Nun gibt es auch in Mainz einen ersten bestätigten Fall einer Infektion mit dem Coronavirus. Wie das Gesundheitsamt Mainz-Bingen mitteilte, meldete sich am Dienstag eine 64 Jahre alte Patientin aus Mainz mit Krankheitssymptomen beim Gesundheitsamt Mainz-Bingen. Die Frau war am 26. Februar von einer Reise in den Iran zurückgekehrt und zeigte milde grippeartige Symptomatiken, sie wurde in eine Klinik gebracht und isoliert. Die Frau sei sehr vorsichtig gewesen und habe keinen Kontakt zu anderen Menschen gehabt, betonte das Gesundheitsamt weiter. Menschen, die Sorge hätten infiziert zu sein, sollten sich in jedem Fall zuerst an ihren Hausarzt wenden. Die Kreisklinik Groß-Gerau geht derweil andere Wege: Hier richtete man einen „Drive-In“ für Virustests ein – aber nur gegen Voranmeldung. Die Klinikchefin plädiert derweil für mehr direkte Beratung der Informationssuchenden: „Die Patienten sind stark verunsichert.“
Damit wurde nun erstmals auch in Mainz ein Fall von Infizierung mit dem neuen Coronavirus bestätigt. Die 64-jährige Patientin sei nach ihrer Rückkehr aus dem Iran „extrem vorsichtig“ gewesen und habe keinerlei Kontakte mit weiteren Personen gehabt, betonte das Gesundheitsamt Mainz-Bingen. Nach einem Anruf beim Gesundheitsamt sei sie mit einem geplanten Infektionstransport ins Krankenhaus gebracht worden. Die Patientin zeige milde grippale Symptomatiken und befindet sich derzeit in stationärer Quarantäne. Das Gesundheitsamt steht in Kontakt mit den behandelnden Ärzten und werde stetig über den Krankheitsverlauf informiert.
Derweil breite sich das Coronavirus weiter aus, weltweit gibt es nach Angaben des Robert-Koch-Instituts bereits 93.159 Fälle, in Deutschland waren es am Mittwochabend 262. Rheinland-Pfalz meldet inzwischen sieben bestätigte Fälle von Coronavirus, davon drei in Kaiserslautern, sowie je einer in den Landkreisen Germersheim, Mayen-Koblenz und Bad Dürkheim. Alle Personen hätten nur milde Symptome, allen gehe es aktuell gut, heißt es auf der Internetseite des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums.
Das Ministerium richtete inzwischen auch eine Informationsseite mit ausführlichen Informationen zum Coronavirus ein, dazu auch eine kostenfreie Infohotline unter der Rufnummer 0800-57508100. Die Hotline ist allerdings nur tagsüber von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr, und freitags sogar nur von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr erreichbar – danach und am Wochenende ist die Hotline gar nicht geschaltet. „Die Patienten sind stark verunsichert“, sagt deshalb auch die Geschäftsführerin der Kreisklinik Groß-Gerau, Professor Erika Raab: „Wir brauchen Anlaufstellen von Praktikern, vor Ort, die Menschen brauchen jemanden, der ihnen die Abläufe erklärt – das beruhigt.“
Tatsächlich existieren auch in Rheinland-Pfalz widersprüchliche Angaben, wohin sich Menschen wenden sollen, die befürchten, in Kontakt mit dem Coronavirus gekommen zu sein oder gar infiziert worden zu sein. Auf der Internetseite des Gesundheitsministerium heißt es dazu, man solle sich an das zuständige Gesundheitsamt wenden. Bei der Kreisverwaltung Mainz-Bingen heißt es hingegen: Wer befürchte, erkrankt zu sein, solle sich an seinen Hausarzt wenden und mit ihm das weitere Vorgehen besprechen. „Es soll in erster Linie der Arzt angerufen werden und nicht das Gesundheitsamt“, betonte ein Sprecher der Kreisverwaltung – das Gesundheitsamt könne eine noch größere Welle von Anrufen gar nicht leisten. Schon jetzt gebe es täglich Anrufe im mehreren Hunderterbereich beim Gesundheitsamt zum Thema Coronavirus.
