Mitte Juli hatte der neu gegründete Verein „Rettet das Römische Mainz“ auf das Verschwinden der Großen Mainzer Jupitersäule vor dem Mainzer Landtag aufmerksam gemacht, die Stadt Mainz machte danach statische Probleme dafür geltend, dass die Säule seit zehn Jahren von ihrem angestammten Platz verschwunden ist. Nun schlägt der Römer-Verein vor: Man könne die Jupitersäule doch einfach auf die andere Seite der Großen Bleiche stellen – und damit ein „Römisches Dreieck“ mit dem Dativius-Victor-Bogen und dem Jubiläumsbrunnen schaffen.

Die Große Mainzer Jupitersäule auf ihrem angestammten Platz vor dem Mainzer Landtag, hier stand sie bis 2015. - Foto: gik
Die Große Mainzer Jupitersäule auf ihrem angestammten Platz vor dem Mainzer Landtag, hier stand sie bis 2015. – Foto: gik

Die Große Mainzer Jupitersäulen gehört zu den Highlights des römischen Mainz – eigentlich: Die 9,10 Meter hohe und reich geschmückte Säule gehört zu den größten ihrer Art, ihr Fund im Jahr 1905 war eine Sensation – und während das Original im Mainzer Landesmuseums steht, war bis 2015 eine originalgetreue Replik auf der Grünfläche vor dem Mainzer Landtag zu sehen. Nur: Die beeindruckende Kopie wurde 2015 zu Restaurationszwecken abgebaut, ihre Rückkehr mehrfach versprochen – geschehen ist das bis heute aber nicht.

Darauf hatte Mitte Juli 2025 der Verein „Rettet das Römische Mainz“ mit einer Veranstaltung am verwaisten Standort der Jupitersäule aufmerksam gemacht – und die schnelle Rückkehr der Säule gefordert. Bleibe die Jupitersäule zu lange verschwunden, „schwindet auch das Gedächtnis an sie“, kritisierte Vereinsvorsitzender Christian Vahl: „Der Platz ist ein anderer mit und ohne Säule, deswegen sollte sie zurückkehren.“

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Verein Römisches Mainz schlägt neuen Standort für Jupitersäule vor

Die Stadt Mainz teilte danach auf Mainz&-Anfrage mit, es gebe Probleme mit dem Boden. Der Sockel der Jupitersäule stehe „zur Hälfte auf dem Parkhaus unter dem Platz der Mainzer Republik und zur Hälfte auf aufgeschüttetem Boden“, vor dem Wiederaufstellen der Säule bedürfe es „umfangreicher geologischer Untersuchungen und statischer Berechnungen“, der Sockel müsse verstärkt werden, die Säule brauche ein Edelstahlskelett.

Der verwaiste Sockel der Mainzer Jupitersäule vor dem Landtag, im Hintergrund die Große Bleiche. - Foto: gik
Der verwaiste Sockel der Mainzer Jupitersäule vor dem Landtag, im Hintergrund die Große Bleiche. – Foto: gik

Der Verein „Rettet das Römische Mainz“ sagt nun, wenn der Boden denn so problematisch sei, könne doch eine Standortverlagerung helfen – und schlägt einen Seitenwechsel vor: Statt auf der Seite des Landtags könnte die Jupitersäule doch in der Grünanlage auf der anderen Seite der Großen Bleiche eine neue Heimat finden. Denn: Auf dieser Seite steht auch noch die Kopie des Dativius-Victor-Bogens, eines Ehrenbogens aus der spätrömischen Zeit, der zu Ehre  des Kaiserhauses sowie des Göttervaters Jupiter errichtet wurde.

Der Dativius-Victor-Bogen wurde um 1900 bei Abbrucharbeiten der mittelalterlichen Stadtmauer auf dem Kästrich in dort verbauten Einzelteilen gefunden und rekonstruiert, der 6,50 Meter hohe und 4,55 Meter breite Bogen, einst ein Mitteldurchgang einer Säulenhalle, steht heute in der Steinhalle des Mainzer Landesmuseums und gilt laut Wikipedia „zu den bedeutendsten wiederaufgebauten römischen Monumenten in Deutschland.

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Dreieck mit Dativius-Victor-Bogen vor dem Schloss

Eine Kopie des Ehrenbogens wurde 1962 anlässlich der Mainzer 2000-Jahr-Feier im Maßstab 1:1 auf dem Ernst-Ludwig-Platz aufgestellt, und zwar am Durchgang in Richtung Christuskirche. Nun biete sich die Chance, mit der Jupitersäule ein „Römisches Dreieck“ zu schaffen, findet der Römer-Verein, es bestehe „die Chance einer visuelle Verknüpfung“ mit dem Dativius-Victor-Bogen sowie dem Jubiläumsbrunnen auf dem Ernst-Ludwig-Platz, sagte Vahl. So könne „die stadträumliche Wirkung der beiden Replikate Dativius-Victor-Bogen und Jupitersäule einerseits, sowie des Jubiläumsbrunnens andererseits merkbar verstärkt werden.“

Der Ernst-Ludwig-Platz mit dem still gelegten und maroden "Jubiläumsbrunnen", der ebenfalls an das römische Erbe von Mainz erinnert. - Foto: gik
Der Ernst-Ludwig-Platz mit dem still gelegten und maroden „Jubiläumsbrunnen“, der ebenfalls an das römische Erbe von Mainz erinnert. – Foto: gik

Damit wären zum einen die statischen Probleme für die Jupitersäule gelöst, und zum anderen „eine merkbare Aufwertung des grünen Stadtplatzes“ erreicht, sagte Vahl. In dem so entstehenden „Römischen Dreieck“ könnten „die genannten Einzeldenkmäler optisch besser als bisher miteinander korrespondieren.“ Damit wäre womöglich auch ein Schritt hin zu der Idee getan, die ein Teilnehmer der Veranstaltung im Juli hatte: Aus dem Gelände an der Großen Bleiche einen ganzen Römerpark mit einer Vielzahl von Denkmälern aus der Antike zu machen.

Der Ernst-Ludwig-Platz sollte schon mehrfach umgestaltet werden, für die Grünanlage zwischen Großer Bleiche und dem Seiteneingang des Kurfürstlichen Schlossen wurden schon zahlreiche Ideen entwickelt, darunter auch ein rekonstruierter Schlosspark oder ein „Generationenpark“. Daraus wurde indes nie etwas. Auch der Jubiläumsbrunnen – errichtet ebenfalls zur 2000-Jahrfeier 1962 sollte schon mehrfach renoviert und reaktiviert werden, die Brunnenanlage aus Stahlbeton und Travertin mit Abgüssen antiker Reliefs ist seit rund 15 Jahren nicht mehr in Betrieb – die SPD Mainz-Altstadt plädierte 2022 für einen Neubau.

Zuletzt hatte die Stadt Mainz im April 2023 das „Forum Regierungsviertel“ wiederbelebt, das Empfehlungen für die Umgestaltung des Bereichs zwischen Großer Bleiche, Kurfürstlichem Schloss, Landtag und der Staatskanzlei von Rheinland-Pfalz erarbeiten sollte. Eine Experimentierphase endete in großem Ärger wegen einer Komplettsperrung der Großen Bleiche. Umsetzung der Empfehlungen: bislang offen.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Rätsel der verschwunden Jupitersäule lest Ihr hier auf Mainz&, ausführliche Informationen zum Dativius-Victor Bogen finden sich hier bei Wikipedia.

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