Die Sensation ist perfekt: Der parteilose Nino Haase wird neuer Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz. Haase setzte sich am Sonntag in einer Stichwahl nach ersten Ergebnissen mit mehr als 60 Prozent der Stimmen klar gegen seinen Mitbewerber, den Grünen Christian Viering, durch. Nach der Auswählung von 113 von 118 Wahlbezirken liegt Haase aktuell bei 63,4 Prozent, Viering kommt auf 36,6 Prozent. „Diese Wahl ist gewonnen“, rief Haase um 18,65 Uhr seinen jubelnden Anhängern zu, die ihn mit „Nino“-Sprechchören feierten.
Der 39 Jahre alte Chemiker und Unternehmer war bereits 2019 bei der Wahl zum Oberbürgermeister angetreten, damals mit Unterstützung der CDU. Haase unterlag damals Amtsinhaber Michael Ebling (SPD) nur knapp mit 44,8 Prozent zu 55,2 Prozent. Dieses Mal trat Haase bewusst als komplett parteiloser Kandidat an und wurde nur von den Freien Wählern und der ÖDP unterstützt. Das zahlte sich aus: Für Haase stimmten weite Teile der Mainzer Bevölkerung. Bereits im ersten Wahlgang stimmten 40,2 Prozent der Mainzer für Haase, 21,5 Prozent votierten für Viering.
Bemerkenswert dabei ist vor allem dass Haase Stimmen aus allen politischen Lagern bekam: Weite Teile der CDU hatten schon im ersten Wahlgang für den parteilosen Unternehmer gestimmt, das galt offenbar auch für Teile der sozialdemokratischen Wähler. Die Abstimmung wird denn auch im politischen Mainz als klares Votum gegen die bisherige Politik der Ampel-Koalition aus Grünen, SPD und FDP gewertet, denen viele Stillstand vorwerfen. Haase beendet mit seinem Sieg nach 74 Jahren die Herrschaft der SPD an der Spitze der Landeshauptstadt und ist damit der erste parteilose OB an der Spitze einer großen rheinland-pfälzischen Stadt.
Chemiker, Unternehmer, Raab-Bezwinger
Der 39 Jahre alte Haase wurde in Dresden geboren, wuchs aber im hessischen Obertshausen auf. Haase studierte in Mainz Chemie und begann eine Doktorarbeit, bekannt wurde er, weil er 2009 in der Spielshow „Schlag den Raab“ Gastgeber Stefan Raab bezwang, und drei Millionen Euro gewann. Haase, der früher leidenschaftlich gerne Rugby spielte, beschreibt sich selbst als Kämpfernatur, nach seinem Showsieg machte er eine Pause von der Chemie, arbeitete eine zeitlang als Radiomoderator und gründete das Startup „Thesis“.
Ab 2017 engagierte er sich in der Bürgerinitiative „Gutenberg Museum“ und leitete maßgeblich den Wahlkampf zum Bürgerentscheid in Sachen Bibelturm, den die BI klar gewann. In dieser Zeit entwickelte Haase auch seine Konzepte für mehr Bürgerbeteiligung, 2019 trat er bei der OB-Wahl an. Nach dem Aus in der Stichwahl wurde Haase Geschäftsführer beim Mainzer Unternehmen Speyer & Grund und ist am Startup „Standsome“ beteiligt.
Nun muss der Unternehmer zeigen, dass er auch in der Lage ist, eine große Verwaltung zu leiten, und eine Stadt zu führen. Als Gründe für seinen Erfolg nannte Haase eine direkte, bürgernahe Kommunikation und das Setzen auf die richtigen Themen – genau das habe hätten die Mainzer gewollt. „Es waren am Ende nur noch unsere Themen, die den Wahlkampf bestimmten“, sagte er mit Blick auf Themen wie Bürgerbeteiligung, Stärkung der Ortsbeiräte, mehr Grün in der Stadt und eine pragmatische Umsetzung der Verkehrswende.
Und Haase versprach: „Ab morgen früh wird gearbeitet für die Ziele, die wir uns in den nächsten acht Jahren vorgenommen haben!“ Den ersten Termin habe er am Montag um 7.15 Uhr, verriet er noch – bevor jemand „We are the Champions“ auflegte.
Info& auf Mainz&: Ein ausführliches Portrait von Nino Haase aus dem Jahr 2019 lest Ihr hier bei Mainz&. Ausführliche Zahlen und Analysen später auf Mainz&.