Es war ein besonderer Augenblick im Kurfürstlichen Schloss zu Mainz vergangenen Samstag: Um 21.00 Uhr erklommen Prinzessin Jacqueline I. und Prinz Heinrich II. langsam und majestätisch die Stufen zu ihren Thronsesseln – Mainz hat wieder ein närrisches Prinzenpaar! Die Mainzer Fastnacht kennt Prinzenpaare nur zu besonderen Anlässen, in diesem Jahr ist dies das 11 x 11. Jubiläum des Mainzer Carneval Clubs (MCC). Die neuen Majestäten wollen ein Prinzenpaar für alle Narren sein, im Schloss wurde ihre Inthronisierung groß gefeiert.

Das frisch inthronisierte Mainzer Prinzenpaar 2020: Jacqueline I. und Heinrich II. vom MCC. - Foto: gik
Das frisch inthronisierte Mainzer Prinzenpaar 2020: Jacqueline I. und Heinrich II. vom MCC. – Foto: gik

Erst 14 Prinzenpaare gab es in der Landeshauptstadt Mainz seit dem Zweiten Weltkrieg, 40 Prinzen oder Paare waren es insgesamt nur seit der Gründung der modernen Mainzer Fastnacht im Jahr 1838. Einweihung der Rheingoldhalle oder des Mainzer Rathauses, Gutenbergjahr oder 2000 Jahre Mainz – zu solchen Ereignissen schwangen in den vergangenen Jahrzehnten närrische Regenten in Mainz das Szepter. Der erste Prinz regierte schlicht als „Prinz Carneval“, im Folgejahr 1839 bekam der Prinz eine „Jungfrau Moguntia“ dazu – natürlich dargestellt von einem Mann.

Erst 1843 gab es eine Prinzessin, die Holde blieb bis zum Jahr 1838 ein männliches Wesen. Die erste weibliche Prinzessin: Hildegard Kühne, eine junge Dame aus der Senf-Dynastie, 1938 – Anlass war der 100. Geburtstag des Mainzer Carnevals-Vereins (MCV), der bis heute Ausrichter der Mainzer Straßenfastnacht ist. Närrische Jubiläen eines Mainzer Fastnachtsvereins waren denn auch die Hauptgründe für die Einsetzung eines Prinzenpaars.

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So hatte der MCV hatte zuletzt 2013 zu seinem 175. Jubiläum ein solches närrische Majestätenpaar aufgeboten, 2014 präsentierte die Mainz-Kasteler Jocusgarde ein Prinzenpaar zu ihrem 125-jährigen Bestehen. Die Dichte ist eher ungewöhnlich: Meist mussten die Mainzer Narren gut und gerne 15 Jahre auf das nächste Prinzenpaar warten. Der Mainzer Carneval Club (MCC), einer der vier großen närrischen Corporationen, hatte gar seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie eine solche Ehre.

Das Mainzer Prinzenpaar 2020: Jacqueline I. und Heinrich II. vom MCC, im Hintergrund der "Till" auf der Leinwand. - Foto: gik
Das Mainzer Prinzenpaar 2020: Jacqueline I. und Heinrich II. vom MCC, im Hintergrund der „Till“ auf der Leinwand. – Foto: gik

Entsprechend stolz war der Club am Samstag bei der feierlichen Inthronisierung seines Prinzenpaares: Gut dreieinhalb Stunden feierte der MCC mit einer närrischen Gala das Ereignis und gleich auch seine eigene Vereinsgeschichte. Gegründet wurde er zur Fastnachtskampagne 1899, bereits in den 1890er Jahren traf man sich im Gasthaus zum Birnbaum. Der „Birnbaum-Club“ hielt Sitzungen ab, es gab Büttenreden – schon damals tat sich der Club als „Rednerschule“ hervor. Die Rednerschule feierte ein Wiedersehen am Samstag auf der Bühne im Schloss und bot den Rahmen für eine Rückschau.

