2021 wird der Mainzer Medienpreis zum fünften Mal verliehen, und er geht an eine ganz besondere Person: Ausgezeichnet wird der Mainzer Obdachlosenarzt und Professor für Sozialmedizin, Gerhard Trabert. Damit wolle man nicht nur Traberts unermüdliches Engagement als “Anwalt der Notleidenden” ehren, sondern auch sein herausragendes nachhaltiges mediales Wirken, teilte die Findungskommission des Mainzer Medienpreises: Trabert verstehe es wie kein anderer, “die Not der Betroffenen unter Nutzung unterschiedlicher Medien ins öffentliche Bewusstsein zu tragen.” Die Preisverleihung soll im Oktober im antiken Theaterrund des Römischen Theaters in Mainz stattfinden.
Der Mainzer Medienpreis für “Nachhaltiges Mediales Wirken” wurde anlässlich der 250. Nachtvorlesung an der Universitätsmedizin Mainz gestiftet, ein Findungsgremium zeichnet damit eine Person des öffentlichen Lebens aus, die mit ihrer medialen Präsenz bundesweit sichtbar ist. Der erste Preisträger war der Mainzer Kabarettist Herbert Bonewitz, ihm folgten Fußballtrainer Jürgen Klopp, ZDF-Moderatorin Gundula Gause und im vergangenen Jahr die Mainzer Hofsänger.
Nun, zum fünfjährigen Bestehen, zeichnet die Kommission mit dem Mainzer Medienpreis eine politisch aktiven Mainzer aus: Gerhard Trabert. Der 64 Jahre alte Mediziner studierte zuerst Sozialarbeit und danach Medizin, und gründete 1997 den Verein “Armut und Gesundheit” in Mainz. Als erster Arzt in Deutschland fuhr Trabert mit einem “Arztmobil” in einem umgebauten Transporter zu den Obdachlosen auf den Straßen, “Straßen-Doc” wird der Mediziner deshalb auch oft genannt.
Doch dabei blieb es nicht: Trabert reiste oft und viel als Arzt in die Krisenregionen der Welt, behandelte Verwundete in Krisen- und Kriegsgebieten rund um den Globus, war als Arzt auf der Sea Watch bei der Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer unterwegs. Sein besonderes Engagement gilt derzeit den Kurdenregion Rojava im Norden von Syrien sowie den Flüchtlingslagern aus der griechischen Insel Lesbos: Trabert gehörte mit den den ersten Ärzten, die kurz nach dem verheerenden Brand des Flüchtlingslagers Moria im Sommer 2020 auf Lesbos mit anpackte – und seine Stimme erhob.
Denn Trabert behandelt nicht nur, er sieht sich auch Sprachrohr der Benachteiligten, Notleidenden und Vergessenen der Welt: Immer wieder erhebt der Mainzer Arzt medienwirksam seine Stimme, um auf Leid und Not in Flüchtlingslagern und Krisenregionen, für Obdachlose in der Pandemie oder für sozial Benachteiligte eine Lanze zu brechen. Genau dafür wird er nun mit dem Mainzer Medienpreis 2021 ausgezeichnet: Man würdige Trabert für “seinen unermüdlichen Einsatz dafür, die Not der Betroffenen unter Nutzung unterschiedlicher Medien ins öffentliche Bewusstsein zu tragen”, heißt es von der Findungskommission.
So habe der Mediziner einen eigenen Verlag gegründet und bediene die sozialen Medien, er engagiere sich politisch und sorge für Berichterstattung über wichtige Projekte in den konventionellen Print-Medien. “Dabei stellt er sich selbst uneitel, aber stets kompromisslos als Anwalt der Notleidenden immer hinter die Sache, macht Medizin dort, wo es nottut und wehtut”, so die Findungskommission weiter: “Als Arzt wirkt er weit über Mainz hinaus: er hilft in Afrika, in Flüchtlingscamps, während der Corona-Epidemie, er sammelt Hilfsmittel, generiert Gelder.”
So sei es auch nicht überraschend gewesen, die Nachricht von der Ehrung Trabert mitten in seiner Arbeit im Ausland erfahren habe – auf Lesbos, bei der Arbeit mit den dortigen Flüchtlingen. Trabert sei mit all dem “ein herausragendes Beispiel für nachhaltiges mediales Wirken”. Die feierliche Preisverleihung soll nun allerdings erst im Oktober 2021 erfolgen, aus guten gründen: Gerade erst hatte Trabert angekündigt, für die Mainzer Linke bei der Bundestagswahl am 26. September als Direktkandidat anzutreten.
Die Preisverleihung sei für Oktober 2021 geplant, und zwar an einem ganz besonderen Mainzer Ort, teilte die Preiskommission weiter mit: “im phantastischen Rund des Römischen Theaters”. Das passe gut, weil Trabert hier in unmittelbarer Nähe, auf der Zitadelle, seinen Wirkungsort habe – der Verein “Armut und Gesundheit” hat auf der Zitadelle seine Praxis- und Geschäftsräume. Zudem “korrespondiert das Römische Theater mit der Internationalität seines Wirkens”, betonte die Jury weiter, “steht doch gerade das antike Rom für eine integrative, internationale Kultur.”
Die Schirmherrschaft für die Veranstaltung liegt denn auch in diesem Jahr bei der “Initiative Römisches Mainz”, die externe Laudatio soll der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Staatssekretär Andreas Westerfellhaus, halten. Die Laudatio aus der Findungskommission übernimmt der Dekan der Johannes Gutenberg-Universität, Professor Gregor Daschmann.
Der Preis selbst besteht aus einer Druckgrafik im Wert von 4.000 Euro, die ein herausragender Künstler erstellt, und zwar über den Preisträger. In diesem Jahr wird die Druckgraphik von der Künstlerin Kathrin Schik erstellt, sie zeichne sich “durch innovative Druckgraphik und eine hochsensible Handschrift” aus, heißt es weiter. Schik sei vielen Mainzern durch ihre Ausstellung in der Mainzer Kunstgalerie bekannt, deren Erlös von etwa 5000 Euro sie dem Verein “Armut und Gesundheit” spendete. Die Preisgrafik wird danach ein Jahr lang im Mainzer Gutenberg-Museum ausgestellt.
Info& auf Mainz&: Ein Porträt von Gerhart Trabert zum 25. Jubiläum seiner rollenden Obdachlosen-Ambulanz lest Ihr hier bei Mainz&. Mehr zum Mainzer Medienpreis und der Preisverleihung an die Mainzer Hofsänger im September 2020 könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen. Die Findungskommission zum Mainzer Medienpreis für nachhaltiges Wirken besteht aus elf Mitgliedern: Karl Otto Armbrüster, Professor Bernhard Dorweiler, Ulrich Drechsler, Hans-Jürgen Eberhardt, Dekan Andreas Klodt, Universitätspräsident Georg Krausch, Professor Gregor Daschmann, Ex-Kulturdezernent Peter Krawietz, Museumsdirektorin Annette Ludwig, Kunstgalerie-Chefin Dorothea van der Koelen und Professor Christian Vahl.