Die Coronakrise löst bei manch einem Künstler da draußen auch echte Kreativitätsschübe aus: Einen „Klopapiersong“ hat der Mainzer Fastnachter Christophe Hinz gerade geschrieben, und stößt damit auf große Begeisterung. „Wir versuchten an Toilettenpapier zu kommen, weil wir wirklich welches brauchten“, berichtete Hinz im Gespräch mit Mainz&,  „die Reime habe ich in 20 Minuten geschrieben.“ Die humorvolle und vergebliche Jagd nach Toilettenpapier hat allerdings inzwischen einen ernsten Hintergrund: Nach den Hamsterkäufen der vergangenen Wochen stehen Menschen, die jetzt tatsächlich Papier brauchen, weitgehend vor leeren Regalen. Ein Problem ist das vor allem für Immungeschwächte oder Kranke: Sie müssen nun ausgerechnet in dieser Situation zehn Läden und mehr abklappern auf der Jagd nach den letzten Rollen.

Leere Regale auch in der Mainzer Metro, schon vor Tagen wurde hier der Pastabereich geplündert. - Foto: privat
Leere Regale auch in der Mainzer Metro, schon vor Tagen wurde hier der Pastabereich geplündert. – Foto: privat

„Warum bin ich jetzt der Dumme, nur weil ich KEINEN Hamsterkauf betrieben habe“, schimpfte etwa der Kulturberater des Landes Rheinland-Pfalz, Björn Rodday, auf Facebook. Rodday gehört wegen einer früheren Krebserkrankung zur Hochrisikogruppe, dass nun gerade Leute wie er Laden um Laden abklappern müssen, und selbst in aller Frühe keine Packung Toilettenpapier mehr finden, sei „ein absolutes Unding“, kritisiert er: „Warum bin ich jetzt der Dumme, nur weil ich auf die Aussagen der Politik und des Einzelhandels vertraut habe, und KEINEN Hamsterkauf betrieben habe?“ Was sei denn nun mit den Lieferketten, wo bleiben die ganzen Waren denn, fragt Rodday: „Warum muss ich jetzt als krankgeschriebener Risikofall etliche Geschäfte abfahren, nur um überall leere Regale vorzufinden – sogar in der Metro?“

Auch in Mainz berichten zahlreiche Nutzer der sozialen Netze von regelrecht leer gefegten Regalen in Supermärkten, die auch nicht in ausreichendem Maße aufgefüllt würden. Auch in der Mainzer Metro herrscht Berichtern zufolge gähnende Leere in den Regalen, die Nudeln, Reis oder Toilettenpapier beherbergen sollten – Menschen, die jetzt tatsächlich Toilettenpapier brauchen, wissen oft nicht mehr weiter. „Wie kann man nur so egoistisch und rücksichtslos sein?“, fragte eine Facebook-Nutzerin wütend: Sie selbst könne aus gesundheitlichen Gründen „nicht alle Läden abklappern“, sie wisse momentan nicht, wo sie das notwendige Papier herbekommen solle.

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In innerstädtischen Supermärkten, die fernab von Durchfahrtsstraßen liegen, seien die Regale dagegen oft noch gut gefüllt, berichten Nutzer – sowohl was Nudeln, als auch was Hygieneartikel anging. In Märkten, die mit großen Parkplätzen in der Nähe von Verkehrswegen liegen, oder die die einzigen Märkte im Ort sind, herrscht hingegen gähnende Leere.

Christophe Hinz in der Fastnachtskampagne 2019-2020 beim GCV auf der Bühne als Bundeswehr-Flieger. - Foto: gik
Christophe Hinz in der Fastnachtskampagne 2019-2020 beim GCV auf der Bühne als Bundeswehr-Flieger. – Foto: gik

„Es ist so irrational, gerade Klopapier zu hamstern, bei Nudeln kann ich das noch verstehen, aber Klopapier?“, sagt Hinz, der im wahren Leben Informatiker und Musikwissenschaftler ist. Hinz hatte selbst einen Notstand: „Wir versuchten an Toilettenpapier zu kommen, weil wir wirklich welches brauchten“, berichtet der Fastnachter. der seit Jahren beim Gonsenheimer Carnevals Verein (GCV) auf der Bühne steht. Hinz machte aus seiner Verzweiflung einfach einen „Klopapiersong“: „Ich schaue in die Kammer, Und denke: was ein Jammer: All‘ ist unser Klopapier“, singt Hinz in einem Lied, das er auf Youtube veröffentlichte. Die Odyssee endet indes vergeblich: „Doch keines find ich da/ Ich frage: wo ist Klopapier? / Für mich heißt es: kein Klopapier!“

„Es gibt einen alten Zeltlagerklassiker zu dem Thema, den habe ich mir noch mal angehört, da fielen mir die Reime einfach zu ein“, erzählt Hinz, wie das Lied entstand. Binnen 20 Minuten habe der Text gestanden, Hinz machte ein kleines Video daraus und stellte es auf Youtube und in die sozialen Netzwerke, sogar ein Mainzer Radio spielte das Lied schon. Das Hamstern sei „ein Zeichen von tiefer Verunsicherung, weil man nicht weiß, was passiert“, glaubt der 43-Jährige. Die Politik agiere zwar derzeit gut, trotzdem müsse noch viel mehr erklärt werden, „was passiert und dass wir das lange haben werden“, findet Hinz: „Die Epidemie ist ein „Game Changer“, wir werden in Zukunft ganz anders agieren müssen als in den vergangenen 50 Jahren. Wir müssen jetzt die Wirtschaft auf Pause setzen – wir müssen jetzt um unser Überleben kämpfen.“

Info& auf Mainz&: Das Video mit dem „Klopapiersong“ von Christophe Hinz findet Ihr hier auf Youtube und auch hier beim GCV auf Facebook. Alle Informationen, Meldungen und Hintergründe zur Coronavirus Epidemie findet Ihr ab sofort auf unserer neuen Sonderseite „Alles zum Coronavirus“ genau hier bei Mainz&.

 

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