Die Luftfahrtbranche kommt weiter nicht aus der Coronakrise, am Frankfurter Flughafen reduzieren die Airlines erneut ihre Flugpläne, das Ergebnis: Der Flughafen braucht wieder mehr Abstellflächen für ungenutzte Flugzeuge als Landebahnen für Flieger im Einsatz. Ab dem 14. Dezember werde die Landebahn Nordwest deshalb erneut temporär außer Betrieb genommen, teilte Flughafenbetreiber Fraport nun mit. Hauptgründe seien „stark reduzierte Flugpläne der Airlines und infolgedessen zusätzlich benötigte Abstellflächen für derzeit stillgelegte Flugzeuge.“

Die Nordwestlandebahn am Frankfurter Flughafen wird wieder zum Parkplatz für ungenutzte Flugzeuge in der Coronakrise. - Foto: Lufthansa/Oliver Roesler
Die Nordwestlandebahn am Frankfurter Flughafen wird wieder zum Parkplatz für ungenutzte Flugzeuge in der Coronakrise. – Foto: Lufthansa/Oliver Roesler

Es ist das zweite Mal in diesem Jahr, dass der Flughafen-Betreiber die 2011 eingeweihte Nordwestlandebahn still legt, von April bis Juni dieses Jahres war die Bahn schon einmal zum Parkplatz für ungenutzte Flugzeuge, zumeist der Lufthansa, geworden. Im Zuge der Corona-Pandemie war im März weltweit der Flugverkehr so gut wie zum Erliegen gekommen, in Frankfurt brachen die Flugbewegungen teilweise um bis zu 90 Prozent ein. Wirklich erholt hat sich der Flugverkehr bis heute nicht: Im Oktober meldete der Frankfurter Flughafen rund 1,1 Millionen Passagiere, das war ein Rückgang um 83,4 Prozent gegenüber dem Oktober 2019.

Nun rechnet man in Frankfurt offenbar sogar mit noch weniger Verkehr zum Jahresende: Aufgrund der aktuellen Covid-19-Entwicklung entschieden „zunehmend mehr Fluggesellschaften, ihre Flugpläne erneut stark zu reduzieren und weitere Flugzeuge in Frankfurt zeitweise am Boden zu belassen“, teilte die Fraport weiter mit. Wann man die Nordwestlandebahn wieder in Betrieb nehme, hänge von der weiteren Verkehrsentwicklung und dem künftigen Stellplatzbedarf für temporär stillgelegte Flugzeuge ab.

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Die Nordwestlandebahn in Frankfurt wird im Dezember erneut außer Betrieb genommen. - Foto: Fraport
Die Nordwestlandebahn in Frankfurt wird im Dezember erneut außer Betrieb genommen. – Foto: Fraport

Die beiden Parallelbahnen Süd und Center sowie die Startbahn 18 West sollen weiter in Betrieb bleiben. „Das aktuell geringere Verkehrsvolumen kann mit den verbleibenden drei Bahnen ohne nennenswerte Qualitätseinbußen bewältigt werden“, heißt es weiter. Die Startbahn West sei aber insbesondere in der Wintersaison wichtig, weil sich dort die größten und wichtigsten Flächen für die Flugzeug-Nachenteisung befänden. Zudem könne es bei einsetzendem Schneefall zu kurzfristigen, wechselweisen Sperrungen der restlichen Bahnen für die Schneeräumung kommen.

Fluglärmgegner hatten die Wiedereröffnung der Nordwestlandebahn Anfang Juli scharf kritisiert: Für die Abwicklung des derzeitigen geringen Luftverkehrs sei die Bahn überhaupt nicht nötig. „Fraport will unbedingt Normalität verbreiten, die aber noch lange nicht eintreten wird“, kritisierte Wolfgang Heubner vom Bündnis der Bürgerinitiativen gegen Fluglärm und Flughafenausbau. Der Flughafenbetreiber stelle die negative Entwicklung „immer nur als reine Auswirkung der Covid-19 Pandemie dar“, sagte Heubner. Die sei zwar derzeit ein entscheidender Faktor, grundsätzlich beeinflussten aber noch andere Themen wie vor allem die intensive Klimadiskussion die Entwicklung der Flugbewegungen, und das schon seit Herbst 2019 – schon seit dieser Zeit seien die Verkehrszahlen in Frankfurt rückläufig.

Kaum Flugverkehr am Himmel über Rhein-Main: Flugspuren am 2. Dezember 2020, aufgezeichnet vom Deutschen Fluglärmdienst. - Screenshot: gik
Kaum Flugverkehr am Himmel über Rhein-Main: Flugspuren am 2. Dezember 2020, aufgezeichnet vom Deutschen Fluglärmdienst. – Screenshot: gik

Diese Entwicklung werde sich auch künftig in der Verkehrszahlenentwicklung niederschlagen, glaubt Heubner, der seit Jahren die Entwicklung der Verkehrsströme in Frankfurt beobachtet und monatliche analysiert. Im Oktober 2020 habe es in Frankfurt gerade einmal 17.105 Flugbewegungen gegeben, 62,8 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Damit lägen die Flugbewegungszahlen gerade einmal noch auf einem Niveau von vor 1983, also sogar noch vor der Eröffnung der Startbahn West im Jahr 1980. „Die Offenhaltung der Nord West-Landebahn und der Startbahn West, heißt Geld zum Fenster herauswerfen, das an anderer Stelle viel sinnvoller eingesetzt werden könnte“, fügte Heubner hinzu.

Auch die Deutsche Flugsicherung hatte Anfang Oktober mitgeteilt, die Erholung des Luftverkehrs in der Corona-Krise sei ins Stocken geraten, für 2020 rechne man bis Dezember mit nur noch rund 45 Prozent des Vorkrisenniveaus. Eine Rückkehr zum Verkehrsaufkommen wie in 2019 werde voraussichtlich sogar erst 2025 wieder erreicht, teilte die DFS mit. 2020 werde man voraussichtlich gerade einmal rund 1,5 Millionen Flüge nach Instrumentenflugregeln kontrollieren, das sei im deutschen Luftraum die niedrigste Zahl seit der Wiedervereinigung.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Entwicklung des Flugverkehrs in Coronazeiten lest Ihr hier bei Mainz&, die Debatte um die Wiedereröffnung der Nordwestlandebahn könnt Ihr hier nachlesen.

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