Als verrückter Holländer „Frederick van der Sonne“ startete er einst in der Fastnacht, doch dann kam die Corona-Pandemie – und „Frederick“ schlüpfte in einen Eckschrank, um von dort aus über das Leben und die Pandemie zu sinnieren. Der „Eckschrank“ wurde Kult, nun lädt sein Macher Tobias Christian Mayer zur großen Ostergala: Aus dem Frankfurter Hof wird am Ostersamstagabend eine Kulturgala gestreamt – der „Oster-Eckschrank“ lockt mit zahlreichen Gästen aus Kabarett, Chanson und Kleinkunst. „Es ist eine Live-Bühnenshow mit Fernsehcharakter, mit Fernsehnebel und Überblendungen – das ist einfach sehenswert, was die Kollegen von WRS Veranstaltungstechnik da geleistet haben“, schwärmt Mayer.
2006 rief der Mainzer Entertainer, Schauspieler und Musikkabarettist Tobias Christian Mayer seine Kunstfigur „Frederick van der Sonne“ ins Leben, zunächst reüssierte er damit vor allem in der Fastnacht. Doch dann kam Corona, die Kulturszene wurde durch Lockdowns und Schließungsmaßnahmen ausgebremst – und Frederick quasi „von seiner Frau zur Quarantäne in den Eckschrank geschickt“, berichtet Mayer schmunzelnd – das „Isolations-TV“ war geboren, zunächst im März 2020 mit einem Facebook-Stream.
„Die Grundidee war, über die Krise zu berichten, unter dem Motto: Nur nicht den Humor verlieren“, sagt Mayer im Interview mit Mainz&. „Es ist eine schwierige Zeit mit vielen Einschränkungen, wir können Dinge nicht machen, die wir lieben, Menschen nicht sehen, die wir lieben.“ Er versuche mit seinen Auftritten, Menschen zum Lachen zu bringen, aber sie auch zu berühren. „Frederick ist viel mehr als nur Kokolores und Klamauk“, betont Mayer, „wenn man es genau nimmt, ist der Frederick ein wahrer Narr, er ist frech, hat lustige Momente, aber er hat eben auch während seinem Seegang Tiefgang.“
Die Kunstfigur sei ein Seefahrer aus dem Kunstdorf Edamer, beschreibt Mayer seine Figur, die mit holländischem Akzent ihren speziellen Blick auf das Leben wirft. „Frederick verbindet Komik mit Tiefgang, er ist keine dumme Figur, das ist mir ganz wichtig“, sagt Mayer. Aus dem Eckschrank entwickelte sich schnell mehr: Mayer fing an, die durch die Pandemie leidenden Kulturschaffenden zu verknüpfen – Frederick’s Eckschrank bekam Gäste. „Ich habe mal Schauspiel in München studiert, ich habe auf meinem Lebensweg viele Kollegen kennengelernt“, erzählt Mayer, „die habe ich gefragt, ob sie mich mal besuchen wollen im Eckschrank.“
Eine der ersten, die kam, war Lisa Eder vom Mainzer Staatstheater, es kamen Thomas Neger, Michael Bonewitz, Frank Golischewski, Andreas Bockius und Andy Ost oder Peter Freudenthaler von der Popgruppe „Fools Garden“. In der Zwischen-Lockdown-Zeit wanderten Frederick und sein Eckschrank zeitweise in das „Lulu“ im ehemaligen Mainzer Karstadt-Gebäude, dort warf Frederick seine kabarettistischen Blicke durch das Schaufenster ins Freie. Am Samstagabend lädt Frederick nun zur großen Oster-Kultur-Revue aus dem Frankfurter Hof.
