Hohe Ehre für den Mainzer Sozialmediziner und “Obdachlosenarzt” Gerhard Trabert: Der Deutsche Hochschulverband (DHV) hat den Mainzer Mediziner zum “Hochschullehrer des Jahres” gekürt. Trabert sei “ein Hochschullehrer und Helfer, der sich mit Herz und Seele der Versorgung von Menschen in Notsituationen verschreibt”, begründete der Präsident des DHV, Professor Bernhard Kempen, die Wahl, sein Wirken reiche “weit über den Hörsaal hinaus”. Trabert helfe aber nicht nur individuell und persönlich mit seinem Verein “Armut und Gesundheit”, mit Ärztemobil und Ambulanz, sondern mache auch als Autor zahlreicher wissenschaftlicher Fachartikel und Bücher “nachdrücklich auf die Kausalität von Armut und Gesundheit aufmerksam”.

Gerhard Trabert unterwegs mit seinem Arztmobil bei Obdachlosen, - Foto: Armut & Gesundheit
Gerhard Trabert unterwegs mit seinem Arztmobil bei Obdachlosen, – Foto: Armut & Gesundheit

Trabert studierte Medizin in Mainz und Sozialarbeit an der Fachhochschule Wiesbaden, vor 25 Jahren gründete er das Ärztemobil, eine rollenden Ambulanz, mit der Trabert pro Jahr rund 800 Patienten auf der Straße behandelt. Dieses “Mainzer Modell der gesundheitlichen Versorgung von wohnungslosen Menschen” gilt als bundesweit vorbildlich und war nun auch einer der Gründe für die Auszeichnung als Hochschullehrer des Jahres. 2013 gründete Trabert zudem die “Ambulanz ohne Grenzen”, in der Ärzte,  Krankenschwestern, Krankenpfleger und Sozialarbeiter kostenfrei wohnungslose Menschen und Patienten ohne Versicherungsschutz behandeln. Seit 2009 ist Trabert zudem Professor für Sozialmedizin an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden.

Mit Trabert wird denn auch erstmals überhaupt ein Fachhochschullehrer als “Hochschullehrer des Jahres” ausgezeichnet. Trabert sei “ein tatkräftiger Pionier der Sozialmedizin, der das Herz am rechten Fleck hat”, lobte DHV-Präsident Kempen. Durch sein vielfältiges Wirken habe er “das Ansehen der Wissenschaft in Deutschland gesteigert und sich um den Berufsstand der Hochschullehrer auch außerhalb des akademischen Umfelds verdient gemacht.” Es gebe “kaum einen Wissenschaftler, der Lehre und Praxis, Wissenschaft und ihre Umsetzung besser verkörpern könnte als Herr Kollege Trabert.”

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Vor allem würdigte der Verband, dass Traberts Wirken als Sozialmediziner weit über den Hörsaal hinausreiche: “Er hat seine Berufung darin gefunden, kranken und sozial benachteiligten Menschen ein Stück Würde zurückzugeben”, betonte Kempen. Daztu gehörten eben das Arztmobil mit der rollenden Ambulanz sowie die offene Ambulanz ohne Grenzen, aber auch seine Tätigkeit als Vorsitzenden des Vereins “Armut und Gesundheit” sowie der 2003 gegründete Verein “Flüsterpost – Unterstützung für Kinder krebskranker Eltern”. Trabert habe sich auch als Verfasser von Kinderbüchern über den Umgang mit Krebs einen Namen gemacht und scheue sich in seinen Veröffentlichungen auch nicht,  “gesellschaftsstrukturelle Unrechtsmechanismen zu benennen und deren Abschaffung einzufordern.”

Der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert im kurdischen Kobane . - Foto: Trabert
Der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert im kurdischen Kobane . – Foto: Trabert

Trotz seiner vielfältigen Verpflichtungen nehme er sich regelmäßig noch Zeit für humanitäre Auslandseinsätze – etwa auf der Sea Watch zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer oder in Flüchtlingslagern in der Rojava-Region in Nordsyrien sowie in kurdischen Orten wie Kobane. Für dieses Wirken erhält Trabert nun den mit 10.000 Euro dotierten Preis, der ihm am 6. April 2020 im Rahmen der “Gala der Deutschen Wissenschaft” in Berlin verliehen wird.

Info& auf Mainz&: Wir haben mehrfach über die Aktivitäten von Gerhard Trabert berichtet, zuletzt über die Situation im kurdischen Kobane und die dort von Trabert gegründete Diabetes-Ambulanz – dazu hier mehr. Einen Artikel zu den Hilfseinsätzen auf der Sea Watch im Mittelmeer findet Ihr hier. Die Pressemitteilung des Deutschen Hochschulverbandes samt früherer Preisträger findet Ihr hier im Internet.

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