Es sorgte für Aufsehen: Ein großer Holzkubus am Winterhafen, ein riesiger Haufen Glas – und danach Grillscouts, die freundlich und mit Mülltüten bewaffnet Grillende am Winterhafen darum baten, ihren Müll anschließend auch wieder mitzunehmen. 2016 startete die Stadt Mainz ein neues Abfallkonzept am Winterhafen, und zwar bewusst auf andere Art: „Wir wollten eben nicht auf althergebrachte Weise Plakate und Flyer verteilen“, sagte Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) – und zog am Donnerstag ein positives Fazit: „Die Kampagne war ein Erfolg.“ Es sei durchaus gelungen, für eine Sensibilisierung beim Müll zu sorgen, dazu sparte der städtische Entsorgungsbetrieb rund 9.000 Euro Reinigungskosten ein.
Der Winterhafen hat sich zum wichtigsten Freizeit- und Entspannungsbereich bei warmem Wetter entwickelt. Seitdem die Mainzer in Höhe der Neustadt praktisch nicht mehr Grillen dürfen und der Bereich in Höhe des Schlosses reichlich ungemütlich gestaltet wurde, trifft man sich bei warmem Wetter auf den Wiesen am Winterhafen zum Grillen und Chillen. Doch das entwickelte sich auch zum Problem – zu einem Müllproblem nämlich. Die Mülleimer reichten schnell nicht mehr aus, auch ließen viele Chiller ihren Müll gerne einfach mal liegen.
Die Stadt beschloss, eine Sauberkeitskampagne zu starten, und ging dafür ungewöhnliche Wege: Ein Holzkubus am Winterhafen, platziert mitten auf der Wiese, sollte erst einmal neugierig machen, darinnen: Eine schöne Liegewiese mit frisch verlegtem Rasen und Grill – sauber und so, wie es sein sollte. Außen rum jedoch stellten die Entsorgungsbetriebe einfach mal für 14 Tage das Müllwegräumen ein und leerten nur die Mülleimer. „Wir haben bewusst nicht gesäubert, um zu zeigen, was dann passiert – und um den Gegensatz zur Kubuswelt deutlich zu machen“, erklärte am Donnerstag Werksleiter Hermann Winkel.
Dazu schütteten die Entsorgungsbetriebe am Fort Malakoff einen riesigen Haufen aus Altglas auf. „Das waren sechs bis sieben Wagenladungen, etwa 40 bis 50 Tonnen Glas“, sagt Winkel, „das entspricht der Menge, die wir sonst während eines Jahres allein am Winterhafen und auf der Malakoffterrasse einsammeln.“ Nach vierzehn Tagen dann begann die Stadt, ihr Entsorgungsangebot zu verbessern: Fünf große, neue Entsorgungsstationen wurden am Winterhafen eingerichtet, große Abfallbehälter mit einer Besonderheit. Die Tonnen nämlich reichen bis zu 1,5 Meter tief in den Boden und können so 1,5 Kubikmeter Müll schlucken. „Wir haben damit das Entsorgungsangebot verzehnfacht“, sagt Winkel, „am Platz sollte es nicht liegen.“
Doch dann passierte erst einmal etwas Verblüffendes: „Die Leute stellten ihren Müll neben die neuen Behälter“, berichtet Winkel, „man hat sie offenbar nicht als Mülleimer erkannt, weil sie so schön waren.“ Also stellte der Entsorgungsbetrieb Schilder neben die Tonnen und verbesserte die Aufschrift mit Aufklebern, mit Erfolg. Der Müll wurde deutlich besser entsorgt, die neuen Tonnen angenommen. Dafür sorgten auch die neuen Grillscouts, junge Leute, die jeweils im Team am Wochenende die Grillenden auf das Müllproblem ansprachen, Mülltüten verteilten und zum Aufräumen aufforderten.“Wir haben das abgeguckt von Köln“, gab Winkel nun zu, die jungen Leute seien mit besonderer Kleidung ausgestattet worden und hätten den Winterhafen vier Stunden lang abends abgelaufen. 14 Wochen lang, von Mitte Juni bis Ende September, wurden die zehn Scouts eingesetzt, das Ergebnis sei hervorragend gewesen: „Es war ein voller Erfolg mit den Grillscouts, die direkte Ansprache hat gefruchtet“, sagt Winkel. Der Einsatz von jungen Menschen sei „ein neuer Weg, ein Versuchsballon“ gewesen, der Erfolg aber überwältigend: Saubere Wiesen, gefüllte Müllbehälter – und 9.000 Euro weniger Reinigungskosten.
Allerdings gab die Stadt dafür erst einmal rund 55.000 Euro aus: 9.700 Euro für die Startaktion mit Kubus und Glashaufen, 10.000 Euro kosteten die neuen Abfallbehälter. 24.200 Euro bekam die Agentur, die das neue Werbekonzept entwickelte, 11.450 Euro wandte die Stadt für die Grillscouts auf. „Es war keine Geldverschwendung, es hat sich gelohnt“, betont Dezernentin Eder, „es war vielleicht ungewöhnlich, aber es war der richtige Weg.“ Es sei durchaus gelungen, für eine Sensibilisierung in Sachen Müll für den Bereich Winterhafen zu sorgen. Zudem seien 43.900 Euro einmalige Ausgaben aus dem Etat der Entsorgungsbetriebe gewesen, Haushaltsgeld habe die Stadt dafür nicht eingesetzt.
Die Müllscouts aber seien so erfolgreich gewesen, dass die Stadt ihren Einsatz auch in diesem Jahr fortsetzen will – und sogar den Einsatzbereich ausdehnen. Auch im Volkspark und im Stadtpark habe man Probleme mit dem Müll der Erholungssuchenden, sagte Eder, die Scouts könnten diesen Bereich gut in ihre Rundgänge einbauen. Der Werksausschuss habe dem gerade einstimmig zugestimmt. Das sei ganz im Sinne einer sinnvollen Abfallpädagogik: „Wir haben auch die Aufgabe, Müllaufklärung und Säuberungskampagnen zu betreiben“, betonte Eder.
Info& auf Mainz&: Über Müllentsorgung und Energiesparen informiert auch das Umweltinformationszentrum der Stadt Mainz in der Dominikanerstraße auf der Rückseite der Ludwigsstraße. Hier bekommt Ihr auch die Gelben Säcke, und zwar kostenlos, ebenso die braune Biomülltonne und Anti-Schnakentabletten. Mehr Infos dazu hier im Internet.