UPDATE& — Die Woche wird nicht lustig für Pendler und Familien: Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di hat zum Großstreik aufgerufen, und will gleich an zwei Tagen den Öffentlichen Nahverkehr lahmlegen – es ist bereits der zweite große Streik im Nahverkehr in diesem Monat. Und für Donnerstag ruft nun die Gewerkschaft GEW die Kita-Beschäftigten landesweit zum Warnstreik auf. In Mainz und Wiesbaden werden deswegen am Dienstag und wohl auch Mittwoch keine Busse fahren, am Mittwoch ist praktisch das ganze Rhein-Main-Gebiet samt Frankfurt und Rüsselsheim betroffen – und das auch in der Verwaltung. Update&: Auch die Hauptpost in Mainz hat am Dienstag zu: Wegen einer Betriebsversammlung sei „ganztägig geschlossen“, verkündet ein Schild am Eingang.

Keine Busse am Dienstag und Mittwoch in Mainz und Wiesbaden. - Foto: gik
Keine Busse am Dienstag und Mittwoch in Mainz und Wiesbaden. – Foto: gik

Mit wahren Großstreiks will die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di im Vorfeld der dritten Verhandlungsrunde Ende März den Druck auf die Arbeitgeberseite weiter erhöhen. Die dritte Verhandlungsrunde findet zwar erst vom 27. bis 29. März statt, doch schon diese Woche ruft die Gewerkschaft zu Megastreiks auf – ungeachtet der wachsenden Kritik an ihrem Vorgehen. Diverse Wirtschaftsverbände haben der Gewerkschaft bereits Maßlosigkeit und Missbrauche des Streikrechts vorgeworfen, weil die Gewerkschaft bereits in den allerersten Verhandlungsrunden das Land mit massiven Streikwellen überzieht.

Nun geht Ver.di also noch einmal in die Vollen: Das von der Arbeitgeberseite inzwischen vorgelegte Angebot von fünf Prozent in zwei Schritten sowie eine steuerfreie Einmalzahlung von 2.500 Euro reicht der Gewerkschaft nicht aus: Ver.di fordert weiter 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro mehr. Für diese Woche ruft die Gewerkschaft deshalb zum Großstreik auf, es ist bereits der zweite große Streik im Nahverkehr in diesem Monat. Man erlebe eine hohe Streikbereitschaft, die Kollegen seien „zu Recht sauer über das Angebot“ der Arbeitgeber. Gerade in den unteren und mittleren Einkommensgruppen seien „deutliche und bleibende Entgelterhöhungen zwingend notwendig“.

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Keine Busse in Mainz und Wiesbaden, auch Frankfurt bestreikt

Diese Woche trifft es das gesamte Rhein-Main-Gebiet mit voller Wucht: Los geht es am Dienstag morgens mit dem Streik bei der Mainzer Mobilität und bei der ESWE Verkehr in Wiesbaden. Ab 3.00 Uhr in Wiesbaden, und ab 4.00 Uhr in Mainz dürfte dann kein einziger Bus und keine einzige Straßenbahn mehr fahren. In Wiesbaden soll der Streik bis 3.00 Uhr früh am Mittwoch dauern, in Mainz sogar bis 4.00 Uhr früh am Donnerstagmorgen. Während des Streikzeitraums werde keinerlei Busbetrieb stattfinden können, heißt es etwa aus Wiesbaden: Dies betreffe auch den Schülerverkehr sowie die Nightliner-Fahrten.

Busse und Bahnen bleiben Dienstag und Mittwoch in Mainz leer - sie fahren nicht. - Foto: gik
Busse und Bahnen bleiben Dienstag und Mittwoch in Mainz leer – sie fahren nicht. – Foto: gik

Auch die Mainzer Mobilität meldet, an beiden Tagen entfielen dadurch sämtliche Bus- und Straßenbahnlinien der Mainzer Mobilität, ebenso der Schulbusverkehr sowie die Schwimm- und Sportbusse. Nicht betroffen ist davon nach bisherigen Informationen der regionale Zugverkehr. Damit droht der Region Mainz-Wiesbaden ein erhebliches Pendlerchaos – und das wird sich Mittwoch im ganzen Rhein-Main-Gebiet fortsetzen: Ver.di ruft dann zum Großstreik in Rüsselsheim, Groß-Gerau, Darmstadt und weiteren Kommunen bis hinunter zum Odenwald auf – und zwar dann auch die Beschäftigten von Stadtverwaltungen und kommunalen Einrichtungen wie Sparkassen und Kliniken.

