Am Samstag ist es wieder so weit: Der Mainzer Rhein-Frühling öffnet seine Tore. Zwei Wochen lang laden die Mainzer Schausteller dann zu ihrer traditionellen Frühjahrskirmes am Mainzer Rheinufer. Und das hat eine lange Tradition: Rund 650 Jahre sei die Frühjahrskirmes alt, sagt Schausteller Marco Sottile. Doch nun sei das Traditionsfest bedroht, die Neugestaltung des Rheinufers könne das Aus bedeuten. “Man hat uns die Rheinallee als Ausweichfläche angeboten”, kritisiert Sottile, das sei inakzeptabel.
Der Mainzer Rhein-Frühling gehört fraglos zu den ältesten Mainzer Festen – wenn es nicht sogar das älteste überhaupt ist: Schon seit 650 Jahren werde ein Frühjahrsmarkt zu Ostern in der Nähe von Stadthalle und Rathaus gefeiert, weiß Marco Sottile, Sprecher der Interessengemeinschaft Mainzer Schausteller. “Für uns ist der Rhein-Frühling eine Herzensangelegenheit”, betont Sottile: Es ist der Saisonstart nach den langen Wintermonaten, “das ist für uns auch emotional wieder wichtig, da weiß man: Jetzt geht es wieder los.”
Auch für die Mainzer ist die Kirmes am Rheinufer der Start in den Frühling, dabei musste die Kirmes in den vergangenen 50 Jahren mehrfach umziehen, berichtet Sottile: Erst fand die Messe vor dem Schloss statt, dann zog sie ans Rathaus um, und musste dort wegen des unterspülten Rheinufers 2016 wieder weichen. Seit 2016 gibt es deshalb nun den “Mainzer Rhein-Frühling”, der auf dem Rheinufer von der Theodor-Heuss-Brücke bis zum Kaisertor stattfindet. Doch nun sei auch diese Fläche wieder bedroht, klagt Sottile: “Dass können wir uns so nicht gefallen lassen – hier geht es um Existenzen Mainzer Unternehmer.”
Macht Umgestaltung des Mainzer Rheinufers der Kirmes den Garaus?
Grund für die Sorge ist die Umgestaltung des Mainzer Rheinufers im zweiten Bauabschnitt in Höhe des Kaisertors. Der erste Bauabschnitt nördlich der Theodor-Heuss-Brücke hatte bereits Rücksicht auf die Tatsache genommen, dass auf der Fläche bis zum Kurfürstlichen Schloss zahlreiche Veranstaltungen wie Weinfeste, Bierbörse und eben die traditionelle Kirmes im Frühling und zur Johannisnacht stattfindet. Im Ergebnis war doch eine weithin versiegelte Fläche mit mobilen Grünelementen entstanden.
2023 startetet die Stadt dann die Bürgerbeteiligung für die Umgestaltung des zweiten Rheinufer-Abschnitts bis zum Zollhafen, und dort wünschen sich die Bürger nun deutlich mehr Grün, dazu Trimmdichgeräte und ein schön gestaltetes Ufer mit hoher Aufenthaltsqualität. Das Problem der Schausteller: “Wir brauchen die Fläche bis zum Kaisertor unbedingt weiter als Aufstellort für unsere Fahrgeschäfte”, sagt Sottile im Gespräch mit Mainz&: “Wenn diese Fläche für uns komplett wegfällt, dann stirbt die Kirmes.”
Die Rumpffläche an der Theodor-Heuss-Brücke reiche für eine attraktive Kirmes nicht aus, betont Sottile – immerhin stehen auf dem Mainzer Rhein-Frühling rund 80 Fahrgeschäfte, Buden, Essensstände und Kirmesattraktionen, darunter rund ein Dutzend große Fahrgeschäfte. Tatsächlich hatte der Mainzer Rhein-Frühling schon vor seinem Neustart 2016 unter der Reduzierung der Fläche am Rathaus und dem Schrumpfen des Angebotes gelitten – in der Folge waren immer weniger Besucher zur Kirmes am Rheinufer gekommen.
Schausteller fordern bi-funktionale Lösung bei Rheinufer-Gestaltung
Seit dem Neustart des Rhein-Frühlings auf der Fläche vor dem Kurfürstlichen Schloss verzeichne man in den zwei Wochen der Dauer nun rund 250.000 Besucher, sagt Sottile – und die kämen auch den übrigen städtischen Angeboten zugute: “Es gibt Studien, die besagen, dass jeder Besucher zusätzlich drei Euro in der Stadt lässt”, rechnet Sottile vor – davon profitierten auch Geschäfte, Restaurants und Parkgaragen. Nun aber fühlen sich die Schausteller nicht gehört: “Man lässt uns von Seiten der Politik hängen”, klagt Sottile.
Dabei seien die Schausteller in hohem Maße kompromissbereit, betont ihr Sprecher: “Wir wollen auch ein attraktives Rheinufer mit Trimmdichpfad und hoher Aufenthaltsqualität”, betont Sottile, schließlich seien die Schausteller auch Bürger von Mainz. “Aber für uns ist das durchaus kombinierbar”, betont er, die Schausteller hätten verschiedene Kompromisse vorgeschlagen – darunter auch, mobile Anlagen selbst abzubauen, zum Grünamt zu bringen und hinterher wieder aufzustellen.
“Es geht um die Fläche vom Kaisertor bis zu den Hochbeeten”, sagt Sottile, “wir müssen für diese Fläche eine bi-funktionale Lösung finden – und das sind lediglich 300 Meter.” Doch von Seiten des Umweltdezernates spüre man wenig entgegenkommen: “Man hat uns angeboten, die ganze Rheinstraße für die Kirmes zu sperren”, berichtet Sottile, da habe er die Dezernentin gefragt: “Das ist die Hauptverbindungsachse von Mainz, wollen Sie mich auf den Arm nehmen?” Er könne sich nicht vorstellen, dass es machbar sei, die Rheinallee für vier Wochen zu sperren, “das ist auch nicht die Lösung, an der uns gelegen ist”, betont er.
Die Mainzer Schausteller wollen weiter um ihre Fläche kämpfen: “Die Frühjahrskirmes ist über 650 Jahre alt, das ist eine Traditionsveranstaltung für die Stadt”, sagt Sottile, und an der Mainzer Johannisnacht werde der Erfinder des Buchdrucks gefeiert, da gehöre die Kirmes am Rheinufer unabdingbar dazu. “Ich kann nicht einfach für Mainzer Traditionsveranstaltungen die Fläche wegnehmen”, betont Sottile, “das können wir uns nicht gefallen lassen – hier geht es auch um Mainzer Unternehmen.” Wenn man wolle, sagt Sottile noch, “kann man da eine Lösung finden, dass beide Parteien zufrieden rausgehen.”
Info& auf Mainz&: Mehr zum aktuellen Mainzer Rhein-Frühling und seinen Attraktionen im Jahr 2024 lest Ihr hier bei Mainz&.