Ein Praxisbesuch beim Arzt oder ein erforderlicher Hausbesuch solle vorab unbedingt telefonisch abgeklärt werden, heißt es weiter, außerhalb der regulären Sprechstunden der niedergelassenen Ärzte sei der Ärztliche Bereitschaftsdienst zuständig, der unter der Telefonnummer 116117 (ohne Vorwahl) erreichbar sei. Für Fachfragen stünden zudem auch Experten des Gesundheitsamtes telefonisch unter 06131/69333-4208 sowie -4275 zur Verfügung – allerdings auch nur während der Ämter-üblichen Öffnungszeiten.
„Bei uns sind derzeit sechs Mitarbeiter damit beschäftigt, die ganzen Fragen zum Coronavirus zu beantworten“, sagt die Geschäftsführerin der Kreisklinik Groß-Gerau, Erika Raab, im Gespräch mit Mainz&: „Die Patienten vermitteln uns das Gefühl, dass das Virus heruntergespielt wird.“ Zwar werde von Seiten der Politik und der Medien sehr viel informiert, doch das helfe nur bedingt, sagt Raab: Die Politik sei weit weg und auch nicht immer glaubwürdig, zudem kursierten viele „urbane Legenden“ zum Virus. „Es sprechen viele Menschen bei uns vor“, sagte Raab, die Verunsicherung der Menschen sei groß.
Die Kreisklinik Groß-Gerau richtete nun eine Art Drive-In für Coronatests ein, allerdings nur für ihre eigenen Patienten und nach vorheriger Anmeldung: „Wir klären vorher ab, ob die Patienten aus einem Risikogebiet kommen oder Kontakt mit infizierten Personen hatten“, betonte Raab, erst dann werde zum Test geladen. Der finde dann tatsächlich durch eine Ärztin in Schutzkleidung am offenen Autofenster auf dem Klinikparkplatz statt, das sei „schnell, pragmatisch und es verschwendet keine Ressourcen“, betonte Raab. Einfach vorbeikommen, und sich testen zu lassen, das gehe aber nicht: „Wir hatten einen richtigen Ansturm, es kamen Anrufe aus München, Heidelberg und sogar London“, sagte die Geschäftsführerin: „Viele Patienten wollen einfach kommen und die Tests auch selbst bezahlen.“ Das aber würde die Testlabore lahmlegen, sagte Raab – auch seien solche flächendeckenden Tests gar nicht nötig.
„Bisher haben wir 20 Coronavirus-Tests durchgeführt, nicht ein Test war positiv“, unterstrich Raab, sogar Personen aus Risikogebieten seien negativ getestet worden. „Wir brauchen eine Beruhigung in der Bevölkerung“, sagt Raab, und das gelinge am besten durch das persönliche Gespräch mit Praktikern vor Ort. „Wir bieten uns als Anlaufpunkt an, auch um unsere Hausärzte zu entlasten“, sagt Raab. Die seien gerade auch in Zeiten von Grippewellen „eine ganz wichtige Ressource“, oft aber mit Schutzkleidung oder Atemschutzmasken gar nicht in großem Umfang ausgestattet. „Wir haben hier gute Räumlichkeiten in Groß-Gerau„, betonte Raab, die Klinik habe im Notaufnahmebereich die Möglichkeit, verschiedene Bereiche abzutrennen und so Patienten zu isolieren.
Schützen könnten sich Menschen durch ausführliche Hand-Wasch-Hygiene, heißt es auch in der Kreisklinik Groß-Gerau. Auch das Robert-Koch-Institut empfiehlt vor allem eine gute Handhygiene mit ausführlichem, gründlichen Händewaschen (mindestens 20 Sekunden, mit Seife, in allen Ecken der Hand und nach dem Nachhausekommen), ein verantwortungsbewusstes Nies- und Husten-Verhalten sowie kein Händeschütteln und Abstand zu infizierten Personen – mehr dazu hier. Ein Mundschutz sei hingegen nur für medizinisches Personal oder die Infizierten selbst sinnvoll, um die Ansteckung anderer Menschen durch Tröpfcheninfektion zu unterbinden. Vom Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes durch gesunde Personen, rät das Robert-Koch-Institut hingegen ab.
