Ist der Plan für eine vierte IGS, also eine Integrierte Gesamtschule, in Mainz-Mombach geplatzt? Ein entsprechender Pressebericht sorgte am Donnerstag für Wirbel in Mainz, SPD und FDP reagierten empört auf das vermeintliche Aus – doch das Mainzer Bildungsministerium widerspricht: „Eine Entscheidung zum Standort einer vierten IGS ist nicht gefallen“, betonte Bildungsstaatssekretär Hans Beckmann. Die Arbeitsgruppe zur Schulentwicklung tage weiter, ein Antrag der Stadt Mainz liege dem Ministerium ohnehin noch nicht vor. Man sehe die große Herausforderung der Stadt angesichts rasant wachsender Schülerzahlen. Es müsse „geprüft werden, ob auch in Zukunft der Bedarf für vier Realschulen plus gegeben ist“, sagte der Staatssekretär weiter: Erst wenn „gesicherte und belastbare Zahlen vorliegen“, werde „die Standortfrage für die weiteren benötigten Schulen seitens der Stadt zu klären sein.“

Die Schullandschaft in Mainz ist eine große Baustelle – na gut: das hier ist die ehemalige Neutorschule mit den Grabungen am Südbahnhof im Vordergrund,. Wir fanden das Bild trotzdem passend 😉 – Foto: gik

Die Stadt Mainz plant bereits seit mehr als einem Jahr die Einrichtung zweier weiterführender Schulen, der Bedarf ist enorm: Mainz erlebt einen Boom, die Stadt ist gerade bei jungen Familien sehr beliebt – und das hat Folgen. Hatte es 2016 an den Mainzer Grundschulen noch 6.996 Schüler gegeben, werden für das Schuljahr 2023/24 schon 8.436 Schüler vorausgesagt. Und die brauchen ein paar Jahre später die nächsten Schulen: „Wir brauchen ab 2020 zwei neue weiterführende Schulen“, sagte Schuldezernent Eckart Lensch (SPD) bereits im November 2017, „wir werden um die zehn Züge mehr brauchen, das entspricht zwei Schulen.“

Der Stadtrat hat schon lange ein neues Gymnasium und eine weitere IGS beschlossen, es wäre die vierte Integrierte Gesamtschule nach Bretzenheim, der Berliner Siedlung und in Hechtsheim. Standort sollte der Norden von Mainz sein: Die Lennebergschule in Mainz-Mombach, die auch einen Standort im benachbarten Budenheim hat, sollte von einer Realschule plus in eine IGS umgewandelt werden.

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Am Donnerstag dann meldete die „Allgemeine Zeitung“, eine IGS Mom­bach-Bu­den­heim werde es nicht ge­ben, Schuldezernent Lensch habe eine entsprechende Absage aus dem Bildungsministerium erhalten. „Nahezu fassungslos“ reagierten darauf FDP-Kreischef David Dietz und der Mombacher FDP-Chef Michael Ziegler. Die Umwandlung der Lennebergschule wäre ein sinnvoller Schritt gewesen, nun müsse „aller Voraussicht nach neu gebaut werden.“

„Der große Charme für den Stadtteil Mombach bestand in der Möglichkeit, künftig dort auch das Abitur ablegen zu können. Diese Attraktivitätssteigerung gerade für Familien hätte Mombach gut getan“, sagte Dietz. Budenheim und Mombach hätten von einer Kooperation profitieren, beide Standorte sich ergänzen und Synergieeffekte nutzen können. Seit Jahren würden den Mombachern „Lasten aufgedrückt, aber wenn es darum geht, attraktive Angebote für uns auf den Weg zu bringen, schauen wir mal wieder in die Röhre“, schimpfte Ziegler, „das muss ein Ende haben.“ Nach all den Vorbereitungen und bereits gefällten Entscheidungen sei das „ein schwerer Schlag.“

