Sie sind groß in Mode, aber mit Natur oder gar Artenvielfalt haben sie nichts mehr zu tun: Steingärten sind tatsächlich im Trend, auch in Mainzer Vororten sieht man immer mehr von diesen grauen Steinwüsten. Zum heutigen Weltbienentag am 20. Mai warnt der BUND Rheinland-Pfalz nun vor diesem Trend: In den Steingärten findet keine Wildbiene mehr Lebensraum und Nahrung, und auch das Klima leidet, denn die Steinwüsten heizen sich im Sommer gut auf. Der BUND plädiert stattdessen für naturnahe Gärten: Ein solcher Staudengarten erfreue mit nur zwei Stunden Arbeit pro Jahr mit seinen Blüten Mensch und Wildbienen.
In Deutschland ist der Schwund an Insekten ein drängendes Thema: Mehr als die Hälfte der 560 Wildbienenarten in Deutschland sind gefährdet, 42 Prozent der Insektenarten gelten als extrem selten oder ausgestorben – so das hessische Umweltministerium jüngst in einer Pressemitteilung. Von den 420 Wildbienenarten im wärmeverwöhnten Rheinland-Pfalz gelten 198 laut „Roter Liste“ aus dem Jahr 1995 als gefährdet, warnt der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Rheinland-Pfalz. Heute seien es sicher noch weit mehr, denn in Deutschland gibt es seit 1989 einen Rückgang flugfähiger Insekten um etwa 75 Prozent.
Das wird zunehmend zum Problem für unser gesamtes Ökosystem: Bienen sind wichtige Bestäuber, im Obst- und Gemüsebau sowie für unzählige Wildpflanzen sind sie unverzichtbar. „Im Gegensatz zur Honigbiene haben die Wildbienen keine Lobby, weil sie keinen Honig erzeugen“, sagt Tatjana Schneckenburger vom BUND Rheinland-Pfalz. In der immer monotoner werdenden Agrarlandschaft fänden die Bienen keine Heimat mehr – die meisten Wildbienen leben alleine, manche bilden kleinere Gemeinschaften, Hummelvölker können auch mal aus etwa 50 bis 600 Tieren und einer Königin bestehen. Ihr Zuhause haben solche Wildbienen, zu denen auch die Hummeln gehören, in Spalten und Ritzen zwischen Steinen und Holz, in Erdlöchern am Boden oder in Böschungen und Gehölzen.
Nur: davon gibt es immer weniger, deshalb werden unsere städtischen Räume für die Wildbienen als Lebensraum immer wichtiger. Doch auch da ist guter Rat teuer: Echte blühende Wiesen mit großer Blütenvielfalt sind kaum noch zu finden, auch „ordentliche“ Vorgärten mit streng gestutztem Rasen bieten den Insekten nur wenig Unterschlupf und Nahrung. Dazu kommt nun der neueste Trend: Gärten aus Stein, Schotter und Kieseln. „Gärten des Grauens“ nennen viele sie schon – und das völlig zu Recht.
In solchen Steinwüsten fänden Wildbienen keinen Lebensraum mehr und keine Nahrung, Wasser könne nicht mehr versickern, denn die Gärten sind in dder Regel nach unten mit Vlies oder Folien abgedichtet, sagt Schneckenburger. Auch das Bodenleben habe so keine Chance mehr. „Hinzu kommt, dass Schotter und Steine häufig importiert werden, die Abbaubedingungen wie auch die Energiebilanz dieser Transporte sind meist unbekannt“, warnt die Expertin.
Einer der Hauptgründe für die Schottergärten sei das Argument, sie seien pflegeleicht, sagt Schneckenburger – doch das stimme so gar nicht: „Pflegeleicht sind solche „Steinwüsten“ meist nur kurze Zeit: Schon nach wenigen Jahren sammelt sich schwer entfernbares Laub und die Steine setzen Moos an“, sagt die BUND-Fachfrau. Die Pflege bedürfe dann intensiver Handarbeit oder den Einsatz von Pestiziden wie zum Beispiel Glyphosat. Auch heizten sich Steine und insbesondere dunkler Schotter im Sommer stark auf und trügen nicht zu einem angenehmen Stadt- und Dorfklima bei.
„Ein naturnaher Staudengarten hingegen erfreut mit zwei Stunden Arbeit pro Jahr mit seinen Blüten Mensch und Wildbienen“, betont Schneckenburger. Pflanzen regulierten zudem sehr effektiv das Stadtklima, sie befeuchteten die Luft, bänden Feinstaub und könnten Lärm dämmen. „Ein lebendiger strukturreicher Garten mit Blütenreichtum bietet Wildbienen, Schmetterlingen, Regenwürmern, Vögeln, Igeln, Gartenschläfern und vielen anderen Tieren ein Zuhause“, schwärmt Schneckenburger – das sei auch ein Paradies für Naturbeobachtungen.
Der BUND hat deshalb 2018 das Projekt „Blühendes Rheinhessen – Wein, Weizen, Wildbienen“ gestartet, gemeinsam mit Landwirtschaft und Winzern sollen hier wieder Blühstreifen und Schlupfwinkel für Wildbienen geschaffen werden. Der Naturschutzverband NABU fordert gar ein Verbot von Schottergärten – in Nordrhein-Westfalen gebe es bereits Städte, die ein solches Verbot ausgesprochen hätten.
Wer Bienen helfen will, pflanzt die guten alten Blühpflanzen, die manch Städter nur noch aus Geschichten kennt: Auf Blumenbeeten freuen sich Bienen über Schafgarbe, Akelei, Lavendel, Wilde Malve, Astern, Blutweiderich, Wiesenschafgarbe und Wiesensalbei, heißt es beim NABU. Auf Gemüsebeeten bieten sich Ackerbohnen, Borretsch, Ringelblumen, Kürbisgewächse, Zwiebeln, Kohl, Möhren und verschiedene Gewürzkräuter an. Für den Balkon empfiehlt der NABU Katzenminze, Gundermann, Liegender Ehrenpreis, Zypressenwolfsmilch und Blutroten Storchschnabel sowie Küchenkräuter wie Salbei, Rosmarin, Lavendel, Pfefferminze und Thymian. Die Kräuter sollte man blühen lassen.
Info& auf Mainz&: Ganz viele Infos zu Bienenfreundlichen Gärten findet Ihr hier beim NABU, mehr zum Projekt Blühendes Rheinhessen mit vielen Infos zu Wildbienen bei uns hier beim BUND Rheinland-Pfalz. Mehr zu dem Thema Blüten in Garten und Landwirtschaft lest Ihr hier bei Mainz&.