Die Gefahr vor Waldbränden nimmt auch in Rheinland-Pfalz stetig zu, besonders groß ist die Gefahr in Dürresommern wie dem derzeitigen. Doch wie gut sind unsere Feuerwehren gegen Waldbrände gerüstet? Nicht ausreichend, sagen CDU und Freie Wähler im Mainzer Landtag, und fordern eine bessere Vorsorge und Ausstattung der Wehren: Es brauche mehr geländegängige Tanklöschfahrzeige und Löschteiche im Wald, Hubschrauber, die aus der Luft löschen können und vor allem auch leichtere Einsatzkleidung für die Feuerwehren. Die rheinland-pfälzische Politik habe den Ernst der Lage noch nicht erkannt.

Acker- und Waldbrände nehmen auch in diesem Jahr wieder stark zu. - Foto: Feuerwehr Kostheim
Acker- und Waldbrände nehmen auch in diesem Jahr wieder stark zu. – Foto: Feuerwehr Kostheim

Der Hitzesommer 2022 kommt mit extremer Trockenheit daher, die Wasserstände sind niedrig wie selten zuvor – und damit steigt auch die Waldbrandgefahr. Seit Mai 2022 habe „deutlich zu trockene Witterung in Verbindung mit überdurchschnittlichen Temperaturen und Sonnenstunden die Böden stark austrocknen lassen“, heißt es beim Deutschen Wetterdienst (DWD). Die Bodenfeuchte in Deutschland habe dabei einen ähnlichen Verlauf wie im Dürrejahr 2018 genommen. Die Folge: die Trockenheit hat wieder zunehmende Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die Wald- und Graslandbrandgefahr ist hoch.

Schon seit März seit die Waldbrandgefahr überdurchschnittlich hoch gewesen, meldet der Wetterdienst, das liege vor allem an der auf dem Waldboden aufliegenden Streuschicht aus abgestorbenen Blättern und Nadeln: Diese könne innerhalb weniger Tage austrocknen und damit reichlich zündfähiges Material liefern. „Ab etwa Mitte Juli wurde gehäuft und teils für einige Tage am Stück sowie für weite Teile Deutschlands eine hohe bis sehr hohe Waldbrandgefahr berechnet“, heißt es beim DWD weiter. In diesem Zeitraum seien dann auch vermehrt Waldbrände entstanden, vor allem in den östlichen Bundesländern brannten sogar mehrere 100 Hektar Wald.

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In Rheinland-Pfalz ist die Waldbrandgefahr noch vergleichsweise niedrig, in den östlichen Regionen wurde am Montag Waldbrandgefahr 3 ausgewiesen, im Westen von Rheinland-Pfalz nur die Stufe 2 – deutlich weniger als in fast allen anderen Regionen Deutschlands und deutlich weniger als in den vergangenen Tagen. In Hessen gilt bereits seit Woche die Waldbrandstufe 4, rund um Wiesbaden herrscht Grillverbot und Verbot von Wasserentnahme aus Bächen, Letzteres gilt auch für Mainz. Doch auch in Rheinland-Pfalz ist die Bodenfeuchte gering, damit steigt die Brandgefahr – die Opposition im Mainzer Landtag sieht nun die Feuerwehren nicht gut für Notfälle im Wald gerüstet.

Ein Feuerwehrmann bekämpft einen Waldbrand. - Foto: Landesforsten RLP/ Burkhard Steckel
Ein Feuerwehrmann bekämpft einen Waldbrand. – Foto: Landesforsten RLP/ Burkhard Steckel

„Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat die Dringlichkeit noch nicht erkannt“, kritisierte der Feuerwehr-Experte der CDU-Fraktion, Dennis Junk, am Montag in Mainz. In Rheinland-Pfalz sei „der Handlungsbedarf groß“, Feuerwehren und Wald-Verantwortliche sähen sich neuen, massiven Herausforderungen ausgesetzt. „Wir brauchen einen besseren Schutz für den Wald als wichtigen Klimaschützer und eine bessere Ausstattung der Feuerwehren“, sagte auch der Mainzer CDU-Abgeordnete Gerd Schreiner, Leiter des Zukunftsfeldes für Klimaschutz und Landwirtschaft.

So bräuchten die Feuerwehren im Land mehr geländegängige Tanklöschfahrzeuge mit entsprechend großen Wassertanks zur Löschwasserversorgung im Wald, sowie eine bessere Ausrüstung zur Waldbrandbekämpfung. Die Einsatzbekleidung der Wehrleute müsse zudem für die Brandbekämpfung angepasst werden und weg von der schweren Schutzkleidung gehen, damit Feuerwehrleute nicht so schnell ermüdeten. Auch sei es sinnvoll, FFP3-Masken und Schutzbrillen für den Atemschutz einzusetzen statt schwerer Schutzmasken.

 

„Wir brauchen ein Sonderprogramm des Innenministeriums für Feuerwehren und eine unkomplizierte und schnelle Bereitstellung von finanziellen Mitteln für unsere Feuerwehren“, forderten Junk und Schreiner. Waldbrände müssten intensiver Thema in der Aus- und Fortbildung an der Koblenzer Feuerwehr-Akademie werden, die Öffentlichkeitsarbeit der Wehren und des Feuerwehrverbandes zum Thema Gefahren durch Waldbrände intensiviert werden.

