Nun kann man sie wieder am Nachthimmel sehen, jene silbrig schimmernden Schleier am späten Abend oder in den frühen Morgenstunden. „Leuchtende Nachtwolken“ nennen die Meteorologen das Phänomen, das am späten Abend oder in den frühen Morgenstunden zu sehen ist. Eigentlich handelt es sich um Eiswolkenschleier in rund 80 Kilometern Höhe, dass sie immer öfter zu sehen sind, hat auch etwas mit dem Klimawandel zu tun, sagen Meteorologen. Wir erklären, was es damit auf sich hat, und wann Ihr die magischen Silberschleier am Nordhimmel sehen könnt.

Leuchtende Nachtwolken am Himmel über Mainz, fotografiert von Mainz-Ebersheim aus. - Foto: gik
Leuchtende Nachtwolken am Himmel über Mainz, fotografiert von Mainz-Ebersheim aus. – Foto: gik

Die „Leuchtenden Nachtwolken“ sind vor allem in den hellen Nächten rund um die Sommersonnenwende zu sehen, erklärt Björn Goldhausen, Pressesprecher und Meteorologe von WetterOnline: Sie „erscheinen oft als Schleier mit faserigen Strukturen, können sich aber auch in Streifen, Bändern, Wirbeln und Wellen mit diffusen oder scharfen Rändern formieren.“ Ihre Entstehung ist nicht vollständig geklärt, klar ist aber: Leuchtende Nachtwolken sind Eiswolkenschleier, die in der Mesosphäre in 80 bis 85 Kilometern Höhe entstehen, meist über den Polargebieten.

„Sie bestehen aus kleinsten Eiskristallen und sind so dünn und transparent, dass sie tagsüber unsichtbar bleiben“, erklärt Goldhagen. Nachts leuchten die Wolken, weil die nicht zu tief am Horizont stehende Sonne sie schräg anstrahlt. „Aktuell sinkt die Sonne nach Sonnenuntergang nicht mehr als 18 Grad unter den Horizont“, sagt der Meteorologe. Im Gegensatz zu Wolken in tieferen Luftschichten werden die Eiskristalle weiter oben nachts noch von der Sonne angestrahlt.  Da alle anderen Farbbestandteile des Lichtes durch die Erdatmosphäre und die Ozonschicht gefiltert werden, erscheinen die Wolken in silbrigen Blautönen und gelegentlich in blass gelblichen Farbtönen.

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Eiswolkenschleier in der Mesosphäre, häufiger durch Klimawandel

Damit sich in einer Höhe von über 80 Kilometern bei geringer Wasserdampfkonzentration überhaupt Eis bilden kann, muss die Temperatur dort auf unter minus 130 Grad sinken, weiß man bei Wetter Online weiter. Messungen zeigen, dass dies nur zwischen Mitte Mai und August der Fall ist. Im Gegensatz zu den erdnahen Luftschichten heizt sich die höhere Atmosphäre im Sommer nicht auf, sondern kühlt im Gegenteil sogar stark ab. Tatsächlich sind die Leuchtwolken in den vergangenen Jahrzehnten häufiger, früher und weiter südlich zu sehen, als dies früher der Fall war.

So entstehen die leuchtenden Nachtwolken. - Grafik: Wetter Online
So entstehen die leuchtenden Nachtwolken. – Grafik: Wetter Online

Die Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass das Phänomen durch den Klimawandel verstärkt wird: Trotz des steigenden Kohlendioxidgehalts in der unteren Atmosphäre und der damit verbundenen Erderwärmung, werde nämlich die Mesosphäre kälter und dünner, das zeigten Studien. So sei die Temperatur der sommerlichen Mesosphäre in den vergangenen knapp 30 Jahren um ein bis zwei Grad pro Jahrzehnt gesunken. Hinzu kommen periodische Schwankungen durch den Sonnenzyklus, die die Abkühlung verstärken oder abschwächen können.

Auch ein zweiter Effekt sei zu beobachten: Durch die Abkühlung zieht sich die Mesosphäre stärker zusammen, dadurch verliert die Obergrenze dieser Schicht an Höhe. Sie schrumpft um 150 bis 200 Meter pro Jahrzehnt, wie Satellitenmessungen bestätigen. Gleichzeitig steigt der Wassergehalt – und dafür ist vor allem der vom Menschen verursachte Eintrag von Methan in die Atmosphäre verantwortlich. Das Treibhausgas Methan reagiert mit Sauerstoff unter anderem zu Ozon, Kohlendioxid und Wasser. „Diese Effekte können möglicherweise erklären, warum immer häufiger Leuchtende Nachtwolken zu sehen sind“, sagt Goldhagen.

Die besten Beobachtungszeiten in unseren Breiten sind aktuell zwischen 22.00 Uhr und 23.00 Uhr am Abend, oder morgens in der ersten Dämmerung von etwa 3.00 bis 4.00 Uhr, erklärt Goldhagen weiter – genau in dieser Abendspanne um kurz vor 23.00 Uhr haben wir unser Foto gemacht. Leuchtende Nachtwolken sind ein besonderes Fotomotiv: Experten raten, mit einer längeren Belichtungszeit zu operieren und das Bild manuell scharf zu stellen. Wir haben aber einfach unser Handy gezückt.

Info& auf Mainz&: Mehr Informationen, Tipps zum Fotografieren vom Experten sowie beeindruckende Fotos zu dem Thema findet Ihr hier bei Wetter Online im Internet.