Aufatmen in Wiesbaden. Das Leitungswasser im Stadtgebiet muss nicht mehr abgekocht werden. Die Stadt Wiesbaden hob am Dienstagabend das Abkochgebot wieder auf: Das Trinkwasser könne im gesamten Stadtgebiet wieder wie gewohnt verwendet werden, teilte Gesundheitsdezernentin Milena Löbcke (Linke) mit. Alle Nachuntersuchungen seien unauffällig gewesen. Die Quelle für die Verunreinig7ung mit Fäkalbakterien wurde aber nicht gefunden.

Vergangenen Freitag, ausgerechnet am 31. Oktober 2025, hatte die Stadt Wiesbaden den Fund einer Verunreinigung im Wiesbadener Leitungswasser gemeldet, und eine vorsorgliche Abkochanordnung für das gesamte Stadtgebiet erlassen. Das Trinkwasser solle nur noch abgekocht verwendet werden, insbesondere zum Kochen, Trinken und Zähneputzen. Ausgenommen waren nur die rechtsrheinischen Stadtgebiete Amöneburg, Kastel und Kostheim vor den Toren von Mainz: Die ehemaligen Mainzer Stadtteile werden durch das Mainzer Wassernetz mit Trinkwasser versorgt.
Erst am Wochenende teilte die Stadt Wiesbaden dann mit, die verunreinigte Probe sei bereits am 29. Oktober genommen worden, das Ergebnis der Laboruntersuchung habe zwei Tage gebraucht – und: Es handele sich um Enterokokken. Die Bakterien kommen natürlicherweise im menschlichen Darm vorkommen, können aber auch Krankheiten wie gefährliche Blutvergiftungen, Herzbeutelentzündungen und Harnwegsinfektionen auslösen. Vor allem für Ältere, Babys oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind die Bakterien gefährlich, mehrere Menschen aus Wiesbadener berichteten aber ebenfalls von Magen- und Darmproblemen – ohne, dass sie von der Verunreinigung etwas wussten.
Quelle für Fäkalien-Bakterien im Trinkwasser nicht gefunden
Wie lange die Bakterien also schon im Wiesbadener Leitungswasser kursierten, ist unklar. Woher sie kamen, auch: Die Quelle der Verunreinigung habe bisher nicht ausfindig gemacht werden können, räumte die Stadt Wiesbaden am Dienstag ein. Enterokokken vermehrten sich nicht im Wasser, sondern gelangten durch fäkale Verunreinigungen von außen hinein. „Sie können relativ lange außerhalb des Körpers überleben, daher ist es oft schwierig, die Quelle solcher Verunreinigungen zweifelsfrei zu ermitteln“, so die Stadt weiter.

„Ich verstehe, dass die Situation in den vergangenen Tagen für einige Menschen mit Verunsicherungen einherging, auch wenn das Abkochgebot nur eine vorsorgliche Maßnahme war“, sagte die Wiesbadener Gesundheitsdezernentin Milena Löbcke (Linke) am Dienstag. Die Trinkwasserqualität in Deutschland sei aber wegen der regelmäßigen Testungen und Meldepflichten besonders hoch. „Selbst bei kleinsten Hinweisen auf Verunreinigungen wird reagiert, so wie wir es in Wiesbaden umgesetzt haben“, betonte Löbcke: „Dem hohen Trinkwasserstandard können wir alle auch in Zukunft vertrauen.“
Die Dezernentin betonte zudem, das Trinkwasser in Wiesbaden unterliege, wie in ganz Deutschland, strengsten Kontrollen, die Anforderungen an die Qualität würden durch Gesetze, Richtlinien und Verordnungen festgelegt. Allein aus dem Verteilungsnetz der ESWE Versorgungs AG würden in Wiesbaden jedes Jahr weit über tausend Trinkwasserproben entnommen, die unterschiedliche analytische Untersuchungen durchlaufen.
Anordnung für Abkochen aufgehoben, Notfallvorsorge beachten
Am Dienstag hob das Gesundheitsamt denn auch die Anordnung für das Abkochen von Trinkwasser auf, nachdem drei aufeinanderfolgende Wasserproben einwandfreie Testergebnisse ergaben. Die letzten Proben dieser Testserie wurden den Angaben zufolge am Montag, den 3. November 2025, entnommen. „Die Ergebnisse sind entsprechend der Trinkwasserverordnung nicht zu beanstanden“, so die Stadt weiter.

Die Stadt wies zudem noch einmal darauf hin, wie wichtig es sei, für Notfälle und erst Recht für größere Krisenfälle Vorsorge zu treffen. So wird unter anderem dringend empfohlen, genügend Wasservorräte für mehrere Tage im Haus zu haben, dazu Lebensmittelvorräte, Kerzen und eine unabhängige Kochmöglichkeit wie etwa einen Campingkocher für den Fall eines Stromausfalls. Zur Notfallausrüstung sollten auch ein Kurbelradio und mehrere Powerbanks gehören, dazu eine Notfallausrüstung an Medikamenten, Batterien und Taschenmessern.
Die städtische Infoseite „Notfallvorsorge“ in Wiesbaden ist allerdings mit Informationen eher unterausgestattet – zumeist wird auf die Seite des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) verwiesen – die kann man dann allerdings auch gleich ansteuern. Das BBK hatte jüngst einen neuen Ratgeber für Krisen und Katastrophen veröffentlicht, der sei kürzer und praxisorientierter als der alte. Dort empfiehlt das BBK unter anderem, einen Vorrat an Wasser und haltbaren Lebensmitteln für mindestens drei, besser zehn Tagen im Haus zu haben, und gibt Tipps für das Verhalten in Krisenlagen.
Info& auf Mainz&: Den neuen Ratgeber des BBK zur Vorsorge für Krisen und Katastrophen findet Ihr hier im Internet zum Download und zum Bestellen.






