Die Fusionspläne zwischen der Deutschen Wohnen und der Vonovia sorgen für Erschütterungen im Immobiliengeschäft: Am Wochenende war bekannt geworden, dass sich die beiden Wohnimmobilienkonzerne zusammenschließen wollen, entstehen würde ein Mega-Konzern in Sachen Wohnen mit mehr als 500.000 Wohnungen. Die Stadt Wiesbaden kündigte nun an, die rund 2.500 Wohnungen der Vonovia in Wiesbaden kaufen zu wollen, man erwarte, dass die Vonovia das Gesprächsangebot annehme, sagte Wohnungsbaudezernent Christoph Manjura (SPD) am Mittwoch. Die Vonovia hält derzeit rund 2.500 Wohnungen in Wiesbaden und 1.459 Wohnungen in Mainz, die Deutsche Wohnungen in Wiesbaden sechs, in Mainz jedoch 1.233.
Am Pfingstmontag veröffentlichte die Vonovia offiziell eine Übernahmeangebot für die Aktionäre der Deutsche Wohnen, mit dem Zusammenschluss der beiden Großplayer auf dem deutschen Immobilienmarkt würde ein wahrer „Wohnriese“ mit mehr als 500.000 Mietern entstehen. Von einer marktbeherrschenden Stellung des neuen Riesen auf dem deutschen Wohnungsmarkt könne aber trotzdem keine Rede sein, berichtet die Wirtschaftsredaktion des ZDF: Die Vonovia halte gerade einmal 1,5 Prozent der Wohnungen in Deutschland, die Deutsche Wohnen 0,5 Prozent.
Beide Unternehmen bemühten sich dem ZDF-Bericht zufolge am Dienstag zudem, Befürchtungen über steigende Mieten und Nachteile für Mieter als Folge der Fusion zu zerstreuen. Demnach sollen nach dem Zusammenschluss von Vonovia und Deutsche Wohnen bezahlbarer Wohnraum und 20.000 neue Wohnungen entstehen, die Mieten in den kommenden drei Jahren maximal um ein Prozent pro Jahr steigen, so der ZDF-Bericht. Der Zusammenschluss sei „von beiden Seiten gewollt und gewünscht“, sagte der Pressesprecher der Deutschen Wohnen, Marko Rosteck, am Mittwoch auf Mainz&-Anfrage.
In Mainz besitzt und verwaltet die Deutsche Wohnen derzeit genau 1.233 Wohnungen, die Vonovia 1.459, in der Nachbarschaft Wiesbaden ist das Verhältnis ein anderes: Hier hält die Deutsche Wohnen nur ganze sechs Wohnungen, die Vonovia jedoch rund 2.500, nach Angaben der Stadt Wiesbaden vor allem in den Stadteilen Biebrich (insbesondere Galatea-Anlage), Mitte, Delkenheim, Kohlheck oder auch im Rheingauviertel. Und die will die Stadt Wiesbaden nun von der Vonovia kaufen und selbst verwalten: „Wir wollen mit der Vonovia über den Ankauf von Wohnungen im Stadtgebiet Wiesbaden verhandeln und werden diesbezüglich Kontakt zur Unternehmensführung aufnehmen“, kündigte Wohnungsdezernent Christoph Manjura am Mittwoch an. Manjura ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der städtischen Wohnungsgesellschaften GWW und GeWeGe.
Hintergrund ist der Bericht, dass Vonovia und Deutsche Wohnen in Berlin dem Senat rund 20.000 Wohnungen zum Kauf angeboten haben. „Was für die Mieter in Berlin gilt, muss auch in Wiesbaden möglich sein“, forderte Manjura, er erwarte, dass die Vonovia das gemeinsame Gesprächsangebot von Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) und ihm annehmen werde. „Wir stehen als Stadt an der Seite der Menschen, die in Vonovia-Wohnungen leben, und nach ein paar Jahren Pause nun erneut von potenziellen Veränderungen hinsichtlich der Eigentümerschaft ihres Zuhauses aus den Medien erfahren“, betonte Manjura. In den vergangenen Jahren war es immer wieder zu scharfer Kritik an dem Umgang der Vonovia mit ihren Mietern gekommen, auch in Mainz.
So ging die Vonovia 2015 aus der Deutschen Annington hervor, nachdem das Wohnungsunternehmen GAGFAH übernommen wurde. Es ist nicht das erste Mal, dass Wiesbaden Wohnungen zurückkauft: 2009 erwarb die Stadt rund 2.800 Wohnungen von der damals in finanziellen Turbulenzen steckenden Mainzer Wohnbau in den Stadtteilen Amöneburg, Kastel und Kostheim.
Man habe damals mit der eigenen Wohnungsgesellschaft GWW gezeigt, dass die Stadt Wiesbaden „mit Entschlossenheit und Tatkraft an der Seite der Mieter“ stehe, sagte Manjura. Zudem habe die Stadt bewiesen, dass sie auch das wohnungswirtschaftliche Know-How und die finanzielle Leistungsfähigkeit für ein solches Vorhaben besitze. Für einen möglichen Ankauf der Vonovia-Wohnungen müsse man sich allerdings erst noch „ein genaueres Bild der Wiesbadener Wohnungsgebestände in Wiesbaden machen und schließlich verhandeln“, fügte er hinzu.
Das Übernahmeangebot für die Aktionäre der Deutschen Wohnen soll bis Mitte Juli laufen, die Entscheidung wohl im August fallen – die endgültige Entscheidung wird dann wohl das Bundeskartellamt fällen, das dem Zusammenschluss zustimmen muss. Angesichts der insgesamt geringen Marktmarkt des neuen Wohnungs-Riesen dürfte von dort aber wohl kein Widerspruch zu erwarten sein.
Info& auf Mainz&: Den ganzen ZDF-Bericht zur geplanten Fusion von Vonovia und der Deutschen Wohnen findet Ihr hier im Netz.