Die Jupitersäule auf der Wiese vor dem Mainzer Landtag erinnert ja an die Zeit der Römer, die 9,14 Meter hohe, schlanke Säule ist die größte ihrer Art, die jemals nördlich der Alpen gefunden wurde. Errichtet wurde sie von Mainzer Kaufleuten zwischen 63 und 67 nach Christus, also zu Zeiten des römischen Kaisers Nero – das machte man damals so 😉 Doch die Säule vor dem Landtag ist marode, stellte sich nun heraus – und muss abgetragen werden. Wir können Euch aber beruhigen: Die schlanke Stele ist eine Nachbildung – das Original steht im Landesmuseum.
Trotzdem ist die originalgetreue Nachbildung der Jupitersäule natürlich ein Ausrufezeichen im Mainzer Stadtbild und sollte deshalb auch saniert werden. Ziel der Arbeiten: Auf der Spitze wieder eine 2,40 Meter hohe Jupiter-Figur zu befestigen, wie sie einmal das Original zierte. Dafür sollte die stark beschädigte Säulen-Replik saniert und natürlich ihre Standsicherheit überprüft werden. Und dabei stellten die Experten fest: Die Säule ist stärker beschädigt als gedacht, nicht mehr standsicher, und muss deshalb nun leider abgebaut werden.
Mit diesen Arbeiten sei am Montag begonnen worden, der Abbau werde bis Mittwoch dauern, teilte die Stadt am Montag mit. Dann sollen die notwendigen Untersuchungen sowie die sich daraus ergebenden Sanierungen „segmentweise“ erfolgen – wir nehmen mal an, das heißt portionsweise. Wann die Säule wieder auf ihrem Sockel stehen wird, sagt die Stadt leider nicht – vermutlich ist das auch nur schlecht abzuschätzen. Dass die Jupitersäule wieder kommt, wollen wir doch schwer hoffen.
Denn die reich verzierte Säule ist ein lebendiges Zeugnis Mainzer Geschichte, werden auf den 28 Reliefs doch nicht nur römische Götter dargestellt, sondern auch keltische – Multi-Kulti in der Vorzeit. Die Original-Jupitersäule wurde übrigens in 2.000 Stücke zerbrochen gefunden – bei Bauarbeiten in der Mainzer Sömmeringstraße. Das war 1905, in der Antike stand hier einmal eine Kaufmannssiedlung. Und deren Kaufleute stifteten die Säule zum Wohle des Kaisers, Kaiser war damals aber Nero. Der ging als verrückter Wüterich in die Geschichte ein, der womöglich Rom abfackeln ließ.
Die heutige Forschung scheint milder auf Nero zu Blicken und weist ihn als wegweisenden Visionär der Architektur aus. In seiner Zeit aber war Nero ein ziemlich grausamer Tyrann, der unter anderem den in Mainz stationierten Legaten des obergermanischen Heeres, Publius Sulpicius Scribonius Proculus durch eine Intrige in den Selbstmord trieb – und Scribonus war beiliebe kein Einzelfall. So verhasst war Nero, dass man nach seinem Tod seinen Namen von öffentlichen Gebäuden und Denkmälern tilgte. Auch die Inschrift am Fuße der Jupitersäule wurden ausgemeißelt, allerdings so nachlässig, dass sie heute in Teilen noch zu sehen ist.
Von der einstmals auf der Säule stehenden Jupiterfigur – Jupiter war der höchste der römischen Götter – wurden allerdings nur einige, wenige Reste gefunden: der linke Fuß, ein Finger und ein Blitzkeil, den Göttervater Juppiter schleuderte mit Vorliebe Blitze. Die Figur war aus vergoldeter Bronze, mithin wertvoll, weswegen sie wohl nicht überlebte. Die bemerkenswert gut ausgestattete Mainzer Jupitersäule jedenfalls erzählt uns heute viel über Verständnis und Leben im römischen Mainz im 1. Jahrhundert nach Christus. Das Original könnt Ihr im Mainzer Landesmuseum bewundern – etwa bei der 10. Mainzer Museumsnacht am 30. Mai.
Info& auf Mainz&: Mehr zur Mainzer Jupitersäule findet Ihr in diesem Wikipedia-Artikel. Mehr zum Mainzer Landesmuseum hier. Und mehr zur 10. Mainzer Museumsnacht lest Ihr morgen auf Mainz&!