Klassische schwere Feuerwehrausrüstung bei einem Brandeinsatz. - Foto: BYC-News
Klassische schwere Feuerwehrausrüstung bei einem Brandeinsatz. – Foto: BYC-News

Ganz ähnlich äußerten sich am Montag auch die Freien Wähler: Die anhaltende Dürre habe in den vergangenen Wochen vielerorts in Rheinland-Pfalz schon zu Wald- und Flächenbränden geführt, die Feuerwehren sähen sich dabei aber „oft Situationen gegenüber, für die sie meist nicht adäquat ausgerüstet sind“, betonte der Parlamentarische Geschäftsführer der Freien Wähler im Landtag, Stephan Wefelscheid. Auch er forderte die Anschaffung von geländegängigen Löschfahrzeugen, und zwar mit Mitteln des Landes.

Zwar verfügten einzelne Kommunen wie etwa die Stadt Koblenz bei der Berufsfeuerwehr bereits über solche Einsatzfahrzeuge, „aber nicht nur die Berufsfeuerwehren, sondern auch die Freiwilligen Feuerwehren müssen über entsprechende Tanklöschfahrzeuge verfügen“, forderte Wefelscheid. Gerade im ländlichen Raum befänden sich in den Wäldern keine Wasserrohre, von denen aus Wasser für Löschmaßnahmen entnommen werden könne.

 

Wefelscheid forderte deshalb auch das Anlegen von Regensammelbecken, die im Bedarfsfall als Löschteiche dienen könnten und ansonsten bei der Wasserversorgung von Feldern hilfreich seien. Für die Brandbekämpfung aus der Luft müssen zudem Hubschrauber zur Verfügung stehen, die bei Großbrandlagen in der Lage seien, Löschmittel aus der Luft abzuwerfen. Gleiches fordert auch die CDU: Es brauche eine länderübergreifende Hubschrauberstaffel für den Südwesten, die bei Großbrandlagen Löschmittel direkt aus der Luft abzuwerfen könnten.

Moderne Polizeihubschrauber sollen auch Löschsäcke abwerfen können. - Foto: gik
Moderne Polizeihubschrauber sollen auch Löschsäcke abwerfen können. – Foto: gik

Wefelscheid betonte, generell solle die Bundesrepublik auch über die Anschaffung von Löschflugzeugen für großflächigere Waldbrände nachdenken, Experten halten dies allerdings nicht für hilfreich: Deutschland verfüge als Binnenland einfach nicht über genügend große Wasserflächen, auf denen solche Flugzeuge auftanken könnten. Die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft (DFeuG) kritisierte bereits vergangene Woche scharf, die Politik habe aus vergangenen Katastrophen nichts gelernt – der Föderalismus behindere noch immer den wirksamen Einsatz von Brandbekämpfungsmitteln.

So dürften Löschflugzeuge und Hubschrauber aus anderen EU-Ländern noch immer nicht Grenzen überfliegen und bei den Waldbränden helfen, kritisierte die Gewerkschaft, und forderte: Deutschland brauche keine eigenen Löschflugzeuge, sondern ein EU-Netzwerk, um von der Expertise der Nachbarländer zu profitieren. Auch die DFeuG sieht im Übrigen die Wehren vor Ort viel zu schlecht ausgerüstet: Seit Wochen kämpften vor allem kommunale Freiwillige Feuerwehren gegen Flammen in unzugänglichen Waldbereichen in Sachsen, klagte die Gewerkschaft: Von der Politik komme weiter keine Hilfe.

 

Sind die Feuerwehren in Rheinland-Pfalz gut genug für Waldbrände ausgerüstet? - Foto: Niedersächsischer Landesforsten
Sind die Feuerwehren in Rheinland-Pfalz gut genug für Waldbrände ausgerüstet? – Foto: Niedersächsischer Landesforsten

Die CDU fordert derweil auch, das Augenmerk auf die Vorsorge auch im Wald zu richten: Es brauche Waldbrandschutzstreifen mit weniger entflammbaren Laubbäumen vor allem in Nadelwäldern oder ebenso 30 Meter breite Waldbrandschneisen, die völlig frei von Bewuchs seien, forderten Junk und Schreiner. Die Waldbewirtschaftung in Siedlungsnähe müsse auch die Totholzentnahme beinhalten, sinnvoll sei ein Pilotprojekt mit optischen Sensoren oder Satellitenerkennung zur frühzeitigen Erkennung von Waldbränden etwa im Pfälzerwald – Kameras könnten etwa Rauchsäulen frühzeitig erkennen.

Weiter fordert die CDU die Zugänglichkeit der Wälder für Einsatzfahrzeuge zu gewährleisten und über Förderprogramme „Löschteiche“ wieder flächendeckend künstlich anzulegen. Auch brauche es regelmäßige Übungen mit Feuerwehren, Waldarbeitern und Förstern gemeinsam. Beim Landesforsten Rheinland-Pfalz heißt es, die Wälder im Land gälten bereits als nur gering brandgefährdet, weil sie einen hohen Laubholzanteil und zudem ein dichtes Wegenetz hätten, das im Brandfall schnellen und gezielten Zugang für Feuerwehren sicher stelle.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema Waldbrandgefahr beim Landesforsten Rheinland-Pfalz findet Ihr hier im Internet.