale-Unstrut – und damit den Weinbau-Osten – im Finale vertreten darf. Zur heimlichen Favoritin dürfte Anna Zenz geworden sein: Die 24 Jahre alte Versicherungskauffrau von der Mosel kommt aus einem traditionsreichen Weingut in Ediger-Eller und bestach durch klare Sprache, gute Weinkompetenz und einen höchst charmanten Auftritt.

Starker, natürlicher und guter Auftritt, dennoch kein Finaleinzug: Kim Weissflog aus Württemberg. - Screenshot: gik
Starker, natürlicher und guter Auftritt, dennoch kein Finaleinzug: Kim Weissflog aus Württemberg. – Screenshot: gik

Anna Zenz brauch zudem eine Lanze für die Kampagne „VitaEVino“, die angesichts von Verteufelungskampagnen gegen den Wein für mehr Rückhalt für die Weinkultur kämpft. „Wir wollen nach außen kommunizieren, dass Weinbau ein sehr altes Kulturgut ist, das wir schützen möchten“, sagte Zenz dazu – warum das nötig ist, sagte sie indes nicht. Angesichts einer immer tiefer werdenden Absatz- und Strukturkrise  der deutschen Weinwirtschaft dürften solche Sätze in Zukunft nicht reichen, um Weingenuss und Weinkultur den Verbrauchern schmackhaft zu machen.

Mit verfolgen konnten die Zuschauer die Fachbefragung der 12 Kandidatinnen – Männer sind hier mitgemeint – in Neustadt an der Weinstraße nur im Livestream, der allerdings zwischendurch einfach mal in eine mehr als 10 Minuten lange Pause ging – ohne Information für die Zuschauer, warum das so war und wann es weitergehen würde. Urplötzlich schaltete der Stream dann wieder mitten in einen Beitrag der Sendung, was die Zuschauer reichlich verwirrt zurückließ.

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Im Finale heißt es nun: Krone oder Amtskette?

Mit fast einer Stunde Überlänge näherte sich die Fachbefragung dann um 19.20 Uhr der spannenden Frage: Welche fünf Kandidatinnen würden ins große Finale am kommenden Freitag einziehen? Dann stand fest: vier Männer und eine Frau kämpfen um die höchsten Insignien der deutschen Weinwirtschaft. Entweder gibt es dann die 77. Deutsche Weinkönigin – oder mit Levin McKenzie den ersten Deutschen Weinkönig.

Das sind die fünf Finalistinnen: Anna Zenz (Mosel), Lucia Winterhalter (Baden), Levon McKenzie (Rheinhessen), Katja Simon (Hessische Bergstraße) und Emma Meinhardt (Saale-Unstrut). - Foto: DWI
Das sind die fünf Finalistinnen: Anna Zenz (Mosel), Lucia Winterhalter (Baden), Levon McKenzie (Rheinhessen), Katja Simon (Hessische Bergstraße) und Emma Meinhardt (Saale-Unstrut). – Foto: DWI

Krone oder Amtskette also, allerdings könnte Levin McKenzie auch der erste Deutsche Weinprinz werden: Der höchsten Weinmajestät stehen in ihrem Amtsjahr zwei Weinprinzessinnen zur Seite. Die Entscheidung fällt am Freitag, den 26. September 2025 in der großen Wahl-Gala in Neustadt an der Weinstraße, die live vom SWR-Fernsehen ab 2015 Uhr übertragen wird.

Die fünf verbliebenen Kandidaten müssen dann erneut auf großer Bühne Weinwissen, vor allem aber Auftreten, Spontanität und Nervenstärke beweisen. Wer die Fachbefragung noch einmal ganz nachsehen möchte, kann das am Sonntagnachmittag ab 13.15 Uhr im SWR-Fernsehen oder in der ARD-Mediathek tun.

Info& auf Mainz&: Mehr Hintergründe zur ersten Wahl der Deutschen Weinmajestät lest Ihr auch hier auf Mainz&, mehr zu Amtskette statt Krone haben wir hier bei Mainz& berichtet.