„Morgen feiern wir ein Jahr lang Eckschrank, und ein Jahr lang Pandemie“, sagt Mayer: „Es wird eine moderne Online-Review.“ Eine Stunde und 45 Minuten lang gibt es Rückblicke und Gäste, „wir sehen viele Ausschnitte aus dem vergangenen Eckschrank, sind aber auch live auf die Bühne gegangen“, erklärt Mayer. Die Sendung wurde wegen der Corona-Pandemie unter Live-Bedingungen aufgezeichnet. „Wir haben das in einem durchproduziert“, betont Mayer: „Alle Dinge sind wirklich so passiert, wie man sie sieht.“
Da werde Frederick wie ein Showmaster aus den 1970er Jahren ein Eröffnungslied singen, die insgesamt fünf Live-Gäste präsentieren Beiträge: Da ist Larissa Heller, Standupperin und Mitglied des neuen Ensembles des Mainzer Unterhauses, die über die Langeweile im Corona-Lockdown erzählt, sowie das Mannheimer Kabarett-Duo „Mackefisch“, die zweistimmig über den Internet-Alltag mit den Fährnissen der Video-Konferenzen singen und Einblicke in das Leben anderer Menschen geben.
Denis Wittberg kommt ohne seine Schellack-Solisten, wird aber begleitet von der 5er Combo der „Phoenix Foundation“ des Landes Jugend Jazz Orchesters – die fünf jungen Musiker begleiten die Show den ganzen Abend über auch musikalisch. Ein Höhepunkt des Abends: der Auftritt von Kabarett-Star Kay Ray, der als „Hamburgs schärfste Zunge“ gilt. Kay Ray rede, performe und singe, auch im Duett mit Frederik, kündigt Mayer an: „Das wird teuflisch“, sagt er grinsend – Kay Ray spielt auch gerne mal unter der Gürtellinie. Ray kokettiere damit, in seinen Figuren schwule Männer zu spielen, sei aber eigentlich ein richtiger Familienvater mit Haus und Hund, verrät Mayer – bekannt wurde er als Paradiesvogel und Mitstreiter der legendären Revue Schmidt’s Tivoli.
Eine echte Revue braucht aber natürlich auch Tanz, und so performed Frederik gemeinsam mit der Mainzer Tanzschul-Chefin Tina Wilius-Senzer über die Bühne des Frankfurter Hofs. Nicht dabei ist leider Evi Niessner, die kurzfristig krankheitsbedingt absagen musste. Joe Heinrich, der Münchner Puppenspieler aus der BR-Sendung „quer“, ist per Einspieler dabei, und hat eigens für die Sendung eine Figur entwickelt: das Handkäs-Orakel. „Frederick ist ja ein Käse-Liebhaber und hat entdeckt, dass man aus Handkäs die Zukunft voraussagen kann“, sagt Mayer – das Handkäs-Orakel gebe Antwort auf alles. Fragen an das Orakel haben unter anderem Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), die Grünen-Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner, Mainz 05-Stadionsprecher Andreas Bockius oder Komiker Armin Nagel.
Und dann gibt es noch das Osternest: „Die Sendung ist kostenlos, aber wir haben eine Spendenaktion ins Leben gerufen“, sagt Mayer. Die Zuschauer müssen sich einloggen, der Stream selbst ist dann kostenlos – doch die Sendung sowie die auftretenden Künstler finanzieren sich über die Spenden der Zuschauer an diesem Abend. Die haben aber auch selbst etwas davon: Wer an diesem Abend oder an einem der anderen Ostertage etwas spendet, landet im Ostertopf und hat die Chance auf ein Ei aus dem Osternest: Zu gewinnen gibt es zahlreiche große Preise, die Gewinner werden kommende Woche Donnerstag im „Eckschrank“ verlost. Gewertet werden dabei nur Zuschauer, die sich den Stream über das Osterfest anschauen und dabei spenden.
Info& auf Mainz&: Die große Oster-Revue „Kultur aus dem Oster-Eckschrank“ wird am Samstag, den 3. April 2021 ab 19.00 Uhr im Internet gestreamt, und zwar über den Digitalshop der Mainzplus Citymarketing genau hier. Dort müsste Ihr ein Ticket buchen, der Stream selbst ist aber kostenlos. Die Künstler unterstützen könnt Ihr digital per Paypal – unter diesem Link geht’s direkt zur Spende für den Abend.