Sie ist eine der wichtigsten und bedeutendsten Zeugnisse des Römischen Mainz: Die Große Mainzer Jupitersäule, gefunden 1905 bei Ausgrabungen in der Mainzer Neustadt. Ihr angestammter Platz vor dem Mainzer Landtag ist indes seit 2015 verwaist: Da wurde die 9,10 Meter hohe Säule abgebaut, und zu Restaurationszwecken in eine Werkstatt gebracht. Nun soll sie zurückkehren: Anfang oder Mitte 2023 soll die Jupitersäule wieder vor dem Landtag von der Größe des antiken Mogontiacums künden.
9,10 Meter hoch, 28 Reliefs mit Abbildungen von römischen und keltischen Göttern: Die Große Mainzer Jupitersäule ist die größte und bedeutendste ihrer Art, die jemals nördlich der Alpen gefunden wurde. Errichtet wurde sie von Mainzer Kaufleuten zwischen 63 und 67 nach Christus, und zwar zu Ehren des römischen Kaisers Nero, der erst nach dem Brand von Rom im Jahre 64 durch die Geschichtsschreiber der nachfolgenden Generationen zu dem verrückten Wüterich erklärt wurde, als den die heutigen Generationen ihn kennen.
Gefunden wurde die Mainzer Jupitersäule 1905 bei Ausgrabungen in der Sömmeringstraße in der Mainzer Neustadt. Zu Neros Zeiten stand hier ein Kaufmannsviertel mit großen Villen reicher Bürger. Gerade erst in den letzten Jahren wurden im selben Bereich weitere Villen mit Fußbodenheizungen an einer Art „Via Appia“ von Mainz sowie die Statue einer Gesundheitsgöttin – eine Art „Venus von Mainz“ – gefunden.
Die große Mainzer Jupitersäule war bei ihrem Fund zerbrochen in 2.000 Stücke, doch die Forscher schafften es, sie zu rekonstruieren – das Original wird heute im Mainzer Landesmuseum aufbewahrt und war einst ein Highlight der Ausstellung in der Steinhalle. Vor dem Landtag in Mainz stand indes seit den 1930er Jahren eine Nachbildung: 1934 wurde eine ziemlich exakte Kopie der Original-Säule gegossen, und das gleich in zweifacher Ausführung. Ein Abguss wurde nach Rom gefahren und soll sogar in einer Privataudienz von Papst Pius bewundert worden sein.
Im Mai 2015 stellten Fachleute bei der Begutachtung der Säulenkopie fest: Das Gebilde ist marode und nicht mehr standfest. „Wir standen auf der Leiter, haben die Säule angetippt – und sie hat sich bewegt, erinnerte sich Gilbert Korte, Geschäftsführer der Mainzer Gebäudewirtschaft nun bei einem Besuch der Budenheimer Steinmetzfirma Sauer. Hier lagert die Kopie der Jupitersäule seit 2015, zerlegt in 12 Teile und seither gründlich untersucht.
Inzwischen wird die Säule aus Kalksteinsplit und Weißzement restauriert und wieder aufgearbeitet, das Hauptproblem dabei seien Rostsprengungen, berichtete der Restaurator, Steinbildhauermeister Hilmar Müller: „Man hat irgendwann Eisenteile eingebracht, um die Säule zu stärken, das Eisen rostete aber und sprengte die Oberfläche.“ Das Ergebnis sind Risse und Verfärbungen, Müllers Aufgabe ist nun, so viele Eisenteile wie möglich aus dem Gebilde herauszuarbeiten, die Risse zu schließen, und die Säule zu „heilen“.
Auch werde die angewitterte Oberfläche beruhigt und geglättet, erklärte Müller weiter, der letzte Schritt ist dann ein neuer Anstrich, der in Zusammenarbeit mit dem Mainzer Institut für Steinkonservierung entwickelt wurde. Mit drei Farbanstrichen habe man jetzt experimentiert, berichtete Geschäftsführer Ulrich Schulz, ein eierschalenfarbener Anstrich werde es nun wohl werden. „Der Anstrich verhindert, dass mehr Feuchtigkeit als nötig in den Stein eindringt“, erklärte Müller.
Anfang oder Mitte 2023 sollen die Arbeiten fertig werden, die Jupitersäule danach zurückkehren – und zwar auf ihren angestammten Sockel an der Großen Bleiche. Es habe zwar Diskussionen über eine Aufstellung am Fundort in der Mainzer Neustadt gegeben, sagte Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD): „Dort sind die Sichtbeziehungen aber nicht gut, der Standort entspricht nicht der Bedeutung einer solchen Säule“, betonte sie.
„Die Jupitersäule manifestiert, wie geschichtsträchtig unsere Stadt ist“, betonte Grosse. Obwohl die Säule nur eine Nachbildung sei, „ist sie bei der Bevölkerung sehr beliebt“, sagte die Dezernentin: „Das wird ein sehr positives Echo in der Stadt haben, wenn sie wiederaufgestellt wird – neu gemacht und saniert, das wird ein absoluter Aha-Effekt sein.“ Rund 130.000 Euro lässt die Stadt sich das kosten. Wann die Original-Jupitersäule wieder zu sehen wird, und wie es mit der Neukonzeption der Steinhalle im Landesmuseum voran geht – dazu war am Mittwoch nichts zu erfahren.
Info& auf Mainz&: Mehr zur Großen Mainzer Jupitersäule lest Ihr hier bei Mainz&, mit vielen Details gespickt aber auch in diesem Wikipedia-Artikel. Mehr zum reichen Mainzer Kaufmannsviertel in Römerzeit sowie der Via Appia von Mainz lest Ihr hier: