20Schock und Trauer in der Kulturszene in Mainz: Gunther Emmerlich ist tot. Der Schauspieler und Entertainer sei am Dienstag überraschend im Alter von 79 Jahren an Herzversagen gestorben, teilte sein Management mit. Emmerlich stammte aus dem thüringischen Eisenberg und wurde zunächst vor allem im DDR-Fernsehen bekannt. Bis zum Schluss stand er noch in allerlei Fernseh- und Theaterproduktionen auf der Bühne – in Mainz war er in dem gefeierten Gutenberg-Musical zu sehen: Emmerlich gab dem historischen Buchdrucker Gesicht und Stimme. Seine Co-Schauspieler trauern.
Gunther Emmerlich wurde am 18. September 1944 im thüringischen Eisenberg geboren und zunächst im DDR-Fernsehen weithin bekannt – seine Sendungen „Ein Kessel buntes“ oder „Die Showkolade“ konnten sich sogar mit Gottschalks „Wetten dass..?“ messen. Emmerlich, der seit vielen Jahren in Dresden lebte, war aber auch Jazzsänger und Schauspieler, 2008 debütierte er mit der Opernsängerin Deborah Sasson erfolgreich in der New Yorker Carnegie Hall, wie die Tagesschau schreibt.
Emmerlich trat in Operetten auf, tourte regelmäßig mit eigenem Programm durch Deutschland und trat im Fernsehen auf – am Mittwochabend zeigt der MDR seine letzte aufgezeichnete Sendung. Emmerlich war aber auch leidenschaftlicher Botschafter für den Saale-Unstrut-Wein und seit 2008 als Weinbotschafter unterwegs. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) würdigte Emmerlich als „einzigartigen Künstler“, großen Unterhaltungskünstler und begnadeten Opernsänger. Mit seiner Stimme, seinem Witz und Charme habe er die Menschen berührt und begeistert, sagte Kretschmer.
Emmerlich war Johannes Gutenberg: Darsteller im Gutenberg-Musical
Das erlebten auch die Mainzer 2019: Da verlieh Gunther Emmerlich niemand geringerem als dem wichtigsten Sohn der Stadt Mainz Gestalt und Stimme – Emmerlich stand als Johannes Gutenberg in dem Gutenberg-Musical auf der Bühne. Das rasante Stück aus der Feder von Frank Golischewski fächerte die Lebensgeschichte des legendären Buchdruck-Erfinders aus dem 15. Jahrhundert als rasantes Kammerstück, angereichert mit etwas Weltgeschichte auf. Emmerlich brillierte darin als zerrissen-nachdenklicher Gutenberg, der mit seiner Erfindung und den Geldgebern ringt, und doch nur die Verkündung des Wortes Gottes anstrebt.
Golischewski reagierte auf die Todesnachricht fassungslos: „In tiefer Trauer verabschieden wir uns von unserem lieben Freund, Weggefährten, Ratgeber und Bühnen-Kollegen Gunther Emmerlich, der uns gestern so abrupt aus dem Leben gerissen wurde“, schrieb Golischewski auf Facebook: „Sein heiteres, vielem aufgeschlossenes Wesen, seine amüsanten Erzählungen, sein Wissen und seine Wissbegierde, seine Abenteuerlust, sein manchmal strenges und forderndes, am Ende immer von Erfolg gekröntes Streben nach erfüllendem Bühnenspiel werde ich, werden wir immer vermissen.“
Wie „ein Fels in der Brandung“ habe Emmerlich oft auf der Bühne gestanden und „Im Anfang war das Wort!“ gedonnert – der Schauspieler habe die Rolle mit allen Facetten ausgefüllt. „Es war mir die größte Ehre, ihm diese Rolle auf den Leib zu schreiben“, sagte Golischewski, der selbst auch in dem Musical mitspielte, gemeinsam unter anderem mit der Mainzer Fastnachtsikone Margit Sponheimer. „Ich verneige mich vor einem großen Bühnen-Künstler und einem wunderbaren Freund“, schrieb Golischewski, die nächtlichen Gespräche, die langen Telefonate, seine Sicht der Dinge – „all das wird mir unendlich fehlen. Komm gut an auf der anderen Seite, mein lieber Freund. Ich vermisse Dich sehr.“
Info& auf Mainz&: Einen ausführlichen Bericht zum Gutenberg-Musical könnt Ihr noch einmal hier auf Mainz& nachlesen.