„Chirurgenmasken schützen nur davor, etwas von sich weiter zu geben“, sagt auch Expertin Raab, die auch Professorin für Medizincontrolling und Medizinmanagement ist, „das Virus filtern die nicht.“ Die derzeit so begehrten FFP2-Masken wiederum filterten zwar die Luft, die man einatme, die infizierte Luft gehe aber ungefiltert nach außen. „Diese Masken sind deshalb für die Ärzte und das Pflegepersonal ganz wichtig“, betonte Raab, doch auch in ihrer Klinik würden Mundschutze und Masken derzeit sogar bei schwer kranken Patienten vor der Tür weggeklaut. Auch Desinfektionsmittel werde einfach aus der Klinik gestohlen, berichtete Raab: „Alle öffentlich zugänglichen Desinfektionsmittelspender waren am Wochenende leergeräumt.“ Auch in Altenheimen sei das der Fall gewesen.
Gleichzeitig bekomme sie aber „Anrufe von Müttern, deren Kinder Diabetes haben, oder von Dialysepatienten“, die Desinfektionsmittel dringend bräuchten, berichtete Raab, „das schlimmste für mich ist, wenn die sagen, sie haben nicht mehr genügend Desinfektionsmittel. Da verstehe ich die Leute nicht mehr.“ Nicht jedes Desinfektionsmittel wirkt auch gegen Viren, dazu können Desinfektionsmittel etwa im Reinigungsbereich auch schwere Hautprobleme verursachen. Doch in der Klink würden auch Wisch-Desinfektionsmittel oder sogar destilliertes Wasser gemopst. „Die Leute wollen etwas tun, und dann kommt man auf die absurdesten Ideen“, sagte Raab, Fakt sei aber: „Händewaschen ist effizienter, hautschonender und verfügbarer.“
In der Klinik setzen sie deshalb auf Aufklärung und das Reden mit den Patienten. „Wir nehmen die Ängste der Patienten sehr, sehr ernst“, unterstrich Raab, „unser Leitspruch heißt: „Wir sind für Sie da“, und das ist auch jetzt unsere Maxime.“ Die Situation der Klinik entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Seit Jahren wird über eine Schließung des Krankenhauses mit rund 220 Betten und 500 Beschäftigten gestritten, Anfang Dezember musste das Kreiskrankenhaus Insolvenz anmelden. „Laut Bertelsmann-Stiftung haben solche Häuser wie wir keine Existenzberechtigung mehr“, sagte Raab, ein kostendeckendes Arbeiten sei im aktuellen Gesundheitssystem kaum noch möglich. „Aber was wäre, wenn es uns jetzt nicht mehr gäbe“, fragte die Geschäftsführerin: „Jetzt haben wir die Menschen, das Personal, Leute die hinter ihrem Haus stehen – und die richtige Einstellung. Sie war vorher nicht zeitgemäß, aber jetzt können wir zeigen wie wichtig die ist.“
Info& auf Mainz&: Informationen zum Coronavirus und dazu, wie man sich vor Ansteckung schützen kann, gibt es hier beim Gesundheitsmisterium in Mainz und hier beim Robert-Koch-Institut – leider in meist sehr bürokratischer und verklausulierter Sprache. Wir empfehlen deshalb die Informationen bei den Kollegen von heute.de, die sehr ausführliche und gut recherchierte Informationen bereit stellen, und das in verständlicher Sprache. Die Hotline von Rheinland-Pfalz erreicht Ihr unter der Rufnummer 0800-5750 8100, allerdings nur tagsüber von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr, und freitags sogar nur von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr erreichbar – danach und am Wochenende ist die Hotline gar nicht geschaltet.
Außerhalb der regulären Sprechstunden der niedergelassenen Ärzte ist der Ärztliche Bereitschaftsdienst zuständig, der unter der Telefonnummer 116117 (ohne Vorwahl) erreichbar ist. Für Fachfragen stehen zudem auch Experten des Gesundheitsamtes telefonisch unter 06131/69333-4208 sowie -4275 zur Verfügung – allerdings auch nur während der Ämter-üblichen Öffnungszeiten. Gute Informationen zum richtigen Händewaschen findet Ihr hier im Internet. Inzwischen wurden und werden auch diverse Großveranstaltungen wegen der Epidemie abgesagt, so etwa die Weinmesse ProWein – mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&.