Sie ist die erste ihrer Art, und ihre Fertigstellung dauerte satte vier Jahre: Am Donnerstag ist in Mainz-Zahlbach die neue Kindertagesstätte eingeweiht worden. Die Groß-Kita hat Platz für 160 Kinder und wurde in Holzrahmenbauweise und mit flexiblem Raumkonzept erbaut – sie war der Prototyp für die neue Baukasten-Fertigung künftiger städtischer Kitas. „Es war ein Weg hierher, der sehr sehr holprig war“, räumte der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) bei der Eröffnungsfeier offen ein – und kündigte an: Der nächste Schritt müssten verbesserte Arbeitsbedingungen für die Erzieherinnen sein.
Es war der 27. Juni 2019, als der Spatenstich für die neue Kindertagesstätte in Mainz-Zahlbach gesetzt wurde. Ein Neubau sollte das alte und längst sanierungsbedürftige Vorgängerhaus ersetzen, ein Prototyp die Bauweise für künftige Kitas in neue Dimensionen führen: Das Haus an der Unteren Zahlbacher Straße wurde in Holzrahmenbauweise erstellt und als „Baukasten“ konzipiert: Die vorgefertigten Bauteile sollen eine witterungsunabhängige Montage, wiederkehrende Planungselemente eine schnelle und variable Realisierung neuer Kitas ermöglichen – das soll Zeit und Kosten sparen.
In Zahlbach wurde daraus eher nichts: Fast genau vier Jahre dauerte es, bis die Kita Mainz-Zahlbach eingeweiht werden konnte. Die Rohbauarbeiten waren im Herbst 2019 gestartet , doch dann ging es nur zäh voran: ein Fachplanerwechsel und später Bauteileknappheit bremsten die Bauarbeiten erheblich aus, zwischendurch ließ auch die Corona-Pandemie die Arbeiten stocken. Erst im Sommer 2022 konnte die Zahlbacher Kita wieder einziehen – Kinder und Erzieherinnen bezogen einen Rohbau, der alles andere als fertig war.
Haase: Bau stand „unter einem schlechten Stern“
Vor allem die Elektrik machte noch über Monate hinweg Probleme, defekte Sicherungssysteme sorgten dafür, dass das Gebäude nachts meist taghell beleuchtet war – ausgerechnet in Zeiten, in denen öffentliche Gebäude wegen der Energiekrise nicht mehr beleuchtet wurden. „Es stand unter einem schlechten Stern“, räumte am Donnerstag der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) bei der feierlichen Eröffnung unumwunden ein: „Es war ein unglaublich langer Überbrückungszeitraum und Bauzeitraum, den Sie erleiden mussten“, sagte Haase an Eltern und das Kita-Team unter der Leitung von Stephanie Gleich-Busch gewandt: „Es war ein Kraftakt – dafür muss man sich entschuldigen.“
Er wünsche sich dennoch „sehr, dass die Kita eine Erfolgsgeschichte wird“, betonte Haase weiter, denn vom Weg der Baukasten-Kita sei die Stadt durchaus überzeugt: Die Stadt könne damit standardisierter, schneller und energetisch nachhaltig bauen, sagte Haase. Das baukasten-System ermögliche schnelle Konzeptionen für verschiedene Gruppengrößen. „Wenn es gut läuft, verkürzen wir so die Bauzeiten“, betonte Haase. Ein „Schnappchen“ war der Neubau indes aber auch nicht: Rund 8,7 Millionen Euro kostete der Zahlbacher Kita-Neubau.
Dafür steht im Zaybachtal nun eine wahre Vorzeige-Kita: In hellen Räumlichkeiten mit viel grüner Farbe finden sich neben den Gruppenräumen auch Räume zum Kuscheln oder zum Forschen, es gibt eine Bibliothek und einen Turnraum mit Ballettstange, ein rund 3.100 Quadratmeter großes Außengelände sowie eine riesige Dachterrasse. „Die neue Kita bietet ein ganz besonderes Zuhause“, freute sich denn auch Sozialdezernent Eckart Lensch (SPD).
