Es war ein grandioses Lichtspektakel: Das neue Festival „Mainz leuchtet“ lockte von Donnerstag bis Samstagabend Zehntausende in Mainzer City. Staunend und begeistert standen die Besucher vom Schillerplatz bis zur Rheingoldhalle vor historischen Gebäuden, die mit Hilfe modernster Technik ganz neu in Szene gesetzt wurden. Vor allem die Lightshows am Osteiner Hof und am Mainzer Dom versetzten die Zuschauer in Begeisterung. Mainz& hat Euch tolle Fotos mitgebracht – genießt unsere Diashows! Achtung: Dieser Beitrag kann eine längere Ladezeit haben.
Das Late Light Festival „Mainz leuchtet“ war als Nachfolger der inzwischen gestrichenen „Mainzer Sommerlichter“ in diesem Jahr zum ersten Mal an den Starrt gegangen. Konzipiert wurden die Lightshows vom Studiengang „Zeitbasierte Medien“ der Hochschule Mainz, vielen noch besser bekannt als Mediendesign. Und die Studierenden hatten in gut zwei Jahren Arbeit einfach fantastische Video-Projektionen erarbeitet, die an fünf markanten Orten in der Innenstadt zu sehen waren.
Los ging der Rundgang für viele Besucher am Osteiner Hof auf dem Schillerplatz: Dort verwandelte ein ganzer Video-Film das altehrwürdige Barockpalais in eine Kulisse zwischen Opernhaus und Weltall. Da klappten auf einmal ganze Fassadenteile scheinbar nach unten weg, drehte sich der Mittelteil des Palais wie eine Drehrolle oder zerschellte eine kleine Space-Rakete mit einem Vollcrash inmitten der Fassade. Dann wieder erinnerten riesige Deckenleuchter an die historische Geschichte des Palais – eine tolle, verzaubernde Zeitreise, die Ihr hier in einem kleinen Video von Mainz& auf Facebook ansehen könnt.
Weltall vor der Rheingoldhalle und leuchtende Markthäuser
Im Kirschgarten wiederum verwandelte eine Wasser-Projektion das alte Fachwerkhaus der Familie Schué in eine leuchtende Klangwelt, am Staatstheater wurden Wörter der aktuellen Woyzzeck-Inszenierung auf die Fassade projiziert. Im Vergleich blieb das Staatstheater allerdings deutlich hinter den anderen Performances zurück: Zu dunkel, zu schwer verständlich und schlicht zu wenig „leuchtend“ kam die Installation daher.
Ganz anders hingegen auf dem Rathausplateau: Vor der Rheingoldhalle hing eine riesige Discokugel meterhoch über dem Patz und tauchte das in Sanierung befindliche Rathaus sowie die Rheingoldhalle in unirdisch tanzende Lichtpunkte. Auf dem Platz selbst hatte das einen höchst betörenden Effekt: Nach einigen Minuten schien sich nämlich der Boden unter einem zu heben und zu drehen, die Füße den Kontakt mit dem festen Boden verloren zu haben – das Gleichgewicht hatte erhebliche Mühe, noch einen Ankerpunkt zu finden.
Das hatte offenbar Konsequenzen bei so manchem Besucher: Am Samstagabend überzog ein beißender Gestank nach Erbrochenem Teile des Platzes. Die Erfinder der Installation wollten jedenfalls einen leuchtenden Orbit schaffen, „der den Raum in Sternenlicht taucht“ und die besucher anregen sollte, über „die stille Einsamkeit im Kosmos, die Schönheit des Verlorenseins und unsere winzige Präsenz in der Unendlichkeit“ nachzudenken. Dazu glitt ein Tänzer mit seinem Lastenrad über den Platz – eine vorbeieilende Präsenz im Gewühl.
Atemberaubende Lightshow am Mainzer Dom: Panta Rhei
Wer es bis zur Rheingoldhalle schaffte, konnte dort in einen Mini-Leuchtwald eintauchen: Der „Magical Forest“ wollte mit seiner überdimensionale Version von Waldelementen die Neugier für diesen außergewöhnlichen Lebensraum neu wecken. Auf dem Marktplatz wiederum wurden Fassaden rund um die Markthäuser und am Mainz-Store mit einer Video-Projektion von Stadtcollagen, gemalt von Kindern aus Mainzer Schulen und Freizeiteinrichtungen, und einem Wimmelbild in völlig neues Licht getaucht.
Höhepunkt der Lichtmeile vom, Schillerplatz bis zum Rhein war aber fraglos die beeindruckende Video-Projektion am Mainzer Dom: Unter dem Titel „Panta Rhei – Everything flows“ bauten sich ineinander fließend immer neue Muster und Formen auf dem Ostchor des Mainzer Doms auf und zerfielen wieder. „Alles fließt und nichts bleibt, es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln“ hatten die Macher ihre Projektion beschrieben – es war eine völlige Untertreibung.
Denn die Studierenden tauchten den Dom in farbige Muster und Farbspiele, und zeichneten eins ums andere Mal die Linien des 1000 Jahre alten Gebäudes so nach, dass Konturen hervortraten, die man sonst gar nicht so wahrnimmt: So entstand vor dem Auge des Betrachters auch eine Zeitreise durch die Baugeschichte, ein Spiel mit den Mustern der Fassade und ein Wecken von Assoziationen mit der ehrwürdigen Kathedrale und ihrer Geschichte – von den Zuschauern mit tiefem Staunen und rauschenden Applaus bedacht.
„Es ist eine riesige Ehre, auf den Dom projizieren zu dürfen“, sagte Meike Schalk im Gespräch mit Mainz&. Schalk war die Teamleiterin für das Projekt Dom, die Studentin studiert im fünften Semester Mediendesign. Das Team fotografierte zunächst die Fassade des Doms, und baute diese dann detailgetreu digital nach – dabei half auch das Bronzemodell auf dem Liebfrauenplatz. Dann begann das Spiel mit grafischen Elementen, Farben und Linien, so entstand schließlich die Videoprojektion, die mit Spezial-Projektoren auf die Fassade geworfen wurde.
Dabei wurde die Domfassade mitunter so durchlässig, als würde der Ostchor riesige Glasfenster besitzen – ein durchaus gewollter Effekt. „Wir wollten zeigen, wie es wäre, wenn der Dom mehr Fenster hätte“, sagte Schalk – das Team freute sich sehr über den großen Zuspruch und die Reaktionen der Zuschauer: „Es ist einfach toll, dass es so angenommen wird“, schwärmte Schalk. Ins Schwärmen waren da schon längst ihre Zuschauer gekommen, die einhellige Meinung: Traumhaftes Lichterfest – gerne wieder!
Info& auf Mainz&: Mehr Hintergründe zum Festival „Mainz leuchtet“ findet Ihr auch hier im Internet. Und hier noch unsere Diashow zum Mainzer Dom: