E I L &: Das SWR3 Rheinland-Pfalz Open Air Festival in Mainz wird um 20.30 Uhr wegen Unwetter Gefahr geräumt! Das gab soeben der Veranstalter SWR3 bekannt. „Aufgrund der drohenden Unwetterlage bitten wir euch, nicht mehr aufs Gelände des SWR3 Rheinland-Pfalz Open Airs zu kommen“, teilte der Radiosender gegen 19.30 Uhr auf seiner Webseite mit. Rund 10.000 Besucher müssen den Heimweg antreten. Warum das Festival überhaupt gestartet wurde, dazu gab es keine Auskunft – die Meteorologen warnen bereits seit Freitag massiv vor einer Unwetterfront, die sich am Abend von Frankreich aus nach Rheinland-Pfalz bewegen soll. UPDATE&: Auch das Mainzer Innenministerium warnte bereits um 16.19 Uhr mit Bezug auf den Deutschen Wetterdienst „vor dem Aufenthalt im Freien.“
Seit spätestens Freitag gab es von praktisch allen Wetterdiensten massivste Warnungen vor einer Unwetterfront, die am Samstagabend von Frankreich aus nach Deutschland hereinziehen würde. Mittwochabend hatte bereits der Wetterdienst Kachelmannwetter Alarm geschlagen: „Wir behalten mal genau im Auge, was da Samstagabend zum Achtelfinale Deutschland-Dänemark kommt- Könnte für Meteorologen eher Radar gucken statt Fußball werden“. hieß es etwa auf dem Nachrichtendienst X.
Während in Hessen den ganzen Freitag über von einer extremen Wetterlage gewarnt wurde, gab es in Rheinland-Pfalz in der Region von Mainz bis Samstagabend keine einzige Unwetterwarnung – Nina und Katwarn verbreiteten für die Region Mainz lediglich Warnungen vor Hochwasser. „Kurze Einschätzung der #Unwetter/#Gewitter-Lage heute Abend: In der heißen, instabilen Luftmasse wird sich eine markante Gewitterlinie bilden, die von Frankreich in den Südwesten/Westen reinzieht“, warnte hingegen Kachelmannwetter – es drohe „die (wahrscheinlich) bisher heftigste Unwetterlage des Sommers!“
SWR3 Open trotz schwerster Unwetterwarnung am Samstag gestartet
Trotzdem wurde am Samstagnachmittag in Mainz um 16.30 Uhr das SWR3 Rheinland-Pfalz Open Air Festival auf der Großen Bleiche gestartet. Das Festival sollte bis 00.30 Uhr gehen,. bei schwül-heißen Temperaturen von bis zu 30 Grad sollte bis 00.30 Uhr am Landtag in Mainz gefeiert werden. Man wolle den Zusammenhalt und die Lebensfreude feiern, betonten dabei SWR-Intendant Kai Gniffke und Landtagspräsident Hendrik Hering (SPD).
Auf die Frage, wie man denn mit der Unwettergefahr umgehen wolle, hieß es noch um 16.00 Uhr lediglich: „Wir beobachten die Lage genau.“ Man habe einen Krisenstab mit Feuerwehr und Meteorologen gebildet, auch die Verkehrsbetriebe stünden „Gewehr bei Fuß“, sagte SWR3-Moderatorin Aneta Politi beim Eröffnungsempfang. Man rechne mit dem Eintreffen der Unwetterfront erst gegen 23.00 Uhr hieß es dabei beschwichtigend auf Mainz&-Nachfrage. Andere Städte wie das weiter östlich liegende Frankfurt hatten da aber bereits ihre Fanmeile zur Fußball-EM abgesagt.
In Mainz reisten hingegen noch bis zum frühen Abend nach Veranstalterangaben insgesamt rund 10.000 Gäste an, die meisten aus allen Teilen von Rheinland-Pfalz und dem Nachbarland Hessen. Bei gigantischer Hitze auf dem Festivalgelände suchten die Fans jeden Zentimeter Schatten, zumindest am Nachmittag gab es keine Wasserduschen von den Organisatoren. Die Stimmung bei den ersten Acts wie Tom Gregory oder ClockClock war entspannt und friedlich, wenn auch nicht überschwänglich.
Festivalgelände in Mainz ab 20.30 geräumt: Unwetterzelle kommt
Laut den Meteorologen sind in den Abend- und Nachtstunden schwerste Unwetter mit Platzregen und Starkregen von bis zu 100 Liter pro Quadratmeter zu erwarten, dazu Hagel von einer Größe von zirka 3 Zentimetern und Orkanböen. Lokal könne es sogar Tornados geben, warnte Heute-Wetter Abend. In Mainz gab es hingegen bis 20.30 Uhr weiter keine offizielle Unwetterwarnung.
In der schwül-heißen Luft trübte sich die Lage aber bereits gegen 19.00 Uhr massiv ein, gegen 19.30 Uhr hieß es nun plötzlich: Das Unwetter solle zwar „erst gegen späten Abend über Mainz ziehen – uns ist es aber wichtig, dass alle genug Zeit haben, sich rechtzeitig an einen sicheren Ort zu begeben.“
„Deshalb wird das Gelände des SWR3 Rheinland-Pfalz Open Airs in Mainz nach dem Konzert von Alice Merton um 20.30 Uhr geräumt“, teilten die Veranstalter dann plötzlich gegen 19.30 Uhr auf ihrer Homepage mit, gegen 20.16 Uhr ging auch eine Pressemitteilung heraus. Der Auftritt von Stars wie Michael Schulte wurde abgesagt. Warum das Festival nicht früher über die Unwettergefahr informierte, dazu gab es keine Antwort.
„Ihr wisst ja, wir haben eine große Unwetterlage“, hieß es am Abend dann plötzlich in den SWR3-Nachrichten – wieso die Veranstalter dann nicht deutlich früher reagiert hatten, blieb offen. „Die Veranstalter bedauern das vorzeitige Ende“, hieß es in der Pressemitteilung. Bis zum Abbruch um 20.30 Uhr seien bereits knapp 10.000 der erwarteten 20.000 Menschen zum Veranstaltungsgelände gekommen.
Nach Angaben von SWR3 zieht derzeit eine Unwetterzelle auf Mainz zu, in Idar-Oberstein gebe es bereits Gewitter, mit den schwersten Unwettern wird in den späteren Abendstunden und bis in die Nacht hinein gerechnet. In den Abendnachrichten des SWR warnte der Meteorologe deshalb vor schwersten Gewittern in den Nachtstunden mit Sturzregen, Hagel und Orkanböen: „Gehen Sie auf Nummer sicher!“
UPDATE&: Das Mainzer Innenministerium verschickte um 16.19 Uhr eine Pressemitteilung, in der es nun hieß: „Unbedingt über Gefahren- und Schadenspotenzial am jeweiligen Ort informieren.“ Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) könne das sich ankündigende Unwetter „auch in Rheinland-Pfalz schwere Sturm- und Orkanböen sowie Hagel mit sich bringen (…), besonders das Aufhalten im Freien kann laut DWD sehr gefährlich werden.“ Wenn solche Warnungen bereits um 16.00 Uhr bekannt waren, hätte das Festival womöglich niemals gestartet werden dürfen.
Info& auf Mainz&: Bitte passt auf Euch auf, beobachtet den Himmel und das Wetter, und nehmt die Warnungen ernst! Wenn etwas passiert, lest Ihr es hier bei Mainz&. Auf dieser Website kann der eigene Ort in ein Suchfeld eingegeben werden, um die konkrete DWD-Prognose abzurufen, informierte das Innenministerium in Mainz.