Kita für rund 150 Kinder, Parkstau und neue Bringzone
Ein umlaufender „Laubengang“ bietet zudem Zutritt zu allen Zimmern von außen, eine große Küche viel Platz für Essen – eine Frischeküche hat die Kita in Zahlbach aber nicht. Geheizt wird das auf rund 1.170 Quadratmetern errichtete Gebäude mit Gasabsorptions-Sole-Wasser-Wärmepumpen, die auch eine passive Kühlung im Sommer ermöglichen. Das dreigeschossige Gebäude bietet insgesamt Platz für bis zu 160 Kinder und ist damit eine der größten Kitas in Mainz.
Belegt ist die Kita Zahlbach derzeit mit rund 150 Kinder in neun Gruppen von der Krippengruppe bis zu den 40 Hortkindern, die ihre Räume im obersten Stockwerk haben. Rund 40 Mitarbeiter hat die Kita zudem, davon etwa 30 im pädagogischen Bereich. Ein Grund für die Größe ist dabei: Die Kita ist auch Belegungshaus für die Bediensteten der Mainzer Universitätsmedizin. Das aber hat Nebenwirkungen: Viele Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto in die Kita, um das mit ihrer Arbeit zu verbinden – das aber führt regelmäßig zu Problemen in den Anliegerstraßen, denn Parkplätze und Bringzonen für die Kita wurden in viel zu geringem Umfang mitgeplant.
Der Ortsvorsteher der Mainzer Oberstadt, Daniel Köbler (Grüne) appellierte denn auch an die Eltern: „Bitte bringen Sie Ihre Kinder zu Fuß in die Kita, sofern es irgend geht!“ Köbler kündigte zugleich aber auch Abhilfe in Sachen Parkstau an: Entlang der Unteren Zahlbacher Straße solle eine „Hol- und Bringzone“ mit voraussichtlich vier Plätzen vor dem Kindergarten eingerichtet werden, versprach Köbler.
Haase: Arbeitsbedingungen für Erzieherinnen verbessern
Die Kita in Zahlbach gehört nicht nur zu den größten, sondern auch zu den ältesten Mainzer Kitas: Im Juni feiert sie ihr 50-jähriges Bestehen. Ihre Bauweise ist Vorbild für mittlerweile acht weitere Kita-Bauten: Im April wurde eine Kita in der Weisenauer Jakob-Laubach-Straße in gleicher Bauweise eröffnet, kurz darauf die Kita am Zagrebplatz in Mainz-Hechtsheim. Im August soll die Kita Bretzenheim-Süd und im September die Feldmäuse in Ebersheim folgen. Drei weitere Kitas sollen als 2. Generation der Baukasten-Kitas folgen, eine ist bereits im Bau, zwei weitere in Planung.
Doch die Kita-Neubauten seien nur der erste Schritt, betonte Haase: „Der nächste Schritt, den wir gehen müssen, ist der guter Arbeitsbedingungen“, betonte der neue OB, und versprach den Mitarbeiterinnen: „Wir wollen Ihre Arbeitsbedingungen in Zukunft verbessern.“
Von den insgesamt 131 Kindertagesstätten in Mainz befinden sich derzeit 63 in städtischer Trägerschaft – 23 Kitas sind in katholischer, 13 in evangelischer Trägerschaft, weitere 26 Kindertagesstätten werden von sonstigen freien Trägern betrieben. Dazu kommen betrieblich geführte Einrichtungen sowie sechs Elterninitiativen – insgesamt werden nach Angaben der Stadt gut 9.000 Betreuungsplätze für Kinder ab acht Wochen bis zum vierzehnten Lebensjahr angeboten. Laut Kindertagesstättenbedarfsplan fehlen aber damit derzeit noch immer mehr als 600 Kitaplätze in Mainz – erst 2026 soll sich das ändern.
Info& auf Mainz&: Mehr Infos zu den Kitas in Mainz findet Ihr hier auf der Internetseite der Stadt Mainz.
