Die vielfältigen Facetten der Wissenschaft auch außerhalb der Universität zu erleben: Das möchte die Veranstaltungsreihe „Universität im Rathaus“ auch zum Thema „Mensch – Klima – Umwelt“ ermöglichen. Seit nunmehr 36 Jahren berichten Wissenschaftler von ihren Forschungsprojekten und erläutern das Neueste aus den verschiedenen Themenbereichen. Am Dienstag geht es um ein heiß umstrittenes Thema: den Klimawandel – und das gleich in den vergangenen 1.000 Jahren. Die sind besonders wichtig, hat sich in dieser Zeit doch der menschliche Einfluss erst richtig breit gemacht, und zwar ab 1850. Wie wenig wir noch wissen über die Veränderlichkeiten des Klimas, über Mythen und Legenden – dem geht Jan Esper, Professor am Geographischen Institut der Uni Mainz am 7. Februar ab 20.00 Uhr im Rathaus nach.

In seinem Vortrag spricht Geographieprofessor Jan Esper auch über die Bedeutung von Baumjahrringen zum Erkennen von Klimadaten. – Foto: Stefan Sämmer

Unser Verständnis von natürlichen Klimavariationen wird weithin überschätzt, glaubt Esper: Wir wissen sehr wenig über die Veränderlichkeit des Niederschlags und anderer Klimaelemente. Temperaturveränderungen sind allenfalls ab dem Jahr 1400 einigermaßen gut verstanden – aber welche Bedeutung hat das mittelalterliche Klimaoptimum, eine ausgedehnte Warmphase vor etwa tausend Jahren? Der Grund hierfür ist vor allem die Datenbasis: Es gibt zu wenige gute Klimarekonstruktionen. In seinem Vortrag geht Esper deshalb auf Baumjahrringe als Datengrundlage für Klimarekonstruktionen des letzten Jahrtausends ein. Und er stellt den Kenntnisstand zu natürlichen Klimaschwankungen dar und erläutert auch, was wir über das vergangene Klima nicht wissen.

Es ist übrigens schon der fünfte Vortrag der 36. Reihe „Universität im Rathaus“ 2016/17.  Zwei Termine stehen noch aus, sie befassen sich mit dem Klimawandel aus geowissenschaftlicher Sicht sowie dem Thema Luftverschmutzung. Referenten der Universität Mainz und des Max-Plack-Instituts für Chemie werden ihren Gästen sowohl Forschungsergebnisse aus Studien präsentieren als auch auf klimatische Veränderungen der Vergangenheit eingehen. Welche Zeitperioden können erklärt werden? Wo fehlen fundierte Datengrundlagen?

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Dienstag, 21.02.2017, 20.00 Uhr: Klimawandel aus geowissenschaftlicher Sicht

Der Vortrag am 21. Februar befasst sich mit dem Klimawandel aus geographischer Sicht: Das Klima unterlag nämlich während der gesamten Erdgeschichte großen Schwankungen – lange bevor der Mensch massiv in diese Abläufe eingegriffen hat. So war es in der Kreidezeit und im frühen Känozoikum (der Erdneuzeit) deutlich wärmer als heute, die Pole waren eisfrei. Und seit nunmehr 55 Millionen Jahren ist die Klimageschichte vor allem durch ein Thema geprägt: die Abkühlung der Erde. Vor 36 Millionen Jahren vereiste die Antarktis, und seit 2,7 Millionen Jahren ist unser Planet auf beiden Polen eisbedeckt.

Im Ratssaal der Mainzer Rathauses findet die Reihe „Universität im Rathaus“ auch dieses Wintersemester wieder statt – Foto: Peter Pulkowski

Können diese Prozesse durch den menschgemachten Klimawandel revidiert werden und wenn ja: in welchen Zeiträumen? Das ist eine zentrale Frage der klimaforschenden Geowissenschaften, und genau denen widmet sich am 21. Februar Gerald Haug, Direktor der Abteilung Klimageochemie. In seinem Vortrag geht es auch um die Frage, warum sich das Klima in immer kürzeren Zeitskalen verändert, und das zum Teil regional drastisch. Das beeinflusste auch die Geschichte manch einer frühen Hochkultur, Beispiele dafür sind die Mayas oder auch China.

