Die Mainzer Grünen haben sich beim Politischen Aschermittwoch auf den verbleibenden elf Tage Wahlkampf bis zur OB-Stichwahl am 5. März eingeschworen. Vor rund 120 Zuschauern im Alten Postlager warben Bundeschef Omid Nouripour, sowie die Landeschefs der Grünen für den Mainzer Kandidaten. Prominentester Redner aber war Innenminister Michael Ebling (SPD): Der Ex-OB von Mainz warf sich mit vollem Schwung für Christian Viering in die Bresche – und fuhr scharfe Angriffe gegen denn Konkurrenten, den parteilosen Nino Haase.

Plakat für den Politischen Aschermittwoch der Grünen: Michael Ebling (SPD), Christian Viering, Omid Nouripour. - Grafik: Grüne Mainz
Plakat für den Politischen Aschermittwoch der Grünen: Michael Ebling (SPD), Christian Viering, Omid Nouripour. – Grafik: Grüne Mainz

Am 5. März stehen sich der Grünen-Kandidat Christian Viering und der parteilose Nino Haase in der Stichwahl ums Oberbürgermeisteramt in Mainz gegenüber, elf Tage zuvor trafen sich die Grünen zum Politischen Aschermittwoch. „Mainz steht an einem Scheideweg“, rief Grünen-Kreischef Jonas König in den Saal: „Wir sind kurz davor, eine Sensation zu schaffen.“ Im ersten Wahlgang am 12. Februar hatte Haase allerdings mit 40,2 Prozent deutlich vor dem Grünen-Kandidaten Viering gelegen, der auf 21,5 Prozent kam.

Am Mittwoch nun schworen sich die Grünen auf den Endspurt vor der Stichwahl ein: Grünen-Bundeschef Omid Nouripour war gekommen, um für Viering zu werben, ebenso der Grüne Landtagsabgeordnete Josef Winkler und die Landes-Ko-Vorsitzende Natalie Cramme-Hill. „Wir wissen, was es jetzt braucht, für eine Transformation hin zu mehr Klimaschutz“, rief Cramme-Hill: „Zusammenhalt, Demokratie und Klimaschutz sind die Werte, nach denen sich unsere Politik richtet.“

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Ebling: Scharfe Angriffe gegen Haase, Wahlwerbung für Viering

„Vielfältig und integrativ“, basisdemokratisch und mit einer Vision für Klimagerechtigkeit – „wir machen Politik für alle Menschen, auch für Haasen“, sagte Cramme-Hill. Mainz müsse die Chance nutzen, um die Stadt „weiter zu entwickeln, um Mainz zu einem lebenswerten Ort der Zukunft zu machen“, sagte sie, und rief provokativ in den Saal: „Wollt Ihr einen Grüßaugust, der jedem nach dem Mund redet, oder einen inhaltlich aufgestellten Oberbürgermeister für die Stadt Mainz?!“

Innenminister Michael Ebling (SPD) auf dem politischen Aschermittwoch der Grünen. - Foto: gik
Innenminister Michael Ebling (SPD) auf dem politischen Aschermittwoch der Grünen. – Foto: gik

In eine ähnliche Kerbe haute auch Innenminister Michael Ebling (SPD): Nach der herben Wahlniederlage der SPD im ersten Wahlgang, machte der EX-OB nun in aller Deutlichkeit für Viering Wahlwerbung. Es gebe nur einen Bewerber „um dieses wichtige Amt, der  anschlussfähig ist an dieses Mainzer Lebensgefühl“, der einen guten Blick für die Zukunft, einen herzlichen Blick für die Menschen, „und mit einem großen Herz für die Weltoffenheit und die Vielfalt unserer Stadt“ ausgestattet sei – und das sei Viering, sagte Ebling.

