Bilbao, das Weinanbaugebiet Rioja, Great Wine Capitals, Mainz‘ Platz als Weinregion in der Welt – darum sollte es hier und heute auf Mainz& geben. In Bilbao, der spanischen Hauptstadt des Baskenlandes tagt die große Konferenz der Great Wine Capitals – und Mainz& sollte dort eigentlich geehrt werden. Wir haben nämlich den International Blogger Contest gewonnen – mit dem Artikel über eine Oldtimer-Genusstour durch Rheinhessen. Doch statt Konferenz und Preis heißt es für Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein Bett und Arzt: Wegen einer akuten Schimmelvergiftung musste sie die Reise streichen. Warum wir das bloggen? Weil wir es Leid sind, dass unverantwortliche Vermieter – einfach nichts tun. Und so die Gesundheit anderer Menschen gefährden.
Ich bin nämlich kein Einzelfall: Seit ich die Ereignisse um den Schimmel in meiner Wohnung auf Facebook publik gemacht habe, erzählen mir Menschen aus ganz Mainz ähnliche Geschichten. Von Wohnungen, in denen der schwarze Schimmel an den Wänden blüht. Von Vermietern, die komplett untätig bleiben. Ja, von Vermietern, die nach dem Auszug ihrer Mieter Wände mit Schimmel einfach übertünchen – und glatt wieder vermieten.
WHO: bis zu 75 Prozent höheres Risiko für Infektionen durch Schimmel
Das aber ist nicht nur unverantwortlich – es ist auch ein massive Gefährdung der Gesundheit von Menschen: Laut Weltgesundheitsorganisation WHO ist Schimmel in Wohnungen ein echtes Gesundheitsrisiko, eine Nutzung solcher Räumezieht ein um bis zu 75 Prozent „erhöhtes Risiko einer Erkrankung der Atmungsorgane, einer Atemwegsinfektion und der Verstärkung einer vorhandenen Asthmaerkrankung“ nach sich. Mehr noch: „Toxikologische Befunde (…) zeigen das Auftreten verschiedener Entzündungs- und Toxizitätsreaktionen“ – mit einem Wort: Vergiftungsreaktionen.
Jeder 6. Deutsche lebt in Schimmelwohnung
„Jeder 6. (!) Deutsche“, schrieb der Bayrische Rundfunk im April dieses Jahres, „wohnt in einer Schimmelwohnung“ – ein Alarmsignal. Ich habe im Juni 2015 – genau: am 13. Juni 2015 – in meiner Wohnung in der Mainzer Neustadt einen massiven Schimmelbefall meines Badezimmers, aber auch meiner Küche entdeckt. Ursache: ein Bauschaden, entstanden dadurch, dass das Nachbarhaus abgerissen war, die Außenwand wochenlang frei lag und ständig Wasser in die Wand lief. So stellte es ein offizieller Baugutachter fest.
Reaktion der Vermieterin: keine. Trotz wiederholter Aufforderung geschah – nichts. Erst nach einer Mietminderung wurde nach zwei Wochen die Tapete in Bad und Küche entfernt, und das auch nur eng um die betroffenen Stellen herum. Sonst geschah nichts, kein Trocknungsgerät, keine Maßnahmen zur Entfernung des Schimmels, nichts. Für mich als Allergikerin war die Wohnung damit nicht mehr bewohnbar – bei mir wurde schon vor 20 Jahren eine Schimmelallergie diagnostiziert. Was mein Vermieterin weiß.
Schimmelschaden im Juni, im September Wand unter Wasser
Ich suchte also händeringend nach einer anderen Bleibe, fand ein Haus, wollte umziehen – und fand am 23. September einen neuen, viel größeren Schimmelschaden in meiner Wohnung vor. Nach heftigen Regenfällen stand eine komplette Wand unter Wasser, dieses Mal im Wohnzimmer. Die Tapete, sogar die Bilder an den Wänden, alles schlug Wellen und war patschnass.
Mehr noch: Hinter den Bildern fanden sich tiefschwarze Schimmelflecken, wie sie nicht über Nacht entstanden sein können. Meine Vermutung, ja meine Warnungen, hier sei noch immer Schimmel in der Wohnung, bewahrheiteten sich auf schreckliche Weise. Seither ist in der Wohnung – nichts geschehen. Für eine Woche Ende Oktober (!) wurde ein Trocknungsgerät aufgestellt, das war’s. Die Tapete hing bis zum 6. November unverändert an der Wand, niemand entfernte sie oder tat gar etwas gegen Schimmel.
Fieber, Muskelschmerzen, Konzentrationsstörungen, Schwäche
Für mich war inzwischen die Wohnung nur noch stundenweise und mit Mundschutz zu betreten – aber das reichte nicht. Nach jedem Aufenthalt in der alten Wohnung wurde ich krank: Grippeähnliche Symptome, Fieber, Muskelschmerzen, Konzentrationsstörungen, Schwäche, dazu heftiges Jucken der Haut mit sichtbarer Neurodermitis. Nach einem ersten Teilumzug Ende Oktober war ich eine Woche krank. Nach dem 2. Teilumzug am 2. November ebenso.