Die Zahlen für Kinder in Mainz steigen erheblich – der Stadt fehlen Schulen. – Foto: gik

Das Bildungsministerium hingegen widersprach am Donnerstag vehement: Eine Entscheidung zum Standort einer vierten IGS sei bisher überhaupt nicht gefallen, betonte Bildungsstaatssekretär Hand Beckmann. Man sehe sehr genau, dass die Schülerzahlen in Mainz erheblich stiegen. „Die Stadt Mainz steht vor großen Herausforderungen“, betonte Beckmann. Genau deshalb sei auch eine gemeinsame Arbeitsgruppe aus Stadt Mainz, Gemeinde Budenheim, der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) sowie des Bildungsministeriums eingesetzt worden. Dort wolle man „praktikable, wirtschaftliche und zeitnah umsetzbare Lösungen“ aufzeigen und deren Realisierung vorbereiten.

Grundlage für eine Entscheidung seien aber „gesicherte und belastbare Zahlen“, und die lägen noch nicht vor. „Derzeit ermittelt die Stadt Mainz ihren Bedarf an Schulen, im Anschluss wird sie einen Antrag auf Errichtung von Schulen an die Schulaufsicht stellen“, sagte Beckmann: „Es gibt im Moment also weder einen Antrag der Stadt noch eine Entscheidung des Bildungsministeriums.“ Eine Entscheidung zum Standort einer vierten IGS sei nicht gefallen, auch müsse „geprüft werden, ob auch in Zukunft der Bedarf für vier Realschulen plus gegeben ist.“ In der nächsten Sitzung der Arbeitsgruppe sollten die aktualisierten Schülerzahlen vorliegen, sagte Beckmann weiter: „Erst wenn gesicherte und belastbare Zahlen vorliegen, wird die Standortfrage für die weiteren benötigten Schulen seitens der Stadt zu klären sein.“

Die CDU-Opposition hatte übrigens bereits vor einem Jahr eine vierte IGS als skeptisch beurteilt: „Wir haben in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass die formalen Voraussetzungen für die Neuerrichtung einer IGS in Mainz einfach nicht gegeben sind“, sagte CDU-Schulexperte Norbert Solbach bereits im Mai 2017. Dass die regierende Ampelkoalition und die Verwaltung „dennoch eine weitere IGS errichten wollen, können wir angesichts der Fakten nicht nachvollziehen.“ Mainz brauche fraglos zwei neue weiterführend Schulen, bislang könne die Stadt aber die Auflage für eine vierte IGS nicht erfüllen, nach der mindestens 30 Prozent der angemeldeten Schüler aus der Leistungsgruppe 1 kommen müssten. Die Ampel bevorzuge einseitig die IGSen, die Verteilung auf zwei Standorte in Mombach und Budenheim sei nicht sinnvoll. Schließlich habe die Verwaltung bei Schulprojekten eindeutig eine Konzentration auf nur einen Standort präferiert, es drohe eine Ablehnung durch die Aufsichtsbehörden, warnte die CDU.

Bei der SPD-Stadtratsfraktion betonte man, die SPD stehe weiter zu einer vierten IGS. Dennoch finde man „die dargestellte Planung akzeptabel“ und verstehe, dass die Realschulen Plus erhalten bleiben müssten, sagte die Schulexpertin Christina Zimmer. Es müsse jetzt schnell nach einem geeigneten Schulstandort für eine vierte IGS gesucht werden, auch eine Weiterentwicklung des Standorts Mombach zu einem Schulzentrum sei dabei denkbar. „Die SPD-Stadtratsfraktion hofft, in einen schnellen Dialog mit der Verwaltung und Schuldezernent Eckart Lensch eintreten zu können“, fügte Zimmer hinzu.

Info& auf Mainz&: Mehr zu den Plänen des Mainzer Schuldezernenten Eckard Lensch (SPD) lest Ihr in diesem Mainz&-Artikel zu seiner 111-Tage-Bilanz.

 

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