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Haase warf er hingegen vor, „nicht ein einziges Mal“ das Wort „Weltoffenheit“ oder „Vielfalt“ gesagt zu haben, „das ist nicht sein Vokabular, das ist nicht seine DNA“, behauptete Ebling. Wer den Auftrag, Stadt zu gestalten, Ernst nehme, der sei nicht unabhängig, sondern „Ideen, vielleicht auch Idealen, am Ende aber Menschen in dieser Stadt verpflichtet.“ Es brauche „eine Verbindung zur Stadt, zur Stadtgesellschaft“, sagte Ebling. Haase aber sei nach der OB-Wahl 2019 „ab in den Bau, auf Tauchstation verschwunden, man will sich ja nicht die Pfötchen schmutzig machen“, sagte Ebling, und kritisierte: „Das ist nicht Unabhängigkeit, das hat ein anderes Wort verdient: Das ist Ichbezogenheit.“

Ebling: Haase wäre für Mainz „Stillstand“

In Mainz gebe es „eine erfolgreiche Ampel“, die Fragen von konsequentem Klimaschutz und Klimaneutralität mit Fragen von wirtschaftlichem Erfolg und sozialem Zusammenhalt verbinde, sagte Ebling weiter. Allerdings hatte die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP, die Mainz seit 2009 regiert und aktuell die Mehrheit im Mainzer Stadtrat hält, bei der OB-Wahl am 12. Februar nur noch 38,6 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen können – das war weniger als Haase mit seinen 40,2 Prozent ganz ohne große Partei im Rücken holte.

Politischer Aschermittwoch der Grünen mit Omid Nouripour und Natalie Cramme-Hill, Innenminister Michael Ebling (SPD) sowie Christian Viering. - Foto: Grüne Mainz
Politischer Aschermittwoch der Grünen mit Omid Nouripour und Natalie Cramme-Hill, Innenminister Michael Ebling (SPD) sowie Christian Viering. – Foto: Grüne Mainz

Es sei „keine gute Idee, wenn man meint, man muss einer demokratischen Stadtratsmehrheit die Stirn bieten wollen“, griff Ebling Haase weiter an: „Das mag kühn sein und frech sein, aber am Ende sagt ganz schlicht der Mainzer Bürger in mir: Diese Stadt muss in herausfordernden Zeiten gut funktionieren. Und gut funktionieren heißt, wir brauchen kein Selbstfindungsprojekt zwischen Stadtrat und Oberbürgermeister.“ Für die Menschen werde das „der gefühlte und tatsächliche Stillstand sein“, behauptete Ebling weiter. Viering hingegen stehe „für das „Wir“ und nicht für das „Ich“ – und der Meenzer, das ich ein Wir-Mensch und wir wollen das „Wir““, fügte Ebling hinzu.

Viering selbst betonte, es sei jetzt trotz Aschermittwoch „nicht die Zeit für Angriffe auf politische Gegner“. Ja, er fühle sich im Rampenlicht noch nicht recht wohl, bekannte Viering: „Wenn man derjenige ist, auf den sich alles fokussiert – da muss man sich erst mal dran gewöhnen.“ Aber das Wichtigste sei doch, „dass wir einen OB bekommen, der Teamplayer ist, der die Stadt zusammenhält und die Menschen zusammenhält“, sagte Viering.

Er wolle ein OB sein, der den Menschen zuhöre, „ich will kein OB sein, der den Menschen erzählt, was sie bewegen muss oder was sie tun müssen“, sagte er weiter: „Ich möchte der OB sein, der die Stadt voran bringt, dass wir keinen Stillstand bekommen, und der die Stadt zusammenhält.“ Er stehe für ein weltoffenes Mainz, „nicht unabhängig, sondern den Menschen verpflichtet.“

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Info& auf Mainz&: Alles zur OB-Wahl in Mainz könnt Ihr hier in unserem Mainz&-Wahldossier nachlesen. Eine Analyse der ersten Runde der Mainzer Oberbürgermeisterwahl findet ihr hier bei Mainz&.