Da flanierten per Videoausschnitt die großen Redner der Vereinsgeschichte über die Bühnen-Leinwand: Hildegard Bachmann, Florian Sitte als Merkel, der legendäre Dieter Brandt als „Till“ oder die Ikonen der Fernsehfastnacht, Otto Dürr und Georg Berresheim als die Putzfrauen Fraa Babbisch und Fraa Struwwelich. „Machen denn Vorträge immer nur alte weiße Männer?“, fragte da der kecke Schüler in der „Rednerschule“…

Die Nippeser Bürgerwehr aus Köln zu Gast bei der Inthronisierung des Mainzer Prinzenpaares 2020. - Foto: gik
Die Nippeser Bürgerwehr aus Köln zu Gast bei der Inthronisierung des Mainzer Prinzenpaares 2020. – Foto: gik

Zum Gratulieren war eigens auch die Nippeser Bürgerwehr aus Köln gekommen, die lautstark und Mannes-stark den großen Saal des Schlosses eroberte und gleich mehrere Tänze des Tanzmariechens darbot – sowie eine Einladung des Mainzer Prinzenpaars nach Köln aussprach. Ein fetziges und höchst humoristisches Ständchen kam auch von der Mainzer „Ehrengarde“, den Schnorreswacklern, und natürlich durfte auch der aktuelle „Till“ alias Friedrich Hofmann ebenso wenig fehlen wie einer der heutigen Starredner – Jürgen Wiesmann kam und sang: „Ich wär‘ so gerne Prinz geworden…“ Geworden war das stattdessen Heinrich Diefenbach Junior, der 33-jährige Ingenieur arbeitet bei einem großen Autokonzern in Stuttgart und betreibt in Mainz eine Oldtimer-Werkstatt.

Diefenbach kommt aus einer MCC-Dynastie, schon der Großvater baute Motivwagen für den Club. Als Prinz Heinrich ist er nun der Zweite seines Namens: „Es gab schon einmal einen Prinz Heinrich, Heinrich I. Krause im Jahr 1897“, verriet Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) bei der Inthronisierung, und fügte hinzu: Die Prinzessin war damals niemand geringeres als der amtierende Mainzer Oberbürgermeister Heinrich Gassner. „Um das klarzustellen: ich stehe für so eine Funktion nicht zur Verfügung“, sagte Ebling noch, und wünschte: „Euch beiden eine gute Regentschaft – Glückwunsch MCC!“

Das frisch inthronisierte Mainzer Prinzenpaar 2020: Jacqueline I. und Heinrich II. vom MCC mit Narrenschar. - Foto: gik
Das frisch inthronisierte Mainzer Prinzenpaar 2020: Jacqueline I. und Heinrich II. vom MCC mit Narrenschar. – Foto: gik

Die aktuelle Prinzessin im Jahr 2020 ist eine wahrhaft liebliche Dame: Jacqueline Seuthe ist Studentin der Wirtschaftsmathematik in Leipzig, die Ausnahmekampagne als Prinzessin verbringt die 23-Jährige aber in Mainz. Zum Gratulieren waren eigens auch drei ehemalige Prinzenpaare gekommen, darunter Carlo von Opel, Prinz des Jahres 1962. Prinzessin Christine I. Bangert aus dem Jahr 2000 übergab einen hlchst tiefsinnigen Reichsapfel, und Ex-Prinz Richard I. Wagner sprach Mut zu: „Ihr Zwei habt Glück, die Kampagne ist kurz!“

Nur gut sieben Wochen lang ist die Fastnachtskampagne 2020, auf das neue Prinzenpaar warten rund 100 Termine auf Empfängen, Sitzungen und Bällen. Am Samstag legten die Majestäten dann gleich schon mal einen eleganten Walzer aufs Parkett. Das Geschenk des Abends aber überbrachte OB Ebling: Eine gelbe Tröte als Symbol für „freie Fahrt auf allen Wegen“, versprach der OB – insbesondere über die ab Sonntag gesperrte Theodor-Heuss-Brücke.

Info& auf Mainz&: Mehr zum ersten Auftritt des Mainzer Prinzenpaars und seiner Geschichte sowie der des MCC lest Ihr in diesem Mainz&-Artikel. Einen Überblick der Mainzer Prinzenpaare gibt es hier bei der Mainzer Fastnacht eG. Anmerkung: Wir hatten in einer ersten Version von einem „Voucher“ gesprochen, den der OB dem Prinzenpaar in Sachen freie Fahrt auf der Theodor-Heuss-Brücke überreicht habe – im Rathaus fand man das missverständlich. Wir haben das dann jetzt durch die gelbe Tröte ersetzt.

Und natürlich darf bei so einem Anlass eine Fotogalerie nicht fehlen – bittesehr:

 

 

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