Info& auf Mainz&: „Der Klimawandel aus geowissenschaftlicher Sicht“ am Dienstag, 21. Februar 2017, um 20.00 Uhr, mit Professor Gerald Haug im Ratssaal des Mainzer Rathauses. Auch hier ist der Eintritt frei.

Dienstag, 07.03.2017, 20.00 Uhr: „Luftverschmutzung: Das tägliche Passivrauchen“

Es ist auch ein Thema für die Stadt Mainz: Im letzten Vortrag der „Universität im Rathaus“ in diesem Wintersemester zum Thema „Luftverschmutzung: Das tägliche Passivrauchen“ präsentiert Professor Johannes Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie seine Studie von 2015 über die Auswirkungen verschiedener Emissionsquellen auf die Sterberate. In der Untersuchung widmete sich ein internationales Team erstmals der Industrie, dem Verkehr, Kohlekraftwerken, aber auch häuslichen Kleinfeuern als Smog-Produzenten. Unter Kleinfeuern verstehen die Wissenschaftler dabei Dieselgeneratoren, kleine Öfen sowie offene, stark qualmende Holzfeuer, die vor allem in Asien zum Kochen und Heizen verwendet werden.

Auto an Auto: die Rheinallee - Foto: gik
Auto an Auto: der städtische Verkehr ist in Mainz der Verursacher für schlechte Luft Nummer eins – Foto: gik

Interessante Erkenntnis: Nimmt man den Smog weltweit, sind tatsächlich die kleinen Herdfeuer Hauptverursacher für schlechte Luft. Das allerdings gilt nicht für Deutschland und Europa: Hier ist die Landwirtschaft der stärkste Verursacher von Feinstaub, gefolgt von Verkehr und Industrie. Das Thema ist alles andere als irrelevant: Weltweit sterben jedes Jahr rund 3,3 Millionen Menschen vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung, vor allem durch Schlaganfälle und Herzinfakte, aber auch durch Lungenkrebs und Atemwegserkrankungen. Diese Zahl könne sich bis 2050 möglicherweise verdoppeln, wenn die Emissionen weiter ähnlich ansteigen.

Besonders in Asien, genauer gesagt in China und Indien, sind die Schadstoffbelastungen durch Feinstaub und Ozon sehr hoch. In China sterben laut der Studie 1,4 Millionen Menschen pro Jahr an den Folgen, für die EU sprechen die Wissenschaftler von 180.000 Todesfällen pro Jahr, davon 35.000 in Deutschland. „Die Deutschen müssen auch die verschmutzte Luft aus anderen Ländern einatmen“, sagt Lelieveld. Und die Untersuchung zeigt: in Deutschland gibt es doppelt so viele Tote durch Verkehrsemissionen wie Verkehrstote. Das gibt zu denken – vor allem, weil auch in Mainz die zu hohe Belastung der Luft ein Thema ist. Mehr dazu hier auf Mainz&.

Info& auf Mainz&: „Luftverschmutzung: Das tägliche Passivrauchen“ von Professor Johannes Lelieveld am Dienstag, 7. März 2017, um 20.00 Uhr. Ort: Ratssaal im Rathaus Mainz. Eintritt frei. Den Vortrag „Das Klima der letzten 1.000 Jahre: Befunde und Mythen“ von Professor Jan Esper gibt’s am Dienstag, 7. Februar 2017, auch um 20.00 Uhr im Ratssaal des Rathauses Mainz, auch hier Eintritt frei. Die Website zur Veranstaltungsreihe findet Ihr hier.

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