Auch in Frankfurt wird am Mittwoch wohl wenig gehen: Hier ruft Ver.di die Beschäftigten des Bundes und der Kommunen in der Stadt und der Region zum Warnstreik, betroffen sein werden unter anderem die Kreisverwaltungen und die Stadtreinigung, die Stadtwerke und der gesamte Busverkehr, aber auch die Bundesagentur für Arbeit. Betroffen sind neben Frankfurt unter anderem Offenbach und der Main-Taunus-Kreis, der Hochtaunuskreis, der Wetteraukreis sowie der Kreis Offenbach.

Donnerstag: GEW ruft zum Kita-Streik auf

Am Donnerstag kommt dann Ungemach auf die Familien in Mainz zu: Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ruft zu einem landesweiten Warnstreik in Rheinland-Pfalz an den Kitas auf. Mit diesem Streik wolle man im Vorfeld der dritten Verhandlungsrunde den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, heißt es auch hier: Es zeichne sich „eine hohe Beteiligung aus den kommunalen Kindertagesstätten des Landes ab.“

Kita-Streik der Gewerkschaft GEW während des Corona-Lockdowns - nun wird wieder real auf der Straße gestreikt. - Foto: GEW RLP
Kita-Streik der Gewerkschaft GEW während des Corona-Lockdowns – nun wird wieder real auf der Straße gestreikt. – Foto: GEW RLP

Die Bildungsgewerkschaft rechnet mit etwa 1.000 Erzieherinnen und Erziehern, die sich zu einer Demonstration in Kirchheim-Bolanden treffen wollen. Dort soll gegen 11.45 Uhr eine Kundgebung stattfinden, an der sich auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sowie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) beteiligen wollen.

„Wir werden am Warnstreiktag deutlich machen, dass die Beschäftigten in den Sozial- und Erzie­hungsberufen jetzt einen Abschluss erwarten, welcher ihr berufliches Engagement würdigt, und gleichzeitig die Rolle der Arbeit in Kindertageseinrichtungen für unsere Gesellschaft ernsthaft anerkennt“, betonte Kathrin Gröning, stellvertretende Landesvorsitzende der GEW in Rheinland-Pfalz.

GEW: Arbeitgeber ducken sich weg bei Verbesserungen

Die kommunalen Arbeitgeber erwarteten, „dass die Beschäftigten im öffentlichen Dienst stets flexibel auf gesellschaftliche Herausforderungen reagieren“, sagte GEW-Landeschef Klaus-Peter Hammer Gleichzeitig duckten sie sich „aber jedes Mal weg, wenn es darum geht, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, Leistungen durch eine bessere Bezahlung anzuerkennen und Rahmenbedingungen zu verbessern.“

Elternproteste vor einigen Jahren im Mainzer Rathaus: Damals stürmten Eltern die Stadtratssitzung. - Foto: gik
Elternproteste vor einigen Jahren im Mainzer Rathaus: Damals stürmten Eltern die Stadtratssitzung. – Foto: gik

Der Kita-Streik kommt in Mainz unmittelbar zum ersten Arbeitstag des neuen Oberbürgermeisters Nino Haase (parteilos), der am Mittwoch in sein Amt eingeführt wird. Haase hatte bereits im Wahlkampf große Sympathien für eine bessere Bezahlung der Erzieherinnen in den Mainzer Kitas erkennen lassen.

In Mainz nämlich werden die meisten Erzieherinnen bei der Stadt Mainz in die Entgeltgruppe S8a eingruppiert, in der Nachbarstadt Wiesbaden hingegen in der Entgeltgruppe S8b – das mache einen Unterschied von bis zu 490 Euro brutto im Monat aus, betont Ver.di. Haase hatte sich im Wahlkampf für eine Angleichung ausgesprochen, also für eine bessere Bezahlung der Mainzer Erzieherinnen. „Jetzt müssen den Worten aber auch Taten folgen“, forderte Verdi-Gewerkschaftssekretär Tupac Orellana bereits Anfang März Haase auf – Orellana ist auch Stadtratsmitglied der Linken.: Haase müsse sein Versprechen „so schnell wie möglich umsetzen.“

Info& auf Mainz&: Informationen zum Streik bei Bussen und Bahnen findet Ihr wie immer auch auf der Internetseits der Mainzer Mobilität. Der Mainz Rider ist übrigens vom Streik nicht betroffen, mit dem Sammeltaxi könnt Ihr also fahren. Zudem bietet das Mietradelangebot in Mainz wieder Freifahrten: Mit dem Code STREIK0323 bekommt Ihr5 wieder insgesamt 30 Freiminuten in der meinRad-App (nur einmalig pro Kunde ab sofort bis 22. März einlösbar).