Nach dem Umzug meiner Möbel musste ich zudem feststellen: alles, aber auch alles aus der alten Wohnung ist schimmelverseucht und für mich nicht mehr zu benutzen. Ich besitze kein Bett mehr, keinen Schrank, keine Küche, keine Büromöbel mehr.
Allianz bietet 100 Euro Entschädigung und Ersatz dreier Bilder
Reaktion der Vermieterin: keine. Reaktion ihrer Versicherung, der Allianz: 100,- Euro für die Küche sowie der Ersatz von drei Bildern. Das war’s. Wohgemerkt bei einem Schaden, den ich nicht zu verantworten habe, und für den mir auch keiner die Schuld gibt. Trotz einer Fülle von Schreiben, Warnungen, Bitten, etwas zu unternehmen. Fünf Monate lang ist gegen den Schimmel in der Wohnung nichts geschehen. Ich befürchte, dass meine Vermieterin die Wohnung nun notdürftig renovieren und sie dann weiter anbieten wird – als Eigentumswohnung.
Nachdem ich meine Wohnung endgültig am 6.11. übergeben habe und sie davor sogar auf Bitten meiner Vermieterin noch geputzt habe – habe ich auf dem Weg zum Frankfurter Flughafen am Sonntag einen Erschöpfungszusammenbruch erlitten. Symptome: Fieber, Schüttelfrost, Konzentrationsstörungen, endlose Hustenanfälle und absolute Schwäche. Kein Gedanke daran, die Reise anzutreten.
Mainz& für Gewinn des Blogger Contests der GWC geehrt
Damit aber auch keine Chance, die Great Wine Capitals besser kennen zu lernen und für Euch aus Rioja zu berichten. Und das ärgert uns! Und natürlich ärgert es uns auch, dass wir damit unseren Preis nicht in Empfang nehmen konnten. Im August nämlich kürte eine internationale Jury den Beitrag von Mainz& über eine Wein-Genussreise in einem Oldtimerbus durch Rheinhessen zum besten unter rund 20 eingesandten Beiträgen aus der ganzen Welt.
Wow – haben wir uns gefreut! Auch darüber, dass Mainz& schon 1,5 Jahre nach seinem Start die erste Auszeichnung gewonnen hat! Der Preis: Die Reise zur GWC-Konferenz nach Bilbao…
Tja, und heute hätten wir eigentlich in Bilbao auf der Konferenz der Great Wine Capitals sitzen sollen. Von neuen Entwicklungen und Trends erfahren sollen. Für Euch berichten sollen. Wie gerne hätten wir das gemacht! Dass allein eine unverantwortliche Vermieterin und ihr Umgang mit der Gesundheit ihrer Mieter daran Schuld ist – wir fanden, das solltet Ihr wissen. Gerade auch, weil das kein Einzelfall ist.
Gutachten: überdurchschnittliche Konzentration giftiger Schimmelsorten
Der Deutsche Mieterbund sieht übrigens bei solchen Fällen eindeutig den Vermieter in der Pflicht und fordert schnelle Reaktionen. Ein offizielles Schimmelgutachten in der Wohnung am 13. Oktober ergab eine „überdurchschnittliche, deutliche Belastung“ mit Schimmelpilzen, es wurden unter anderem die hochgiftigen Strachybotrys-Schimmelpilze in hoher Konzentration gefunden. Diese setzen Mykotoxine, Pilzgifte, frei, die zu „Konjunktivitis, Rhinits und Grippesymptomen“ führen.
Noch im Flur der Wohnung wurden zudem mit Aspergillus ustus (braun-grüner Schimmel) und Aspergillus versicolor (multifarbiger Schimmel), letzterer bildet „das Mycotoxin Sterigmatocystin, das zum einen kanzerogenes Potential hat und zum anderen die Niere oder Leber schädigen kann“, wie man im Expertenforum www.schimmel-schimmepilze.de weiß.
Info& auf Mainz&: Zu der Frage, ob Schimmelpilze krank machen können und wie, könnt Ihr auf schimmel-schimmelpilze.de mehr nachlesen – genau hier. Schimmel in Wohnungen ist kein einfaches Thema – oft versuchen Vermieter, dem Mieter die Schuld zuzuschieben und argumentieren mit falschem Lüften. Doch davon sollte man sich nicht einschüchtern lassen – gerade in Zeiten von Fassadendämmung geschehen oft Baufehler, die zu Schimmel in der Wohnung führen. Einen sehr guten Überblick über das Thema Schimmel in der Wohnung, Ursachen und Beweislast findet Ihr unter www.mietrechtslexikon.de, genau hier. Meht zur WHO-Untersuchung zu Schimmel und Wohnraumqualität findet Ihr hier.
Der SWR hat Mitte Oktober einen Bericht über das Schimmelproblem meiner Wohnung gesendet, den Ihr auf meiner Facebookseite sehen könnt. Die Kollegen haben leider vergessen zu erwähnen, dass das Schimmelproblem bereits seit Juni bestand.