Es war das Mega-Thema der Kommunalwahl 2009: Das auf der Ingelheimer Aue geplante Kohlekraftwerk war mitentscheidend für die Wahl und bescherte den Grünen den damals sagenhaften Wahlerfolg, von 21,9 Prozent. Schon damals wunderten sich Kritiker, dass die Kraftwerke Mainz-Wiesbaden (KMW) die Pläne für ein zweites Gaskraftwerk fertig in der Schublade liegen hatten – und stattdessen auf die dreckige und viel zukunftsunsichere Kohle setzen wollten. Nun wird es doch gebaut: Bis Winter 2018 soll auf der Ingelheimer Aue ein zweites hochmodernes Blockheizkraftwerk mit dem Brennstoff Gas entstehen. Am Montag unterzeichnete die KMW den Vertrag mit der Wärtsilä Energy Solutions aus Finnland. Die sind Generalunternehmer für das Kraftwerk und sollen es künftig mit Gas beliefern und die Anlage warten.
Schon jetzt steht auf der Ingelheimer Aue ein hochmodernes Gas- und Dampfturbinenkraftwerk, eines der effektivsten der Welt, wie die KMW betont, mit einer Leistung von rund 400 Megawatt. Das wird nun durch ein zweites Kraftwerk ergänzt: Die neue Anlage soll insgesamt zehn Motoren mit einer Leistung von jeweils rund zehn Megawatt bekommen – zusammen also etwa 100 Megawatt Leistung haben. In den Motoren soll mit Erdgas Strom sowie Fernwärme für die Landeshauptstadt Mainz erzeugt werden. Vorteil des Blockheizkraftwerks sei, dass es mit über 85 Prozent die Energie des Erdgases noch besser ausnutze als das ohnehin schon hocheffiziente Mainzer GuD-Kraftwerk, heißt es in der Mitteilung der KMW.
Gleichzeitig benötige das Blockheizkraftwerk bei gleicher Fernwärmeerzeugung für Mainz deutlich weniger Erdgas und schone damit die Umwelt, heißt es weiter. Zudem könnten die Motoren wesentlich schneller an- und abgefahren werden, nämlich innerhalb weniger Minuten. Damit werde das Kraftwerk (und die KMW) „zum idealen Partner in der Energiewende, denn die Motoren können schnell auf die schwankende Stromproduktion der Erneuerbaren bei Windflaute oder wenig Sonneneinstrahlung reagieren.“ In der Tat gelten genau solche Gasheizkraftwerke als ideale Ergänzung für die schwankende Stromerzeugung von Windkraft und Sonnenenergie, schon damals wiesen die Gegner des Kohlekraftwerks genau auf diesen Umstand hin.
Ergänzend zu dem neuen Blockheizkraftwerk planen die KMW nämlich auch noch auch den Neubau eines Wärmespeichers auf dem Kraftwerksgelände in Mainz. In diesem könne die bei der Stromerzeugung anfallende Wärme gespeichert werden, wenn sie nicht zeitgleich genutzt werden könne, hieß es weiter, und zwar mittels Wasser: Das bei der Stromproduktion gleichzeitig mit produzierte heiße Wasser werde in solchen Anlagen über Stunden und Tage gespeichert und bei Bedarf ins Fernwärmenetz abgegeben. Dadurch kann die Stromerzeugung im GuD-Kraftwerk und im neuen Blockheizkraftwerk zeitlich vom Fernwärmebedarf entkoppelt werden.
Die Genehmigung zum Bau des neuen Gasheizkraftwerks nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz kam im November von der zuständigen Genehmigungsbehörde SGD Süd, damit stand dem Bau des Projekts nichts mehr im Wege. Auch die Aufsichtsräte der beiden Mutterfirmen der KMW, die Mainzer Stadtwerke AG und die Wiesbadener ESWE Versorgungs AG, befürworteten den Neubau des Blockheizkraftwerks sowie des Fernwärmespeichers. Derzeit warte man noch auf das Inkrafttreten des Kraft-Wärme-Kopplung-Gesetzes, damit rechne man zum 1.1.2017.
Dann könnte mit dem Bau begonnen werden, der Partner dafür ist die finnische Firma Wärtsilä Energy Solutions. Die gehörten „zu den weltweit führenden Anbietern von hochflexiblen Motorenkraftwerken von bis zu 600 Megawatt Leistung“, teilte die KMW weiter mit. Der finnische Konzern biete seinen Kunden „unter anderem Lösungen für die Spitzenlast, Reserveleistung, Kraft-Wärme-Kopplung zur Erzeugung von Fernwärme und den Lastfolgebetrieb für regenerative Energien sowie für die intermittierende Stromerzeugung an.“ Mit Stand 2016 verzeichne Wärtsilä eine installierte Kraftwerkskapazität von insgesamt 60 GW in 176 Ländern.
Die Finnen hatten sich in einer Ausschreibung durchgesetzt, in Mainz wurde nun ein Gas-Liefervertrag unterschrieben, dazu sollen die Finnen für die nächsten 15 Jahre das Kraftwerk warten. Nachdem nun die wichtigsten Verträge unterschrieben seien, könne die Anlage auf der Ingelheimer Aue bis Herbst/Winter 2018 errichtet sein und anschließend in Betrieb gehen, teilte die KMW weiter mit. Die Kosten für das Blockheizkraftwerk bezifferte das Unternehmen auf etwa 100 Millionen Euro. Der Fernwärmespeicher solle ebenfalls ab Ende 2018 einsatzbereit sein, hier sei aber noch keine Entscheidung über einen Lieferanten gefallen. So wird aus einer endlosen Geschichte am Ende doch noch ein Sieg der Vernunft…. und das war jetzt unser Kommentar dazu 😉
Info& auf Mainz&: Mehr zur Geschichte um das Kohlekraftwerk und den Kommunalwahlkampf 2009 lest Ihr in dem Mainz&-Artikel Die Grünen, die Kohle und der Handkäs.